[Spaltenumbruch]
dere Vögel, auf dem Zuge, doch unver- merckt, mit weg.
Von der Schnerre/ den Krammets- Vögeln/ und Drosseln.
§. 34.
Die Schnerre ist fast geartet wie der Krammets-Vogel, daß man ihn von weiten im Fliegen nicht gleich unter- scheiden kan, er ist etwas grösser und licht- grauer, am Bauche aber buntscheckigt, fast wie das Hasel-Huhn nach Propor- tion ist. Die Krammets-Vögel haben ihren Nahmen von den Krambet, oder Wacholderbeeren, massen sich dieselben, zumahl in der Winters-Zeit, meisten- theils davon nehren. Sie brüten hier zu Lande nicht, sondern, wie man davor hält, in den Morgen-Ländern. Man hat bey diesem Vogel in den Stuben wahrgenommen, daß, wenn man ihm zur Frühlings-Zeit junge Schnerren ins Nest hinsetzt, er dieselben angenommen, und aufgezogen hat. Dieser Vogel sin- get nicht, und ist von keiner sonderlichen schönen Farbe, so daß, wenn sein Fleisch oder Wildpräth nicht so köstlich wäre, er gantz unbekandt bleiben würde. Dieses kan man mit ihm versuchen, wenn man einen Krammets-Vogel auf einem La- ger-Herd fängt, auf welchem er samt sei- nem Gesellen etwan 4. 5. und mehr Wo- chen, ie länger, ie besser, die Kost genossen hat, und behält ihn alsdenn ein oder mehr Jahr in den Stuben, daß er daselbst sehr zahm wird, und sich leicht halten läßt; endlich aber läßt man ihn in dem Gegen- strich im Frühling mit unverletzten Federn wieder fliegen, und schneidet ihm eine Ze- he vom Fuß gantz hinweg, so wird man den Herbst darauf, wofern er nicht durch einen Zufall umkommt, solchen Vogel, den man durch ersterwehntes Mittel gleich kennen kan, wiederum auf dem vo- rigen Lager-Herd fangen. Die Männ- lein sind auch von den Weiblein unkennt- bar, woran aber gar nichts gelegen, weil sie ohne dem nicht singen, zum Locken und Fang hingegen eines so gut, als das an- dere ist.
§. 35.
Der Drosseln giebt es zweyer- ley Art, als die Zipp-Drosseln, und Wein- Drosseln. Jene werden auch von einigen Autoribus die Sommer-Drosseln, und diese die Winter-Drosseln genennet. Die Zipp-Drossel flieget nicht Hauffenweise, wie die andern, sondern nur zu 3. 4. auf einmahl, und läßt fast kein kleines Wäld- [Spaltenumbruch]
lein vorbey, in welches sie im Strich nicht einfällt, daher es denn kommt, daß ihrer hernach wohl 30. 40. 50. zusammen kom- men, iedoch bleiben sie nicht beysammen, sondern sie zerstreuen sich gantz unver- merckt wieder. Wenn man sie in dem Nest bekommt, werden sie sehr zahm, doch ist weiter nichts mit ihnen anzufan- gen, weil es ein Vogel ist, der sich lauter von Würmern nehret, wenn er in seiner Freyheit ist, und den Wald liebet, so, daß er zum Aus- und Einfliegen nicht kan ge- braucht werden. Die Männlein und Weiblein sind nicht von einander zu un- terscheiden, und muß man es dahero nur auf etliche ungewisse Muthmassungen wagen, wenn man sie auslesen will; wo man sie aber jung aus dem Nest nimmt, verrathen sich die Männlein, so bald sie fressen, gleich durch stilles Dichten, auf welches man Acht zu geben hat. Sie brüten meistentheils zweymahl in dicke Bäume, etwan zwey Manns hoch, auch etwas höher. Die Nahrung der Zipp- Drosseln und der Wein-Drosseln beste- het in Wacholder-Eschen-Arls-wie auch Heidel- und Erdbeeren, wenn sie diesel- ben zur Herbst-Zeit nicht finden können. Nicht weniger geniessen sie allerhand Schißbeere, am meisten aber, zumahl im Früh-Jahr, kleine Schnecken und Ge- würme. Wenn die Wein-Drosseln erst einen Tag oder vier sich in dem Keficht halten, und essen lernen, hernach aber vierzehen Tage oder drey Wochen aus- dauren, so halten sie sich wohl länger, aber selten einen neu angehenden Herbst- Strich aus.
Von den Amseln.
§. 36.
Die Amseln fangen gleich an im Frühling zu singen, so bald der Schnee weggehet, und continuiren ihren Gesang biß gegen Johannis. Jhr Schnabel fängt sich an nach Weyhnachten zu färben, und behalten alsdenn die Farbe, so lange sie leben, die Weiblein aber bekommen kei- nen gelben Schnabel. Jhre Federn rei- nigen und baden sie im Wasser, und brin- gen den Jungen die Aetzung mit dem Schnabel. Jhre Speise, wenn sie in der Freyheit sind, bestehet in allerhand Würmern und Beeren. Jn dem Vo- gel-Haus aber giebt man ihnen Milch und Semmel, auch gekochtes Fleisch, oder, welches noch besser, ihre natürliche Spei- se an allerley Beeren. Mit Zahmma- chung ist bey diesem Vogel nichts zu thun,
denn
C c 2
Von mancherley Feder-Wildpraͤth.
[Spaltenumbruch]
dere Voͤgel, auf dem Zuge, doch unver- merckt, mit weg.
Von der Schnerre/ den Kram̃ets- Voͤgeln/ und Droſſeln.
§. 34.
Die Schnerre iſt faſt geartet wie der Krammets-Vogel, daß man ihn von weiten im Fliegen nicht gleich unter- ſcheiden kan, er iſt etwas groͤſſer und licht- grauer, am Bauche aber buntſcheckigt, faſt wie das Haſel-Huhn nach Propor- tion iſt. Die Krammets-Voͤgel haben ihren Nahmen von den Krambet, oder Wacholderbeeren, maſſen ſich dieſelben, zumahl in der Winters-Zeit, meiſten- theils davon nehren. Sie bruͤten hier zu Lande nicht, ſondern, wie man davor haͤlt, in den Morgen-Laͤndern. Man hat bey dieſem Vogel in den Stuben wahrgenommen, daß, wenn man ihm zur Fruͤhlings-Zeit junge Schnerren ins Neſt hinſetzt, er dieſelben angenommen, und aufgezogen hat. Dieſer Vogel ſin- get nicht, und iſt von keiner ſonderlichen ſchoͤnen Farbe, ſo daß, wenn ſein Fleiſch oder Wildpraͤth nicht ſo koͤſtlich waͤre, er gantz unbekandt bleiben wuͤrde. Dieſes kan man mit ihm verſuchen, wenn man einen Krammets-Vogel auf einem La- ger-Herd faͤngt, auf welchem er ſamt ſei- nem Geſellen etwan 4. 5. und mehr Wo- chen, ie laͤnger, ie beſſer, die Koſt genoſſen hat, und behaͤlt ihn alsdenn ein oder mehr Jahr in den Stuben, daß er daſelbſt ſehr zahm wird, und ſich leicht halten laͤßt; endlich aber laͤßt man ihn in dem Gegen- ſtrich im Fruͤhling mit unverletzten Federn wieder fliegen, und ſchneidet ihm eine Ze- he vom Fuß gantz hinweg, ſo wird man den Herbſt darauf, wofern er nicht durch einen Zufall umkommt, ſolchen Vogel, den man durch erſterwehntes Mittel gleich kennen kan, wiederum auf dem vo- rigen Lager-Herd fangen. Die Maͤnn- lein ſind auch von den Weiblein unkennt- bar, woran aber gar nichts gelegen, weil ſie ohne dem nicht ſingen, zum Locken und Fang hingegen eines ſo gut, als das an- dere iſt.
§. 35.
Der Droſſeln giebt es zweyer- ley Art, als die Zipp-Droſſeln, und Wein- Droſſeln. Jene werden auch von einigen Autoribus die Sommer-Droſſeln, und dieſe die Winter-Droſſeln genennet. Die Zipp-Droſſel flieget nicht Hauffenweiſe, wie die andern, ſondern nur zu 3. 4. auf einmahl, und laͤßt faſt kein kleines Waͤld- [Spaltenumbruch]
lein vorbey, in welches ſie im Strich nicht einfaͤllt, daher es denn kommt, daß ihrer hernach wohl 30. 40. 50. zuſammen kom- men, iedoch bleiben ſie nicht beyſammen, ſondern ſie zerſtreuen ſich gantz unver- merckt wieder. Wenn man ſie in dem Neſt bekommt, werden ſie ſehr zahm, doch iſt weiter nichts mit ihnen anzufan- gen, weil es ein Vogel iſt, der ſich lauter von Wuͤrmern nehret, wenn er in ſeiner Freyheit iſt, und den Wald liebet, ſo, daß er zum Aus- und Einfliegen nicht kan ge- braucht werden. Die Maͤnnlein und Weiblein ſind nicht von einander zu un- terſcheiden, und muß man es dahero nur auf etliche ungewiſſe Muthmaſſungen wagen, wenn man ſie ausleſen will; wo man ſie aber jung aus dem Neſt nimmt, verrathen ſich die Maͤnnlein, ſo bald ſie freſſen, gleich durch ſtilles Dichten, auf welches man Acht zu geben hat. Sie bruͤten meiſtentheils zweymahl in dicke Baͤume, etwan zwey Manns hoch, auch etwas hoͤher. Die Nahrung der Zipp- Droſſeln und der Wein-Droſſeln beſte- het in Wacholder-Eſchen-Arls-wie auch Heidel- und Erdbeeren, wenn ſie dieſel- ben zur Herbſt-Zeit nicht finden koͤnnen. Nicht weniger genieſſen ſie allerhand Schißbeere, am meiſten aber, zumahl im Fruͤh-Jahr, kleine Schnecken und Ge- wuͤrme. Wenn die Wein-Droſſeln erſt einen Tag oder vier ſich in dem Keficht halten, und eſſen lernen, hernach aber vierzehen Tage oder drey Wochen aus- dauren, ſo halten ſie ſich wohl laͤnger, aber ſelten einen neu angehenden Herbſt- Strich aus.
Von den Amſeln.
§. 36.
Die Amſeln fangen gleich an im Fruͤhling zu ſingen, ſo bald der Schnee weggehet, und continuiren ihren Geſang biß gegen Johannis. Jhr Schnabel faͤngt ſich an nach Weyhnachten zu faͤrben, und behalten alsdenn die Farbe, ſo lange ſie leben, die Weiblein aber bekommen kei- nen gelben Schnabel. Jhre Federn rei- nigen und baden ſie im Waſſer, und brin- gen den Jungen die Aetzung mit dem Schnabel. Jhre Speiſe, wenn ſie in der Freyheit ſind, beſtehet in allerhand Wuͤrmern und Beeren. Jn dem Vo- gel-Haus aber giebt man ihnen Milch und Semmel, auch gekochtes Fleiſch, oder, welches noch beſſer, ihre natuͤrliche Spei- ſe an allerley Beeren. Mit Zahmma- chung iſt bey dieſem Vogel nichts zu thun,
denn
C c 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0329"n="203"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von mancherley Feder-Wildpraͤth.</hi></fw><lb/><cb/>
dere Voͤgel, auf dem Zuge, doch unver-<lb/>
merckt, mit weg.</p></div></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Von der Schnerre/ den Kram̃ets-<lb/>
Voͤgeln/ und Droſſeln.</hi></head><lb/><divn="4"><head>§. 34.</head><p>Die Schnerre iſt faſt geartet<lb/>
wie der Krammets-Vogel, daß man ihn<lb/>
von weiten im Fliegen nicht gleich unter-<lb/>ſcheiden kan, er iſt etwas groͤſſer und licht-<lb/>
grauer, am Bauche aber buntſcheckigt,<lb/>
faſt wie das Haſel-Huhn nach <hirendition="#aq">Propor-<lb/>
tion</hi> iſt. Die Krammets-Voͤgel haben<lb/>
ihren Nahmen von den Krambet, oder<lb/>
Wacholderbeeren, maſſen ſich dieſelben,<lb/>
zumahl in der Winters-Zeit, meiſten-<lb/>
theils davon nehren. Sie bruͤten hier<lb/>
zu Lande nicht, ſondern, wie man davor<lb/>
haͤlt, in den Morgen-Laͤndern. Man<lb/>
hat bey dieſem Vogel in den Stuben<lb/>
wahrgenommen, daß, wenn man ihm zur<lb/>
Fruͤhlings-Zeit junge Schnerren ins<lb/>
Neſt hinſetzt, er dieſelben angenommen,<lb/>
und aufgezogen hat. Dieſer Vogel ſin-<lb/>
get nicht, und iſt von keiner ſonderlichen<lb/>ſchoͤnen Farbe, ſo daß, wenn ſein Fleiſch<lb/>
oder Wildpraͤth nicht ſo koͤſtlich waͤre, er<lb/>
gantz unbekandt bleiben wuͤrde. Dieſes<lb/>
kan man mit ihm verſuchen, wenn man<lb/>
einen Krammets-Vogel auf einem La-<lb/>
ger-Herd faͤngt, auf welchem er ſamt ſei-<lb/>
nem Geſellen etwan 4. 5. und mehr Wo-<lb/>
chen, ie laͤnger, ie beſſer, die Koſt genoſſen<lb/>
hat, und behaͤlt ihn alsdenn ein oder mehr<lb/>
Jahr in den Stuben, daß er daſelbſt ſehr<lb/>
zahm wird, und ſich leicht halten laͤßt;<lb/>
endlich aber laͤßt man ihn in dem Gegen-<lb/>ſtrich im Fruͤhling mit unverletzten Federn<lb/>
wieder fliegen, und ſchneidet ihm eine Ze-<lb/>
he vom Fuß gantz hinweg, ſo wird man<lb/>
den Herbſt darauf, wofern er nicht durch<lb/>
einen Zufall umkommt, ſolchen Vogel,<lb/>
den man durch erſterwehntes Mittel<lb/>
gleich kennen kan, wiederum auf dem vo-<lb/>
rigen Lager-Herd fangen. Die Maͤnn-<lb/>
lein ſind auch von den Weiblein unkennt-<lb/>
bar, woran aber gar nichts gelegen, weil<lb/>ſie ohne dem nicht ſingen, zum Locken und<lb/>
Fang hingegen eines ſo gut, als das an-<lb/>
dere iſt.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 35.</head><p>Der Droſſeln giebt es zweyer-<lb/>
ley Art, als die Zipp-Droſſeln, und Wein-<lb/>
Droſſeln. Jene werden auch von einigen<lb/><hirendition="#aq">Autoribus</hi> die Sommer-Droſſeln, und<lb/>
dieſe die Winter-Droſſeln genennet. Die<lb/>
Zipp-Droſſel flieget nicht Hauffenweiſe,<lb/>
wie die andern, ſondern nur zu 3. 4. auf<lb/>
einmahl, und laͤßt faſt kein kleines Waͤld-<lb/><cb/>
lein vorbey, in welches ſie im Strich nicht<lb/>
einfaͤllt, daher es denn kommt, daß ihrer<lb/>
hernach wohl 30. 40. 50. zuſammen kom-<lb/>
men, iedoch bleiben ſie nicht beyſammen,<lb/>ſondern ſie zerſtreuen ſich gantz unver-<lb/>
merckt wieder. Wenn man ſie in dem<lb/>
Neſt bekommt, werden ſie ſehr zahm,<lb/>
doch iſt weiter nichts mit ihnen anzufan-<lb/>
gen, weil es ein Vogel iſt, der ſich lauter<lb/>
von Wuͤrmern nehret, wenn er in ſeiner<lb/>
Freyheit iſt, und den Wald liebet, ſo, daß<lb/>
er zum Aus- und Einfliegen nicht kan ge-<lb/>
braucht werden. Die Maͤnnlein und<lb/>
Weiblein ſind nicht von einander zu un-<lb/>
terſcheiden, und muß man es dahero nur<lb/>
auf etliche ungewiſſe Muthmaſſungen<lb/>
wagen, wenn man ſie ausleſen will; wo<lb/>
man ſie aber jung aus dem Neſt nimmt,<lb/>
verrathen ſich die Maͤnnlein, ſo bald ſie<lb/>
freſſen, gleich durch ſtilles Dichten, auf<lb/>
welches man Acht zu geben hat. Sie<lb/>
bruͤten meiſtentheils zweymahl in dicke<lb/>
Baͤume, etwan zwey Manns hoch, auch<lb/>
etwas hoͤher. Die Nahrung der Zipp-<lb/>
Droſſeln und der Wein-Droſſeln beſte-<lb/>
het in Wacholder-Eſchen-Arls-wie auch<lb/>
Heidel- und Erdbeeren, wenn ſie dieſel-<lb/>
ben zur Herbſt-Zeit nicht finden koͤnnen.<lb/>
Nicht weniger genieſſen ſie allerhand<lb/>
Schißbeere, am meiſten aber, zumahl im<lb/>
Fruͤh-Jahr, kleine Schnecken und Ge-<lb/>
wuͤrme. Wenn die Wein-Droſſeln erſt<lb/>
einen Tag oder vier ſich in dem Keficht<lb/>
halten, und eſſen lernen, hernach aber<lb/>
vierzehen Tage oder drey Wochen aus-<lb/>
dauren, ſo halten ſie ſich wohl laͤnger,<lb/>
aber ſelten einen neu angehenden Herbſt-<lb/>
Strich aus.</p></div></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Von den Amſeln.</hi></head><lb/><divn="4"><head>§. 36.</head><p>Die Amſeln fangen gleich an<lb/>
im Fruͤhling zu ſingen, ſo bald der Schnee<lb/>
weggehet, und <hirendition="#aq">continui</hi>ren ihren Geſang<lb/>
biß gegen Johannis. Jhr Schnabel faͤngt<lb/>ſich an nach Weyhnachten zu faͤrben, und<lb/>
behalten alsdenn die Farbe, ſo lange ſie<lb/>
leben, die Weiblein aber bekommen kei-<lb/>
nen gelben Schnabel. Jhre Federn rei-<lb/>
nigen und baden ſie im Waſſer, und brin-<lb/>
gen den Jungen die Aetzung mit dem<lb/>
Schnabel. Jhre Speiſe, wenn ſie in<lb/>
der Freyheit ſind, beſtehet in allerhand<lb/>
Wuͤrmern und Beeren. Jn dem Vo-<lb/>
gel-Haus aber giebt man ihnen Milch<lb/>
und Semmel, auch gekochtes Fleiſch, oder,<lb/>
welches noch beſſer, ihre natuͤrliche Spei-<lb/>ſe an allerley Beeren. Mit Zahmma-<lb/>
chung iſt bey dieſem Vogel nichts zu thun,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">C c 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">denn</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[203/0329]
Von mancherley Feder-Wildpraͤth.
dere Voͤgel, auf dem Zuge, doch unver-
merckt, mit weg.
Von der Schnerre/ den Kram̃ets-
Voͤgeln/ und Droſſeln.
§. 34. Die Schnerre iſt faſt geartet
wie der Krammets-Vogel, daß man ihn
von weiten im Fliegen nicht gleich unter-
ſcheiden kan, er iſt etwas groͤſſer und licht-
grauer, am Bauche aber buntſcheckigt,
faſt wie das Haſel-Huhn nach Propor-
tion iſt. Die Krammets-Voͤgel haben
ihren Nahmen von den Krambet, oder
Wacholderbeeren, maſſen ſich dieſelben,
zumahl in der Winters-Zeit, meiſten-
theils davon nehren. Sie bruͤten hier
zu Lande nicht, ſondern, wie man davor
haͤlt, in den Morgen-Laͤndern. Man
hat bey dieſem Vogel in den Stuben
wahrgenommen, daß, wenn man ihm zur
Fruͤhlings-Zeit junge Schnerren ins
Neſt hinſetzt, er dieſelben angenommen,
und aufgezogen hat. Dieſer Vogel ſin-
get nicht, und iſt von keiner ſonderlichen
ſchoͤnen Farbe, ſo daß, wenn ſein Fleiſch
oder Wildpraͤth nicht ſo koͤſtlich waͤre, er
gantz unbekandt bleiben wuͤrde. Dieſes
kan man mit ihm verſuchen, wenn man
einen Krammets-Vogel auf einem La-
ger-Herd faͤngt, auf welchem er ſamt ſei-
nem Geſellen etwan 4. 5. und mehr Wo-
chen, ie laͤnger, ie beſſer, die Koſt genoſſen
hat, und behaͤlt ihn alsdenn ein oder mehr
Jahr in den Stuben, daß er daſelbſt ſehr
zahm wird, und ſich leicht halten laͤßt;
endlich aber laͤßt man ihn in dem Gegen-
ſtrich im Fruͤhling mit unverletzten Federn
wieder fliegen, und ſchneidet ihm eine Ze-
he vom Fuß gantz hinweg, ſo wird man
den Herbſt darauf, wofern er nicht durch
einen Zufall umkommt, ſolchen Vogel,
den man durch erſterwehntes Mittel
gleich kennen kan, wiederum auf dem vo-
rigen Lager-Herd fangen. Die Maͤnn-
lein ſind auch von den Weiblein unkennt-
bar, woran aber gar nichts gelegen, weil
ſie ohne dem nicht ſingen, zum Locken und
Fang hingegen eines ſo gut, als das an-
dere iſt.
§. 35. Der Droſſeln giebt es zweyer-
ley Art, als die Zipp-Droſſeln, und Wein-
Droſſeln. Jene werden auch von einigen
Autoribus die Sommer-Droſſeln, und
dieſe die Winter-Droſſeln genennet. Die
Zipp-Droſſel flieget nicht Hauffenweiſe,
wie die andern, ſondern nur zu 3. 4. auf
einmahl, und laͤßt faſt kein kleines Waͤld-
lein vorbey, in welches ſie im Strich nicht
einfaͤllt, daher es denn kommt, daß ihrer
hernach wohl 30. 40. 50. zuſammen kom-
men, iedoch bleiben ſie nicht beyſammen,
ſondern ſie zerſtreuen ſich gantz unver-
merckt wieder. Wenn man ſie in dem
Neſt bekommt, werden ſie ſehr zahm,
doch iſt weiter nichts mit ihnen anzufan-
gen, weil es ein Vogel iſt, der ſich lauter
von Wuͤrmern nehret, wenn er in ſeiner
Freyheit iſt, und den Wald liebet, ſo, daß
er zum Aus- und Einfliegen nicht kan ge-
braucht werden. Die Maͤnnlein und
Weiblein ſind nicht von einander zu un-
terſcheiden, und muß man es dahero nur
auf etliche ungewiſſe Muthmaſſungen
wagen, wenn man ſie ausleſen will; wo
man ſie aber jung aus dem Neſt nimmt,
verrathen ſich die Maͤnnlein, ſo bald ſie
freſſen, gleich durch ſtilles Dichten, auf
welches man Acht zu geben hat. Sie
bruͤten meiſtentheils zweymahl in dicke
Baͤume, etwan zwey Manns hoch, auch
etwas hoͤher. Die Nahrung der Zipp-
Droſſeln und der Wein-Droſſeln beſte-
het in Wacholder-Eſchen-Arls-wie auch
Heidel- und Erdbeeren, wenn ſie dieſel-
ben zur Herbſt-Zeit nicht finden koͤnnen.
Nicht weniger genieſſen ſie allerhand
Schißbeere, am meiſten aber, zumahl im
Fruͤh-Jahr, kleine Schnecken und Ge-
wuͤrme. Wenn die Wein-Droſſeln erſt
einen Tag oder vier ſich in dem Keficht
halten, und eſſen lernen, hernach aber
vierzehen Tage oder drey Wochen aus-
dauren, ſo halten ſie ſich wohl laͤnger,
aber ſelten einen neu angehenden Herbſt-
Strich aus.
Von den Amſeln.
§. 36. Die Amſeln fangen gleich an
im Fruͤhling zu ſingen, ſo bald der Schnee
weggehet, und continuiren ihren Geſang
biß gegen Johannis. Jhr Schnabel faͤngt
ſich an nach Weyhnachten zu faͤrben, und
behalten alsdenn die Farbe, ſo lange ſie
leben, die Weiblein aber bekommen kei-
nen gelben Schnabel. Jhre Federn rei-
nigen und baden ſie im Waſſer, und brin-
gen den Jungen die Aetzung mit dem
Schnabel. Jhre Speiſe, wenn ſie in
der Freyheit ſind, beſtehet in allerhand
Wuͤrmern und Beeren. Jn dem Vo-
gel-Haus aber giebt man ihnen Milch
und Semmel, auch gekochtes Fleiſch, oder,
welches noch beſſer, ihre natuͤrliche Spei-
ſe an allerley Beeren. Mit Zahmma-
chung iſt bey dieſem Vogel nichts zu thun,
denn
C c 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/329>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.