[Spaltenumbruch]
nicht anders beyzukommen, als auf den in Höltzern befindlichen Plätzen, oder Träncken, welche hierzu bereitet, und in einer Hütten, wie auf dem Herde, gerü- cket werden können.
Von der Hohl-Taube/ und Turtel-Taube.
§. 30.
Die Hohl-Tauben brüten ger- ne in hohlen Bäumen, und giebt es de- ren unterschiedene Arten; einige sind nicht gerne ohne schwartz Holtz, die andern hin- gegen suchen nur hohle Eich-Bäume, und hält sich auch eine iede Art im Strich bloß zu ihres gleichen, ausser, daß sie auf die Felder zusammen fallen. Die andern zwo Arten sind die Turtel-Tauben, nemlich die gemeinen Turtel-Tauben, die sich meistentheils in Schwartz-Wäldern aufhalten; und die Lach-Tauben. Sie brütet und trägt ihr Geniste auf den Baum, wie die Ringel-Taube, sitzt glei- cher gestalt so lange Zeit, und bringet glei- che Jungen aus. Hierbey ist zu wissen, daß, obgleich diese Tauben ihre Nester auf die Bäume, und nicht an die Erde ma- chen, auch solche vom harten Geniste zu- sammen legen, als ein Nußheger oder Ha- bicht, so darff es deswegen doch nicht ge- horstet, oder die Jungen abgestrichen, als wie bey den Raub-Thieren genennt wer- den. Die Turtel-Tauben essen allerley Gesäme, bevoraus Hiersen und Rübe- saat, und werden auch meistentheils um die Felder, wo Rübsaamen, Hanff, Lein, Mohn, u. s. w. hingesäet, oder nachdem es zur Reiffe gelangt, geraufft und geschnitten worden, gefangen. Mit dem gedörre- ten Tauben-Blut, wenn es in Rosen- Wasser gelegt worden, soll der Biesam verfälschet werden.
§. 31.
Die Turtel-Tauben fliegen eben wie die andern im Herbst weg, und kommen im Frühling zu Ende des Aprils wieder. Wenn sie kommen, gehen sie al- le sehr begierig auf den Ruff, und brüten den Sommer über zweymahl; Sie ha- ben diß vor andern in den Bäumen woh- nenden Vögeln besonders, daß sie sich im Strich offters über Nacht, sonderlich, wenn sie aufgejagt werden, auf das freye Feld niedersetzen.
§. 32.
Wenn man nahe bey einem Wald wohnet, und hat einen Tauben- Kobel, der helle, groß und sauber ist, so las- sen sich alle diese wilde Gattungen von Tauben mit andern Tauben aus- und [Spaltenumbruch]
einzufliegen gewöhnen. Wenn sie in den Eyern andern untergelegt, biß der Strich völlig vorbey, innen gehalten, im Win- ter vor der Kälte, die sie nicht, wie die ge- meinen vertragen können, bewahret, und in dem Frühling mit gemeinen Tauben gegattet werden, so lange sie nemlich die alten zahmen Tauben, die sie ausgebrü- tet, noch ätzen, läßt man sie mit ihnen flie- gen, und streuet in den Kobel täglich et- was Weitzen, daß sie hinein zu gehen, und darinnen zu fressen gewohnen, so bald sie aber völlig selbst fressen, müssen sie ge- fangen, und erst das andere Jahr im Frühling mit andern gegattet, wieder ausgelassen werden. Die Bastarte, die davon kommen, sind zwar wegen des wei- ten Ausfluges und offtmahligen langen Aussenbleibens beliebt, legen aber wenig gute Eyer, so, daß sie, ob die beyden Species der zahmen und wilden Tauben schon noch so nahe mit einander verbunden sind, doch etwas von der Sterilität, so den Ba- starten insgemein anhänget, noch an sich haben.
Von dem Tages-Schlaf.
§. 33.
Dieser Tages-scheue Vogel führt wohl seinen Nahmen mit gutem Recht, weil er sich, wie die Eule, des Tages gar nicht, als wenn er geschreckt wird, se- hen läßt, denn er sich gerne in hohle Bäu- me, auch unter die Gebüsche und Stau- den im Holtze, woselbst er sich iederzeit auf- zuhalten pflegt, verbirget. Seine Ge- stalt ist von der Grösse als ein Kybitz, auch einer sprencklichen Farbe, ausser, daß er bräunlich mit dunckelgrau vermengt aus- siehet, fast einer Wald-Schnepffen gleich, daher man ihn auch, wenn er auf der Er- den sitzt, so wenig, als diese, ins Gesicht be- kommen kan, dabey hat er auch einen kur- tzen Schnabel, welcher ihm aber am Kopff gantz breit wird, in Gestalt einer Thurm- oder Mauer-Schwalbe, womit er die Mücken, Fliegen, und dergleichen fliegen- des Gewürme, welches er bey Tages- und Nacht-Wechsel, als um welche Zeit Abends und frühe er sich sehen läßt, son- derlich emsig suchet, desto beqvemer weg- fangen kan. Seine Bruth bestehet in vier sprencklichten Eyern, in Gestalt und Forme eines Aglaster-Eyes, welche er auf Schlägen insgemein, auch andern lichten Plätzen sehr unerkenntlich in we- niges Geniste zu legen, und zu verbergen weiß. Er gehet zur Herbst-Zeit wie an-
dere
Des Dritten Theils 35. Capitel/
[Spaltenumbruch]
nicht anders beyzukommen, als auf den in Hoͤltzern befindlichen Plaͤtzen, oder Traͤncken, welche hierzu bereitet, und in einer Huͤtten, wie auf dem Herde, geruͤ- cket werden koͤnnen.
Von der Hohl-Taube/ und Turtel-Taube.
§. 30.
Die Hohl-Tauben bruͤten ger- ne in hohlen Baͤumen, und giebt es de- ren unterſchiedene Arten; einige ſind nicht gerne ohne ſchwartz Holtz, die andern hin- gegen ſuchen nur hohle Eich-Baͤume, und haͤlt ſich auch eine iede Art im Strich bloß zu ihres gleichen, auſſer, daß ſie auf die Felder zuſammen fallen. Die andern zwo Arten ſind die Turtel-Tauben, nemlich die gemeinen Turtel-Tauben, die ſich meiſtentheils in Schwartz-Waͤldern aufhalten; und die Lach-Tauben. Sie bruͤtet und traͤgt ihr Geniſte auf den Baum, wie die Ringel-Taube, ſitzt glei- cher geſtalt ſo lange Zeit, und bringet glei- che Jungen aus. Hierbey iſt zu wiſſen, daß, obgleich dieſe Tauben ihre Neſter auf die Baͤume, und nicht an die Erde ma- chen, auch ſolche vom harten Geniſte zu- ſammen legen, als ein Nußheger oder Ha- bicht, ſo darff es deswegen doch nicht ge- horſtet, oder die Jungen abgeſtrichen, als wie bey den Raub-Thieren genennt wer- den. Die Turtel-Tauben eſſen allerley Geſaͤme, bevoraus Hierſen und Ruͤbe- ſaat, und werden auch meiſtentheils um die Felder, wo Ruͤbſaamen, Hanff, Lein, Mohn, u. ſ. w. hingeſaͤet, oder nachdem es zuꝛ Reiffe gelangt, geraufft und geſchnitten worden, gefangen. Mit dem gedoͤrre- ten Tauben-Blut, wenn es in Roſen- Waſſer gelegt worden, ſoll der Bieſam verfaͤlſchet werden.
§. 31.
Die Turtel-Tauben fliegen eben wie die andern im Herbſt weg, und kommen im Fruͤhling zu Ende des Aprils wieder. Wenn ſie kommen, gehen ſie al- le ſehr begierig auf den Ruff, und bruͤten den Sommer uͤber zweymahl; Sie ha- ben diß vor andern in den Baͤumen woh- nenden Voͤgeln beſonders, daß ſie ſich im Strich offters uͤber Nacht, ſonderlich, wenn ſie aufgejagt werden, auf das freye Feld niederſetzen.
§. 32.
Wenn man nahe bey einem Wald wohnet, und hat einen Tauben- Kobel, der helle, groß und ſauber iſt, ſo laſ- ſen ſich alle dieſe wilde Gattungen von Tauben mit andern Tauben aus- und [Spaltenumbruch]
einzufliegen gewoͤhnen. Wenn ſie in den Eyern andern untergelegt, biß der Strich voͤllig vorbey, innen gehalten, im Win- ter vor der Kaͤlte, die ſie nicht, wie die ge- meinen vertragen koͤnnen, bewahret, und in dem Fruͤhling mit gemeinen Tauben gegattet werden, ſo lange ſie nemlich die alten zahmen Tauben, die ſie ausgebruͤ- tet, noch aͤtzen, laͤßt man ſie mit ihnen flie- gen, und ſtreuet in den Kobel taͤglich et- was Weitzen, daß ſie hinein zu gehen, und darinnen zu freſſen gewohnen, ſo bald ſie aber voͤllig ſelbſt freſſen, muͤſſen ſie ge- fangen, und erſt das andere Jahr im Fruͤhling mit andern gegattet, wieder ausgelaſſen werden. Die Baſtarte, die davon kommen, ſind zwar wegen des wei- ten Ausfluges und offtmahligen langen Auſſenbleibens beliebt, legen aber wenig gute Eyer, ſo, daß ſie, ob die beyden Species der zahmen und wilden Tauben ſchon noch ſo nahe mit einander verbunden ſind, doch etwas von der Sterilitaͤt, ſo den Ba- ſtarten insgemein anhaͤnget, noch an ſich haben.
Von dem Tages-Schlaf.
§. 33.
Dieſer Tages-ſcheue Vogel fuͤhrt wohl ſeinen Nahmen mit gutem Recht, weil er ſich, wie die Eule, des Tages gar nicht, als wenn er geſchreckt wird, ſe- hen laͤßt, denn er ſich gerne in hohle Baͤu- me, auch unter die Gebuͤſche und Stau- den im Holtze, woſelbſt er ſich iederzeit auf- zuhalten pflegt, verbirget. Seine Ge- ſtalt iſt von der Groͤſſe als ein Kybitz, auch einer ſprencklichen Farbe, auſſer, daß er braͤunlich mit dunckelgrau vermengt aus- ſiehet, faſt einer Wald-Schnepffen gleich, daher man ihn auch, wenn er auf der Er- den ſitzt, ſo wenig, als dieſe, ins Geſicht be- kommen kan, dabey hat er auch einen kur- tzen Schnabel, welcher ihm aber am Kopff gantz breit wird, in Geſtalt einer Thurm- oder Mauer-Schwalbe, womit er die Muͤcken, Fliegen, und dergleichen fliegen- des Gewuͤrme, welches er bey Tages- und Nacht-Wechſel, als um welche Zeit Abends und fruͤhe er ſich ſehen laͤßt, ſon- derlich emſig ſuchet, deſto beqvemer weg- fangen kan. Seine Bruth beſtehet in vier ſprencklichten Eyern, in Geſtalt und Forme eines Aglaſter-Eyes, welche er auf Schlaͤgen insgemein, auch andern lichten Plaͤtzen ſehr unerkenntlich in we- niges Geniſte zu legen, und zu verbergen weiß. Er gehet zur Herbſt-Zeit wie an-
dere
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0328"n="202"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Des Dritten Theils 35. Capitel/</hi></fw><lb/><cb/>
nicht anders beyzukommen, als auf den<lb/>
in Hoͤltzern befindlichen Plaͤtzen, oder<lb/>
Traͤncken, welche hierzu bereitet, und in<lb/>
einer Huͤtten, wie auf dem Herde, geruͤ-<lb/>
cket werden koͤnnen.</p></div></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Von der Hohl-Taube/ und<lb/>
Turtel-Taube.</hi></head><lb/><divn="4"><head>§. 30.</head><p>Die Hohl-Tauben bruͤten ger-<lb/>
ne in hohlen Baͤumen, und giebt es de-<lb/>
ren unterſchiedene Arten; einige ſind nicht<lb/>
gerne ohne ſchwartz Holtz, die andern hin-<lb/>
gegen ſuchen nur hohle Eich-Baͤume, und<lb/>
haͤlt ſich auch eine iede Art im Strich bloß<lb/>
zu ihres gleichen, auſſer, daß ſie auf die<lb/>
Felder zuſammen fallen. Die andern<lb/>
zwo Arten ſind die Turtel-Tauben,<lb/>
nemlich die gemeinen Turtel-Tauben, die<lb/>ſich meiſtentheils in Schwartz-Waͤldern<lb/>
aufhalten; und die Lach-Tauben. Sie<lb/>
bruͤtet und traͤgt ihr Geniſte auf den<lb/>
Baum, wie die Ringel-Taube, ſitzt glei-<lb/>
cher geſtalt ſo lange Zeit, und bringet glei-<lb/>
che Jungen aus. Hierbey iſt zu wiſſen,<lb/>
daß, obgleich dieſe Tauben ihre Neſter auf<lb/>
die Baͤume, und nicht an die Erde ma-<lb/>
chen, auch ſolche vom harten Geniſte zu-<lb/>ſammen legen, als ein Nußheger oder Ha-<lb/>
bicht, ſo darff es deswegen doch nicht ge-<lb/>
horſtet, oder die Jungen abgeſtrichen, als<lb/>
wie bey den Raub-Thieren genennt wer-<lb/>
den. Die Turtel-Tauben eſſen allerley<lb/>
Geſaͤme, bevoraus Hierſen und Ruͤbe-<lb/>ſaat, und werden auch meiſtentheils um<lb/>
die Felder, wo Ruͤbſaamen, Hanff, Lein,<lb/>
Mohn, u. ſ. w. hingeſaͤet, oder nachdem es<lb/>
zuꝛ Reiffe gelangt, geraufft und geſchnitten<lb/>
worden, gefangen. Mit dem gedoͤrre-<lb/>
ten Tauben-Blut, wenn es in Roſen-<lb/>
Waſſer gelegt worden, ſoll der Bieſam<lb/>
verfaͤlſchet werden.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 31.</head><p>Die Turtel-Tauben fliegen<lb/>
eben wie die andern im Herbſt weg, und<lb/>
kommen im Fruͤhling zu Ende des Aprils<lb/>
wieder. Wenn ſie kommen, gehen ſie al-<lb/>
le ſehr begierig auf den Ruff, und bruͤten<lb/>
den Sommer uͤber zweymahl; Sie ha-<lb/>
ben diß vor andern in den Baͤumen woh-<lb/>
nenden Voͤgeln beſonders, daß ſie ſich im<lb/>
Strich offters uͤber Nacht, ſonderlich,<lb/>
wenn ſie aufgejagt werden, auf das freye<lb/>
Feld niederſetzen.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 32.</head><p>Wenn man nahe bey einem<lb/>
Wald wohnet, und hat einen Tauben-<lb/>
Kobel, der helle, groß und ſauber iſt, ſo laſ-<lb/>ſen ſich alle dieſe wilde Gattungen von<lb/>
Tauben mit andern Tauben aus- und<lb/><cb/>
einzufliegen gewoͤhnen. Wenn ſie in den<lb/>
Eyern andern untergelegt, biß der Strich<lb/>
voͤllig vorbey, innen gehalten, im Win-<lb/>
ter vor der Kaͤlte, die ſie nicht, wie die ge-<lb/>
meinen vertragen koͤnnen, bewahret, und<lb/>
in dem Fruͤhling mit gemeinen Tauben<lb/>
gegattet werden, ſo lange ſie nemlich die<lb/>
alten zahmen Tauben, die ſie ausgebruͤ-<lb/>
tet, noch aͤtzen, laͤßt man ſie mit ihnen flie-<lb/>
gen, und ſtreuet in den Kobel taͤglich et-<lb/>
was Weitzen, daß ſie hinein zu gehen, und<lb/>
darinnen zu freſſen gewohnen, ſo bald ſie<lb/>
aber voͤllig ſelbſt freſſen, muͤſſen ſie ge-<lb/>
fangen, und erſt das andere Jahr im<lb/>
Fruͤhling mit andern gegattet, wieder<lb/>
ausgelaſſen werden. Die Baſtarte, die<lb/>
davon kommen, ſind zwar wegen des wei-<lb/>
ten Ausfluges und offtmahligen langen<lb/>
Auſſenbleibens beliebt, legen aber wenig<lb/>
gute Eyer, ſo, daß ſie, ob die beyden <hirendition="#aq">Species</hi><lb/>
der zahmen und wilden Tauben ſchon noch<lb/>ſo nahe mit einander verbunden ſind,<lb/>
doch etwas von der <hirendition="#aq">Sterilit</hi>aͤt, ſo den Ba-<lb/>ſtarten insgemein anhaͤnget, noch an ſich<lb/>
haben.</p></div></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Von dem Tages-Schlaf.</hi></head><lb/><divn="4"><head>§. 33.</head><p>Dieſer Tages-ſcheue Vogel<lb/>
fuͤhrt wohl ſeinen Nahmen mit gutem<lb/>
Recht, weil er ſich, wie die Eule, des Tages<lb/>
gar nicht, als wenn er geſchreckt wird, ſe-<lb/>
hen laͤßt, denn er ſich gerne in hohle Baͤu-<lb/>
me, auch unter die Gebuͤſche und Stau-<lb/>
den im Holtze, woſelbſt er ſich iederzeit auf-<lb/>
zuhalten pflegt, verbirget. Seine Ge-<lb/>ſtalt iſt von der Groͤſſe als ein Kybitz, auch<lb/>
einer ſprencklichen Farbe, auſſer, daß er<lb/>
braͤunlich mit dunckelgrau vermengt aus-<lb/>ſiehet, faſt einer Wald-Schnepffen gleich,<lb/>
daher man ihn auch, wenn er auf der Er-<lb/>
den ſitzt, ſo wenig, als dieſe, ins Geſicht be-<lb/>
kommen kan, dabey hat er auch einen kur-<lb/>
tzen Schnabel, welcher ihm aber am Kopff<lb/>
gantz breit wird, in Geſtalt einer Thurm-<lb/>
oder Mauer-Schwalbe, womit er die<lb/>
Muͤcken, Fliegen, und dergleichen fliegen-<lb/>
des Gewuͤrme, welches er bey Tages-<lb/>
und Nacht-Wechſel, als um welche Zeit<lb/>
Abends und fruͤhe er ſich ſehen laͤßt, ſon-<lb/>
derlich emſig ſuchet, deſto beqvemer weg-<lb/>
fangen kan. Seine Bruth beſtehet in<lb/>
vier ſprencklichten Eyern, in Geſtalt und<lb/>
Forme eines Aglaſter-Eyes, welche er<lb/>
auf Schlaͤgen insgemein, auch andern<lb/>
lichten Plaͤtzen ſehr unerkenntlich in we-<lb/>
niges Geniſte zu legen, und zu verbergen<lb/>
weiß. Er gehet zur Herbſt-Zeit wie an-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">dere</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[202/0328]
Des Dritten Theils 35. Capitel/
nicht anders beyzukommen, als auf den
in Hoͤltzern befindlichen Plaͤtzen, oder
Traͤncken, welche hierzu bereitet, und in
einer Huͤtten, wie auf dem Herde, geruͤ-
cket werden koͤnnen.
Von der Hohl-Taube/ und
Turtel-Taube.
§. 30. Die Hohl-Tauben bruͤten ger-
ne in hohlen Baͤumen, und giebt es de-
ren unterſchiedene Arten; einige ſind nicht
gerne ohne ſchwartz Holtz, die andern hin-
gegen ſuchen nur hohle Eich-Baͤume, und
haͤlt ſich auch eine iede Art im Strich bloß
zu ihres gleichen, auſſer, daß ſie auf die
Felder zuſammen fallen. Die andern
zwo Arten ſind die Turtel-Tauben,
nemlich die gemeinen Turtel-Tauben, die
ſich meiſtentheils in Schwartz-Waͤldern
aufhalten; und die Lach-Tauben. Sie
bruͤtet und traͤgt ihr Geniſte auf den
Baum, wie die Ringel-Taube, ſitzt glei-
cher geſtalt ſo lange Zeit, und bringet glei-
che Jungen aus. Hierbey iſt zu wiſſen,
daß, obgleich dieſe Tauben ihre Neſter auf
die Baͤume, und nicht an die Erde ma-
chen, auch ſolche vom harten Geniſte zu-
ſammen legen, als ein Nußheger oder Ha-
bicht, ſo darff es deswegen doch nicht ge-
horſtet, oder die Jungen abgeſtrichen, als
wie bey den Raub-Thieren genennt wer-
den. Die Turtel-Tauben eſſen allerley
Geſaͤme, bevoraus Hierſen und Ruͤbe-
ſaat, und werden auch meiſtentheils um
die Felder, wo Ruͤbſaamen, Hanff, Lein,
Mohn, u. ſ. w. hingeſaͤet, oder nachdem es
zuꝛ Reiffe gelangt, geraufft und geſchnitten
worden, gefangen. Mit dem gedoͤrre-
ten Tauben-Blut, wenn es in Roſen-
Waſſer gelegt worden, ſoll der Bieſam
verfaͤlſchet werden.
§. 31. Die Turtel-Tauben fliegen
eben wie die andern im Herbſt weg, und
kommen im Fruͤhling zu Ende des Aprils
wieder. Wenn ſie kommen, gehen ſie al-
le ſehr begierig auf den Ruff, und bruͤten
den Sommer uͤber zweymahl; Sie ha-
ben diß vor andern in den Baͤumen woh-
nenden Voͤgeln beſonders, daß ſie ſich im
Strich offters uͤber Nacht, ſonderlich,
wenn ſie aufgejagt werden, auf das freye
Feld niederſetzen.
§. 32. Wenn man nahe bey einem
Wald wohnet, und hat einen Tauben-
Kobel, der helle, groß und ſauber iſt, ſo laſ-
ſen ſich alle dieſe wilde Gattungen von
Tauben mit andern Tauben aus- und
einzufliegen gewoͤhnen. Wenn ſie in den
Eyern andern untergelegt, biß der Strich
voͤllig vorbey, innen gehalten, im Win-
ter vor der Kaͤlte, die ſie nicht, wie die ge-
meinen vertragen koͤnnen, bewahret, und
in dem Fruͤhling mit gemeinen Tauben
gegattet werden, ſo lange ſie nemlich die
alten zahmen Tauben, die ſie ausgebruͤ-
tet, noch aͤtzen, laͤßt man ſie mit ihnen flie-
gen, und ſtreuet in den Kobel taͤglich et-
was Weitzen, daß ſie hinein zu gehen, und
darinnen zu freſſen gewohnen, ſo bald ſie
aber voͤllig ſelbſt freſſen, muͤſſen ſie ge-
fangen, und erſt das andere Jahr im
Fruͤhling mit andern gegattet, wieder
ausgelaſſen werden. Die Baſtarte, die
davon kommen, ſind zwar wegen des wei-
ten Ausfluges und offtmahligen langen
Auſſenbleibens beliebt, legen aber wenig
gute Eyer, ſo, daß ſie, ob die beyden Species
der zahmen und wilden Tauben ſchon noch
ſo nahe mit einander verbunden ſind,
doch etwas von der Sterilitaͤt, ſo den Ba-
ſtarten insgemein anhaͤnget, noch an ſich
haben.
Von dem Tages-Schlaf.
§. 33. Dieſer Tages-ſcheue Vogel
fuͤhrt wohl ſeinen Nahmen mit gutem
Recht, weil er ſich, wie die Eule, des Tages
gar nicht, als wenn er geſchreckt wird, ſe-
hen laͤßt, denn er ſich gerne in hohle Baͤu-
me, auch unter die Gebuͤſche und Stau-
den im Holtze, woſelbſt er ſich iederzeit auf-
zuhalten pflegt, verbirget. Seine Ge-
ſtalt iſt von der Groͤſſe als ein Kybitz, auch
einer ſprencklichen Farbe, auſſer, daß er
braͤunlich mit dunckelgrau vermengt aus-
ſiehet, faſt einer Wald-Schnepffen gleich,
daher man ihn auch, wenn er auf der Er-
den ſitzt, ſo wenig, als dieſe, ins Geſicht be-
kommen kan, dabey hat er auch einen kur-
tzen Schnabel, welcher ihm aber am Kopff
gantz breit wird, in Geſtalt einer Thurm-
oder Mauer-Schwalbe, womit er die
Muͤcken, Fliegen, und dergleichen fliegen-
des Gewuͤrme, welches er bey Tages-
und Nacht-Wechſel, als um welche Zeit
Abends und fruͤhe er ſich ſehen laͤßt, ſon-
derlich emſig ſuchet, deſto beqvemer weg-
fangen kan. Seine Bruth beſtehet in
vier ſprencklichten Eyern, in Geſtalt und
Forme eines Aglaſter-Eyes, welche er
auf Schlaͤgen insgemein, auch andern
lichten Plaͤtzen ſehr unerkenntlich in we-
niges Geniſte zu legen, und zu verbergen
weiß. Er gehet zur Herbſt-Zeit wie an-
dere
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/328>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.