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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Andern Th. 40. C. von Verpachtung u. Pachtung der Jagden.
[Spaltenumbruch]
Das 40. Capitel/
Von Verpachtung und Pach-
tung der Jagden.
§. 1.

Unter die unverständigen Hand-
lungen, die die Menschen in ihrem
Leben zu begehen pflegen, gehöret sonder
Zweifel auch mit, wenn einige die Jagden
verpachten, oder pachten, welches aus fol-
genden gar deutlich erhellen wird. Die
Verpachter handeln sehr unrecht, wenn
sie diese Geschöpffe, so ihnen von dem lie-
ben GOtt zu ihrem Nutzen und zu ihrer
Ergötzlichkeit gegeben worden, an die in-
teressi
rten und eigennützigen Pachter zu
einer Beute gleichsam hinschleudern, auch
noch wohl dazu ihnen alle Gegenden und
Wechsel verrathen, alle Netze und Lap-
pen übergeben, und ihre Unterthanen,
Wagen und Pferde, um die Jagden an-
zustellen, und das Wildpräth fortzuschaf-
fen, anbieten, und offeriren. Es wer-
den hierdurch die Verpachter, wenn sie
einen bösen Pachter bekommen, vollkom-
men ruinirt, und zu Sclaven gemacht.
Es dürffen so dann weder Verpachter,
noch die Seinigen, sich mit einer Flinte in
den Gehöltzen und in der Wildbahn sehen
lassen, viel weniger einen Schuß thun,
oder Hunde bey sich führen, wodurch er
denn gantz um seine Freyheit gebracht
wird. Hieraus ist nun der herrliche Nu-
tzen zu sehen, den man von Verpachtung
der Jagden hat. Jst Pachter ein verstän-
diger Jäger, und er läßt die benöthigten
Flügel hauen, so muß Herr Verpachter
mit betrübten Augen zusehen, wenn ihm
der Pachter auf solchen Flügeln die schön-
sten Bret-Bäume, und die besten Mast-
tragenden Eichen und Büchen, des andern
Holtzes zu geschweigen, wegschläget, da-
mit er seine Netze, Tücher, Lappen und
Zeug, wie gebräuchlich, stellen möge, so
dem Pachter gar nicht zu verdencken.

§. 2.

Ebenmäßig handelt ein Pachter
nicht garzu weißlich, wenn er einem andern
die Hohen, Mittlern und Nieder-Jagden
abpachtet; Woraus will er denn die Jagd-
Nutzungen, und das Geld wieder heraus-
nehmen? Was kosten die Jäger und
die Schützen? wie viel muß er auf die
Tücher und Netze rechnen, wie viel auf
das Futter vor die Pferde und Hunde?
Jst er ein grosser Liebhaber von der Jä-
gerey, und er will öffters Jagden anstel-
len, und gute Freunde dazu bitten, so
wird manch Glaß Wein dabey ausge-
[Spaltenumbruch] truncken, und mancher Thaler überhaupt
bey den Jagd-Lustbarkeiten verschmauset;
Hat er nun gleich eine gute Parthie Wild
gefangen, oder geschossen, so wird auch
vieles davon an gute Freunde wieder ver-
schencket, und wird er nicht so bald wieder
einnehmen, was die Unkosten betragen,
dieses alles zu unterhalten und fortzuse-
tzen. Es müste denn Verpachter die Jagden
gar nichts achten, und auch das Pretium
derselben nicht recht wissen, daß der Pach-
ter einen sehr vortheilhafften Pacht der
Jagden gethan hätte, und vor ein gerin-
ges Geld dazu gekommen wäre.

Das 41. Capitel/
Von allerhand Mitteln/ um
Glück zur Jagd zu haben.
§. 1.

Wenn ein Jäger Glück zu seinen Jag-
den haben will, so muß er vornem-
lich den lieben GOtt um seinen Beystand
und Seegen anflehen, weil von GOtt alle
gute Gaben, und also auch das Glück im
Jagen herrühret, er muß sich, so viel als
möglich, vor fürsetzlichen Sünden hüten,
damit er den himmlischen Vater nicht er-
zürne, und sich so aufführen, daß er GOtt
zu seinem Beystand haben möge. Nächst
diesen muß er Lust und Liebe zu dem
Weydewerck, zu dem Jagd-Zeug und zu
den Hunden tragen, und sich durch Fleiß
und Ubung, frühzeitige und späte Be-
mühung eine sonderbahre Erfahrenheit
in der Jagd-Wissenschafft zu erwerben su-
chen. Er muß die Zeiten und Jahres-
Witterungen, den Unterscheid und die
Eintheilung der Winde wohl zu distin-
gui
ren suchen, die Hunde und die Jagd-
Zeuge so warten und pflegen, daß sie in
steter Bereitschafft erhalten werden, die
Jagd-Dienste, Jagd-Fuhren, Jäger-
Rüstungen und Geschosse behöriger mas-
sen besorgen, damit bedürffenden Falles
alles parat seyn möge.

§. 2.

Es wollen manche anrathen,
wenn man bey der Jägerey recht glücklich
seyn wolte, so solte man sich bemühen, et-
was von dem Primo Menstruo, oder ein
Stücklein von dem Hembde, welches auf
diese Art illuminiret, von einem Mägdgen
zu bekommen, und dasselbe bey sich tra-
gen, man würde wunderbahre Wür-
ckungen davon erfahren, ingleichen solten
diejenigen Kinder, sowohl bey der Jäge-
rey, als auch allenthalben glücklich seyn,
deren Mütter ihnen von dem Kleidgen, so

sie
Des Andern Th. 40. C. von Verpachtung u. Pachtung der Jagden.
[Spaltenumbruch]
Das 40. Capitel/
Von Verpachtung und Pach-
tung der Jagden.
§. 1.

Unter die unverſtaͤndigen Hand-
lungen, die die Menſchen in ihrem
Leben zu begehen pflegen, gehoͤret ſonder
Zweifel auch mit, wenn einige die Jagden
verpachten, oder pachten, welches aus fol-
genden gar deutlich erhellen wird. Die
Verpachter handeln ſehr unrecht, wenn
ſie dieſe Geſchoͤpffe, ſo ihnen von dem lie-
ben GOtt zu ihrem Nutzen und zu ihrer
Ergoͤtzlichkeit gegeben worden, an die in-
tereſſi
rten und eigennuͤtzigen Pachter zu
einer Beute gleichſam hinſchleudern, auch
noch wohl dazu ihnen alle Gegenden und
Wechſel verrathen, alle Netze und Lap-
pen uͤbergeben, und ihre Unterthanen,
Wagen und Pferde, um die Jagden an-
zuſtellen, und das Wildpraͤth fortzuſchaf-
fen, anbieten, und offeriren. Es wer-
den hierdurch die Verpachter, wenn ſie
einen boͤſen Pachter bekom̃en, vollkom-
men ruinirt, und zu Sclaven gemacht.
Es duͤrffen ſo dann weder Verpachter,
noch die Seinigen, ſich mit einer Flinte in
den Gehoͤltzen und in der Wildbahn ſehen
laſſen, viel weniger einen Schuß thun,
oder Hunde bey ſich fuͤhren, wodurch er
denn gantz um ſeine Freyheit gebracht
wird. Hieraus iſt nun der herrliche Nu-
tzen zu ſehen, den man von Verpachtung
der Jagden hat. Jſt Pachter ein verſtaͤn-
diger Jaͤger, und er laͤßt die benoͤthigten
Fluͤgel hauen, ſo muß Herr Verpachter
mit betruͤbten Augen zuſehen, wenn ihm
der Pachter auf ſolchen Fluͤgeln die ſchoͤn-
ſten Bret-Baͤume, und die beſten Maſt-
tragenden Eichen und Buͤchen, des andern
Holtzes zu geſchweigen, wegſchlaͤget, da-
mit er ſeine Netze, Tuͤcher, Lappen und
Zeug, wie gebraͤuchlich, ſtellen moͤge, ſo
dem Pachter gar nicht zu verdencken.

§. 2.

Ebenmaͤßig handelt ein Pachter
nicht gaꝛzu weißlich, wenn er einem andern
die Hohen, Mittlern und Nieder-Jagden
abpachtet; Woraus will er denn die Jagd-
Nutzungen, und das Geld wieder heraus-
nehmen? Was koſten die Jaͤger und
die Schuͤtzen? wie viel muß er auf die
Tuͤcher und Netze rechnen, wie viel auf
das Futter vor die Pferde und Hunde?
Jſt er ein groſſer Liebhaber von der Jaͤ-
gerey, und er will oͤffters Jagden anſtel-
len, und gute Freunde dazu bitten, ſo
wird manch Glaß Wein dabey ausge-
[Spaltenumbruch] truncken, und mancher Thaler uͤberhaupt
bey den Jagd-Luſtbarkeiten verſchmauſet;
Hat er nun gleich eine gute Parthie Wild
gefangen, oder geſchoſſen, ſo wird auch
vieles davon an gute Freunde wieder ver-
ſchencket, und wird er nicht ſo bald wieder
einnehmen, was die Unkoſten betragen,
dieſes alles zu unterhalten und fortzuſe-
tzen. Es muͤſte deñ Verpachter die Jagden
gar nichts achten, und auch das Pretium
derſelben nicht recht wiſſen, daß der Pach-
ter einen ſehr vortheilhafften Pacht der
Jagden gethan haͤtte, und vor ein gerin-
ges Geld dazu gekommen waͤre.

Das 41. Capitel/
Von allerhand Mitteln/ um
Gluͤck zur Jagd zu haben.
§. 1.

Wenn ein Jaͤger Gluͤck zu ſeinen Jag-
den haben will, ſo muß er vornem-
lich den lieben GOtt um ſeinen Beyſtand
und Seegen anflehen, weil von GOtt alle
gute Gaben, und alſo auch das Gluͤck im
Jagen herruͤhret, er muß ſich, ſo viel als
moͤglich, vor fuͤrſetzlichen Suͤnden huͤten,
damit er den himmliſchen Vater nicht er-
zuͤrne, und ſich ſo auffuͤhren, daß er GOtt
zu ſeinem Beyſtand haben moͤge. Naͤchſt
dieſen muß er Luſt und Liebe zu dem
Weydewerck, zu dem Jagd-Zeug und zu
den Hunden tragen, und ſich durch Fleiß
und Ubung, fruͤhzeitige und ſpaͤte Be-
muͤhung eine ſonderbahre Erfahrenheit
in der Jagd-Wiſſenſchafft zu erwerben ſu-
chen. Er muß die Zeiten und Jahres-
Witterungen, den Unterſcheid und die
Eintheilung der Winde wohl zu diſtin-
gui
ren ſuchen, die Hunde und die Jagd-
Zeuge ſo warten und pflegen, daß ſie in
ſteter Bereitſchafft erhalten werden, die
Jagd-Dienſte, Jagd-Fuhren, Jaͤger-
Ruͤſtungen und Geſchoſſe behoͤriger maſ-
ſen beſorgen, damit beduͤrffenden Falles
alles parat ſeyn moͤge.

§. 2.

Es wollen manche anrathen,
wenn man bey der Jaͤgerey recht gluͤcklich
ſeyn wolte, ſo ſolte man ſich bemuͤhen, et-
was von dem Primo Menſtruo, oder ein
Stuͤcklein von dem Hembde, welches auf
dieſe Art illuminiret, von einem Maͤgdgen
zu bekommen, und daſſelbe bey ſich tra-
gen, man wuͤrde wunderbahre Wuͤr-
ckungen davon erfahren, ingleichen ſolten
diejenigen Kinder, ſowohl bey der Jaͤge-
rey, als auch allenthalben gluͤcklich ſeyn,
deren Muͤtter ihnen von dem Kleidgen, ſo

ſie
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[127/0215] Des Andern Th. 40. C. von Verpachtung u. Pachtung der Jagden. Das 40. Capitel/ Von Verpachtung und Pach- tung der Jagden. §. 1. Unter die unverſtaͤndigen Hand- lungen, die die Menſchen in ihrem Leben zu begehen pflegen, gehoͤret ſonder Zweifel auch mit, wenn einige die Jagden verpachten, oder pachten, welches aus fol- genden gar deutlich erhellen wird. Die Verpachter handeln ſehr unrecht, wenn ſie dieſe Geſchoͤpffe, ſo ihnen von dem lie- ben GOtt zu ihrem Nutzen und zu ihrer Ergoͤtzlichkeit gegeben worden, an die in- tereſſirten und eigennuͤtzigen Pachter zu einer Beute gleichſam hinſchleudern, auch noch wohl dazu ihnen alle Gegenden und Wechſel verrathen, alle Netze und Lap- pen uͤbergeben, und ihre Unterthanen, Wagen und Pferde, um die Jagden an- zuſtellen, und das Wildpraͤth fortzuſchaf- fen, anbieten, und offeriren. Es wer- den hierdurch die Verpachter, wenn ſie einen boͤſen Pachter bekom̃en, vollkom- men ruinirt, und zu Sclaven gemacht. Es duͤrffen ſo dann weder Verpachter, noch die Seinigen, ſich mit einer Flinte in den Gehoͤltzen und in der Wildbahn ſehen laſſen, viel weniger einen Schuß thun, oder Hunde bey ſich fuͤhren, wodurch er denn gantz um ſeine Freyheit gebracht wird. Hieraus iſt nun der herrliche Nu- tzen zu ſehen, den man von Verpachtung der Jagden hat. Jſt Pachter ein verſtaͤn- diger Jaͤger, und er laͤßt die benoͤthigten Fluͤgel hauen, ſo muß Herr Verpachter mit betruͤbten Augen zuſehen, wenn ihm der Pachter auf ſolchen Fluͤgeln die ſchoͤn- ſten Bret-Baͤume, und die beſten Maſt- tragenden Eichen und Buͤchen, des andern Holtzes zu geſchweigen, wegſchlaͤget, da- mit er ſeine Netze, Tuͤcher, Lappen und Zeug, wie gebraͤuchlich, ſtellen moͤge, ſo dem Pachter gar nicht zu verdencken. §. 2. Ebenmaͤßig handelt ein Pachter nicht gaꝛzu weißlich, wenn er einem andern die Hohen, Mittlern und Nieder-Jagden abpachtet; Woraus will er denn die Jagd- Nutzungen, und das Geld wieder heraus- nehmen? Was koſten die Jaͤger und die Schuͤtzen? wie viel muß er auf die Tuͤcher und Netze rechnen, wie viel auf das Futter vor die Pferde und Hunde? Jſt er ein groſſer Liebhaber von der Jaͤ- gerey, und er will oͤffters Jagden anſtel- len, und gute Freunde dazu bitten, ſo wird manch Glaß Wein dabey ausge- truncken, und mancher Thaler uͤberhaupt bey den Jagd-Luſtbarkeiten verſchmauſet; Hat er nun gleich eine gute Parthie Wild gefangen, oder geſchoſſen, ſo wird auch vieles davon an gute Freunde wieder ver- ſchencket, und wird er nicht ſo bald wieder einnehmen, was die Unkoſten betragen, dieſes alles zu unterhalten und fortzuſe- tzen. Es muͤſte deñ Verpachter die Jagden gar nichts achten, und auch das Pretium derſelben nicht recht wiſſen, daß der Pach- ter einen ſehr vortheilhafften Pacht der Jagden gethan haͤtte, und vor ein gerin- ges Geld dazu gekommen waͤre. Das 41. Capitel/ Von allerhand Mitteln/ um Gluͤck zur Jagd zu haben. §. 1. Wenn ein Jaͤger Gluͤck zu ſeinen Jag- den haben will, ſo muß er vornem- lich den lieben GOtt um ſeinen Beyſtand und Seegen anflehen, weil von GOtt alle gute Gaben, und alſo auch das Gluͤck im Jagen herruͤhret, er muß ſich, ſo viel als moͤglich, vor fuͤrſetzlichen Suͤnden huͤten, damit er den himmliſchen Vater nicht er- zuͤrne, und ſich ſo auffuͤhren, daß er GOtt zu ſeinem Beyſtand haben moͤge. Naͤchſt dieſen muß er Luſt und Liebe zu dem Weydewerck, zu dem Jagd-Zeug und zu den Hunden tragen, und ſich durch Fleiß und Ubung, fruͤhzeitige und ſpaͤte Be- muͤhung eine ſonderbahre Erfahrenheit in der Jagd-Wiſſenſchafft zu erwerben ſu- chen. Er muß die Zeiten und Jahres- Witterungen, den Unterſcheid und die Eintheilung der Winde wohl zu diſtin- guiren ſuchen, die Hunde und die Jagd- Zeuge ſo warten und pflegen, daß ſie in ſteter Bereitſchafft erhalten werden, die Jagd-Dienſte, Jagd-Fuhren, Jaͤger- Ruͤſtungen und Geſchoſſe behoͤriger maſ- ſen beſorgen, damit beduͤrffenden Falles alles parat ſeyn moͤge. §. 2. Es wollen manche anrathen, wenn man bey der Jaͤgerey recht gluͤcklich ſeyn wolte, ſo ſolte man ſich bemuͤhen, et- was von dem Primo Menſtruo, oder ein Stuͤcklein von dem Hembde, welches auf dieſe Art illuminiret, von einem Maͤgdgen zu bekommen, und daſſelbe bey ſich tra- gen, man wuͤrde wunderbahre Wuͤr- ckungen davon erfahren, ingleichen ſolten diejenigen Kinder, ſowohl bey der Jaͤge- rey, als auch allenthalben gluͤcklich ſeyn, deren Muͤtter ihnen von dem Kleidgen, ſo ſie

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/215>, abgerufen am 23.11.2024.