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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Von der Verdorrung der Fichten- und Kiefer-Wälder.
[Spaltenumbruch] finden, so die Gestalt eines Käfers, son-
derlich an Flügeln, etwan in dieser Länge
und Stärcke @) auf gewisse Maasse ha-
ben, welche in der Rinde zwischen dem
Holtz sich fortfressen, zugleich kleinen
Schmeiß als Eyergen, dieses Puncts ·
groß, von sich lassen, daraus weisse Mädi-
gen hervor kriechen, die so gleich in der
Schaale (Zweifels ohne ihrer Nahrung
nach) hin und wieder fahren, auch binnen
etlichen Wochen mit einem braunen
Köpffgen so groß als eine gemeine Käse-
Made werden; so dann wachsen ihnen
Flügel und Beine, und färben sich auch
nach und nach braun, biß sie in Zeit von 4.
5. biß 6. Wochen zur Vollkommenheit ge-
langen; da denn der Baum gäntzlich dür-
re ist, darinn sich dergleichen befunden.
Wenn dieses geschehen, ziehen sie aus, ver-
muthlich aus Mangel der Feuchtigkeit, zu
ihrer Nahrung, (denn man, wenn die
Bäume, wie ietzt gedacht, dürre, hernach
fast keinen mehr darinnen antrifft,) flie-
gen hernach fort, und beissen sich in fri-
schen Bäumen wieder durch, darinnen sie
sich auf gleiche Weise fortpflantzen.

§. 6.

Diejenigen, so im October an-
fallen, und sich einfressen, halten sich den
Winter über stille, biß zum Früh-Jahr,
da sie sich aufs neue bewegen, und ihr Ver-
derben fortsetzen, wiewohl deren im Win-
ter, sonderlich wenn es sehr nässet, viel todt
bleiben. Jn einem eintzigen Stamm be-
finden sich deren viel Tausend von unten
biß oben aus, alle in einerley Gestalt, nur,
daß theils manchmahl etwas bräunlicher
aussehen.

§. 7.

Nebst diesen sinden sich auch klei-
ne Maden in solchen Bäumen, welche sich,
wenn diese gäntzlich dürre, wie jene verlie-
ren, und wie man bemercket, denen Vö-
geln zur Nahrung dienen. Es hat sich
das Absterben zu Ausgang des Sommers
An. 1709. auch theils Orten an einigen zä-
hen Tannen geäussert, darinnen man
mehrerley Würmer, als in Fichten, mer-
cket, worunter iedoch eine Art denjenigen,
so vor in Fichten beschrieben worden, der
Gestalt und den Flügeln nach gantz gleich,
aber nur etwan halb so groß seyn; Das
andere sind Maden, wie nur erwehnet;
Die dritte Art aber ist der so genannte
weisse Holtz-Wurm, oder eine grosse Ma-
de, so ein scharffes Gebiß am Kopffe hat,
und wohl die Länge eines Qver-Fingers
erreichet, auch wenn dieser Wurm erst
zwischen der Rinde und dem Holtz gewach-
sen, sich nachmahls im Holtz fast biß auf
[Spaltenumbruch] den Kern einfrißt; welche dreyerley Wür-
mer, wie man zur Zeit beobachtet, zwischen
Holtz und Rinde generiret werden, davon
iedoch die ersten von Tannen wie an Fich-
ten ausziehen und fortfliegen können. Es
giebt von diesem Wurm-Geschmeisse un-
terschiedliche Arten: Einige sind ein Rau-
pen-Geschlecht, welches hernach zu einem
Zwiefalter wird, und wieder junge Rau-
pen ansetzt; andere sind nach Art der
Holtz-Maden ohne Flügel.

§. 8.

Woher und durch was Ursa-
chen dergleichen Gewürme und Geschmeis-
se generiret werde, ist nicht so leicht zu sa-
gen; ob sie anderswo etwan bey grossen
Winden herbeygeführet werden, oder ob
solche die bösen Nebel, Thaue, grosse
Dürre, oder Influenzen des Himmels er-
zeugen. Man solte fleißiger bey erfahrnen
Jagd- und Forst-Bedienten Erkundi-
gung einziehen, was sie vor Anmerckun-
gen hierinnen gemacht hätten. Man kan
auch nicht recht gewiß determiniren, durch
was vor Mittel und menschliche Vorsich-
tigkeit dergleichen Unheyl könte abgewen-
det werden. Es stünde zu versuchen, ob
es nicht gut thäte, wenn man an sumpf-
fichten Orten besondere Sauer-Gräben
aufwerffen liesse, daß das Terrain davon
trocken gemacht, und also auch die entste-
hende Putrido, und folglich die Zeugung
der Würmer gehindert würde.

Das 42. Capitel/
Von allerhand nützlichen Er-
findungen unserer Zeiten/ so wohl
im Anbau/ als auch in Menage
des Holtzes.
Von des Herrn Agricolae
Vermehrungs-Kunst.
§. 1.

Es hat der Herr George Andreas A-
gricola, Physicus ordinarius
zu Re-
genspurg, Krafft seiner sonderbahren Lie-
be zu dem Garten-Wesen, sich bey einigen
Jahren her bemühet, der beschleunigten
Fortzielung der Bäume durch kräfftige
Vermehrungs-Artificia bestmöglichst zu
statten zu kommen, so er in der That auch
zu Wercke gerichtet, und gezeiget, wie
man Bäume und Stauden-Gewächse
nicht nur durch Saamen, sondern auch
durch Wurtzeln, Stämme, Aeste, Zweige
und Augen auf eine unzehlbare Weise
vermehren, zugleich aber auch dem hin

und
K 3

Von der Verdorrung der Fichten- und Kiefer-Waͤlder.
[Spaltenumbruch] finden, ſo die Geſtalt eines Kaͤfers, ſon-
derlich an Fluͤgeln, etwan in dieſer Laͤnge
und Staͤrcke ) auf gewiſſe Maaſſe ha-
ben, welche in der Rinde zwiſchen dem
Holtz ſich fortfreſſen, zugleich kleinen
Schmeiß als Eyergen, dieſes Puncts ·
groß, von ſich laſſen, daraus weiſſe Maͤdi-
gen hervor kriechen, die ſo gleich in der
Schaale (Zweifels ohne ihrer Nahrung
nach) hin und wieder fahren, auch binnen
etlichen Wochen mit einem braunen
Koͤpffgen ſo groß als eine gemeine Kaͤſe-
Made werden; ſo dann wachſen ihnen
Fluͤgel und Beine, und faͤrben ſich auch
nach und nach braun, biß ſie in Zeit von 4.
5. biß 6. Wochen zur Vollkommenheit ge-
langen; da denn der Baum gaͤntzlich duͤr-
re iſt, darinn ſich dergleichen befunden.
Wenn dieſes geſchehen, ziehen ſie aus, ver-
muthlich aus Mangel der Feuchtigkeit, zu
ihrer Nahrung, (denn man, wenn die
Baͤume, wie ietzt gedacht, duͤrre, hernach
faſt keinen mehr darinnen antrifft,) flie-
gen hernach fort, und beiſſen ſich in fri-
ſchen Baͤumen wieder durch, darinnen ſie
ſich auf gleiche Weiſe fortpflantzen.

§. 6.

Diejenigen, ſo im October an-
fallen, und ſich einfreſſen, halten ſich den
Winter uͤber ſtille, biß zum Fruͤh-Jahr,
da ſie ſich aufs neue bewegen, und ihr Ver-
derben fortſetzen, wiewohl deren im Win-
ter, ſonderlich wenn es ſehr naͤſſet, viel todt
bleiben. Jn einem eintzigen Stamm be-
finden ſich deren viel Tauſend von unten
biß oben aus, alle in einerley Geſtalt, nur,
daß theils manchmahl etwas braͤunlicher
ausſehen.

§. 7.

Nebſt dieſen ſinden ſich auch klei-
ne Maden in ſolchen Baͤumen, welche ſich,
wenn dieſe gaͤntzlich duͤrre, wie jene verlie-
ren, und wie man bemercket, denen Voͤ-
geln zur Nahrung dienen. Es hat ſich
das Abſterben zu Ausgang des Som̃ers
An. 1709. auch theils Orten an einigen zaͤ-
hen Tannen geaͤuſſert, darinnen man
mehrerley Wuͤrmer, als in Fichten, mer-
cket, worunter iedoch eine Art denjenigen,
ſo vor in Fichten beſchrieben worden, der
Geſtalt und den Fluͤgeln nach gantz gleich,
aber nur etwan halb ſo groß ſeyn; Das
andere ſind Maden, wie nur erwehnet;
Die dritte Art aber iſt der ſo genannte
weiſſe Holtz-Wurm, oder eine groſſe Ma-
de, ſo ein ſcharffes Gebiß am Kopffe hat,
und wohl die Laͤnge eines Qver-Fingers
erreichet, auch wenn dieſer Wurm erſt
zwiſchen der Rinde und dem Holtz gewach-
ſen, ſich nachmahls im Holtz faſt biß auf
[Spaltenumbruch] den Kern einfrißt; welche dreyerley Wuͤr-
mer, wie man zur Zeit beobachtet, zwiſchen
Holtz und Rinde generiret werden, davon
iedoch die erſten von Tannen wie an Fich-
ten ausziehen und fortfliegen koͤnnen. Es
giebt von dieſem Wurm-Geſchmeiſſe un-
terſchiedliche Arten: Einige ſind ein Rau-
pen-Geſchlecht, welches hernach zu einem
Zwiefalter wird, und wieder junge Rau-
pen anſetzt; andere ſind nach Art der
Holtz-Maden ohne Fluͤgel.

§. 8.

Woher und durch was Urſa-
chen dergleichen Gewuͤrme und Geſchmeiſ-
ſe generiret werde, iſt nicht ſo leicht zu ſa-
gen; ob ſie anderswo etwan bey groſſen
Winden herbeygefuͤhret werden, oder ob
ſolche die boͤſen Nebel, Thaue, groſſe
Duͤrre, oder Influenzen des Himmels er-
zeugen. Man ſolte fleißiger bey erfahrnen
Jagd- und Forſt-Bedienten Erkundi-
gung einziehen, was ſie vor Anmerckun-
gen hierinnen gemacht haͤtten. Man kan
auch nicht recht gewiß determiniren, durch
was vor Mittel und menſchliche Vorſich-
tigkeit dergleichen Unheyl koͤnte abgewen-
det werden. Es ſtuͤnde zu verſuchen, ob
es nicht gut thaͤte, wenn man an ſumpf-
fichten Orten beſondere Sauer-Graͤben
aufwerffen lieſſe, daß das Terrain davon
trocken gemacht, und alſo auch die entſte-
hende Putrido, und folglich die Zeugung
der Wuͤrmer gehindert wuͤrde.

Das 42. Capitel/
Von allerhand nuͤtzlichen Er-
findungen unſerer Zeiten/ ſo wohl
im Anbau/ als auch in Menage
des Holtzes.
Von des Herrn Agricolæ
Vermehrungs-Kunſt.
§. 1.

Es hat der Herr George Andreas A-
gricola, Phyſicus ordinarius
zu Re-
genſpurg, Krafft ſeiner ſonderbahren Lie-
be zu dem Garten-Weſen, ſich bey einigen
Jahren her bemuͤhet, der beſchleunigten
Fortzielung der Baͤume durch kraͤfftige
Vermehrungs-Artificia beſtmoͤglichſt zu
ſtatten zu kommen, ſo er in der That auch
zu Wercke gerichtet, und gezeiget, wie
man Baͤume und Stauden-Gewaͤchſe
nicht nur durch Saamen, ſondern auch
durch Wurtzeln, Staͤmme, Aeſte, Zweige
und Augen auf eine unzehlbare Weiſe
vermehren, zugleich aber auch dem hin

und
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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/137>, abgerufen am 23.11.2024.