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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Ersten Th. 40. Cap. von einigen Arten wilder Bäume.
[Spaltenumbruch] wisse Oerter in die Büchsen-Geschäffte zu
legen, damit sie gewiß schiessen mögen.
Ob aber dabey zugleich ein heimlich Pa-
ctum
mit dem Teufel seyn müsse, sofern
der Schuß gewiß seyn soll, ist wohl nicht
zu zweiffeln. Auch wird es zu der Ma-
gneti
schen oder Waffen-Salbe genommen.
Es muß aber Mooß von einem solchen
Kopffe seyn, da der Mensch eines gewalt-
samen Todes gestorben.

§. 5.

Etwas anders ist auch noch das
Erden-Mooß; Solches kreucht in der Ge-
stalt eines Strickes oder Seiles an der
Erden hin und wieder, und trägt gelbe
Blüthen, welche an statt des Saamens ein
gelbliches Mehl oder Pulver von sich ge-
ben. So man dieses Pulver in das Licht
bläst, wirfft es einen langen Strahl von
sich; So man zu diesem Pulver Wey-
rauch, Mastix, Agtstein, und Benzoe thut,
giebt es nicht allein einen Blitz, sondern
auch angenehmen Geruch von sich. War-
um dasselbe, wenn man es auf Koh-
len wirfft, nicht blitze, sondern nur, wenn
man es in eine Licht-Flamme durch den
Federkiel bläset, ist der Gewalt des Feu-
ers zuzuschreiben. Es trocknet auch die-
ses Pulver sehr gut, wenn man es in die
Wunden streuet.

Das 40. Capitel/
Von unterschiedenen Physica-
li
schen und curieusen Anmerckun-
gen/ so einige Arten der wilden Bäu-
me betreffen/ und in den vorher-
gehenden nicht berühret
sind.
Von den Linden.
1.

Der Fleiß der Gärtner und der Hauß-
wirthe hat sich bemühet, eintzelne
Bäume, absonderlich Linden, dergestalt
zu ziehen, daß sie allerhand Apartements
oder Lust-Häuser praesentiren müssen.
Eine dergleichen gar prächtige Linde traff
der Herr Johann Arnold von Brand auf
seiner Gesandschaffts-Reise nach Moscau
in dem Churfürstlichen Lust-Garten zu
Königsberg an, welche unten etliche 30.
Schuh breit war, und drey unterschiedli-
che Geschosse hatte, mit Plancken und
Stützen sehr lustig belegt; dessen ersten
Schoß man auf etliche 30. Stuffen über
einen lustigen mit Plancken versehenen,
und auf 4. andern gepflantzten Linden-
[Spaltenumbruch] Bäumen auf beyden Seiten ruhenden
Eingang betreten muste; auf die andern
aber stieg man über etliche dazu gemach-
te andere Stuffen. S. Joh. Arnold von
Brand Reisen, Wesel 1702. Die Königl.
Haupt-Stadt Cleve im Hertzogthum Cle-
ve enthält eine gleichmäßige berühmte
schöne Linde, für der Haagischen Pforten,
mit drey Vertheilungen, deren unterste,
als die gröste, acht Pyramiden oder
Thürmgens hat; Die zweyte etwas
schmählere hat ebenmäßig acht Pyrami-
den: Die dritte Abtheilung gehet mit un-
terschiedlichen Globen oder Rundungen
in allgemächlich vermindernder Propor-
tion
in die Höhe, deren Spitze in einem
vergüldeten Fähnlein das Clevische Wap-
pen trägt.

§. 2.

Zu Braunsberg in Preussen
unfern Pillau findet man in des Herrn
Hanemans eines dasigen Kauffmanns
Garten eine Linde mit 42. Stuffen, und
3. Etagen, inwendig mit Fenstern, Tischen
und Bäncken versehen, und in das Qua-
drat geschnitten. Der Stamm ist erstlich
verkehrt gesetzt, so, daß die Wurtzel, wie
man klar sehen kan, zu oberst die Zweige
getrieben. Man hat um den Baum ein
Gelender gemacht von Stacketen, und
die Zweige da so hineingeflochten, daß
auswendig in die Vierkant alles umher
nichtanders, als mit einer grünen Wand
bekleidet geschienen. Weil aber der Baum
immer in die Höhe und Dicke gewachsen,
und also mehr Zweige getrieben, hat man
noch eine andere Etage, eben wie die erste,
gemacht, und endlich auch die dritte, so,
daß dieser Baum ein recht lebendiges
Lust-Haus darstellet, das sich selbst ge-
macht, mit drey Böden und Cammern
versehen, da man Tische, Stühle und
Bäncke setzen kan. Man hat auch rechte
Fenster auf die Ecken gemacht, und zehlet
man zwey und viertzig Stuffen, ehe man
hinauf kömmt. Das curieuseste, das
bey diesem Baum zu observirn, ist, daß,
wo die Zweige vor der Lufft bedeckt seyn,
sie nichts Grünes zeigen, sondern wie die
ersten Wurtzeln eher nichts Grünes von
sich geben, als biß sie an die Sonne und
Lufft kommen, da sie ihre lebendigen Ta-
peten dem gemachten Gegitter, da sie hin-
eingewunden, und allezeit unter dem
Schnitt gehalten werden, sehr angenehm
mittheilen, und siehet es von ferne nicht
anders, als ein viereckigtes mit grünem
Gewand überzogenes Haus aus.

§. 3. Anno
J 2

Des Erſten Th. 40. Cap. von einigen Arten wilder Baͤume.
[Spaltenumbruch] wiſſe Oerter in die Buͤchſen-Geſchaͤffte zu
legen, damit ſie gewiß ſchieſſen moͤgen.
Ob aber dabey zugleich ein heimlich Pa-
ctum
mit dem Teufel ſeyn muͤſſe, ſofern
der Schuß gewiß ſeyn ſoll, iſt wohl nicht
zu zweiffeln. Auch wird es zu der Ma-
gneti
ſchen oder Waffen-Salbe genom̃en.
Es muß aber Mooß von einem ſolchen
Kopffe ſeyn, da der Menſch eines gewalt-
ſamen Todes geſtorben.

§. 5.

Etwas anders iſt auch noch das
Erden-Mooß; Solches kreucht in der Ge-
ſtalt eines Strickes oder Seiles an der
Erden hin und wieder, und traͤgt gelbe
Bluͤthen, welche an ſtatt des Saamens ein
gelbliches Mehl oder Pulver von ſich ge-
ben. So man dieſes Pulver in das Licht
blaͤſt, wirfft es einen langen Strahl von
ſich; So man zu dieſem Pulver Wey-
rauch, Maſtix, Agtſtein, und Benzoe thut,
giebt es nicht allein einen Blitz, ſondern
auch angenehmen Geruch von ſich. War-
um daſſelbe, wenn man es auf Koh-
len wirfft, nicht blitze, ſondern nur, wenn
man es in eine Licht-Flamme durch den
Federkiel blaͤſet, iſt der Gewalt des Feu-
ers zuzuſchreiben. Es trocknet auch die-
ſes Pulver ſehr gut, wenn man es in die
Wunden ſtreuet.

Das 40. Capitel/
Von unterſchiedenen Phyſica-
li
ſchen und curieuſen Anmerckun-
gen/ ſo einige Arten der wilden Baͤu-
me betreffen/ und in den vorher-
gehenden nicht beruͤhret
ſind.
Von den Linden.
1.

Der Fleiß der Gaͤrtner und der Hauß-
wirthe hat ſich bemuͤhet, eintzelne
Baͤume, abſonderlich Linden, dergeſtalt
zu ziehen, daß ſie allerhand Apartements
oder Luſt-Haͤuſer præſentiren muͤſſen.
Eine dergleichen gar praͤchtige Linde traff
der Herr Johann Arnold von Brand auf
ſeiner Geſandſchaffts-Reiſe nach Moſcau
in dem Churfuͤrſtlichen Luſt-Garten zu
Koͤnigsberg an, welche unten etliche 30.
Schuh breit war, und drey unterſchiedli-
che Geſchoſſe hatte, mit Plancken und
Stuͤtzen ſehr luſtig belegt; deſſen erſten
Schoß man auf etliche 30. Stuffen uͤber
einen luſtigen mit Plancken verſehenen,
und auf 4. andern gepflantzten Linden-
[Spaltenumbruch] Baͤumen auf beyden Seiten ruhenden
Eingang betreten muſte; auf die andern
aber ſtieg man uͤber etliche dazu gemach-
te andere Stuffen. S. Joh. Arnold von
Brand Reiſen, Weſel 1702. Die Koͤnigl.
Haupt-Stadt Cleve im Hertzogthum Cle-
ve enthaͤlt eine gleichmaͤßige beruͤhmte
ſchoͤne Linde, fuͤr der Haagiſchen Pforten,
mit drey Vertheilungen, deren unterſte,
als die groͤſte, acht Pyramiden oder
Thuͤrmgens hat; Die zweyte etwas
ſchmaͤhlere hat ebenmaͤßig acht Pyrami-
den: Die dritte Abtheilung gehet mit un-
terſchiedlichen Globen oder Rundungen
in allgemaͤchlich vermindernder Propor-
tion
in die Hoͤhe, deren Spitze in einem
verguͤldeten Faͤhnlein das Cleviſche Wap-
pen traͤgt.

§. 2.

Zu Braunsberg in Preuſſen
unfern Pillau findet man in des Herrn
Hanemans eines daſigen Kauffmanns
Garten eine Linde mit 42. Stuffen, und
3. Etagen, inwendig mit Fenſtern, Tiſchen
und Baͤncken verſehen, und in das Qua-
drat geſchnitten. Der Stamm iſt erſtlich
verkehrt geſetzt, ſo, daß die Wurtzel, wie
man klar ſehen kan, zu oberſt die Zweige
getrieben. Man hat um den Baum ein
Gelender gemacht von Stacketen, und
die Zweige da ſo hineingeflochten, daß
auswendig in die Vierkant alles umher
nichtanders, als mit einer gruͤnen Wand
bekleidet geſchienen. Weil aber der Baum
immer in die Hoͤhe und Dicke gewachſen,
und alſo mehr Zweige getrieben, hat man
noch eine andere Etage, eben wie die erſte,
gemacht, und endlich auch die dritte, ſo,
daß dieſer Baum ein recht lebendiges
Luſt-Haus darſtellet, das ſich ſelbſt ge-
macht, mit drey Boͤden und Cammern
verſehen, da man Tiſche, Stuͤhle und
Baͤncke ſetzen kan. Man hat auch rechte
Fenſter auf die Ecken gemacht, und zehlet
man zwey und viertzig Stuffen, ehe man
hinauf koͤmmt. Das curieuſeſte, das
bey dieſem Baum zu obſervirn, iſt, daß,
wo die Zweige vor der Lufft bedeckt ſeyn,
ſie nichts Gruͤnes zeigen, ſondern wie die
erſten Wurtzeln eher nichts Gruͤnes von
ſich geben, als biß ſie an die Sonne und
Lufft kommen, da ſie ihre lebendigen Ta-
peten dem gemachten Gegitter, da ſie hin-
eingewunden, und allezeit unter dem
Schnitt gehalten werden, ſehr angenehm
mittheilen, und ſiehet es von ferne nicht
anders, als ein viereckigtes mit gruͤnem
Gewand uͤberzogenes Haus aus.

§. 3. Anno
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[67/0127] Des Erſten Th. 40. Cap. von einigen Arten wilder Baͤume. wiſſe Oerter in die Buͤchſen-Geſchaͤffte zu legen, damit ſie gewiß ſchieſſen moͤgen. Ob aber dabey zugleich ein heimlich Pa- ctum mit dem Teufel ſeyn muͤſſe, ſofern der Schuß gewiß ſeyn ſoll, iſt wohl nicht zu zweiffeln. Auch wird es zu der Ma- gnetiſchen oder Waffen-Salbe genom̃en. Es muß aber Mooß von einem ſolchen Kopffe ſeyn, da der Menſch eines gewalt- ſamen Todes geſtorben. §. 5. Etwas anders iſt auch noch das Erden-Mooß; Solches kreucht in der Ge- ſtalt eines Strickes oder Seiles an der Erden hin und wieder, und traͤgt gelbe Bluͤthen, welche an ſtatt des Saamens ein gelbliches Mehl oder Pulver von ſich ge- ben. So man dieſes Pulver in das Licht blaͤſt, wirfft es einen langen Strahl von ſich; So man zu dieſem Pulver Wey- rauch, Maſtix, Agtſtein, und Benzoe thut, giebt es nicht allein einen Blitz, ſondern auch angenehmen Geruch von ſich. War- um daſſelbe, wenn man es auf Koh- len wirfft, nicht blitze, ſondern nur, wenn man es in eine Licht-Flamme durch den Federkiel blaͤſet, iſt der Gewalt des Feu- ers zuzuſchreiben. Es trocknet auch die- ſes Pulver ſehr gut, wenn man es in die Wunden ſtreuet. Das 40. Capitel/ Von unterſchiedenen Phyſica- liſchen und curieuſen Anmerckun- gen/ ſo einige Arten der wilden Baͤu- me betreffen/ und in den vorher- gehenden nicht beruͤhret ſind. Von den Linden. 1. Der Fleiß der Gaͤrtner und der Hauß- wirthe hat ſich bemuͤhet, eintzelne Baͤume, abſonderlich Linden, dergeſtalt zu ziehen, daß ſie allerhand Apartements oder Luſt-Haͤuſer præſentiren muͤſſen. Eine dergleichen gar praͤchtige Linde traff der Herr Johann Arnold von Brand auf ſeiner Geſandſchaffts-Reiſe nach Moſcau in dem Churfuͤrſtlichen Luſt-Garten zu Koͤnigsberg an, welche unten etliche 30. Schuh breit war, und drey unterſchiedli- che Geſchoſſe hatte, mit Plancken und Stuͤtzen ſehr luſtig belegt; deſſen erſten Schoß man auf etliche 30. Stuffen uͤber einen luſtigen mit Plancken verſehenen, und auf 4. andern gepflantzten Linden- Baͤumen auf beyden Seiten ruhenden Eingang betreten muſte; auf die andern aber ſtieg man uͤber etliche dazu gemach- te andere Stuffen. S. Joh. Arnold von Brand Reiſen, Weſel 1702. Die Koͤnigl. Haupt-Stadt Cleve im Hertzogthum Cle- ve enthaͤlt eine gleichmaͤßige beruͤhmte ſchoͤne Linde, fuͤr der Haagiſchen Pforten, mit drey Vertheilungen, deren unterſte, als die groͤſte, acht Pyramiden oder Thuͤrmgens hat; Die zweyte etwas ſchmaͤhlere hat ebenmaͤßig acht Pyrami- den: Die dritte Abtheilung gehet mit un- terſchiedlichen Globen oder Rundungen in allgemaͤchlich vermindernder Propor- tion in die Hoͤhe, deren Spitze in einem verguͤldeten Faͤhnlein das Cleviſche Wap- pen traͤgt. §. 2. Zu Braunsberg in Preuſſen unfern Pillau findet man in des Herrn Hanemans eines daſigen Kauffmanns Garten eine Linde mit 42. Stuffen, und 3. Etagen, inwendig mit Fenſtern, Tiſchen und Baͤncken verſehen, und in das Qua- drat geſchnitten. Der Stamm iſt erſtlich verkehrt geſetzt, ſo, daß die Wurtzel, wie man klar ſehen kan, zu oberſt die Zweige getrieben. Man hat um den Baum ein Gelender gemacht von Stacketen, und die Zweige da ſo hineingeflochten, daß auswendig in die Vierkant alles umher nichtanders, als mit einer gruͤnen Wand bekleidet geſchienen. Weil aber der Baum immer in die Hoͤhe und Dicke gewachſen, und alſo mehr Zweige getrieben, hat man noch eine andere Etage, eben wie die erſte, gemacht, und endlich auch die dritte, ſo, daß dieſer Baum ein recht lebendiges Luſt-Haus darſtellet, das ſich ſelbſt ge- macht, mit drey Boͤden und Cammern verſehen, da man Tiſche, Stuͤhle und Baͤncke ſetzen kan. Man hat auch rechte Fenſter auf die Ecken gemacht, und zehlet man zwey und viertzig Stuffen, ehe man hinauf koͤmmt. Das curieuſeſte, das bey dieſem Baum zu obſervirn, iſt, daß, wo die Zweige vor der Lufft bedeckt ſeyn, ſie nichts Gruͤnes zeigen, ſondern wie die erſten Wurtzeln eher nichts Gruͤnes von ſich geben, als biß ſie an die Sonne und Lufft kommen, da ſie ihre lebendigen Ta- peten dem gemachten Gegitter, da ſie hin- eingewunden, und allezeit unter dem Schnitt gehalten werden, ſehr angenehm mittheilen, und ſiehet es von ferne nicht anders, als ein viereckigtes mit gruͤnem Gewand uͤberzogenes Haus aus. §. 3. Anno J 2

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/127>, abgerufen am 27.11.2024.