Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Erden.
[Spaltenumbruch] Feldsteinen, und Wasser-Mooß glücklich
auffgemauert wurde, in welchem das
Wasser jederzeit über den Kasten gestie-
gen. Dieses unterirdische Gewächß, da-
von ich noch etwas in meiner Rüst-Cam-
mer aufgehoben, und vielen Vornehmen
und Gelehrten gezeiget, hat Jedermann
vor ein Holtz gehalten, so die Sündfluth
überschwemmet gehabt; Die Berg-Leu-
te aber hielten es vor ein mineralisches
Gewächße einer Art Stein-Kohlen, ge-
stalt sie zum Beweiß dessen ein Stücklein
verbrannten, woraus eine gantz rothe
Farbe wurde, damit man mahlen kön-
nen, da man im Gegentheil, bey Ver-
brennung sowohl frischen, als verstock-
ten Holtzes, weisse Asche finden würde;
roche auch darbey nach Schwefel und
also mineralisch; Dergleichen habe auch
in einem Thal flachliegend gefunden.
Woher nun die an vielen Orten der Welt,
sowohl im Meer, der See und andern
Wassern, als auf der trockenen Erde, Ge-
bürgen und Felßen befindliche Höhlen, Lö-
cher, Abgründe und tieffe Thäler entstan-
den, statuiren die meisten Philosophi ein-
hellig, daß, als die Erde durch das Was-
ser der Sündfluth gäntzlich ausgewa-
schen, zerrissen, erweichet und mürbe
gemachet worden, hätten, da die Ge-
wässer gefallen, die strengen Sturm-
Winde solche Höhlen und Löcher ausge-
blasen, welche nachhero, von so langer
Zeit, durch der Sonnen Hitze und die
kalte Lufft erhärtet und erwachsen, folg-
lich daher ihren Ursprung genommen.
Wiewohl solches meistens in einer
menschlichen leicht irrenden Muthmas-
sung bestehet, und wohl seyn kan, daß
solche Hölen auch vor der Sündfluth ge-
wesen; Doch mögten sie wohl, weil das
Gewässer 150. Tage gestanden, und vor-
hero 40. Tage geregnet, also über ein
halb Jahr die Erde naß geblieben, da
GOtt die Winde kommen lassen, un-
laugbahr in andere Form transmutiret
[Spaltenumbruch] worden seyn. Daß aber auch vor der
Sündfluth bey Erschaffung der Welt
Berg und Thal müssen gewesen seyn,
solches bezeuget die Heilige Schrifft Gen.
cap. 7. vers.
19. ingleichen vers. 11. da bra-
chen auf alle Brunnen der grossen Tief-
fen, id est, der Abgründe und tieffen
Thäler der Wasser-Qvellen; Ferner c. 8.
vers.
2. die Brunnen der Tieffen wur-
den verstopfft; Daraus abzunehmen,
daß sie also von Anfange der Welt un-
streitig gewesen seyn müssen. Ferner
sind sie wohl auch zweiffelsohne von Erd-
beben und Wolckenbrüchen entstanden,
weil aus Erfahrung auch die härtesten
Steine unter einer Dachtrauffe aushö-
len; Dahero das Sprichwort: gutta ca-
vat Lapidem.
So waschen auch öffters
die starcken Platz-Regen die leichte Erde
oder Sand durch das wieselnde und
fressende schiessende Gewässer hohl aus,
welches die stete Bewegung und lange
Zeit nach und nach consumiret. Hierzu
contribuiret auch nicht wenig das Cli-
ma,
und die Constellatio coeli, indem ent-
weder die penetranten Nord-Winde, oder
die Sonnen-Strahlen die Feuchtigkeit
der Erden austrocknen und consequen-
ter
aushöhlen. Es ist recht sehr wun-
dernswürdig, daß auch die Stein-Felßen
vermuthlich ihre Radicem subterraneam,
wurtzelende, und zeugende, ab- und zu-
nehmende Krafft oder Animam vegeta-
tivam
haben, weiln sie nicht allein, wie-
wohl sparsam, wachsen, indem in Berg-
wercken, in Stollen und Schächten der
Klüffte und Gänge Thür-Stöcke zusam-
men gedrucket wahrgenommen worden;
Sondern auch dasjenige Clima, woher
sie genommen worden sind, behalten und
bezeugen, dann man täglich wahrnim-
met, daß die Bruch-Steine, welche von
der Wetter-Seiten aus den Felßen ge-
hauen, und vermauret worden, bey Aen-
derung des Wettes zu schwitzen, und zu
schimmeln pflegen.

Von innerlicher Generation aller Edelgestein/ Metalle,
Minerali
en und Wasser-Qvellen.
[Spaltenumbruch]

Es meldet uns in Heiliger Schrifft als
ein bewährter und aufrichtiger Philoso-
phus
nicht allein der Heilige Apostel Pe-
trus
in seiner andern Epistel, c. 3. v. 5.
daß der Himmel vorzeiten auch war,
darzu die Erde aus Wasser und im Was-
ser bestanden durch GOttes Wort; son-
[Spaltenumbruch] dern es gedencket auch der Prediger So-
lomonis cap. 1. vers.
7. des Wassers, als
einer stetswährenden Circulation, da er
spricht: Alle Wasser lauffen ins Meer,
noch wird das Meer nicht völler, an den
Ort, da sie herfliessen, fliessen sie wieder
hin; Und im Büchlein Hiob cap. 38. v. 8.

spricht
C 2

Von der Erden.
[Spaltenumbruch] Feldſteinen, und Waſſer-Mooß gluͤcklich
auffgemauert wurde, in welchem das
Waſſer jederzeit uͤber den Kaſten geſtie-
gen. Dieſes unterirdiſche Gewaͤchß, da-
von ich noch etwas in meiner Ruͤſt-Cam-
mer aufgehoben, und vielen Vornehmen
und Gelehrten gezeiget, hat Jedermann
vor ein Holtz gehalten, ſo die Suͤndfluth
uͤberſchwemmet gehabt; Die Berg-Leu-
te aber hielten es vor ein mineraliſches
Gewaͤchße einer Art Stein-Kohlen, ge-
ſtalt ſie zum Beweiß deſſen ein Stuͤcklein
verbrannten, woraus eine gantz rothe
Farbe wurde, damit man mahlen koͤn-
nen, da man im Gegentheil, bey Ver-
brennung ſowohl friſchen, als verſtock-
ten Holtzes, weiſſe Aſche finden wuͤrde;
roche auch darbey nach Schwefel und
alſo mineraliſch; Dergleichen habe auch
in einem Thal flachliegend gefunden.
Woher nun die an vielen Orten der Welt,
ſowohl im Meer, der See und andern
Waſſern, als auf der trockenen Erde, Ge-
buͤrgen und Felßen befindliche Hoͤhlen, Loͤ-
cher, Abgruͤnde und tieffe Thaͤler entſtan-
den, ſtatuiren die meiſten Philoſophi ein-
hellig, daß, als die Erde durch das Waſ-
ſer der Suͤndfluth gaͤntzlich ausgewa-
ſchen, zerriſſen, erweichet und muͤrbe
gemachet worden, haͤtten, da die Ge-
waͤſſer gefallen, die ſtrengen Sturm-
Winde ſolche Hoͤhlen und Loͤcher ausge-
blaſen, welche nachhero, von ſo langer
Zeit, durch der Sonnen Hitze und die
kalte Lufft erhaͤrtet und erwachſen, folg-
lich daher ihren Urſprung genommen.
Wiewohl ſolches meiſtens in einer
menſchlichen leicht irrenden Muthmaſ-
ſung beſtehet, und wohl ſeyn kan, daß
ſolche Hoͤlen auch vor der Suͤndfluth ge-
weſen; Doch moͤgten ſie wohl, weil das
Gewaͤſſer 150. Tage geſtanden, und vor-
hero 40. Tage geregnet, alſo uͤber ein
halb Jahr die Erde naß geblieben, da
GOtt die Winde kommen laſſen, un-
laugbahr in andere Form tranſmutiret
[Spaltenumbruch] worden ſeyn. Daß aber auch vor der
Suͤndfluth bey Erſchaffung der Welt
Berg und Thal muͤſſen geweſen ſeyn,
ſolches bezeuget die Heilige Schrifft Gen.
cap. 7. verſ.
19. ingleichen verſ. 11. da bra-
chen auf alle Brunnen der groſſen Tief-
fen, id eſt, der Abgruͤnde und tieffen
Thaͤler der Waſſer-Qvellen; Ferner c. 8.
verſ.
2. die Brunnen der Tieffen wur-
den verſtopfft; Daraus abzunehmen,
daß ſie alſo von Anfange der Welt un-
ſtreitig geweſen ſeyn muͤſſen. Ferner
ſind ſie wohl auch zweiffelsohne von Erd-
beben und Wolckenbruͤchen entſtanden,
weil aus Erfahrung auch die haͤrteſten
Steine unter einer Dachtrauffe aushoͤ-
len; Dahero das Sprichwort: gutta ca-
vat Lapidem.
So waſchen auch oͤffters
die ſtarcken Platz-Regen die leichte Erde
oder Sand durch das wieſelnde und
freſſende ſchieſſende Gewaͤſſer hohl aus,
welches die ſtete Bewegung und lange
Zeit nach und nach conſumiret. Hierzu
contribuiret auch nicht wenig das Cli-
ma,
und die Conſtellatio cœli, indem ent-
weder die penetranten Nord-Winde, oder
die Sonnen-Strahlen die Feuchtigkeit
der Erden austrocknen und conſequen-
ter
aushoͤhlen. Es iſt recht ſehr wun-
dernswuͤrdig, daß auch die Stein-Felßen
vermuthlich ihre Radicem ſubterraneam,
wurtzelende, und zeugende, ab- und zu-
nehmende Krafft oder Animam vegeta-
tivam
haben, weiln ſie nicht allein, wie-
wohl ſparſam, wachſen, indem in Berg-
wercken, in Stollen und Schaͤchten der
Kluͤffte und Gaͤnge Thuͤr-Stoͤcke zuſam-
men gedrucket wahrgenommen worden;
Sondern auch dasjenige Clima, woher
ſie genommen worden ſind, behalten und
bezeugen, dann man taͤglich wahrnim-
met, daß die Bruch-Steine, welche von
der Wetter-Seiten aus den Felßen ge-
hauen, und vermauret worden, bey Aen-
derung des Wettes zu ſchwitzen, und zu
ſchimmeln pflegen.

Von innerlicher Generation aller Edelgeſtein/ Metalle,
Minerali
en und Waſſer-Qvellen.
[Spaltenumbruch]

Es meldet uns in Heiliger Schrifft als
ein bewaͤhrter und aufrichtiger Philoſo-
phus
nicht allein der Heilige Apoſtel Pe-
trus
in ſeiner andern Epiſtel, c. 3. v. 5.
daß der Himmel vorzeiten auch war,
darzu die Erde aus Waſſer und im Waſ-
ſer beſtanden durch GOttes Wort; ſon-
[Spaltenumbruch] dern es gedencket auch der Prediger So-
lomonis cap. 1. verſ.
7. des Waſſers, als
einer ſtetswaͤhrenden Circulation, da er
ſpricht: Alle Waſſer lauffen ins Meer,
noch wird das Meer nicht voͤller, an den
Ort, da ſie herflieſſen, flieſſen ſie wieder
hin; Und im Buͤchlein Hiob cap. 38. v. 8.

ſpricht
C 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0079" n="19"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Erden.</hi></fw><lb/><cb/>
Feld&#x017F;teinen, und Wa&#x017F;&#x017F;er-Mooß glu&#x0364;cklich<lb/>
auffgemauert wurde, in welchem das<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er jederzeit u&#x0364;ber den Ka&#x017F;ten ge&#x017F;tie-<lb/>
gen. Die&#x017F;es unterirdi&#x017F;che Gewa&#x0364;chß, da-<lb/>
von ich noch etwas in meiner Ru&#x0364;&#x017F;t-Cam-<lb/>
mer aufgehoben, und vielen Vornehmen<lb/>
und Gelehrten gezeiget, hat Jedermann<lb/>
vor ein Holtz gehalten, &#x017F;o die Su&#x0364;ndfluth<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;chwemmet gehabt; Die Berg-Leu-<lb/>
te aber hielten es vor ein <hi rendition="#aq">minerali</hi>&#x017F;ches<lb/>
Gewa&#x0364;chße einer Art Stein-Kohlen, ge-<lb/>
&#x017F;talt &#x017F;ie zum Beweiß de&#x017F;&#x017F;en ein Stu&#x0364;cklein<lb/>
verbrannten, woraus eine gantz rothe<lb/>
Farbe wurde, damit man mahlen ko&#x0364;n-<lb/>
nen, da man im Gegentheil, bey Ver-<lb/>
brennung &#x017F;owohl fri&#x017F;chen, als ver&#x017F;tock-<lb/>
ten Holtzes, wei&#x017F;&#x017F;e A&#x017F;che finden wu&#x0364;rde;<lb/>
roche auch darbey nach Schwefel und<lb/>
al&#x017F;o <hi rendition="#aq">minera</hi>li&#x017F;ch; Dergleichen habe auch<lb/>
in einem Thal flachliegend gefunden.<lb/>
Woher nun die an vielen Orten der Welt,<lb/>
&#x017F;owohl im Meer, der See und andern<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;ern, als auf der trockenen Erde, Ge-<lb/>
bu&#x0364;rgen und Felßen befindliche Ho&#x0364;hlen, Lo&#x0364;-<lb/>
cher, Abgru&#x0364;nde und tieffe Tha&#x0364;ler ent&#x017F;tan-<lb/>
den, <hi rendition="#aq">&#x017F;tatuir</hi>en die mei&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;ophi</hi> ein-<lb/>
hellig, daß, als die Erde durch das Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er der Su&#x0364;ndfluth ga&#x0364;ntzlich ausgewa-<lb/>
&#x017F;chen, zerri&#x017F;&#x017F;en, erweichet und mu&#x0364;rbe<lb/>
gemachet worden, ha&#x0364;tten, da die Ge-<lb/>
wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er gefallen, die &#x017F;trengen Sturm-<lb/>
Winde &#x017F;olche Ho&#x0364;hlen und Lo&#x0364;cher ausge-<lb/>
bla&#x017F;en, welche nachhero, von &#x017F;o langer<lb/>
Zeit, durch der Sonnen Hitze und die<lb/>
kalte Lufft erha&#x0364;rtet und erwach&#x017F;en, folg-<lb/>
lich daher ihren Ur&#x017F;prung genommen.<lb/>
Wiewohl &#x017F;olches mei&#x017F;tens in einer<lb/>
men&#x017F;chlichen leicht irrenden Muthma&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ung be&#x017F;tehet, und wohl &#x017F;eyn kan, daß<lb/>
&#x017F;olche Ho&#x0364;len auch vor der Su&#x0364;ndfluth ge-<lb/>
we&#x017F;en; Doch mo&#x0364;gten &#x017F;ie wohl, weil das<lb/>
Gewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er 150. Tage ge&#x017F;tanden, und vor-<lb/>
hero 40. Tage geregnet, al&#x017F;o u&#x0364;ber ein<lb/>
halb Jahr die Erde naß geblieben, da<lb/>
GOtt die Winde kommen la&#x017F;&#x017F;en, un-<lb/>
laugbahr in andere Form <hi rendition="#aq">tran&#x017F;mutir</hi>et<lb/><cb/>
worden &#x017F;eyn. Daß aber auch vor der<lb/>
Su&#x0364;ndfluth bey Er&#x017F;chaffung der Welt<lb/>
Berg und Thal mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en gewe&#x017F;en &#x017F;eyn,<lb/>
&#x017F;olches bezeuget die Heilige Schrifft <hi rendition="#aq">Gen.<lb/>
cap. 7. ver&#x017F;.</hi> 19. ingleichen <hi rendition="#aq">ver&#x017F;.</hi> 11. da bra-<lb/>
chen auf alle Brunnen der gro&#x017F;&#x017F;en Tief-<lb/>
fen, <hi rendition="#aq">id e&#x017F;t,</hi> der Abgru&#x0364;nde und tieffen<lb/>
Tha&#x0364;ler der Wa&#x017F;&#x017F;er-Qvellen; Ferner <hi rendition="#aq">c. 8.<lb/>
ver&#x017F;.</hi> 2. die Brunnen der Tieffen wur-<lb/>
den ver&#x017F;topfft; Daraus abzunehmen,<lb/>
daß &#x017F;ie al&#x017F;o von Anfange der Welt un-<lb/>
&#x017F;treitig gewe&#x017F;en &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Ferner<lb/>
&#x017F;ind &#x017F;ie wohl auch zweiffelsohne von Erd-<lb/>
beben und Wolckenbru&#x0364;chen ent&#x017F;tanden,<lb/>
weil aus Erfahrung auch die ha&#x0364;rte&#x017F;ten<lb/>
Steine unter einer Dachtrauffe ausho&#x0364;-<lb/>
len; Dahero das Sprichwort: <hi rendition="#aq">gutta ca-<lb/>
vat Lapidem.</hi> So wa&#x017F;chen auch o&#x0364;ffters<lb/>
die &#x017F;tarcken Platz-Regen die leichte Erde<lb/>
oder Sand durch das wie&#x017F;elnde und<lb/>
fre&#x017F;&#x017F;ende &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;ende Gewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er hohl aus,<lb/>
welches die &#x017F;tete Bewegung und lange<lb/>
Zeit nach und nach <hi rendition="#aq">con&#x017F;umir</hi>et. Hierzu<lb/><hi rendition="#aq">contribuir</hi>et auch nicht wenig das <hi rendition="#aq">Cli-<lb/>
ma,</hi> und die <hi rendition="#aq">Con&#x017F;tellatio c&#x0153;li,</hi> indem ent-<lb/>
weder die <hi rendition="#aq">penetrant</hi>en Nord-Winde, oder<lb/>
die Sonnen-Strahlen die Feuchtigkeit<lb/>
der Erden austrocknen und <hi rendition="#aq">con&#x017F;equen-<lb/>
ter</hi> ausho&#x0364;hlen. Es i&#x017F;t recht &#x017F;ehr wun-<lb/>
dernswu&#x0364;rdig, daß auch die Stein-Felßen<lb/>
vermuthlich ihre <hi rendition="#aq">Radicem &#x017F;ubterraneam,</hi><lb/>
wurtzelende, und zeugende, ab- und zu-<lb/>
nehmende Krafft oder <hi rendition="#aq">Animam vegeta-<lb/>
tivam</hi> haben, weiln &#x017F;ie nicht allein, wie-<lb/>
wohl &#x017F;par&#x017F;am, wach&#x017F;en, indem in Berg-<lb/>
wercken, in Stollen und Scha&#x0364;chten der<lb/>
Klu&#x0364;ffte und Ga&#x0364;nge Thu&#x0364;r-Sto&#x0364;cke zu&#x017F;am-<lb/>
men gedrucket wahrgenommen worden;<lb/>
Sondern auch dasjenige <hi rendition="#aq">Clima,</hi> woher<lb/>
&#x017F;ie genommen worden &#x017F;ind, behalten und<lb/>
bezeugen, dann man ta&#x0364;glich wahrnim-<lb/>
met, daß die Bruch-Steine, welche von<lb/>
der Wetter-Seiten aus den Felßen ge-<lb/>
hauen, und vermauret worden, bey Aen-<lb/>
derung des Wettes zu &#x017F;chwitzen, und zu<lb/>
&#x017F;chimmeln pflegen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Von innerlicher <hi rendition="#aq">Generation</hi> aller Edelge&#x017F;tein/ <hi rendition="#aq">Metalle,<lb/>
Minerali</hi>en und Wa&#x017F;&#x017F;er-Qvellen.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Es meldet uns in Heiliger Schrifft als<lb/>
ein bewa&#x0364;hrter und aufrichtiger <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;o-<lb/>
phus</hi> nicht allein der Heilige Apo&#x017F;tel <hi rendition="#aq">Pe-<lb/>
trus</hi> in &#x017F;einer andern Epi&#x017F;tel, <hi rendition="#aq">c. 3. v.</hi> 5.<lb/>
daß der Himmel vorzeiten auch war,<lb/>
darzu die Erde aus Wa&#x017F;&#x017F;er und im Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er be&#x017F;tanden durch GOttes Wort; &#x017F;on-<lb/><cb/>
dern es gedencket auch der Prediger <hi rendition="#aq">So-<lb/>
lomonis cap. 1. ver&#x017F;.</hi> 7. des Wa&#x017F;&#x017F;ers, als<lb/>
einer &#x017F;tetswa&#x0364;hrenden <hi rendition="#aq">Circulation,</hi> da er<lb/>
&#x017F;pricht: Alle Wa&#x017F;&#x017F;er lauffen ins Meer,<lb/>
noch wird das Meer nicht vo&#x0364;ller, an den<lb/>
Ort, da &#x017F;ie herflie&#x017F;&#x017F;en, flie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie wieder<lb/>
hin; Und im Bu&#x0364;chlein <hi rendition="#aq">Hiob cap. 38. v.</hi> 8.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">C 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;pricht</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0079] Von der Erden. Feldſteinen, und Waſſer-Mooß gluͤcklich auffgemauert wurde, in welchem das Waſſer jederzeit uͤber den Kaſten geſtie- gen. Dieſes unterirdiſche Gewaͤchß, da- von ich noch etwas in meiner Ruͤſt-Cam- mer aufgehoben, und vielen Vornehmen und Gelehrten gezeiget, hat Jedermann vor ein Holtz gehalten, ſo die Suͤndfluth uͤberſchwemmet gehabt; Die Berg-Leu- te aber hielten es vor ein mineraliſches Gewaͤchße einer Art Stein-Kohlen, ge- ſtalt ſie zum Beweiß deſſen ein Stuͤcklein verbrannten, woraus eine gantz rothe Farbe wurde, damit man mahlen koͤn- nen, da man im Gegentheil, bey Ver- brennung ſowohl friſchen, als verſtock- ten Holtzes, weiſſe Aſche finden wuͤrde; roche auch darbey nach Schwefel und alſo mineraliſch; Dergleichen habe auch in einem Thal flachliegend gefunden. Woher nun die an vielen Orten der Welt, ſowohl im Meer, der See und andern Waſſern, als auf der trockenen Erde, Ge- buͤrgen und Felßen befindliche Hoͤhlen, Loͤ- cher, Abgruͤnde und tieffe Thaͤler entſtan- den, ſtatuiren die meiſten Philoſophi ein- hellig, daß, als die Erde durch das Waſ- ſer der Suͤndfluth gaͤntzlich ausgewa- ſchen, zerriſſen, erweichet und muͤrbe gemachet worden, haͤtten, da die Ge- waͤſſer gefallen, die ſtrengen Sturm- Winde ſolche Hoͤhlen und Loͤcher ausge- blaſen, welche nachhero, von ſo langer Zeit, durch der Sonnen Hitze und die kalte Lufft erhaͤrtet und erwachſen, folg- lich daher ihren Urſprung genommen. Wiewohl ſolches meiſtens in einer menſchlichen leicht irrenden Muthmaſ- ſung beſtehet, und wohl ſeyn kan, daß ſolche Hoͤlen auch vor der Suͤndfluth ge- weſen; Doch moͤgten ſie wohl, weil das Gewaͤſſer 150. Tage geſtanden, und vor- hero 40. Tage geregnet, alſo uͤber ein halb Jahr die Erde naß geblieben, da GOtt die Winde kommen laſſen, un- laugbahr in andere Form tranſmutiret worden ſeyn. Daß aber auch vor der Suͤndfluth bey Erſchaffung der Welt Berg und Thal muͤſſen geweſen ſeyn, ſolches bezeuget die Heilige Schrifft Gen. cap. 7. verſ. 19. ingleichen verſ. 11. da bra- chen auf alle Brunnen der groſſen Tief- fen, id eſt, der Abgruͤnde und tieffen Thaͤler der Waſſer-Qvellen; Ferner c. 8. verſ. 2. die Brunnen der Tieffen wur- den verſtopfft; Daraus abzunehmen, daß ſie alſo von Anfange der Welt un- ſtreitig geweſen ſeyn muͤſſen. Ferner ſind ſie wohl auch zweiffelsohne von Erd- beben und Wolckenbruͤchen entſtanden, weil aus Erfahrung auch die haͤrteſten Steine unter einer Dachtrauffe aushoͤ- len; Dahero das Sprichwort: gutta ca- vat Lapidem. So waſchen auch oͤffters die ſtarcken Platz-Regen die leichte Erde oder Sand durch das wieſelnde und freſſende ſchieſſende Gewaͤſſer hohl aus, welches die ſtete Bewegung und lange Zeit nach und nach conſumiret. Hierzu contribuiret auch nicht wenig das Cli- ma, und die Conſtellatio cœli, indem ent- weder die penetranten Nord-Winde, oder die Sonnen-Strahlen die Feuchtigkeit der Erden austrocknen und conſequen- ter aushoͤhlen. Es iſt recht ſehr wun- dernswuͤrdig, daß auch die Stein-Felßen vermuthlich ihre Radicem ſubterraneam, wurtzelende, und zeugende, ab- und zu- nehmende Krafft oder Animam vegeta- tivam haben, weiln ſie nicht allein, wie- wohl ſparſam, wachſen, indem in Berg- wercken, in Stollen und Schaͤchten der Kluͤffte und Gaͤnge Thuͤr-Stoͤcke zuſam- men gedrucket wahrgenommen worden; Sondern auch dasjenige Clima, woher ſie genommen worden ſind, behalten und bezeugen, dann man taͤglich wahrnim- met, daß die Bruch-Steine, welche von der Wetter-Seiten aus den Felßen ge- hauen, und vermauret worden, bey Aen- derung des Wettes zu ſchwitzen, und zu ſchimmeln pflegen. Von innerlicher Generation aller Edelgeſtein/ Metalle, Mineralien und Waſſer-Qvellen. Es meldet uns in Heiliger Schrifft als ein bewaͤhrter und aufrichtiger Philoſo- phus nicht allein der Heilige Apoſtel Pe- trus in ſeiner andern Epiſtel, c. 3. v. 5. daß der Himmel vorzeiten auch war, darzu die Erde aus Waſſer und im Waſ- ſer beſtanden durch GOttes Wort; ſon- dern es gedencket auch der Prediger So- lomonis cap. 1. verſ. 7. des Waſſers, als einer ſtetswaͤhrenden Circulation, da er ſpricht: Alle Waſſer lauffen ins Meer, noch wird das Meer nicht voͤller, an den Ort, da ſie herflieſſen, flieſſen ſie wieder hin; Und im Buͤchlein Hiob cap. 38. v. 8. ſpricht C 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/79
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/79>, abgerufen am 22.11.2024.