Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Anderer Theil/ [Spaltenumbruch]
merer Digestion und Verdauung seinersonsten gewöhnlichen trockenen Nah- rung, diese immerwährende Feuchtig- keit zu Hülffe gegeben. Jn dem Ma- gen war alles voller Stücken Holtz-Rin- de und Wurtzeln von allerhand Bäu- men, wie auch etliche wenige Stück von [Spaltenumbruch] Aepffeln und Birnen oder Feld-Obst; Aber Fische oder Krebse, wie beym Ot- ter, waren nicht zu mercken, welches man leicht wahrnehmen können. Und soviel habe von diesen zweyen Biebern Nachricht colligiren können. Anatomia eines Hasens. [Spaltenumbruch]
Weilen ich mich wegen anderer wich- zu-
Anderer Theil/ [Spaltenumbruch]
merer Digeſtion und Verdauung ſeinerſonſten gewoͤhnlichen trockenen Nah- rung, dieſe immerwaͤhrende Feuchtig- keit zu Huͤlffe gegeben. Jn dem Ma- gen war alles voller Stuͤcken Holtz-Rin- de und Wurtzeln von allerhand Baͤu- men, wie auch etliche wenige Stuͤck von [Spaltenumbruch] Aepffeln und Birnen oder Feld-Obſt; Aber Fiſche oder Krebſe, wie beym Ot- ter, waren nicht zu mercken, welches man leicht wahrnehmen koͤnnen. Und ſoviel habe von dieſen zweyen Biebern Nachricht colligiren koͤnnen. Anatomia eines Haſens. [Spaltenumbruch]
Weilen ich mich wegen anderer wich- zu-
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Die beyden <hi rendition="#aq">Teſticuli</hi> lagen am<lb/> Unter-Bauche unter denen gemeinen<lb/> Decken des Leibes, und waren nicht laͤn-<lb/> ger als drey, nicht weiter, als ein, und<lb/> nicht dicker als ein halber Qver-Dau-<lb/> men. Es giengen uͤber dieſelbe weg ei-<lb/> nige fleiſchigte <hi rendition="#aq">Fibræ,</hi> welche feſt an den<lb/> Huͤfften hiengen, die <hi rendition="#aq">Teſticuli</hi> aber wa-<lb/> ren mit einem weiſſen Haͤutgen umbge-<lb/> ben und aus einem druͤſichten Weſen zu-<lb/> ſammen gewachſen, daher ſie keine<lb/> ſonderliche <hi rendition="#aq">Cavit</hi>aͤt hatten. 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Anderer Theil/
merer Digeſtion und Verdauung ſeiner
ſonſten gewoͤhnlichen trockenen Nah-
rung, dieſe immerwaͤhrende Feuchtig-
keit zu Huͤlffe gegeben. Jn dem Ma-
gen war alles voller Stuͤcken Holtz-Rin-
de und Wurtzeln von allerhand Baͤu-
men, wie auch etliche wenige Stuͤck von
Aepffeln und Birnen oder Feld-Obſt;
Aber Fiſche oder Krebſe, wie beym Ot-
ter, waren nicht zu mercken, welches
man leicht wahrnehmen koͤnnen. Und
ſoviel habe von dieſen zweyen Biebern
Nachricht colligiren koͤnnen.
Anatomia eines Haſens.
Weilen ich mich wegen anderer wich-
tigen Verrichtungen mit des Haſens
Anatomie nicht auffhalten koͤnnen, ha-
be aus des Herrn Blaſii Anatomia ex-
trahiret, wie einer von Georgio Segero
in Holland ſey ſeciret und befunden wor-
den; Nehmlich die Miltz war klein und
hager und zu aͤuſerſt ſcharff und ſpitzig,
der Groͤſſe nach kam ſie einem Finger,
der Breite nach, aber kaum, und der Dicke
nach gar nicht einem kleinen Finger gleich
und hinge an dem Ventriculo vermoͤ-
ge zweyer Aedergen. Die Leber hatte
auſſer den dreyen aͤuſſerſten Theilen ei-
nen kleinen Anhang, ſo in des Netzes
Duplicatur lag, bey der Pfort-Ader wa-
ren die Waſſer-Roͤhren: Das Gallen-
Blaͤßgen war klein und von gallichter
Feuchtigkeit auffgetrieben und alſo in die
Leber eingewachſen und eingewickelt,
daß man es kaum ſahe. Die Nieren
waren groß und hohl und hiengen an
denen Lenden, doch daß die rechte hoͤher
hing, als die lincke. Die Harn-Gaͤnge
waren duͤnne und der Blaſen nicht weit
von dem Halß einverleibet. Die Harn-
Blaße war groß, laͤnglicht und voller
Waſſer, war aber nicht laͤnger als acht
und nicht breiter als vier Qver-Daumen.
Die Saamen-Blaͤßgen unter dem Bla-
ſen-Halſe waren voller weiſſer Feuchtig-
keit. Die beyden Teſticuli lagen am
Unter-Bauche unter denen gemeinen
Decken des Leibes, und waren nicht laͤn-
ger als drey, nicht weiter, als ein, und
nicht dicker als ein halber Qver-Dau-
men. Es giengen uͤber dieſelbe weg ei-
nige fleiſchigte Fibræ, welche feſt an den
Huͤfften hiengen, die Teſticuli aber wa-
ren mit einem weiſſen Haͤutgen umbge-
ben und aus einem druͤſichten Weſen zu-
ſammen gewachſen, daher ſie keine
ſonderliche Cavitaͤt hatten. Das maͤnn-
liche Glied war voller Nerven, aͤuſerſt
ſcharff, und ſchien zum Theil etwas ge-
bogen bey deſſen Ende, waren Aſcherfar-
bichte Druͤſen, zeigten aber keine ſonder-
liche Cavitaͤt an; Gegen dem maͤnnli-
chen Glied uͤber, zuaͤuſerſt der mit Haa-
ren bewachſenen Haut, war ein Loch,
welches der Scham aͤhnlich ſahe, jedoch
alſo verdrehet war, daß mans ohne Se-
ction mit keinem Inſtrument finden koͤn-
nen und gieng biß in die Proſtatas hin-
ein. Und weil Herr Seger an zwey
Haſen ſolch Loch bemercket, ſo muth-
maſſet er, daß auch bey andern maͤnnli-
chen Haſen dergleichen zu finden, dahero
vielleicht der gemeine Mann Gelegenheit
genommen, die Haſen vor Hermaphro-
diten anzuſehen. Die Lungen waren
gelblich, giengen umbs Hertz und be-
ſtunden aus fuͤnf Stuͤcken: Waren auff
der lincken Seiten an das Diaphragma
und die groſſe Blut-Ader angewachſen.
Der Hertz-Beutel, worinnen viele Feuch-
tigkeiten waren, hatte das Hertz, wel-
ches groß war, in ſich, deſſen rechtes Ohr
groͤſſer als das lincke war und auf deſ-
ſen rechter Seite man viel geronnenes
Blut ſahe. Den 22. Martii 1718. ließ ich
auff der Graͤntze einen Haſen ſchieſſen,
welchen auch oben bemeldter Foͤrſter lie-
ferte. Dieſer war ein jaͤhriger Mittel-
Haſe und waren ihme die Roͤhren de-
rer Hintern-Laͤuffte beyde dergeſtalt zer-
ſchoſſen, zerſplittert und mit Blut un-
terlauffen, daß man die Gelencke, Flaͤch-
ſen und Sehnen nicht genau betrachten
koͤnnen. Die ſo genannten Haſen-
Spruͤnge, (oſſo picculo, wie es die J-
taliaͤner nennen,) waren im letzten Ge-
lencke, wo die Flechſe uͤber die Heſſe ge-
het, welchen in der Medicin groſſe Tu-
genden beygeleget werden; Von dar
giengen vier Klauen Glieder-Beingen, die
erſten waren 2. Zoll lang, und Feder-
Kiels dicke, von dieſem Gelencke ferner
1. Zoll lang, jedoch duͤnner, abermahls
gelencket: Die letzten Glied-Beinchen wa-
ren kaum ein und ein halb Zoll, an wel-
chem aͤuſerſten Gelencke eine ſchwartze
Klaue, wie eines Vogels Geſtalt, durch
weiſſe Flechſen unterwerts angezogen,
zu-
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