[Spaltenumbruch]
Fuchs-Gruben, welches man einen Noth- Bau nennet, so nur von jungen Füch- sen geschiehet, welche von ihren Alten vertrieben worden und sich selbst zu neh- ren nirgends hin wissen. Wann ei- ne Füchsin, welche ihre monatliche Zeit hat, oder gar läufisch ist, von Hunden gejaget oder behetzet wird, und die Hun- de bald daran kommen, seiget sie in Schwantz und wirfft solchen umb sich, daß es die Hunde in die Augen beisset, so [Spaltenumbruch]
wird sie kein Hund leicht greiffen, daher das Sprichwort ist: Er will den Fuchs nicht beissen. Wann die Füchse mit Netzen umbstellet sind, lauffen sie an dem Zeuge ungescheuet herumb, ob sie viel- leicht unten hindurch, oder im Wechsel ausschlupffen, oder auff einem Stamm, Windbruch, oder andern Vortheil über- springen können, auch schlagen sie mit dem Schwantz an die Netze, solche abzu- werffen und überzukommen.
Von dem Bieber.
[Spaltenumbruch]
Es giebet leyder! wie wir vernom- men, nicht nur allein schädliche Raub- Thiere auf dem Lande, sondern auch in Wassern, deren hier zu Lande die bekan- testen sind der Bieber und der Fisch-Ot- ter, so als Amphibia zugleich so wohl un- term Wasser, als auf der Erden leben können, ihren Raub nehmen und schäd- lich sind. Es fallen die jungen Bieber im May-Monat; Weiln aber die Bie- ber, wie gemeldet, das Wasser lieben, so werden sie unter dem hohlen Wasser-U- fer, wo es von verfallenem Holtz wü- ste ist, gebohren. Sie kommen blind auf die Welt und wann sie etwan vier Wo- chen alt, bringen ihnen die Alten kleine Aestgen von Weyden, daran lernen sie die Rinde schälen und Laub beissen, was sie dann liegen lassen, stossen und tragen die Alten hernach allemahl wieder ins Wasser, so bald aber 5. biß 6. Wochen vorbey, begeben sie sich schon mit in das Wasser nach dem Lande und steigen mit aus, daß sie alle der Orten hin und wieder bekant werden; Dann hauen ih- nen die Alten Pappeln und Weyden um, da sich dann hernach die Jungen mit de- nen Alten in die Aeste setzen und sich nach Begehren ässen. Gott hat ihnen auch in der Natur gegeben, daß sie sehen kön- nen, wo der Baum, den sie abhauen wol- len, hinfället, da sie dann an der Seiten erst mehr einkerben, hernach da ablassen, auf der ander Seiten anfangen und ihn vollend umbfällen. Sie hauen auch ein Aestlein nach dem andern davon ab, schlep- pen es nach dem Wasser und setzen sich ein wenig drein, absonderlich mit dem Schwantz, und nehmen darvon zu sich, was ihnen gefällt. Jm andern Jahr ihres Alters, werden die jungen Bieber gegen Ausgang desselben recht vollkom- men; Jhr Schwantz ist von ferne als wenn ihn ein Karpe ungefehr von drey [Spaltenumbruch]
Pfunden hinten angebissen hätte. Der- selbe ist auch bald wie schuppigt und hat keine Haar auf sich, ihre Hinter-Läufft sind breit und zum schwimmen wohl ge- schaffen, auch schwartz wie der Schwa- nen ihre Fusse, vorn aber sind dieselben ziemlich verändert, denn sie können dar- mit zugreiffen und die Aeste halten, son- sten aber sind sie nicht rasch von lauffen, darumb gehen sie auch nicht weit vom Wasser. Jhr Wildprät schmeckt hin- ten sehr nach Fischen, gleich den Fisch- Ottern, vorne aber gleichet es denen Dachsen und wird ihr Schwantz vor gro- se Herren gebraten und vor eine Deli- catesse gehalten. Sie haben grosse Zäh- ne wie Meissel und können darmit einen Baum von ein, auch anderthalb Klaff- ter umbhauen. Erstlich suchen sie wohl die kleinen selbiger Gegend, hernach müs- sen die grossen auch herhalten und wann das Holtz gar will ein Ende nehmen, so machen sie ihren Bau an einen andern Ort, da sie besser ihre Nahrung haben und gelegener wohnen können. Des Tages gehen sie öffters heraus an die Sonne, legen sich auf Stämme und kön- nen sich mit sonderm Fleiß zu rechte pu- tzen: Oder wo keine Stämme seyn, ha- ben sie die Art an sich, daß sie eine Zeit- lang an einem Ort etwan zwischen Sträuchern im Wasser das Holtz, dar- von sie ihre Nahrung gehabt, zusam- men legen, gleich einem kleinen Kästgen, so lange biß sie trocken darauff liegen können, darauff sie dann hernach ihre sommerliche Beqvemligkeit haben und manche Stunde liegen. Es haben die Bieber grosse Geylen, fast wie die Schweine, doch etwas länger und schmähler, worinnen eine gelbe Wachs förmige weiche Materie von starckem gei- lem unzüchtigem Geruch befindlich, da- von sie den Namen haben. Sie sind von ei-
ner
Anderer Theil/
[Spaltenumbruch]
Fuchs-Gruben, welches man einen Noth- Bau nennet, ſo nur von jungen Fuͤch- ſen geſchiehet, welche von ihren Alten vertrieben worden und ſich ſelbſt zu neh- ren nirgends hin wiſſen. Wann ei- ne Fuͤchſin, welche ihre monatliche Zeit hat, oder gar laͤufiſch iſt, von Hunden gejaget oder behetzet wird, und die Hun- de bald daran kommen, ſeiget ſie in Schwantz und wirfft ſolchen umb ſich, daß es die Hunde in die Augen beiſſet, ſo [Spaltenumbruch]
wird ſie kein Hund leicht greiffen, daher das Sprichwort iſt: Er will den Fuchs nicht beiſſen. Wann die Fuͤchſe mit Netzen umbſtellet ſind, lauffen ſie an dem Zeuge ungeſcheuet herumb, ob ſie viel- leicht unten hindurch, oder im Wechſel ausſchlupffen, oder auff einem Stamm, Windbruch, oder andern Vortheil uͤber- ſpringen koͤnnen, auch ſchlagen ſie mit dem Schwantz an die Netze, ſolche abzu- werffen und uͤberzukommen.
Von dem Bieber.
[Spaltenumbruch]
Es giebet leyder! wie wir vernom- men, nicht nur allein ſchaͤdliche Raub- Thiere auf dem Lande, ſondern auch in Waſſern, deren hier zu Lande die bekan- teſten ſind der Bieber und der Fiſch-Ot- ter, ſo als Amphibia zugleich ſo wohl un- term Waſſer, als auf der Erden leben koͤnnen, ihren Raub nehmen und ſchaͤd- lich ſind. Es fallen die jungen Bieber im May-Monat; Weiln aber die Bie- ber, wie gemeldet, das Waſſer lieben, ſo werden ſie unter dem hohlen Waſſer-U- fer, wo es von verfallenem Holtz wuͤ- ſte iſt, gebohren. Sie kommen blind auf die Welt und wann ſie etwan vier Wo- chen alt, bringen ihnen die Alten kleine Aeſtgen von Weyden, daran lernen ſie die Rinde ſchaͤlen und Laub beiſſen, was ſie dann liegen laſſen, ſtoſſen und tragen die Alten hernach allemahl wieder ins Waſſer, ſo bald aber 5. biß 6. Wochen vorbey, begeben ſie ſich ſchon mit in das Waſſer nach dem Lande und ſteigen mit aus, daß ſie alle der Orten hin und wieder bekant werden; Dann hauen ih- nen die Alten Pappeln und Weyden um, da ſich dann hernach die Jungen mit de- nen Alten in die Aeſte ſetzen und ſich nach Begehren aͤſſen. Gott hat ihnen auch in der Natur gegeben, daß ſie ſehen koͤn- nen, wo der Baum, den ſie abhauen wol- len, hinfaͤllet, da ſie dann an der Seiten erſt mehr einkerben, hernach da ablaſſen, auf der ander Seiten anfangen und ihn vollend umbfaͤllen. Sie hauen auch ein Aeſtlein nach dem andeꝛn davon ab, ſchlep- pen es nach dem Waſſer und ſetzen ſich ein wenig drein, abſonderlich mit dem Schwantz, und nehmen darvon zu ſich, was ihnen gefaͤllt. Jm andern Jahr ihres Alters, werden die jungen Bieber gegen Ausgang deſſelben recht vollkom- men; Jhr Schwantz iſt von ferne als wenn ihn ein Karpe ungefehr von drey [Spaltenumbruch]
Pfunden hinten angebiſſen haͤtte. Der- ſelbe iſt auch bald wie ſchuppigt und hat keine Haar auf ſich, ihre Hinter-Laͤufft ſind breit und zum ſchwimmen wohl ge- ſchaffen, auch ſchwartz wie der Schwa- nen ihre Fuſſe, vorn aber ſind dieſelben ziemlich veraͤndert, denn ſie koͤnnen dar- mit zugreiffen und die Aeſte halten, ſon- ſten aber ſind ſie nicht raſch von lauffen, darumb gehen ſie auch nicht weit vom Waſſer. Jhr Wildpraͤt ſchmeckt hin- ten ſehr nach Fiſchen, gleich den Fiſch- Ottern, vorne aber gleichet es denen Dachſen und wird ihr Schwantz vor gro- ſe Herren gebraten und vor eine Deli- cateſſe gehalten. Sie haben groſſe Zaͤh- ne wie Meiſſel und koͤnnen darmit einen Baum von ein, auch anderthalb Klaff- ter umbhauen. Erſtlich ſuchen ſie wohl die kleinen ſelbiger Gegend, hernach muͤſ- ſen die groſſen auch herhalten und wann das Holtz gar will ein Ende nehmen, ſo machen ſie ihren Bau an einen andern Ort, da ſie beſſer ihre Nahrung haben und gelegener wohnen koͤnnen. Des Tages gehen ſie oͤffters heraus an die Sonne, legen ſich auf Staͤmme und koͤn- nen ſich mit ſonderm Fleiß zu rechte pu- tzen: Oder wo keine Staͤmme ſeyn, ha- ben ſie die Art an ſich, daß ſie eine Zeit- lang an einem Ort etwan zwiſchen Straͤuchern im Waſſer das Holtz, dar- von ſie ihre Nahrung gehabt, zuſam- men legen, gleich einem kleinen Kaͤſtgen, ſo lange biß ſie trocken darauff liegen koͤnnen, darauff ſie dann hernach ihre ſommerliche Beqvemligkeit haben und manche Stunde liegen. Es haben die Bieber groſſe Geylen, faſt wie die Schweine, doch etwas laͤnger und ſchmaͤhler, worinnen eine gelbe Wachs foͤrmige weiche Materie von ſtarckem gei- lem unzuͤchtigem Geruch befindlich, da- von ſie den Namen haben. Sie ſind von ei-
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[112/0210]
Anderer Theil/
Fuchs-Gruben, welches man einen Noth-
Bau nennet, ſo nur von jungen Fuͤch-
ſen geſchiehet, welche von ihren Alten
vertrieben worden und ſich ſelbſt zu neh-
ren nirgends hin wiſſen. Wann ei-
ne Fuͤchſin, welche ihre monatliche Zeit
hat, oder gar laͤufiſch iſt, von Hunden
gejaget oder behetzet wird, und die Hun-
de bald daran kommen, ſeiget ſie in
Schwantz und wirfft ſolchen umb ſich,
daß es die Hunde in die Augen beiſſet, ſo
wird ſie kein Hund leicht greiffen, daher
das Sprichwort iſt: Er will den Fuchs
nicht beiſſen. Wann die Fuͤchſe mit
Netzen umbſtellet ſind, lauffen ſie an dem
Zeuge ungeſcheuet herumb, ob ſie viel-
leicht unten hindurch, oder im Wechſel
ausſchlupffen, oder auff einem Stamm,
Windbruch, oder andern Vortheil uͤber-
ſpringen koͤnnen, auch ſchlagen ſie mit
dem Schwantz an die Netze, ſolche abzu-
werffen und uͤberzukommen.
Von dem Bieber.
Es giebet leyder! wie wir vernom-
men, nicht nur allein ſchaͤdliche Raub-
Thiere auf dem Lande, ſondern auch in
Waſſern, deren hier zu Lande die bekan-
teſten ſind der Bieber und der Fiſch-Ot-
ter, ſo als Amphibia zugleich ſo wohl un-
term Waſſer, als auf der Erden leben
koͤnnen, ihren Raub nehmen und ſchaͤd-
lich ſind. Es fallen die jungen Bieber
im May-Monat; Weiln aber die Bie-
ber, wie gemeldet, das Waſſer lieben, ſo
werden ſie unter dem hohlen Waſſer-U-
fer, wo es von verfallenem Holtz wuͤ-
ſte iſt, gebohren. Sie kommen blind auf
die Welt und wann ſie etwan vier Wo-
chen alt, bringen ihnen die Alten kleine
Aeſtgen von Weyden, daran lernen ſie
die Rinde ſchaͤlen und Laub beiſſen, was
ſie dann liegen laſſen, ſtoſſen und tragen
die Alten hernach allemahl wieder ins
Waſſer, ſo bald aber 5. biß 6. Wochen
vorbey, begeben ſie ſich ſchon mit in das
Waſſer nach dem Lande und ſteigen
mit aus, daß ſie alle der Orten hin und
wieder bekant werden; Dann hauen ih-
nen die Alten Pappeln und Weyden um,
da ſich dann hernach die Jungen mit de-
nen Alten in die Aeſte ſetzen und ſich nach
Begehren aͤſſen. Gott hat ihnen auch
in der Natur gegeben, daß ſie ſehen koͤn-
nen, wo der Baum, den ſie abhauen wol-
len, hinfaͤllet, da ſie dann an der Seiten
erſt mehr einkerben, hernach da ablaſſen,
auf der ander Seiten anfangen und ihn
vollend umbfaͤllen. Sie hauen auch ein
Aeſtlein nach dem andeꝛn davon ab, ſchlep-
pen es nach dem Waſſer und ſetzen ſich
ein wenig drein, abſonderlich mit dem
Schwantz, und nehmen darvon zu ſich,
was ihnen gefaͤllt. Jm andern Jahr
ihres Alters, werden die jungen Bieber
gegen Ausgang deſſelben recht vollkom-
men; Jhr Schwantz iſt von ferne als
wenn ihn ein Karpe ungefehr von drey
Pfunden hinten angebiſſen haͤtte. Der-
ſelbe iſt auch bald wie ſchuppigt und hat
keine Haar auf ſich, ihre Hinter-Laͤufft
ſind breit und zum ſchwimmen wohl ge-
ſchaffen, auch ſchwartz wie der Schwa-
nen ihre Fuſſe, vorn aber ſind dieſelben
ziemlich veraͤndert, denn ſie koͤnnen dar-
mit zugreiffen und die Aeſte halten, ſon-
ſten aber ſind ſie nicht raſch von lauffen,
darumb gehen ſie auch nicht weit vom
Waſſer. Jhr Wildpraͤt ſchmeckt hin-
ten ſehr nach Fiſchen, gleich den Fiſch-
Ottern, vorne aber gleichet es denen
Dachſen und wird ihr Schwantz vor gro-
ſe Herren gebraten und vor eine Deli-
cateſſe gehalten. Sie haben groſſe Zaͤh-
ne wie Meiſſel und koͤnnen darmit einen
Baum von ein, auch anderthalb Klaff-
ter umbhauen. Erſtlich ſuchen ſie wohl
die kleinen ſelbiger Gegend, hernach muͤſ-
ſen die groſſen auch herhalten und wann
das Holtz gar will ein Ende nehmen, ſo
machen ſie ihren Bau an einen andern
Ort, da ſie beſſer ihre Nahrung haben
und gelegener wohnen koͤnnen. Des
Tages gehen ſie oͤffters heraus an die
Sonne, legen ſich auf Staͤmme und koͤn-
nen ſich mit ſonderm Fleiß zu rechte pu-
tzen: Oder wo keine Staͤmme ſeyn, ha-
ben ſie die Art an ſich, daß ſie eine Zeit-
lang an einem Ort etwan zwiſchen
Straͤuchern im Waſſer das Holtz, dar-
von ſie ihre Nahrung gehabt, zuſam-
men legen, gleich einem kleinen Kaͤſtgen,
ſo lange biß ſie trocken darauff liegen
koͤnnen, darauff ſie dann hernach ihre
ſommerliche Beqvemligkeit haben und
manche Stunde liegen. Es haben die
Bieber groſſe Geylen, faſt wie die
Schweine, doch etwas laͤnger und
ſchmaͤhler, worinnen eine gelbe Wachs
foͤrmige weiche Materie von ſtarckem gei-
lem unzuͤchtigem Geruch befindlich, da-
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/210>, abgerufen am 16.02.2025.
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