Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.
Von denen wilden Thieren. [Spaltenumbruch]
Schwantz, als ob sie versenget wären,einen grauen Peltz auf dem Rücken und nicht viel röthlichtes. Die Roth- oder Birck-Füchse aber sind etwas kleiner und röther von Haaren, an Läufften, Ohren und Schwantz bräunlichter und haben an dem Schwantz eine weisse Spitze: Die Füchse haben auch gemeiniglich des Som- mers, da sie räudig werden, viel Flöhe, welche doch magerer, als der Hunde Flöhe sind: Wann nun der Fuchs sich reinigen will, wadet er im Wasser so tief er kan, setzet sich hinten langsam nieder und immer tieffer, daß sie nach dem Kopffe lauffen, dann dunckt er endlich den Kopff auch hinein, springet jähling heraus und kratzet die übrigen reinlich ab. Der Fuchs hat einen scharffen Ge- ruch und kan den Wind über etliche hun- dert Schritte haben. Wann er das ge- ringste unrichtig vermercket, so recket er die Nase in die Höhe und nimmt bald die Flucht. Jn seiner Höhlen, aus wel- cher er viel Ausgänge machet, soll er mit der Schlange sehr friedlich leben, wohl wissende, daß dieses gifftige Thier ihn vertreiben würde. Jn welcher Politi- que er viele Menschen übertrifft und nicht unbillig einem klugen Hoffmann verglichen wird: Dem Raben aber, wel- cher ihr Verräther und seine Jungen raubet, ist er von Natur sehr feind. Wann umb Lichtmesse hell und kar Wet- ter ist, bleibet der Fuchs in seinem Bau, weil er noch Winter vermercket: Maas- sen denn die Füchse bey Aenderung des Wetters, sonderlich im Winter, so es kalt werden soll, wie ein Hund bellen, daß es weit zu hören ist. Wo sie anpissen welches sie wie die Hunde thun, kan man es weit riechen. Wann die Füchsin Jungen hat, trachtet sie denen Hühnern hefftiger nach, als der Fuchs, und so sie unter Hühner und Gänse kommet, wird sie, wo möglich, alles würgen und eine nach der andern ins Geträyde oder Rohr schleppen; Eine Füchsin ist so be- gierig darauf, daß sie sich gegen ein Gän- se-Mägdgen wohl zur wehre stellet. Es kan der Fuchs des Frühlings, wann die Hasen rammlen, sich zu ihnen gesellen und artlich mit ihnen spielen, da nun der eine seine Schalckheit mercket und fort- läuffet, erwischet er den andern beym Halß und behält ihn zur Beute bey sich: Sonsten können sie auch die alten Hasen in ihrem Lager gar öffters betrügen, wann sie den Wind in acht nehmen, sie [Spaltenumbruch] beschleichen und bespringen. Seine Spuhr oder Gefährd ist wie eines klei- nen Hundes, nur länglichter und spitzig- ter, hat zwischen denen Ballen merck- lich mehr Haare, trabet einen geraden Schritt in den andern, so die Hunde nicht thun, frisset Mäuse, mit deren Stimm er sich am liebsten locken lässet, wie auch Obst und Weintrauben. Jm Winter aber werden sie mit dürren Pflaumen weit gekirret. Wundersam ist es, daß, wann der Fuchs kranck ist, er Tannenhartz oder Weyrauch fressen soll, so er aus denen Ameißhauffen kra- tzet, wovon ihm hinten eine Querhand vom Creutz auf dem Schwantz in de- nen Haaren eine Materie wächset, die Fuchsblume genannt, so ein klein Bläs- gen ist, von allerhand Haaren bewachsen und wie eine blaue Viole riechet, an wel- cher er in seinem Lager, weil er rund zu- sammen lieget, stets die Nase hat, sol- che zu seinem Balsam brauchet, und sich damit curiret. Von dem Fuchs wird zur Medicin als eine bewährte Artzney vor die Schwindsichtigen die Lunge treff- lich gut gehalten: Jngleichen soll der Schweiß den Stein zermalmen und aus- treiben: Die Mumia eines geräucherten Fuchses in Spieligt, soll vor das Rind- Vieh gut seyn, wie auch das Fett zu einer herrlichen Heil-Salbe dienen. Es macht dieser Gast, ob er gleich gerne in der Er- den wohnet, doch selten sein Lager, son- dern er erkundiget sich eines Dachs-Bau- es und treibet den Dachs durch vielen Streit aus demselben, wann er ihm ge- wachsen ist, oder, wann er vermercket, daß der Dachs ausgangen, leget er seine Lohsung häuffig vor die Röhre. Weil nun zwischen ihnen beyden, wegen Be- raubung der Jungen, eine besondere Feindschafft ist, und der Dachs bey seiner Ankunfft den Gestanck mercket, so ver- lässet er seine Wohnung und fliehet da- von, worauf der Fuchs sie sogleich be- ziehet: Oder wann er des Sommers räudig worden ist, durchschlufft er den Dachs-Bau, verstänckert solchen allent- halben, welches der Dachs, als ein rein- lich Thier, nicht vertragen kan, sondern gern ausziehet. Da aber der Fuchs kei- nen Dachs-Bau findet und doch sicher seyn will, muß er nothwendig seinen Bau unter einen wurtzelichten Baum oder Stein machen, welches doch nur mit ei- ner Röhre geschiehet: Man findet auch offters in freyen ebenen Korn-Feldern Fuchs-
Von denen wilden Thieren. [Spaltenumbruch]
Schwantz, als ob ſie verſenget waͤren,einen grauen Peltz auf dem Ruͤcken und nicht viel roͤthlichtes. Die Roth- oder Birck-Fuͤchſe aber ſind etwas kleiner und roͤther von Haaren, an Laͤufften, Ohren und Schwantz braͤunlichter und haben an dem Schwantz eine weiſſe Spitze: Die Fuͤchſe haben auch gemeiniglich des Som- mers, da ſie raͤudig werden, viel Floͤhe, welche doch magerer, als der Hunde Floͤhe ſind: Wann nun der Fuchs ſich reinigen will, wadet er im Waſſer ſo tief er kan, ſetzet ſich hinten langſam nieder und immer tieffer, daß ſie nach dem Kopffe lauffen, dann dunckt er endlich den Kopff auch hinein, ſpringet jaͤhling heraus und kratzet die uͤbrigen reinlich ab. Der Fuchs hat einen ſcharffen Ge- ruch und kan den Wind uͤber etliche hun- dert Schritte haben. Wann er das ge- ringſte unrichtig vermercket, ſo recket er die Naſe in die Hoͤhe und nimmt bald die Flucht. Jn ſeiner Hoͤhlen, aus wel- cher er viel Ausgaͤnge machet, ſoll er mit der Schlange ſehr friedlich leben, wohl wiſſende, daß dieſes gifftige Thier ihn vertreiben wuͤrde. Jn welcher Politi- que er viele Menſchen uͤbertrifft und nicht unbillig einem klugen Hoffmann verglichen wird: Dem Raben aber, wel- cher ihr Verraͤther und ſeine Jungen raubet, iſt er von Natur ſehr feind. Wann umb Lichtmeſſe hell und kar Wet- ter iſt, bleibet der Fuchs in ſeinem Bau, weil er noch Winter vermercket: Maaſ- ſen denn die Fuͤchſe bey Aenderung des Wetters, ſonderlich im Winter, ſo es kalt werden ſoll, wie ein Hund bellen, daß es weit zu hoͤren iſt. Wo ſie anpiſſen welches ſie wie die Hunde thun, kan man es weit riechen. Wann die Fuͤchſin Jungen hat, trachtet ſie denen Huͤhnern hefftiger nach, als der Fuchs, und ſo ſie unter Huͤhner und Gaͤnſe kommet, wird ſie, wo moͤglich, alles wuͤrgen und eine nach der andern ins Getraͤyde oder Rohr ſchleppen; Eine Fuͤchſin iſt ſo be- gierig darauf, daß ſie ſich gegen ein Gaͤn- ſe-Maͤgdgen wohl zur wehre ſtellet. Es kan der Fuchs des Fruͤhlings, wann die Haſen rammlen, ſich zu ihnen geſellen und artlich mit ihnen ſpielen, da nun der eine ſeine Schalckheit mercket und fort- laͤuffet, erwiſchet er den andern beym Halß und behaͤlt ihn zur Beute bey ſich: Sonſten koͤnnen ſie auch die alten Haſen in ihrem Lager gar oͤffters betruͤgen, wann ſie den Wind in acht nehmen, ſie [Spaltenumbruch] beſchleichen und beſpringen. Seine Spuhr oder Gefaͤhrd iſt wie eines klei- nen Hundes, nur laͤnglichter und ſpitzig- ter, hat zwiſchen denen Ballen merck- lich mehr Haare, trabet einen geraden Schritt in den andern, ſo die Hunde nicht thun, friſſet Maͤuſe, mit deren Stimm er ſich am liebſten locken laͤſſet, wie auch Obſt und Weintrauben. Jm Winter aber werden ſie mit duͤrren Pflaumen weit gekirret. Wunderſam iſt es, daß, wann der Fuchs kranck iſt, er Tannenhartz oder Weyrauch freſſen ſoll, ſo er aus denen Ameißhauffen kra- tzet, wovon ihm hinten eine Querhand vom Creutz auf dem Schwantz in de- nen Haaren eine Materie waͤchſet, die Fuchsblume genannt, ſo ein klein Blaͤſ- gen iſt, von allerhand Haaren bewachſen und wie eine blaue Viole riechet, an wel- cher er in ſeinem Lager, weil er rund zu- ſammen lieget, ſtets die Naſe hat, ſol- che zu ſeinem Balſam brauchet, und ſich damit curiret. Von dem Fuchs wird zur Medicin als eine bewaͤhrte Artzney vor die Schwindſichtigen die Lunge treff- lich gut gehalten: Jngleichen ſoll der Schweiß den Stein zermalmen und aus- treiben: Die Mumia eines geraͤucherten Fuchſes in Spieligt, ſoll vor das Rind- Vieh gut ſeyn, wie auch das Fett zu einer herrlichen Heil-Salbe dienen. Es macht dieſer Gaſt, ob er gleich gerne in der Er- den wohnet, doch ſelten ſein Lager, ſon- dern er erkundiget ſich eines Dachs-Bau- es und treibet den Dachs durch vielen Streit aus demſelben, wann er ihm ge- wachſen iſt, oder, wann er vermercket, daß der Dachs ausgangen, leget er ſeine Lohſung haͤuffig vor die Roͤhre. Weil nun zwiſchen ihnen beyden, wegen Be- raubung der Jungen, eine beſondere Feindſchafft iſt, und der Dachs bey ſeiner Ankunfft den Geſtanck mercket, ſo ver- laͤſſet er ſeine Wohnung und fliehet da- von, worauf der Fuchs ſie ſogleich be- ziehet: Oder wann er des Sommers raͤudig worden iſt, durchſchlufft er den Dachs-Bau, verſtaͤnckert ſolchen allent- halben, welches der Dachs, als ein rein- lich Thier, nicht vertragen kan, ſondern gern ausziehet. Da aber der Fuchs kei- nen Dachs-Bau findet und doch ſicher ſeyn will, muß er nothwendig ſeinen Bau unter einen wurtzelichten Baum oder Stein machen, welches doch nur mit ei- ner Roͤhre geſchiehet: Man findet auch offters in freyen ebenen Korn-Feldern Fuchs-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0209" n="111"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von denen wilden Thieren.</hi></fw><lb/><cb/> Schwantz, als ob ſie verſenget waͤren,<lb/> einen grauen Peltz auf dem Ruͤcken und<lb/> nicht viel roͤthlichtes. Die Roth- oder<lb/> Birck-Fuͤchſe aber ſind etwas kleiner und<lb/> roͤther von Haaren, an Laͤufften, Ohren<lb/> und Schwantz braͤunlichter und haben<lb/> an dem Schwantz eine weiſſe Spitze: Die<lb/> Fuͤchſe haben auch gemeiniglich des Som-<lb/> mers, da ſie raͤudig werden, viel Floͤhe,<lb/> welche doch magerer, als der Hunde<lb/> Floͤhe ſind: Wann nun der Fuchs ſich<lb/> reinigen will, wadet er im Waſſer ſo tief<lb/> er kan, ſetzet ſich hinten langſam nieder<lb/> und immer tieffer, daß ſie nach dem<lb/> Kopffe lauffen, dann dunckt er endlich<lb/> den Kopff auch hinein, ſpringet jaͤhling<lb/> heraus und kratzet die uͤbrigen reinlich<lb/> ab. Der Fuchs hat einen ſcharffen Ge-<lb/> ruch und kan den Wind uͤber etliche hun-<lb/> dert Schritte haben. Wann er das ge-<lb/> ringſte unrichtig vermercket, ſo recket er<lb/> die Naſe in die Hoͤhe und nimmt bald<lb/> die Flucht. Jn ſeiner Hoͤhlen, aus wel-<lb/> cher er viel Ausgaͤnge machet, ſoll er mit<lb/> der Schlange ſehr friedlich leben, wohl<lb/> wiſſende, daß dieſes gifftige Thier ihn<lb/> vertreiben wuͤrde. Jn welcher <hi rendition="#aq">Politi-<lb/> que</hi> er viele Menſchen uͤbertrifft und<lb/> nicht unbillig einem klugen Hoffmann<lb/> verglichen wird: Dem Raben aber, wel-<lb/> cher ihr Verraͤther und ſeine Jungen<lb/> raubet, iſt er von Natur ſehr feind.<lb/> Wann umb Lichtmeſſe hell und kar Wet-<lb/> ter iſt, bleibet der Fuchs in ſeinem Bau,<lb/> weil er noch Winter vermercket: Maaſ-<lb/> ſen denn die Fuͤchſe bey Aenderung des<lb/> Wetters, ſonderlich im Winter, ſo es<lb/> kalt werden ſoll, wie ein Hund bellen,<lb/> daß es weit zu hoͤren iſt. Wo ſie anpiſſen<lb/> welches ſie wie die Hunde thun, kan man<lb/> es weit riechen. Wann die Fuͤchſin<lb/> Jungen hat, trachtet ſie denen Huͤhnern<lb/> hefftiger nach, als der Fuchs, und ſo ſie<lb/> unter Huͤhner und Gaͤnſe kommet,<lb/> wird ſie, wo moͤglich, alles wuͤrgen und<lb/> eine nach der andern ins Getraͤyde oder<lb/> Rohr ſchleppen; Eine Fuͤchſin iſt ſo be-<lb/> gierig darauf, daß ſie ſich gegen ein Gaͤn-<lb/> ſe-Maͤgdgen wohl zur wehre ſtellet. Es<lb/> kan der Fuchs des Fruͤhlings, wann die<lb/> Haſen rammlen, ſich zu ihnen geſellen<lb/> und artlich mit ihnen ſpielen, da nun der<lb/> eine ſeine Schalckheit mercket und fort-<lb/> laͤuffet, erwiſchet er den andern beym<lb/> Halß und behaͤlt ihn zur Beute bey ſich:<lb/> Sonſten koͤnnen ſie auch die alten Haſen<lb/> in ihrem Lager gar oͤffters betruͤgen,<lb/> wann ſie den Wind in acht nehmen, ſie<lb/><cb/> beſchleichen und beſpringen. Seine<lb/> Spuhr oder Gefaͤhrd iſt wie eines klei-<lb/> nen Hundes, nur laͤnglichter und ſpitzig-<lb/> ter, hat zwiſchen denen Ballen merck-<lb/> lich mehr Haare, trabet einen geraden<lb/> Schritt in den andern, ſo die Hunde<lb/> nicht thun, friſſet Maͤuſe, mit deren<lb/> Stimm er ſich am liebſten locken laͤſſet,<lb/> wie auch Obſt und Weintrauben. Jm<lb/> Winter aber werden ſie mit duͤrren<lb/> Pflaumen weit gekirret. Wunderſam<lb/> iſt es, daß, wann der Fuchs kranck iſt,<lb/> er Tannenhartz oder Weyrauch freſſen<lb/> ſoll, ſo er aus denen Ameißhauffen kra-<lb/> tzet, wovon ihm hinten eine Querhand<lb/> vom Creutz auf dem Schwantz in de-<lb/> nen Haaren eine Materie waͤchſet, die<lb/> Fuchsblume genannt, ſo ein klein Blaͤſ-<lb/> gen iſt, von allerhand Haaren bewachſen<lb/> und wie eine blaue Viole riechet, an wel-<lb/> cher er in ſeinem Lager, weil er rund zu-<lb/> ſammen lieget, ſtets die Naſe hat, ſol-<lb/> che zu ſeinem Balſam brauchet, und ſich<lb/> damit <hi rendition="#aq">curir</hi>et. Von dem Fuchs wird<lb/> zur <hi rendition="#aq">Medicin</hi> als eine bewaͤhrte Artzney<lb/> vor die Schwindſichtigen die Lunge treff-<lb/> lich gut gehalten: Jngleichen ſoll der<lb/> Schweiß den Stein zermalmen und aus-<lb/> treiben: Die <hi rendition="#aq">Mumia</hi> eines geraͤucherten<lb/> Fuchſes in Spieligt, ſoll vor das Rind-<lb/> Vieh gut ſeyn, wie auch das Fett zu einer<lb/> herrlichen Heil-Salbe dienen. Es macht<lb/> dieſer Gaſt, ob er gleich gerne in der Er-<lb/> den wohnet, doch ſelten ſein Lager, ſon-<lb/> dern er erkundiget ſich eines Dachs-Bau-<lb/> es und treibet den Dachs durch vielen<lb/> Streit aus demſelben, wann er ihm ge-<lb/> wachſen iſt, oder, wann er vermercket,<lb/> daß der Dachs ausgangen, leget er ſeine<lb/> Lohſung haͤuffig vor die Roͤhre. Weil<lb/> nun zwiſchen ihnen beyden, wegen Be-<lb/> raubung der Jungen, eine beſondere<lb/> Feindſchafft iſt, und der Dachs bey ſeiner<lb/> Ankunfft den Geſtanck mercket, ſo ver-<lb/> laͤſſet er ſeine Wohnung und fliehet da-<lb/> von, worauf der Fuchs ſie ſogleich be-<lb/> ziehet: Oder wann er des Sommers<lb/> raͤudig worden iſt, durchſchlufft er den<lb/> Dachs-Bau, verſtaͤnckert ſolchen allent-<lb/> halben, welches der Dachs, als ein rein-<lb/> lich Thier, nicht vertragen kan, ſondern<lb/> gern ausziehet. Da aber der Fuchs kei-<lb/> nen Dachs-Bau findet und doch ſicher<lb/> ſeyn will, muß er nothwendig ſeinen Bau<lb/> unter einen wurtzelichten Baum oder<lb/> Stein machen, welches doch nur mit ei-<lb/> ner Roͤhre geſchiehet: Man findet auch<lb/> offters in freyen ebenen Korn-Feldern<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Fuchs-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [111/0209]
Von denen wilden Thieren.
Schwantz, als ob ſie verſenget waͤren,
einen grauen Peltz auf dem Ruͤcken und
nicht viel roͤthlichtes. Die Roth- oder
Birck-Fuͤchſe aber ſind etwas kleiner und
roͤther von Haaren, an Laͤufften, Ohren
und Schwantz braͤunlichter und haben
an dem Schwantz eine weiſſe Spitze: Die
Fuͤchſe haben auch gemeiniglich des Som-
mers, da ſie raͤudig werden, viel Floͤhe,
welche doch magerer, als der Hunde
Floͤhe ſind: Wann nun der Fuchs ſich
reinigen will, wadet er im Waſſer ſo tief
er kan, ſetzet ſich hinten langſam nieder
und immer tieffer, daß ſie nach dem
Kopffe lauffen, dann dunckt er endlich
den Kopff auch hinein, ſpringet jaͤhling
heraus und kratzet die uͤbrigen reinlich
ab. Der Fuchs hat einen ſcharffen Ge-
ruch und kan den Wind uͤber etliche hun-
dert Schritte haben. Wann er das ge-
ringſte unrichtig vermercket, ſo recket er
die Naſe in die Hoͤhe und nimmt bald
die Flucht. Jn ſeiner Hoͤhlen, aus wel-
cher er viel Ausgaͤnge machet, ſoll er mit
der Schlange ſehr friedlich leben, wohl
wiſſende, daß dieſes gifftige Thier ihn
vertreiben wuͤrde. Jn welcher Politi-
que er viele Menſchen uͤbertrifft und
nicht unbillig einem klugen Hoffmann
verglichen wird: Dem Raben aber, wel-
cher ihr Verraͤther und ſeine Jungen
raubet, iſt er von Natur ſehr feind.
Wann umb Lichtmeſſe hell und kar Wet-
ter iſt, bleibet der Fuchs in ſeinem Bau,
weil er noch Winter vermercket: Maaſ-
ſen denn die Fuͤchſe bey Aenderung des
Wetters, ſonderlich im Winter, ſo es
kalt werden ſoll, wie ein Hund bellen,
daß es weit zu hoͤren iſt. Wo ſie anpiſſen
welches ſie wie die Hunde thun, kan man
es weit riechen. Wann die Fuͤchſin
Jungen hat, trachtet ſie denen Huͤhnern
hefftiger nach, als der Fuchs, und ſo ſie
unter Huͤhner und Gaͤnſe kommet,
wird ſie, wo moͤglich, alles wuͤrgen und
eine nach der andern ins Getraͤyde oder
Rohr ſchleppen; Eine Fuͤchſin iſt ſo be-
gierig darauf, daß ſie ſich gegen ein Gaͤn-
ſe-Maͤgdgen wohl zur wehre ſtellet. Es
kan der Fuchs des Fruͤhlings, wann die
Haſen rammlen, ſich zu ihnen geſellen
und artlich mit ihnen ſpielen, da nun der
eine ſeine Schalckheit mercket und fort-
laͤuffet, erwiſchet er den andern beym
Halß und behaͤlt ihn zur Beute bey ſich:
Sonſten koͤnnen ſie auch die alten Haſen
in ihrem Lager gar oͤffters betruͤgen,
wann ſie den Wind in acht nehmen, ſie
beſchleichen und beſpringen. Seine
Spuhr oder Gefaͤhrd iſt wie eines klei-
nen Hundes, nur laͤnglichter und ſpitzig-
ter, hat zwiſchen denen Ballen merck-
lich mehr Haare, trabet einen geraden
Schritt in den andern, ſo die Hunde
nicht thun, friſſet Maͤuſe, mit deren
Stimm er ſich am liebſten locken laͤſſet,
wie auch Obſt und Weintrauben. Jm
Winter aber werden ſie mit duͤrren
Pflaumen weit gekirret. Wunderſam
iſt es, daß, wann der Fuchs kranck iſt,
er Tannenhartz oder Weyrauch freſſen
ſoll, ſo er aus denen Ameißhauffen kra-
tzet, wovon ihm hinten eine Querhand
vom Creutz auf dem Schwantz in de-
nen Haaren eine Materie waͤchſet, die
Fuchsblume genannt, ſo ein klein Blaͤſ-
gen iſt, von allerhand Haaren bewachſen
und wie eine blaue Viole riechet, an wel-
cher er in ſeinem Lager, weil er rund zu-
ſammen lieget, ſtets die Naſe hat, ſol-
che zu ſeinem Balſam brauchet, und ſich
damit curiret. Von dem Fuchs wird
zur Medicin als eine bewaͤhrte Artzney
vor die Schwindſichtigen die Lunge treff-
lich gut gehalten: Jngleichen ſoll der
Schweiß den Stein zermalmen und aus-
treiben: Die Mumia eines geraͤucherten
Fuchſes in Spieligt, ſoll vor das Rind-
Vieh gut ſeyn, wie auch das Fett zu einer
herrlichen Heil-Salbe dienen. Es macht
dieſer Gaſt, ob er gleich gerne in der Er-
den wohnet, doch ſelten ſein Lager, ſon-
dern er erkundiget ſich eines Dachs-Bau-
es und treibet den Dachs durch vielen
Streit aus demſelben, wann er ihm ge-
wachſen iſt, oder, wann er vermercket,
daß der Dachs ausgangen, leget er ſeine
Lohſung haͤuffig vor die Roͤhre. Weil
nun zwiſchen ihnen beyden, wegen Be-
raubung der Jungen, eine beſondere
Feindſchafft iſt, und der Dachs bey ſeiner
Ankunfft den Geſtanck mercket, ſo ver-
laͤſſet er ſeine Wohnung und fliehet da-
von, worauf der Fuchs ſie ſogleich be-
ziehet: Oder wann er des Sommers
raͤudig worden iſt, durchſchlufft er den
Dachs-Bau, verſtaͤnckert ſolchen allent-
halben, welches der Dachs, als ein rein-
lich Thier, nicht vertragen kan, ſondern
gern ausziehet. Da aber der Fuchs kei-
nen Dachs-Bau findet und doch ſicher
ſeyn will, muß er nothwendig ſeinen Bau
unter einen wurtzelichten Baum oder
Stein machen, welches doch nur mit ei-
ner Roͤhre geſchiehet: Man findet auch
offters in freyen ebenen Korn-Feldern
Fuchs-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
| URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719 |
| URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/209 |
| Zitationshilfe: | Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/209>, abgerufen am 22.11.2024. |
