Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Theil. Schmiedemaschinen.
daher stetiges Arbeiten in folgender Weise vorgeschlagen.1) Das Werk-
stück w, Fig. 1250/51, wird durch zwei Rollenpaare r gestützt, welchen gegen-
über ein drittes Rollenpaar o angebracht ist. Diese drei Rollenpaare sind
gegensätzlich so einzustellen, dass ein gerades Werkstück w nur elastisch
gebogen wird, ein krummes aber, sobald die Rollen o o gegen den Rücken
der Krümmung sich legen, bleibende Biegung erfährt und zwar der geraden
Gestalt entgegen geführt wird. w wird gegenüber den Rollenpaaren ge-
dreht, und da die Axen der Rollen r und o windschief zur Längsaxe des
Werkstücks liegen, also die Rollen bestrebt sind, auf dem Werkstück w
Schraubenlinien zu beschreiben, gegensätzlich zu den Rollen o und r ver-
schoben. Die in den Abständen a angreifenden Kräfte P und 2 P treffen
daher in der Halbmesserrichtung etwa auf jede Stelle des Werkstücks bis
auf die Länge a an den Enden des letzteren. Sie biegen dabei jede vor-
handene Krümmung des Werkstücks zurück, so dass in einem Durchgang
das irgendwie gekrümmte Werkstück gerade wird. Es gelingt nicht oft,
die Rollenpaare so einzustellen, dass dieses Ziel sofort erreicht wird. Finden
sich nach dem Durchgang des Werkstücks noch Krümmungsreste, so stellt
man die Rollen neu ein, und kehrt die Drehrichtung um, so dass ein
[Abbildung] Fig. 1250.
[Abbildung] Fig. 1251.
zweiter Durchgang, nach Umständen ein dritter die Arbeit vollendet. Die
Geschwindigkeit des gegensätzlichen Fortschreitens wird durch Aenderung
der Schräglagen der Rollenpaare gegenüber der Werkstückaxe geregelt.
Man kann nun das Werkstück antreiben, während die auf einem Wagen
angebrachten Rollen sich an ihm entlang bewegen, oder den Ort der Rollen
unverändert lassen, so dass das Werkstück sich verschiebt. Manche geben
den Rollen schweinsrückenartigen Querschnitt, damit diese den am Werk-
stück befindlichen Zunder zerbröckeln. Manche machen die Rollen einfach
walzenförmig, um die Aussenfläche des Werkstücks zu schonen.

b) Richtmaschinen für Bleche

nennt man häufig Blechspannmaschinen, besser Blechentspann-
maschinen, weil sie ungleiche Spannungen der Bleche ausgleichen sollen.2)
Wenn durch ungleichmässiges Abkühlen oder infolge anderer Vorgänge in
dünneren Blechen Spannungen zurückbleiben, so bringen dieselben flache

1) Iron, Febr. 1887, S. 116, mit Schaub. American Machinist, 2. Okt. 1890, mit
Schaub. Zeitschrift des Ver. deutscher Ingen. 1891, S. 1241, mit Abb. Zeitschrift für
Werkzeugmaschinen, Nov. 1899, S. 67, mit Schaubild.
2) Herm. Fischer, Allgem. Grundsätze und Mittel des mechanischen Aufbereitens,
Leipzig 1888, S. 308.

III. Theil. Schmiedemaschinen.
daher stetiges Arbeiten in folgender Weise vorgeschlagen.1) Das Werk-
stück w, Fig. 1250/51, wird durch zwei Rollenpaare r gestützt, welchen gegen-
über ein drittes Rollenpaar o angebracht ist. Diese drei Rollenpaare sind
gegensätzlich so einzustellen, dass ein gerades Werkstück w nur elastisch
gebogen wird, ein krummes aber, sobald die Rollen o o gegen den Rücken
der Krümmung sich legen, bleibende Biegung erfährt und zwar der geraden
Gestalt entgegen geführt wird. w wird gegenüber den Rollenpaaren ge-
dreht, und da die Axen der Rollen r und o windschief zur Längsaxe des
Werkstücks liegen, also die Rollen bestrebt sind, auf dem Werkstück w
Schraubenlinien zu beschreiben, gegensätzlich zu den Rollen o und r ver-
schoben. Die in den Abständen a angreifenden Kräfte P und 2 P treffen
daher in der Halbmesserrichtung etwa auf jede Stelle des Werkstücks bis
auf die Länge a an den Enden des letzteren. Sie biegen dabei jede vor-
handene Krümmung des Werkstücks zurück, so dass in einem Durchgang
das irgendwie gekrümmte Werkstück gerade wird. Es gelingt nicht oft,
die Rollenpaare so einzustellen, dass dieses Ziel sofort erreicht wird. Finden
sich nach dem Durchgang des Werkstücks noch Krümmungsreste, so stellt
man die Rollen neu ein, und kehrt die Drehrichtung um, so dass ein
[Abbildung] Fig. 1250.
[Abbildung] Fig. 1251.
zweiter Durchgang, nach Umständen ein dritter die Arbeit vollendet. Die
Geschwindigkeit des gegensätzlichen Fortschreitens wird durch Aenderung
der Schräglagen der Rollenpaare gegenüber der Werkstückaxe geregelt.
Man kann nun das Werkstück antreiben, während die auf einem Wagen
angebrachten Rollen sich an ihm entlang bewegen, oder den Ort der Rollen
unverändert lassen, so dass das Werkstück sich verschiebt. Manche geben
den Rollen schweinsrückenartigen Querschnitt, damit diese den am Werk-
stück befindlichen Zunder zerbröckeln. Manche machen die Rollen einfach
walzenförmig, um die Aussenfläche des Werkstücks zu schonen.

b) Richtmaschinen für Bleche

nennt man häufig Blechspannmaschinen, besser Blechentspann-
maschinen, weil sie ungleiche Spannungen der Bleche ausgleichen sollen.2)
Wenn durch ungleichmässiges Abkühlen oder infolge anderer Vorgänge in
dünneren Blechen Spannungen zurückbleiben, so bringen dieselben flache

1) Iron, Febr. 1887, S. 116, mit Schaub. American Machinist, 2. Okt. 1890, mit
Schaub. Zeitschrift des Ver. deutscher Ingen. 1891, S. 1241, mit Abb. Zeitschrift für
Werkzeugmaschinen, Nov. 1899, S. 67, mit Schaubild.
2) Herm. Fischer, Allgem. Grundsätze und Mittel des mechanischen Aufbereitens,
Leipzig 1888, S. 308.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0715" n="695"/><fw place="top" type="header">III. Theil. Schmiedemaschinen.</fw><lb/>
daher stetiges Arbeiten in folgender Weise vorgeschlagen.<note place="foot" n="1)">Iron, Febr. 1887, S. 116, mit Schaub. American Machinist, 2. Okt. 1890, mit<lb/>
Schaub. Zeitschrift des Ver. deutscher Ingen. 1891, S. 1241, mit Abb. Zeitschrift für<lb/>
Werkzeugmaschinen, Nov. 1899, S. 67, mit Schaubild.</note> Das Werk-<lb/>
stück <hi rendition="#i">w</hi>, Fig. 1250/51, wird durch zwei Rollenpaare <hi rendition="#i">r</hi> gestützt, welchen gegen-<lb/>
über ein drittes Rollenpaar <hi rendition="#i">o</hi> angebracht ist. Diese drei Rollenpaare sind<lb/>
gegensätzlich so einzustellen, dass ein gerades Werkstück <hi rendition="#i">w</hi> nur elastisch<lb/>
gebogen wird, ein krummes aber, sobald die Rollen <hi rendition="#i">o o</hi> gegen den Rücken<lb/>
der Krümmung sich legen, bleibende Biegung erfährt und zwar der geraden<lb/>
Gestalt entgegen geführt wird. <hi rendition="#i">w</hi> wird gegenüber den Rollenpaaren ge-<lb/>
dreht, und da die Axen der Rollen <hi rendition="#i">r</hi> und <hi rendition="#i">o</hi> windschief zur Längsaxe des<lb/>
Werkstücks liegen, also die Rollen bestrebt sind, auf dem Werkstück <hi rendition="#i">w</hi><lb/>
Schraubenlinien zu beschreiben, gegensätzlich zu den Rollen <hi rendition="#i">o</hi> und <hi rendition="#i">r</hi> ver-<lb/>
schoben. Die in den Abständen <hi rendition="#i">a</hi> angreifenden Kräfte <hi rendition="#i">P</hi> und 2 <hi rendition="#i">P</hi> treffen<lb/>
daher in der Halbmesserrichtung etwa auf jede Stelle des Werkstücks bis<lb/>
auf die Länge <hi rendition="#i">a</hi> an den Enden des letzteren. Sie biegen dabei jede vor-<lb/>
handene Krümmung des Werkstücks zurück, so dass in einem Durchgang<lb/>
das irgendwie gekrümmte Werkstück gerade wird. Es gelingt nicht oft,<lb/>
die Rollenpaare so einzustellen, dass dieses Ziel sofort erreicht wird. Finden<lb/>
sich nach dem Durchgang des Werkstücks noch Krümmungsreste, so stellt<lb/>
man die Rollen neu ein, und kehrt die Drehrichtung um, so dass ein<lb/><figure><head>Fig. 1250.</head></figure><lb/><figure><head>Fig. 1251.</head></figure><lb/>
zweiter Durchgang, nach Umständen ein dritter die Arbeit vollendet. Die<lb/>
Geschwindigkeit des gegensätzlichen Fortschreitens wird durch Aenderung<lb/>
der Schräglagen der Rollenpaare gegenüber der Werkstückaxe geregelt.<lb/>
Man kann nun das Werkstück antreiben, während die auf einem Wagen<lb/>
angebrachten Rollen sich an ihm entlang bewegen, oder den Ort der Rollen<lb/>
unverändert lassen, so dass das Werkstück sich verschiebt. Manche geben<lb/>
den Rollen schweinsrückenartigen Querschnitt, damit diese den am Werk-<lb/>
stück befindlichen Zunder zerbröckeln. Manche machen die Rollen einfach<lb/>
walzenförmig, um die Aussenfläche des Werkstücks zu schonen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>b) <hi rendition="#g">Richtmaschinen für Bleche</hi></head><lb/>
              <p>nennt man häufig <hi rendition="#g">Blechspannmaschinen</hi>, besser <hi rendition="#g">Blechentspann</hi>-<lb/>
maschinen, weil sie ungleiche Spannungen der Bleche ausgleichen sollen.<note place="foot" n="2)">Herm. Fischer, Allgem. Grundsätze und Mittel des mechanischen Aufbereitens,<lb/>
Leipzig 1888, S. 308.</note><lb/>
Wenn durch ungleichmässiges Abkühlen oder infolge anderer Vorgänge in<lb/>
dünneren Blechen Spannungen zurückbleiben, so bringen dieselben flache<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[695/0715] III. Theil. Schmiedemaschinen. daher stetiges Arbeiten in folgender Weise vorgeschlagen. 1) Das Werk- stück w, Fig. 1250/51, wird durch zwei Rollenpaare r gestützt, welchen gegen- über ein drittes Rollenpaar o angebracht ist. Diese drei Rollenpaare sind gegensätzlich so einzustellen, dass ein gerades Werkstück w nur elastisch gebogen wird, ein krummes aber, sobald die Rollen o o gegen den Rücken der Krümmung sich legen, bleibende Biegung erfährt und zwar der geraden Gestalt entgegen geführt wird. w wird gegenüber den Rollenpaaren ge- dreht, und da die Axen der Rollen r und o windschief zur Längsaxe des Werkstücks liegen, also die Rollen bestrebt sind, auf dem Werkstück w Schraubenlinien zu beschreiben, gegensätzlich zu den Rollen o und r ver- schoben. Die in den Abständen a angreifenden Kräfte P und 2 P treffen daher in der Halbmesserrichtung etwa auf jede Stelle des Werkstücks bis auf die Länge a an den Enden des letzteren. Sie biegen dabei jede vor- handene Krümmung des Werkstücks zurück, so dass in einem Durchgang das irgendwie gekrümmte Werkstück gerade wird. Es gelingt nicht oft, die Rollenpaare so einzustellen, dass dieses Ziel sofort erreicht wird. Finden sich nach dem Durchgang des Werkstücks noch Krümmungsreste, so stellt man die Rollen neu ein, und kehrt die Drehrichtung um, so dass ein [Abbildung Fig. 1250.] [Abbildung Fig. 1251.] zweiter Durchgang, nach Umständen ein dritter die Arbeit vollendet. Die Geschwindigkeit des gegensätzlichen Fortschreitens wird durch Aenderung der Schräglagen der Rollenpaare gegenüber der Werkstückaxe geregelt. Man kann nun das Werkstück antreiben, während die auf einem Wagen angebrachten Rollen sich an ihm entlang bewegen, oder den Ort der Rollen unverändert lassen, so dass das Werkstück sich verschiebt. Manche geben den Rollen schweinsrückenartigen Querschnitt, damit diese den am Werk- stück befindlichen Zunder zerbröckeln. Manche machen die Rollen einfach walzenförmig, um die Aussenfläche des Werkstücks zu schonen. b) Richtmaschinen für Bleche nennt man häufig Blechspannmaschinen, besser Blechentspann- maschinen, weil sie ungleiche Spannungen der Bleche ausgleichen sollen. 2) Wenn durch ungleichmässiges Abkühlen oder infolge anderer Vorgänge in dünneren Blechen Spannungen zurückbleiben, so bringen dieselben flache 1) Iron, Febr. 1887, S. 116, mit Schaub. American Machinist, 2. Okt. 1890, mit Schaub. Zeitschrift des Ver. deutscher Ingen. 1891, S. 1241, mit Abb. Zeitschrift für Werkzeugmaschinen, Nov. 1899, S. 67, mit Schaubild. 2) Herm. Fischer, Allgem. Grundsätze und Mittel des mechanischen Aufbereitens, Leipzig 1888, S. 308.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/715
Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 695. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/715>, abgerufen am 22.11.2024.