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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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III. Theil. Schmiedemaschinen.
den, aus Temperguss bestehenden Hohlkörper bethätigt. Dieser Hohlkörper
überträgt seine Schwingungen mittels drei Gummipuffer auf den Helm des
Hammers. Ein vierter Gummipuffer -- der rechts oben sichtbare -- sitzt
fest am Maschinengestell. Schlagstärke wie Raschheit der Schläge regelt
man durch Bremsen der durch Riemen angetriebenen Kurbelwelle, auch
wohl gleichzeitiges Entspannen des Treibriemens (Zurückziehen einer Spann-
rolle) unter Vermittlung eines zu tretenden Hebels, welchen der Schmied
selbst bethätigt. Eine fernere Regelung der Schlagstärke kann durch
Aendern des Abstandes vom Amboss bis zur mittleren Hammerlage herbei-
geführt werden, indem man die Lenkstangenlänge ändert. Man verfolgt
hiermit aber auch den Zweck, die mittlere Hammerlage der Werkstück-
dicke anzupassen. Der Hammer wird mit 12 bis 90 kg Bärgewicht bei 400
bis 225 minutlichen Schlägen für 25 bis 100 mm dickes Schmiedeeisen aus-
geführt.

In grösserer Ausdehnung benutzt man für den vorliegenden Zweck
die atmosphärische Luft als elastisches Mittel.

Durch die 1873 er Wiener Weltausstellung wurde zuerst der Sholl-
sche Luftfederhammer
bekannt.1) Das Wesentlichste desselben besteht
in einem durch Kurbel und Lenkstange auf- und niederbewegten Stiefel a,
Fig. 1062, welcher am Maschinengestell gute Führung findet und einem
Kolben k, an dessen Stange b der eigentliche Hammer sitzt. Etwa in
halber Höhe des Stiefels ist dessen Wand mit einigen Löchern versehen.
Von der gezeichneten Lage aus kann der Kolben k zunächst gegenüber
dem steigenden Stiefel zurückbleiben, dabei
verschliesst er die Seitenöffnungen des Stie-
fels, und die unter dem Kolben befindliche
Luft verdichtet sich, so dass k gezwungen
wird, mit zu steigen. Die Beschleunigung
des Bärgewichts (Kolben k, Stange b und
Hammer) erfolgt in kurzer Zeit, der Druck
der unter k befindlichen verdichteten Luft
steigert sich und der Kolben schnellt im
Stiefel empor. Oben wiederholt sich derselbe
Vorgang, so dass im ganzen die Bewegungs-
art des Bärs derjenigen gleicht, die weiter
oben für das an einer Blattfeder sitzende
Gewicht beschrieben ist. Die Oeffnungen in

[Abbildung] Fig. 1062.
[Abbildung] Fig. 1063.
der Stiefelwand, Fig. 1062, dienen im wesentlichen zum Ersatz verloren
gehender Luft.

Bei einem später beschriebenen Sholl'schen2) Hammer, sowie den von
Chenot,3) Longworth4) und Browett5) angegebenen Hämmern wird der
Kolben durch die Kurbel angetrieben, während der Hammer mit dem Stiefel
fest verbunden ist. Es finden sich an den zuletzt angeführten Luftfeder-
hämmern noch sonstige Eigenthümlichkeiten, hinsichtlich welcher ich auf

1) Dingl. polyt. Journ. 1875, Bd. 215, S. 397, mit Abb.; 1878, Bd. 227, S. 343,
mit Abb.
2) Dingl. polyt. Journ. 1878, Bd. 227, S. 343, mit Abb.
3) Daselbst, S. 426, mit Abb.
4) Daselbst, S. 524, mit Abb.
5) Dingl. polyt. Journ. 1876, Bd. 220, S. 404, mit Abb.

III. Theil. Schmiedemaschinen.
den, aus Temperguss bestehenden Hohlkörper bethätigt. Dieser Hohlkörper
überträgt seine Schwingungen mittels drei Gummipuffer auf den Helm des
Hammers. Ein vierter Gummipuffer — der rechts oben sichtbare — sitzt
fest am Maschinengestell. Schlagstärke wie Raschheit der Schläge regelt
man durch Bremsen der durch Riemen angetriebenen Kurbelwelle, auch
wohl gleichzeitiges Entspannen des Treibriemens (Zurückziehen einer Spann-
rolle) unter Vermittlung eines zu tretenden Hebels, welchen der Schmied
selbst bethätigt. Eine fernere Regelung der Schlagstärke kann durch
Aendern des Abstandes vom Amboss bis zur mittleren Hammerlage herbei-
geführt werden, indem man die Lenkstangenlänge ändert. Man verfolgt
hiermit aber auch den Zweck, die mittlere Hammerlage der Werkstück-
dicke anzupassen. Der Hammer wird mit 12 bis 90 kg Bärgewicht bei 400
bis 225 minutlichen Schlägen für 25 bis 100 mm dickes Schmiedeeisen aus-
geführt.

In grösserer Ausdehnung benutzt man für den vorliegenden Zweck
die atmosphärische Luft als elastisches Mittel.

Durch die 1873 er Wiener Weltausstellung wurde zuerst der Sholl-
sche Luftfederhammer
bekannt.1) Das Wesentlichste desselben besteht
in einem durch Kurbel und Lenkstange auf- und niederbewegten Stiefel a,
Fig. 1062, welcher am Maschinengestell gute Führung findet und einem
Kolben k, an dessen Stange b der eigentliche Hammer sitzt. Etwa in
halber Höhe des Stiefels ist dessen Wand mit einigen Löchern versehen.
Von der gezeichneten Lage aus kann der Kolben k zunächst gegenüber
dem steigenden Stiefel zurückbleiben, dabei
verschliesst er die Seitenöffnungen des Stie-
fels, und die unter dem Kolben befindliche
Luft verdichtet sich, so dass k gezwungen
wird, mit zu steigen. Die Beschleunigung
des Bärgewichts (Kolben k, Stange b und
Hammer) erfolgt in kurzer Zeit, der Druck
der unter k befindlichen verdichteten Luft
steigert sich und der Kolben schnellt im
Stiefel empor. Oben wiederholt sich derselbe
Vorgang, so dass im ganzen die Bewegungs-
art des Bärs derjenigen gleicht, die weiter
oben für das an einer Blattfeder sitzende
Gewicht beschrieben ist. Die Oeffnungen in

[Abbildung] Fig. 1062.
[Abbildung] Fig. 1063.
der Stiefelwand, Fig. 1062, dienen im wesentlichen zum Ersatz verloren
gehender Luft.

Bei einem später beschriebenen Sholl’schen2) Hammer, sowie den von
Chenot,3) Longworth4) und Browett5) angegebenen Hämmern wird der
Kolben durch die Kurbel angetrieben, während der Hammer mit dem Stiefel
fest verbunden ist. Es finden sich an den zuletzt angeführten Luftfeder-
hämmern noch sonstige Eigenthümlichkeiten, hinsichtlich welcher ich auf

1) Dingl. polyt. Journ. 1875, Bd. 215, S. 397, mit Abb.; 1878, Bd. 227, S. 343,
mit Abb.
2) Dingl. polyt. Journ. 1878, Bd. 227, S. 343, mit Abb.
3) Daselbst, S. 426, mit Abb.
4) Daselbst, S. 524, mit Abb.
5) Dingl. polyt. Journ. 1876, Bd. 220, S. 404, mit Abb.
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[591/0609] III. Theil. Schmiedemaschinen. den, aus Temperguss bestehenden Hohlkörper bethätigt. Dieser Hohlkörper überträgt seine Schwingungen mittels drei Gummipuffer auf den Helm des Hammers. Ein vierter Gummipuffer — der rechts oben sichtbare — sitzt fest am Maschinengestell. Schlagstärke wie Raschheit der Schläge regelt man durch Bremsen der durch Riemen angetriebenen Kurbelwelle, auch wohl gleichzeitiges Entspannen des Treibriemens (Zurückziehen einer Spann- rolle) unter Vermittlung eines zu tretenden Hebels, welchen der Schmied selbst bethätigt. Eine fernere Regelung der Schlagstärke kann durch Aendern des Abstandes vom Amboss bis zur mittleren Hammerlage herbei- geführt werden, indem man die Lenkstangenlänge ändert. Man verfolgt hiermit aber auch den Zweck, die mittlere Hammerlage der Werkstück- dicke anzupassen. Der Hammer wird mit 12 bis 90 kg Bärgewicht bei 400 bis 225 minutlichen Schlägen für 25 bis 100 mm dickes Schmiedeeisen aus- geführt. In grösserer Ausdehnung benutzt man für den vorliegenden Zweck die atmosphärische Luft als elastisches Mittel. Durch die 1873 er Wiener Weltausstellung wurde zuerst der Sholl- sche Luftfederhammer bekannt. 1) Das Wesentlichste desselben besteht in einem durch Kurbel und Lenkstange auf- und niederbewegten Stiefel a, Fig. 1062, welcher am Maschinengestell gute Führung findet und einem Kolben k, an dessen Stange b der eigentliche Hammer sitzt. Etwa in halber Höhe des Stiefels ist dessen Wand mit einigen Löchern versehen. Von der gezeichneten Lage aus kann der Kolben k zunächst gegenüber dem steigenden Stiefel zurückbleiben, dabei verschliesst er die Seitenöffnungen des Stie- fels, und die unter dem Kolben befindliche Luft verdichtet sich, so dass k gezwungen wird, mit zu steigen. Die Beschleunigung des Bärgewichts (Kolben k, Stange b und Hammer) erfolgt in kurzer Zeit, der Druck der unter k befindlichen verdichteten Luft steigert sich und der Kolben schnellt im Stiefel empor. Oben wiederholt sich derselbe Vorgang, so dass im ganzen die Bewegungs- art des Bärs derjenigen gleicht, die weiter oben für das an einer Blattfeder sitzende Gewicht beschrieben ist. Die Oeffnungen in [Abbildung Fig. 1062.] [Abbildung Fig. 1063.] der Stiefelwand, Fig. 1062, dienen im wesentlichen zum Ersatz verloren gehender Luft. Bei einem später beschriebenen Sholl’schen 2) Hammer, sowie den von Chenot, 3) Longworth 4) und Browett 5) angegebenen Hämmern wird der Kolben durch die Kurbel angetrieben, während der Hammer mit dem Stiefel fest verbunden ist. Es finden sich an den zuletzt angeführten Luftfeder- hämmern noch sonstige Eigenthümlichkeiten, hinsichtlich welcher ich auf 1) Dingl. polyt. Journ. 1875, Bd. 215, S. 397, mit Abb.; 1878, Bd. 227, S. 343, mit Abb. 2) Dingl. polyt. Journ. 1878, Bd. 227, S. 343, mit Abb. 3) Daselbst, S. 426, mit Abb. 4) Daselbst, S. 524, mit Abb. 5) Dingl. polyt. Journ. 1876, Bd. 220, S. 404, mit Abb.

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 591. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/609>, abgerufen am 02.05.2024.