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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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II. Theil. Scheeren und Durchschnitte.
Der ihnen begegnende grösste Widerstand ist das Produkt aus dem Loch-
umfang, der Blechdicke d und der Scheerfestigkeit s. Nennt man die
Inanspruchnahme des Stempels für 1 qmm seines Querschnittes k, so erhält
man für kreisrunde Löcher die Gleichung:
[Formel 1] oder, bei s = 40 kg:
[Formel 2] Daraus folgt zur Genüge, dass selbst bei Verwendung besten Stahles für
den Stempel und tadelloser Härtung desselben die Lochweite mindestens
so gross sein muss wie die Blechdicke. Man findet denn auch, dass regel-
mässig die Lochweite nennenswerth grösser ist, als die Blechdicke. Es ist
jedoch zu bemerken, dass hin und wieder angegeben wird, man habe kleinere
Löcher mittels des Durchschnitts erzeugt. Ist das richtig, so muss man
annehmen, dass der Vorgang des Durchschneidens bei solchem Verhältniss
[Formel 3] ein etwas anderer ist als gewöhnlich, vielleicht, indem die Nachgiebig-
keit auf Grund der Bildsamkeit
eine grössere Rolle spielt.

Wegen der Schwierigkeit des
Härtens grosser Stahlkörper wird
bei grossen Abmessungen die
Schneidkante des Stempels für sich
angefertigt und an dem sonstigen
Stempel befestigt. Das gilt ins-
besondere für unregelmässig ge-
staltete Lochquerschnitte. Fig. 929
stellt ein hierher gehöriges Beispiel
in einer Unter- und einer Seiten-
ansicht dar.1) a bezeichnet den
die Schneidkante enthaltenden, ge-
härteten Stahltheil, b einen Körper,
welcher die Verbindung mit dem
Schlitten der Maschine vermittelt.
Fig. 930 ist das Bild des zuge-
hörigen hier plattenförmigen Loch-
ringes in zwei Ansichten.

Auf den Lochring des
Durchschnitts wirkt in der Arbeits-
richtung derselbe Druck wie auf
den Stempel; quer gegen diese
Richtung wird man Kräfte an-
nehmen müssen, welche zu erste-

[Abbildung] Fig. 929.
ren sich verhalten wie p:w bei den Blechscheeren.

Für gewöhnlich besteht der Lochring aus einem stählernen, gehärteten,
kreisrunden Ring, den man in einen geeigneten Untersatz, wohl Tasse ge-

1) Revue generale des chemins de fer, Mai 1897, mit Abb.

II. Theil. Scheeren und Durchschnitte.
Der ihnen begegnende grösste Widerstand ist das Produkt aus dem Loch-
umfang, der Blechdicke δ und der Scheerfestigkeit σ. Nennt man die
Inanspruchnahme des Stempels für 1 qmm seines Querschnittes k, so erhält
man für kreisrunde Löcher die Gleichung:
[Formel 1] oder, bei σ = 40 kg:
[Formel 2] Daraus folgt zur Genüge, dass selbst bei Verwendung besten Stahles für
den Stempel und tadelloser Härtung desselben die Lochweite mindestens
so gross sein muss wie die Blechdicke. Man findet denn auch, dass regel-
mässig die Lochweite nennenswerth grösser ist, als die Blechdicke. Es ist
jedoch zu bemerken, dass hin und wieder angegeben wird, man habe kleinere
Löcher mittels des Durchschnitts erzeugt. Ist das richtig, so muss man
annehmen, dass der Vorgang des Durchschneidens bei solchem Verhältniss
[Formel 3] ein etwas anderer ist als gewöhnlich, vielleicht, indem die Nachgiebig-
keit auf Grund der Bildsamkeit
eine grössere Rolle spielt.

Wegen der Schwierigkeit des
Härtens grosser Stahlkörper wird
bei grossen Abmessungen die
Schneidkante des Stempels für sich
angefertigt und an dem sonstigen
Stempel befestigt. Das gilt ins-
besondere für unregelmässig ge-
staltete Lochquerschnitte. Fig. 929
stellt ein hierher gehöriges Beispiel
in einer Unter- und einer Seiten-
ansicht dar.1) a bezeichnet den
die Schneidkante enthaltenden, ge-
härteten Stahltheil, b einen Körper,
welcher die Verbindung mit dem
Schlitten der Maschine vermittelt.
Fig. 930 ist das Bild des zuge-
hörigen hier plattenförmigen Loch-
ringes in zwei Ansichten.

Auf den Lochring des
Durchschnitts wirkt in der Arbeits-
richtung derselbe Druck wie auf
den Stempel; quer gegen diese
Richtung wird man Kräfte an-
nehmen müssen, welche zu erste-

[Abbildung] Fig. 929.
ren sich verhalten wie p:w bei den Blechscheeren.

Für gewöhnlich besteht der Lochring aus einem stählernen, gehärteten,
kreisrunden Ring, den man in einen geeigneten Untersatz, wohl Tasse ge-

1) Revue générale des chemins de fer, Mai 1897, mit Abb.
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[503/0517] II. Theil. Scheeren und Durchschnitte. Der ihnen begegnende grösste Widerstand ist das Produkt aus dem Loch- umfang, der Blechdicke δ und der Scheerfestigkeit σ. Nennt man die Inanspruchnahme des Stempels für 1 qmm seines Querschnittes k, so erhält man für kreisrunde Löcher die Gleichung: [FORMEL] oder, bei σ = 40 kg: [FORMEL] Daraus folgt zur Genüge, dass selbst bei Verwendung besten Stahles für den Stempel und tadelloser Härtung desselben die Lochweite mindestens so gross sein muss wie die Blechdicke. Man findet denn auch, dass regel- mässig die Lochweite nennenswerth grösser ist, als die Blechdicke. Es ist jedoch zu bemerken, dass hin und wieder angegeben wird, man habe kleinere Löcher mittels des Durchschnitts erzeugt. Ist das richtig, so muss man annehmen, dass der Vorgang des Durchschneidens bei solchem Verhältniss [FORMEL] ein etwas anderer ist als gewöhnlich, vielleicht, indem die Nachgiebig- keit auf Grund der Bildsamkeit eine grössere Rolle spielt. Wegen der Schwierigkeit des Härtens grosser Stahlkörper wird bei grossen Abmessungen die Schneidkante des Stempels für sich angefertigt und an dem sonstigen Stempel befestigt. Das gilt ins- besondere für unregelmässig ge- staltete Lochquerschnitte. Fig. 929 stellt ein hierher gehöriges Beispiel in einer Unter- und einer Seiten- ansicht dar. 1) a bezeichnet den die Schneidkante enthaltenden, ge- härteten Stahltheil, b einen Körper, welcher die Verbindung mit dem Schlitten der Maschine vermittelt. Fig. 930 ist das Bild des zuge- hörigen hier plattenförmigen Loch- ringes in zwei Ansichten. Auf den Lochring des Durchschnitts wirkt in der Arbeits- richtung derselbe Druck wie auf den Stempel; quer gegen diese Richtung wird man Kräfte an- nehmen müssen, welche zu erste- [Abbildung Fig. 929.] ren sich verhalten wie p:w bei den Blechscheeren. Für gewöhnlich besteht der Lochring aus einem stählernen, gehärteten, kreisrunden Ring, den man in einen geeigneten Untersatz, wohl Tasse ge- 1) Revue générale des chemins de fer, Mai 1897, mit Abb.

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/517>, abgerufen am 22.11.2024.