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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
technologischen Sammlung der Techn. Hochschule finden sich neben 280 mm
breiten auch Späne, welche weniger als 1/10 mm breit sind.

Die Spandicke x, Fig. 9 (S. 14), welche durch Fräser erzeugt wird,
schwankt bei jedem Span zwischen o und dem grössten Werth d; sie wird
durch Gl. 5 und 7 (S. 15) ausgedrückt. Die grösste Dicke d ist nun an-
scheinend nicht massgebend für die Zuschiebungsgeschwindigkeit, eher
schon die Zuschiebung, welche auf einen Zahn des Fräsers entfällt. Aber
auch hieraus lässt sich aus den bekannt gewordenen Zahlen eine bestimmte
Regel nicht ableiten,1) man kommt vielmehr bei dem Lesen der Abhand-
lungen zu der Anschauung, als ob die Standhaftigkeit der betreffenden
Maschinen einen wesentlichen Einfluss auf die angewendeten Zuschiebungs-
geschwindigkeiten gehabt habe. Und das ist erklärlich: ist man bei Steige-
rung der Leistung an der Grenze angekommen, welche die Widerstands-
fähigkeit der Fräserspindel oder der Antrieb nicht zu überschreiten ge-
stattet, so ist das etwa vorhandene Vermögen des Fräsers mehr zu leisten
gegenstandslos.

Für den Entwurf einer Fräsmaschine, welche ganz bestimmten Zwecken
dienen soll, wird man nach Umständen besondere Versuche anstellen

[Abbildung] Fig. 16.
müssen, wenn nicht Ergebnisse von Versuchen mit verwandten Maschinen
vorliegen. Im allgemeinen liegt die sekundliche Zuschiebungsgeschwindig-
keit v der Fräsmaschinen zwischen 0,25 und 2 mm und das Verhältniss
der Schnittgeschwindigkeit u zur Schaltgeschwindigkeit v für Fräser zwischen
150 bis 1000, für Kaltkreissägen zwischen 300 und 1300, bei Kaltbandsägen
zwischen 1000 und 3600.

Das Gleiten des Spans längs der Zahnbrust, ebenso das Gleiten des
Zahnrückens auf der zurückgedrängten Schnittfläche verursacht Abnutzungen,
so dass die ursprüngliche Querschnittsgestalt des Zahns oder Stichels E A J,
Fig. 16, in die durch gestrichelte Linien dargestellte übergeht. Es tritt
diese Abnutzung selbstverständlich nur da auf, wo der Stichel mit dem
Werkstück in Berührung steht, sie ist daher auf dem Rücken -- A · J --
länger als auf der Brust -- A E --; sie ist am stärksten da, wo der grösste
Druck herrscht und verläuft, bei J und E. Eine solche abgenutzte, stumpf
gewordene Schneide begegnet grösseren Widerständen als eine neue, theils,
weil der Abrundungshalbmesser grösser geworden ist, hauptsächlich aber,

1) Vergl. u. a. Engineering, Oct. 1891, S. 394; Jan. 1892, S. 27. Dingl. polyt.
Journ. 1895, Bd. 296, S. 254 ff. American. Machinist, 24. Jan., 9. Mai 1895.

I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
technologischen Sammlung der Techn. Hochschule finden sich neben 280 mm
breiten auch Späne, welche weniger als 1/10 mm breit sind.

Die Spandicke x, Fig. 9 (S. 14), welche durch Fräser erzeugt wird,
schwankt bei jedem Span zwischen o und dem grössten Werth δ; sie wird
durch Gl. 5 und 7 (S. 15) ausgedrückt. Die grösste Dicke δ ist nun an-
scheinend nicht massgebend für die Zuschiebungsgeschwindigkeit, eher
schon die Zuschiebung, welche auf einen Zahn des Fräsers entfällt. Aber
auch hieraus lässt sich aus den bekannt gewordenen Zahlen eine bestimmte
Regel nicht ableiten,1) man kommt vielmehr bei dem Lesen der Abhand-
lungen zu der Anschauung, als ob die Standhaftigkeit der betreffenden
Maschinen einen wesentlichen Einfluss auf die angewendeten Zuschiebungs-
geschwindigkeiten gehabt habe. Und das ist erklärlich: ist man bei Steige-
rung der Leistung an der Grenze angekommen, welche die Widerstands-
fähigkeit der Fräserspindel oder der Antrieb nicht zu überschreiten ge-
stattet, so ist das etwa vorhandene Vermögen des Fräsers mehr zu leisten
gegenstandslos.

Für den Entwurf einer Fräsmaschine, welche ganz bestimmten Zwecken
dienen soll, wird man nach Umständen besondere Versuche anstellen

[Abbildung] Fig. 16.
müssen, wenn nicht Ergebnisse von Versuchen mit verwandten Maschinen
vorliegen. Im allgemeinen liegt die sekundliche Zuschiebungsgeschwindig-
keit v der Fräsmaschinen zwischen 0,25 und 2 mm und das Verhältniss
der Schnittgeschwindigkeit u zur Schaltgeschwindigkeit v für Fräser zwischen
150 bis 1000, für Kaltkreissägen zwischen 300 und 1300, bei Kaltbandsägen
zwischen 1000 und 3600.

Das Gleiten des Spans längs der Zahnbrust, ebenso das Gleiten des
Zahnrückens auf der zurückgedrängten Schnittfläche verursacht Abnutzungen,
so dass die ursprüngliche Querschnittsgestalt des Zahns oder Stichels E A J,
Fig. 16, in die durch gestrichelte Linien dargestellte übergeht. Es tritt
diese Abnutzung selbstverständlich nur da auf, wo der Stichel mit dem
Werkstück in Berührung steht, sie ist daher auf dem Rücken — A · J
länger als auf der Brust — A E —; sie ist am stärksten da, wo der grösste
Druck herrscht und verläuft, bei J und E. Eine solche abgenutzte, stumpf
gewordene Schneide begegnet grösseren Widerständen als eine neue, theils,
weil der Abrundungshalbmesser grösser geworden ist, hauptsächlich aber,

1) Vergl. u. a. Engineering, Oct. 1891, S. 394; Jan. 1892, S. 27. Dingl. polyt.
Journ. 1895, Bd. 296, S. 254 ff. American. Machinist, 24. Jan., 9. Mai 1895.
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[23/0037] I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen. technologischen Sammlung der Techn. Hochschule finden sich neben 280 mm breiten auch Späne, welche weniger als 1/10 mm breit sind. Die Spandicke x, Fig. 9 (S. 14), welche durch Fräser erzeugt wird, schwankt bei jedem Span zwischen o und dem grössten Werth δ; sie wird durch Gl. 5 und 7 (S. 15) ausgedrückt. Die grösste Dicke δ ist nun an- scheinend nicht massgebend für die Zuschiebungsgeschwindigkeit, eher schon die Zuschiebung, welche auf einen Zahn des Fräsers entfällt. Aber auch hieraus lässt sich aus den bekannt gewordenen Zahlen eine bestimmte Regel nicht ableiten, 1) man kommt vielmehr bei dem Lesen der Abhand- lungen zu der Anschauung, als ob die Standhaftigkeit der betreffenden Maschinen einen wesentlichen Einfluss auf die angewendeten Zuschiebungs- geschwindigkeiten gehabt habe. Und das ist erklärlich: ist man bei Steige- rung der Leistung an der Grenze angekommen, welche die Widerstands- fähigkeit der Fräserspindel oder der Antrieb nicht zu überschreiten ge- stattet, so ist das etwa vorhandene Vermögen des Fräsers mehr zu leisten gegenstandslos. Für den Entwurf einer Fräsmaschine, welche ganz bestimmten Zwecken dienen soll, wird man nach Umständen besondere Versuche anstellen [Abbildung Fig. 16.] müssen, wenn nicht Ergebnisse von Versuchen mit verwandten Maschinen vorliegen. Im allgemeinen liegt die sekundliche Zuschiebungsgeschwindig- keit v der Fräsmaschinen zwischen 0,25 und 2 mm und das Verhältniss der Schnittgeschwindigkeit u zur Schaltgeschwindigkeit v für Fräser zwischen 150 bis 1000, für Kaltkreissägen zwischen 300 und 1300, bei Kaltbandsägen zwischen 1000 und 3600. Das Gleiten des Spans längs der Zahnbrust, ebenso das Gleiten des Zahnrückens auf der zurückgedrängten Schnittfläche verursacht Abnutzungen, so dass die ursprüngliche Querschnittsgestalt des Zahns oder Stichels E A J, Fig. 16, in die durch gestrichelte Linien dargestellte übergeht. Es tritt diese Abnutzung selbstverständlich nur da auf, wo der Stichel mit dem Werkstück in Berührung steht, sie ist daher auf dem Rücken — A · J — länger als auf der Brust — A E —; sie ist am stärksten da, wo der grösste Druck herrscht und verläuft, bei J und E. Eine solche abgenutzte, stumpf gewordene Schneide begegnet grösseren Widerständen als eine neue, theils, weil der Abrundungshalbmesser grösser geworden ist, hauptsächlich aber, 1) Vergl. u. a. Engineering, Oct. 1891, S. 394; Jan. 1892, S. 27. Dingl. polyt. Journ. 1895, Bd. 296, S. 254 ff. American. Machinist, 24. Jan., 9. Mai 1895.

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/37>, abgerufen am 29.03.2024.