Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
Für s sei ein quadratischer Querschnitt von 40 mm Seitenlänge angenommen,
so dass die grösste Spannung S1, welche von diesem Moment herrührt, aus-
gedrückt wird durch
100 000 = [Formel 1] S1
oder
S2 = 9,37 kg/qmm.

Der Widerstand W1 vertheilt sich ferner als
Druck auf den Querschnitt 402, so dass ein
Spannungszuwachs:
S2 = 400 : 1600 = 0,25 kg/qmm
entsteht, also die grösste Druckspannung S
gleich wird:
S = S1 + S2 = 9,37 + 0,25 = 9,62 kg/qmm.

Es ist daher die Dicke des Stichels nicht
zu gross gewählt, zumal wenn man erwägt,
dass bei der grossen freien Länge des Stichels
dessen federnde Nachgiebigkeit beachtenswerthe
Ungenauigkeiten der bearbeiteten Fläche ver-
anlassen kann.

Liegt die Hauptschneide etwa gleichlaufend
zur Bildfläche, also W2 etwa rechtwinklig zu
dieser, so ändert sich wenig an der Bean-
spruchung des Stichels, da das Moment, welches
W1 erzeugt, verhältnissmässig klein ist.

Für den Fall, dass der Stichel an der
Innenseite eines rings umschlossenen Raumes
arbeiten soll -- z. B. behufs Erzeugens einer
Keilnuthe -- ist die durch Fig. 457 dargestellte
Einspannungsart des Stichels kaum zu vermeiden.
Da aber die Kosten eines so starken und
langen Stahlkörpers beträchtlich sind und dieser
nach mehrmaligem Umschmieden und dement-

[Abbildung] Fig. 457.
sprechender Verkürzung für den vorliegenden Zweck nicht
mehr gebraucht werden kann, so zieht man oft vor, einen
Werkzeughalter, d. i. einen Stab entsprechender Länge und
Dicke, am Stössel a zu befestigen, welcher in einem nahe
seinem freien Ende angebrachten Loch den Stichel von
nunmehr erheblich kleinerem Querschnitt und geringerer
Länge enthält. Wenn das untere Ende des Stössels nach
Fig. 457 nur für die angegebene Einspannungsweise des
Stichels vorgerichtet ist, so verwendet man den gekenn-
[Abbildung] Fig. 458.
zeichneten oder in dem Werkzeughalter befestigten Stichel auch für die
Bearbeitung von Aussenflächen, d. h. in dem Falle, dass der verfügbare
Raum gestattet, den Stössel selbst an dem Werkstück hinabsteigen zu
lassen. Das kann man durch Ausbildung des unteren Stösselendes nach
Fig. 458 vermeiden. Ein Stichel von nur 20 mm Dicke und Breite erfährt

15*

I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
Für s sei ein quadratischer Querschnitt von 40 mm Seitenlänge angenommen,
so dass die grösste Spannung S1, welche von diesem Moment herrührt, aus-
gedrückt wird durch
100 000 = [Formel 1] S1
oder
S2 = 9,37 kg/qmm.

Der Widerstand W1 vertheilt sich ferner als
Druck auf den Querschnitt 402, so dass ein
Spannungszuwachs:
S2 = 400 : 1600 = 0,25 kg/qmm
entsteht, also die grösste Druckspannung S
gleich wird:
S = S1 + S2 = 9,37 + 0,25 = 9,62 kg/qmm.

Es ist daher die Dicke des Stichels nicht
zu gross gewählt, zumal wenn man erwägt,
dass bei der grossen freien Länge des Stichels
dessen federnde Nachgiebigkeit beachtenswerthe
Ungenauigkeiten der bearbeiteten Fläche ver-
anlassen kann.

Liegt die Hauptschneide etwa gleichlaufend
zur Bildfläche, also W2 etwa rechtwinklig zu
dieser, so ändert sich wenig an der Bean-
spruchung des Stichels, da das Moment, welches
W1 erzeugt, verhältnissmässig klein ist.

Für den Fall, dass der Stichel an der
Innenseite eines rings umschlossenen Raumes
arbeiten soll — z. B. behufs Erzeugens einer
Keilnuthe — ist die durch Fig. 457 dargestellte
Einspannungsart des Stichels kaum zu vermeiden.
Da aber die Kosten eines so starken und
langen Stahlkörpers beträchtlich sind und dieser
nach mehrmaligem Umschmieden und dement-

[Abbildung] Fig. 457.
sprechender Verkürzung für den vorliegenden Zweck nicht
mehr gebraucht werden kann, so zieht man oft vor, einen
Werkzeughalter, d. i. einen Stab entsprechender Länge und
Dicke, am Stössel a zu befestigen, welcher in einem nahe
seinem freien Ende angebrachten Loch den Stichel von
nunmehr erheblich kleinerem Querschnitt und geringerer
Länge enthält. Wenn das untere Ende des Stössels nach
Fig. 457 nur für die angegebene Einspannungsweise des
Stichels vorgerichtet ist, so verwendet man den gekenn-
[Abbildung] Fig. 458.
zeichneten oder in dem Werkzeughalter befestigten Stichel auch für die
Bearbeitung von Aussenflächen, d. h. in dem Falle, dass der verfügbare
Raum gestattet, den Stössel selbst an dem Werkstück hinabsteigen zu
lassen. Das kann man durch Ausbildung des unteren Stösselendes nach
Fig. 458 vermeiden. Ein Stichel von nur 20 mm Dicke und Breite erfährt

15*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0241" n="227"/><fw place="top" type="header">I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.</fw><lb/>
Für <hi rendition="#i">s</hi> sei ein quadratischer Querschnitt von 40 mm Seitenlänge angenommen,<lb/>
so dass die grösste Spannung <hi rendition="#fr">S</hi><hi rendition="#sub">1</hi>, welche von diesem Moment herrührt, aus-<lb/>
gedrückt wird durch<lb/><hi rendition="#c">100 000 = <formula/> <hi rendition="#fr">S</hi><hi rendition="#sub">1</hi></hi><lb/>
oder<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">S</hi><hi rendition="#sub">2</hi> = 9,37 kg/qmm.</hi></p><lb/>
          <p>Der Widerstand <hi rendition="#i">W</hi><hi rendition="#sub">1</hi> vertheilt sich ferner als<lb/>
Druck auf den Querschnitt 40<hi rendition="#sup">2</hi>, so dass ein<lb/>
Spannungszuwachs:<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">S</hi><hi rendition="#sub">2</hi> = 400 : 1600 = 0,25 kg/qmm</hi><lb/>
entsteht, also die grösste Druckspannung <hi rendition="#fr">S</hi><lb/>
gleich wird:<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">S</hi> = <hi rendition="#fr">S</hi><hi rendition="#sub">1</hi> + <hi rendition="#fr">S</hi><hi rendition="#sub">2</hi> = 9,37 + 0,25 = 9,62 kg/qmm.</hi></p><lb/>
          <p>Es ist daher die Dicke des Stichels nicht<lb/>
zu gross gewählt, zumal wenn man erwägt,<lb/>
dass bei der grossen freien Länge des Stichels<lb/>
dessen federnde Nachgiebigkeit beachtenswerthe<lb/>
Ungenauigkeiten der bearbeiteten Fläche ver-<lb/>
anlassen kann.</p><lb/>
          <p>Liegt die Hauptschneide etwa gleichlaufend<lb/>
zur Bildfläche, also W<hi rendition="#sub">2</hi> etwa rechtwinklig zu<lb/>
dieser, so ändert sich wenig an der Bean-<lb/>
spruchung des Stichels, da das Moment, welches<lb/><hi rendition="#i">W</hi><hi rendition="#sub">1</hi> erzeugt, verhältnissmässig klein ist.</p><lb/>
          <p>Für den Fall, dass der Stichel an der<lb/>
Innenseite eines rings umschlossenen Raumes<lb/>
arbeiten soll &#x2014; z. B. behufs Erzeugens einer<lb/>
Keilnuthe &#x2014; ist die durch Fig. 457 dargestellte<lb/>
Einspannungsart des Stichels kaum zu vermeiden.<lb/>
Da aber die Kosten eines so starken und<lb/>
langen Stahlkörpers beträchtlich sind und dieser<lb/>
nach mehrmaligem Umschmieden und dement-<lb/><figure><head>Fig. 457.</head></figure><lb/>
sprechender Verkürzung für den vorliegenden Zweck nicht<lb/>
mehr gebraucht werden kann, so zieht man oft vor, einen<lb/>
Werkzeughalter, d. i. einen Stab entsprechender Länge und<lb/>
Dicke, am Stössel <hi rendition="#i">a</hi> zu befestigen, welcher in einem nahe<lb/>
seinem freien Ende angebrachten Loch den Stichel von<lb/>
nunmehr erheblich kleinerem Querschnitt und geringerer<lb/>
Länge enthält. Wenn das untere Ende des Stössels nach<lb/>
Fig. 457 nur für die angegebene Einspannungsweise des<lb/>
Stichels vorgerichtet ist, so verwendet man den gekenn-<lb/><figure><head>Fig. 458.</head></figure><lb/>
zeichneten oder in dem Werkzeughalter befestigten Stichel auch für die<lb/>
Bearbeitung von Aussenflächen, d. h. in dem Falle, dass der verfügbare<lb/>
Raum gestattet, den Stössel selbst an dem Werkstück hinabsteigen zu<lb/>
lassen. Das kann man durch Ausbildung des unteren Stösselendes nach<lb/>
Fig. 458 vermeiden. Ein Stichel von nur 20 mm Dicke und Breite erfährt<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">15*</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[227/0241] I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen. Für s sei ein quadratischer Querschnitt von 40 mm Seitenlänge angenommen, so dass die grösste Spannung S1, welche von diesem Moment herrührt, aus- gedrückt wird durch 100 000 = [FORMEL] S1 oder S2 = 9,37 kg/qmm. Der Widerstand W1 vertheilt sich ferner als Druck auf den Querschnitt 402, so dass ein Spannungszuwachs: S2 = 400 : 1600 = 0,25 kg/qmm entsteht, also die grösste Druckspannung S gleich wird: S = S1 + S2 = 9,37 + 0,25 = 9,62 kg/qmm. Es ist daher die Dicke des Stichels nicht zu gross gewählt, zumal wenn man erwägt, dass bei der grossen freien Länge des Stichels dessen federnde Nachgiebigkeit beachtenswerthe Ungenauigkeiten der bearbeiteten Fläche ver- anlassen kann. Liegt die Hauptschneide etwa gleichlaufend zur Bildfläche, also W2 etwa rechtwinklig zu dieser, so ändert sich wenig an der Bean- spruchung des Stichels, da das Moment, welches W1 erzeugt, verhältnissmässig klein ist. Für den Fall, dass der Stichel an der Innenseite eines rings umschlossenen Raumes arbeiten soll — z. B. behufs Erzeugens einer Keilnuthe — ist die durch Fig. 457 dargestellte Einspannungsart des Stichels kaum zu vermeiden. Da aber die Kosten eines so starken und langen Stahlkörpers beträchtlich sind und dieser nach mehrmaligem Umschmieden und dement- [Abbildung Fig. 457.] sprechender Verkürzung für den vorliegenden Zweck nicht mehr gebraucht werden kann, so zieht man oft vor, einen Werkzeughalter, d. i. einen Stab entsprechender Länge und Dicke, am Stössel a zu befestigen, welcher in einem nahe seinem freien Ende angebrachten Loch den Stichel von nunmehr erheblich kleinerem Querschnitt und geringerer Länge enthält. Wenn das untere Ende des Stössels nach Fig. 457 nur für die angegebene Einspannungsweise des Stichels vorgerichtet ist, so verwendet man den gekenn- [Abbildung Fig. 458.] zeichneten oder in dem Werkzeughalter befestigten Stichel auch für die Bearbeitung von Aussenflächen, d. h. in dem Falle, dass der verfügbare Raum gestattet, den Stössel selbst an dem Werkstück hinabsteigen zu lassen. Das kann man durch Ausbildung des unteren Stösselendes nach Fig. 458 vermeiden. Ein Stichel von nur 20 mm Dicke und Breite erfährt 15*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/241
Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/241>, abgerufen am 19.04.2024.