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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
rundung klein zu machen. Sie nimmt jedoch bei dem Gebrauch der
Schneide durch Abnutzung zu, weshalb von Zeit zu Zeit wiederholtes
Schleifen nöthig wird. Um die hiermit verbundenen Störungen möglichst
zu mindern, wird die aus Stahl bestehende Schneide gut gehärtet, in Aus-
nahmefällen werden Schneiden aus sehr harten anderen Stoffen (z. B.
schwarzer Diamant) hergestellt. Bei dem Spanabheben wird Wärme ent-
wickelt, welche, wenn ungenügend abgeführt zum Erweichen der stählernen
Schneide, bezw. zum Zersprengen der harten anderen Schneiden führt. Es
liegen hier also zahlreiche, zum Theil sich gegenseitig beeinflussende Um-
stände vor, welche auf die Grösse jener Stauchung und Verdrängung, also
die auftretenden Widerstände einwirken, sodass schon jetzt gesagt werden
kann: Diese Widerstände sind im voraus nicht genau zu bestimmen.

Auch mit der Zunahme des Brustwinkels b und der Abnahme des
Ansatzwinkels i nehmen die Widerstände zu. Man darf aber den Ansatz-
winkel i nicht zu gross machen, weil andernfalls die Gefahr des "Hakens"
entsteht 1), man darf den Schneidwinkel a nicht zu klein wählen, um der
Schneide die nöthige Dauerhaftigkeit zu lassen. So hat sich denn als
zweckmässig ergeben, diese drei Winkel auf Grund der Erfahrung zu wählen.

[Abbildung] Fig. 2.

Was zunächst den Ansatzwinkel i betrifft, welcher bestimmt ist, die
Strecke A J, längs welcher die entstehende Werkstückfläche zurückweichen
muss, abzukürzen, so ist derselbe verschieden gross zu wählen nach dem
zu bearbeitenden Stoff und der zu ergänzenden Gestalt. Im allgemeinen
wird i für zähe Metalle kleiner gewählt als für spröde. Die Gestalt des
Werkstückes macht sich in folgender Weise geltend. Ist die Arbeitsbewegung
eine geradlinige, so wird i zwischen dem Rücken C F der Schneide und der
gebildeten Fläche J D gemessen, ist dagegen die Arbeitsbewegung eine
kreisförmige, so wird i von der Tangente A D an die gebildete Fläche A D1,
und dem Stichelrücken C F eingeschlossen. Man erkennt nun ohne weiteres
aus Fig. 1, dass unter sonst gleichen Umständen bei geradliniger Arbeits-
bewegung die Ausweichstrecke A J länger ist, als diejenige A J1, welche bei
kreisförmiger Arbeitsbewegung und Bearbeitung von aussen eintritt. Um-
gekehrt wird diese Ausweichstrecke grösser bei kreisförmiger Arbeitsbewegung

1) Karmarsch-Fischer, Handb. d. mech. Technologie. 6. Aufl. Bd. 1, S. 383.

Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
rundung klein zu machen. Sie nimmt jedoch bei dem Gebrauch der
Schneide durch Abnutzung zu, weshalb von Zeit zu Zeit wiederholtes
Schleifen nöthig wird. Um die hiermit verbundenen Störungen möglichst
zu mindern, wird die aus Stahl bestehende Schneide gut gehärtet, in Aus-
nahmefällen werden Schneiden aus sehr harten anderen Stoffen (z. B.
schwarzer Diamant) hergestellt. Bei dem Spanabheben wird Wärme ent-
wickelt, welche, wenn ungenügend abgeführt zum Erweichen der stählernen
Schneide, bezw. zum Zersprengen der harten anderen Schneiden führt. Es
liegen hier also zahlreiche, zum Theil sich gegenseitig beeinflussende Um-
stände vor, welche auf die Grösse jener Stauchung und Verdrängung, also
die auftretenden Widerstände einwirken, sodass schon jetzt gesagt werden
kann: Diese Widerstände sind im voraus nicht genau zu bestimmen.

Auch mit der Zunahme des Brustwinkels β und der Abnahme des
Ansatzwinkels i nehmen die Widerstände zu. Man darf aber den Ansatz-
winkel i nicht zu gross machen, weil andernfalls die Gefahr des „Hakens“
entsteht 1), man darf den Schneidwinkel α nicht zu klein wählen, um der
Schneide die nöthige Dauerhaftigkeit zu lassen. So hat sich denn als
zweckmässig ergeben, diese drei Winkel auf Grund der Erfahrung zu wählen.

[Abbildung] Fig. 2.

Was zunächst den Ansatzwinkel i betrifft, welcher bestimmt ist, die
Strecke A J, längs welcher die entstehende Werkstückfläche zurückweichen
muss, abzukürzen, so ist derselbe verschieden gross zu wählen nach dem
zu bearbeitenden Stoff und der zu ergänzenden Gestalt. Im allgemeinen
wird i für zähe Metalle kleiner gewählt als für spröde. Die Gestalt des
Werkstückes macht sich in folgender Weise geltend. Ist die Arbeitsbewegung
eine geradlinige, so wird i zwischen dem Rücken C F der Schneide und der
gebildeten Fläche J D gemessen, ist dagegen die Arbeitsbewegung eine
kreisförmige, so wird i von der Tangente A D an die gebildete Fläche A D1,
und dem Stichelrücken C F eingeschlossen. Man erkennt nun ohne weiteres
aus Fig. 1, dass unter sonst gleichen Umständen bei geradliniger Arbeits-
bewegung die Ausweichstrecke A J länger ist, als diejenige A J1, welche bei
kreisförmiger Arbeitsbewegung und Bearbeitung von aussen eintritt. Um-
gekehrt wird diese Ausweichstrecke grösser bei kreisförmiger Arbeitsbewegung

1) Karmarsch-Fischer, Handb. d. mech. Technologie. 6. Aufl. Bd. 1, S. 383.
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[10/0024] Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung. rundung klein zu machen. Sie nimmt jedoch bei dem Gebrauch der Schneide durch Abnutzung zu, weshalb von Zeit zu Zeit wiederholtes Schleifen nöthig wird. Um die hiermit verbundenen Störungen möglichst zu mindern, wird die aus Stahl bestehende Schneide gut gehärtet, in Aus- nahmefällen werden Schneiden aus sehr harten anderen Stoffen (z. B. schwarzer Diamant) hergestellt. Bei dem Spanabheben wird Wärme ent- wickelt, welche, wenn ungenügend abgeführt zum Erweichen der stählernen Schneide, bezw. zum Zersprengen der harten anderen Schneiden führt. Es liegen hier also zahlreiche, zum Theil sich gegenseitig beeinflussende Um- stände vor, welche auf die Grösse jener Stauchung und Verdrängung, also die auftretenden Widerstände einwirken, sodass schon jetzt gesagt werden kann: Diese Widerstände sind im voraus nicht genau zu bestimmen. Auch mit der Zunahme des Brustwinkels β und der Abnahme des Ansatzwinkels i nehmen die Widerstände zu. Man darf aber den Ansatz- winkel i nicht zu gross machen, weil andernfalls die Gefahr des „Hakens“ entsteht 1), man darf den Schneidwinkel α nicht zu klein wählen, um der Schneide die nöthige Dauerhaftigkeit zu lassen. So hat sich denn als zweckmässig ergeben, diese drei Winkel auf Grund der Erfahrung zu wählen. [Abbildung Fig. 2. ] Was zunächst den Ansatzwinkel i betrifft, welcher bestimmt ist, die Strecke A J, längs welcher die entstehende Werkstückfläche zurückweichen muss, abzukürzen, so ist derselbe verschieden gross zu wählen nach dem zu bearbeitenden Stoff und der zu ergänzenden Gestalt. Im allgemeinen wird i für zähe Metalle kleiner gewählt als für spröde. Die Gestalt des Werkstückes macht sich in folgender Weise geltend. Ist die Arbeitsbewegung eine geradlinige, so wird i zwischen dem Rücken C F der Schneide und der gebildeten Fläche J D gemessen, ist dagegen die Arbeitsbewegung eine kreisförmige, so wird i von der Tangente A D an die gebildete Fläche A D1, und dem Stichelrücken C F eingeschlossen. Man erkennt nun ohne weiteres aus Fig. 1, dass unter sonst gleichen Umständen bei geradliniger Arbeits- bewegung die Ausweichstrecke A J länger ist, als diejenige A J1, welche bei kreisförmiger Arbeitsbewegung und Bearbeitung von aussen eintritt. Um- gekehrt wird diese Ausweichstrecke grösser bei kreisförmiger Arbeitsbewegung 1) Karmarsch-Fischer, Handb. d. mech. Technologie. 6. Aufl. Bd. 1, S. 383.

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/24>, abgerufen am 20.04.2024.