praktischen Gefühls geschehen. Werden aber Reibflächen in die Ueber- tragungsmittel eingeschaltet, und zwar solche, welche nicht durch den auf- tretenden Widerstand stärker zusammengedrückt werden, also etwa nach Fig. 430 oder 440, S. 210 u. 214, so kann an der Stelle, wo diese sich be- finden, der Widerstand höchstens dem zwischen den Reibflächen auftretenden gleich sein. Bei Ueberschreitung dieses Betrages gleiten die Reibflächen an einander und verlängern dadurch die zur Gewinnung der Geschwindig- keit erforderliche Zeit. Für das Bestimmen der Abmessungen ist aber an dieser Stelle ein sicherer Anhalt in der Grösse der fraglichen Reibung geboten. Man findet denn auch solche Einrichtungen zierlicher ausgeführt als solche, bei denen die federnde Nachgiebigkeit der Hebel und Wellen die Beschleunigung der in Bewegung zu setzenden Theile vermitteln muss.
Bei den Schaltwerken, welche den stetig arbeitenden Stichel ver- schieben (S. 168), ist der Widerstand, den der Stichel in der Schaltrichtung zu überwinden hat, zu berücksichtigen. Er liefert in Verbindung mit dem, durch ihn verursachten Reibungsverlust an der Schraube, welche den Stichel verschiebt, in der Regel den grössten Theil des Widerstandes, der die Sperrklinke zu überwinden hat, und ist daher meistens bestimmend für die Abmessungen der die Schaltbewegung übertragenden Theile.
V. Gesammtanordnung der Maschinen und ihre Gestelle.
Um Wiederholungen möglichst zu vermeiden, sollen die spanabnehmen- den Werkzeugmaschinen in folgende drei Gruppen vertheilt werden: A) Der gegensätzliche Hauptweg zwischen Schneide und Werkstück ist geradlinig; die Späne werden in Streifen abgehoben (Räumnadel-, Stoss-, Feil-, Seitenhobel-, Grubenhobel-, Tischhobelmaschinen). B) Der Hauptweg ist kreisförmig; die Späne werden in Streifen abgehoben (Drehbänke, Aus- bohr-, Schwärmer-, Lochbohr-, Gewindeschneidemaschinen). C) Kreisende Schneiden erzeugen Späne kommaartigen Längenschnitts (Fräs- und Schleif- maschinen).
A. Es sind zwei Verfahren für die Benutzung des geradlinigen Haupt- weges der Schneide gegenüber dem Werkstück im Gebrauch.
Das verbreitetste dieser Verfahren besteht darin, dass ein Stichel einen Span abhebt, dann zurückkehrt und hierauf einen zweiten Span weg- schneidet u. s. w., oder auch, dass ein Stichel, nachdem er einen Schnitt vollzogen hat, umgedreht wird, so dass er auf dem Rückwege den zweiten Span abnimmt. Die Maschinen, welche nach diesem Verfahren arbeiten, werden unter dem allgemeinen Namen Hobelmaschinen zusammengefasst.
Das andere der erwähnten Verfahren benutzt eine Zahl von Sticheln, welche hinter einander arbeiten und -- in der Regel -- je nur einmal mit dem Werkstück in Berührung kommen. Die zu einem steifen Körper, der Räumnadel, vereinigten, oder an dem festen Körper der Räumnadel ausgebildeten Schneiden sind bis jetzt allein im Gebrauch, doch ist auch vorgeschlagen, die einzelnen Stichel durch Gelenke zu einer endlosen Kette zu vereinigen, welche, über Rollen gelegt, sich ebenso bewegt wie z. B. der auf Rollen liegende Treibriemen. Ich begnüge mich hinsichtlich der
I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
praktischen Gefühls geschehen. Werden aber Reibflächen in die Ueber- tragungsmittel eingeschaltet, und zwar solche, welche nicht durch den auf- tretenden Widerstand stärker zusammengedrückt werden, also etwa nach Fig. 430 oder 440, S. 210 u. 214, so kann an der Stelle, wo diese sich be- finden, der Widerstand höchstens dem zwischen den Reibflächen auftretenden gleich sein. Bei Ueberschreitung dieses Betrages gleiten die Reibflächen an einander und verlängern dadurch die zur Gewinnung der Geschwindig- keit erforderliche Zeit. Für das Bestimmen der Abmessungen ist aber an dieser Stelle ein sicherer Anhalt in der Grösse der fraglichen Reibung geboten. Man findet denn auch solche Einrichtungen zierlicher ausgeführt als solche, bei denen die federnde Nachgiebigkeit der Hebel und Wellen die Beschleunigung der in Bewegung zu setzenden Theile vermitteln muss.
Bei den Schaltwerken, welche den stetig arbeitenden Stichel ver- schieben (S. 168), ist der Widerstand, den der Stichel in der Schaltrichtung zu überwinden hat, zu berücksichtigen. Er liefert in Verbindung mit dem, durch ihn verursachten Reibungsverlust an der Schraube, welche den Stichel verschiebt, in der Regel den grössten Theil des Widerstandes, der die Sperrklinke zu überwinden hat, und ist daher meistens bestimmend für die Abmessungen der die Schaltbewegung übertragenden Theile.
V. Gesammtanordnung der Maschinen und ihre Gestelle.
Um Wiederholungen möglichst zu vermeiden, sollen die spanabnehmen- den Werkzeugmaschinen in folgende drei Gruppen vertheilt werden: A) Der gegensätzliche Hauptweg zwischen Schneide und Werkstück ist geradlinig; die Späne werden in Streifen abgehoben (Räumnadel-, Stoss-, Feil-, Seitenhobel-, Grubenhobel-, Tischhobelmaschinen). B) Der Hauptweg ist kreisförmig; die Späne werden in Streifen abgehoben (Drehbänke, Aus- bohr-, Schwärmer-, Lochbohr-, Gewindeschneidemaschinen). C) Kreisende Schneiden erzeugen Späne kommaartigen Längenschnitts (Fräs- und Schleif- maschinen).
A. Es sind zwei Verfahren für die Benutzung des geradlinigen Haupt- weges der Schneide gegenüber dem Werkstück im Gebrauch.
Das verbreitetste dieser Verfahren besteht darin, dass ein Stichel einen Span abhebt, dann zurückkehrt und hierauf einen zweiten Span weg- schneidet u. s. w., oder auch, dass ein Stichel, nachdem er einen Schnitt vollzogen hat, umgedreht wird, so dass er auf dem Rückwege den zweiten Span abnimmt. Die Maschinen, welche nach diesem Verfahren arbeiten, werden unter dem allgemeinen Namen Hobelmaschinen zusammengefasst.
Das andere der erwähnten Verfahren benutzt eine Zahl von Sticheln, welche hinter einander arbeiten und — in der Regel — je nur einmal mit dem Werkstück in Berührung kommen. Die zu einem steifen Körper, der Räumnadel, vereinigten, oder an dem festen Körper der Räumnadel ausgebildeten Schneiden sind bis jetzt allein im Gebrauch, doch ist auch vorgeschlagen, die einzelnen Stichel durch Gelenke zu einer endlosen Kette zu vereinigen, welche, über Rollen gelegt, sich ebenso bewegt wie z. B. der auf Rollen liegende Treibriemen. Ich begnüge mich hinsichtlich der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0233"n="219"/><fwplace="top"type="header">I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.</fw><lb/>
praktischen Gefühls geschehen. Werden aber Reibflächen in die Ueber-<lb/>
tragungsmittel eingeschaltet, und zwar solche, welche <hirendition="#g">nicht</hi> durch den auf-<lb/>
tretenden Widerstand stärker zusammengedrückt werden, also etwa nach<lb/>
Fig. 430 oder 440, S. 210 u. 214, so kann an der Stelle, wo diese sich be-<lb/>
finden, der Widerstand höchstens dem zwischen den Reibflächen auftretenden<lb/>
gleich sein. Bei Ueberschreitung dieses Betrages gleiten die Reibflächen<lb/>
an einander und verlängern dadurch die zur Gewinnung der Geschwindig-<lb/>
keit erforderliche Zeit. Für das Bestimmen der Abmessungen ist aber an<lb/>
dieser Stelle ein sicherer Anhalt in der Grösse der fraglichen Reibung<lb/>
geboten. Man findet denn auch solche Einrichtungen zierlicher ausgeführt<lb/>
als solche, bei denen die federnde Nachgiebigkeit der Hebel und Wellen<lb/>
die Beschleunigung der in Bewegung zu setzenden Theile vermitteln muss.</p><lb/><p>Bei den Schaltwerken, welche den stetig arbeitenden Stichel ver-<lb/>
schieben (S. 168), ist der Widerstand, den der Stichel in der Schaltrichtung<lb/>
zu überwinden hat, zu berücksichtigen. Er liefert in Verbindung mit dem,<lb/>
durch ihn verursachten Reibungsverlust an der Schraube, welche den<lb/>
Stichel verschiebt, in der Regel den grössten Theil des Widerstandes, der<lb/>
die Sperrklinke zu überwinden hat, und ist daher meistens bestimmend<lb/>
für die Abmessungen der die Schaltbewegung übertragenden Theile.</p></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head><hirendition="#b">V. Gesammtanordnung der Maschinen und ihre Gestelle.</hi></head><lb/><p>Um Wiederholungen möglichst zu vermeiden, sollen die spanabnehmen-<lb/>
den Werkzeugmaschinen in folgende drei Gruppen vertheilt werden:<lb/>
A) Der gegensätzliche Hauptweg zwischen Schneide und Werkstück ist<lb/>
geradlinig; die Späne werden in Streifen abgehoben (Räumnadel-, Stoss-,<lb/>
Feil-, Seitenhobel-, Grubenhobel-, Tischhobelmaschinen). B) Der Hauptweg<lb/>
ist kreisförmig; die Späne werden in Streifen abgehoben (Drehbänke, Aus-<lb/>
bohr-, Schwärmer-, Lochbohr-, Gewindeschneidemaschinen). C) Kreisende<lb/>
Schneiden erzeugen Späne kommaartigen Längenschnitts (Fräs- und Schleif-<lb/>
maschinen).</p><lb/><p>A. Es sind zwei Verfahren für die Benutzung des geradlinigen Haupt-<lb/>
weges der Schneide gegenüber dem Werkstück im Gebrauch.</p><lb/><p>Das verbreitetste dieser Verfahren besteht darin, dass ein Stichel<lb/>
einen Span abhebt, dann zurückkehrt und hierauf einen zweiten Span weg-<lb/>
schneidet u. s. w., oder auch, dass ein Stichel, nachdem er einen Schnitt<lb/>
vollzogen hat, umgedreht wird, so dass er auf dem Rückwege den zweiten<lb/>
Span abnimmt. Die Maschinen, welche nach diesem Verfahren arbeiten,<lb/>
werden unter dem allgemeinen Namen <hirendition="#g">Hobelmaschinen</hi> zusammengefasst.</p><lb/><p>Das andere der erwähnten Verfahren benutzt eine Zahl von Sticheln,<lb/>
welche hinter einander arbeiten und — in der Regel — je nur einmal mit<lb/>
dem Werkstück in Berührung kommen. Die zu einem steifen Körper, der<lb/><hirendition="#g">Räumnadel</hi>, vereinigten, oder an dem festen Körper der Räumnadel<lb/>
ausgebildeten Schneiden sind bis jetzt allein im Gebrauch, doch ist auch<lb/>
vorgeschlagen, die einzelnen Stichel durch Gelenke zu einer endlosen Kette<lb/>
zu vereinigen, welche, über Rollen gelegt, sich ebenso bewegt wie z. B.<lb/>
der auf Rollen liegende Treibriemen. Ich begnüge mich hinsichtlich der<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[219/0233]
I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.
praktischen Gefühls geschehen. Werden aber Reibflächen in die Ueber-
tragungsmittel eingeschaltet, und zwar solche, welche nicht durch den auf-
tretenden Widerstand stärker zusammengedrückt werden, also etwa nach
Fig. 430 oder 440, S. 210 u. 214, so kann an der Stelle, wo diese sich be-
finden, der Widerstand höchstens dem zwischen den Reibflächen auftretenden
gleich sein. Bei Ueberschreitung dieses Betrages gleiten die Reibflächen
an einander und verlängern dadurch die zur Gewinnung der Geschwindig-
keit erforderliche Zeit. Für das Bestimmen der Abmessungen ist aber an
dieser Stelle ein sicherer Anhalt in der Grösse der fraglichen Reibung
geboten. Man findet denn auch solche Einrichtungen zierlicher ausgeführt
als solche, bei denen die federnde Nachgiebigkeit der Hebel und Wellen
die Beschleunigung der in Bewegung zu setzenden Theile vermitteln muss.
Bei den Schaltwerken, welche den stetig arbeitenden Stichel ver-
schieben (S. 168), ist der Widerstand, den der Stichel in der Schaltrichtung
zu überwinden hat, zu berücksichtigen. Er liefert in Verbindung mit dem,
durch ihn verursachten Reibungsverlust an der Schraube, welche den
Stichel verschiebt, in der Regel den grössten Theil des Widerstandes, der
die Sperrklinke zu überwinden hat, und ist daher meistens bestimmend
für die Abmessungen der die Schaltbewegung übertragenden Theile.
V. Gesammtanordnung der Maschinen und ihre Gestelle.
Um Wiederholungen möglichst zu vermeiden, sollen die spanabnehmen-
den Werkzeugmaschinen in folgende drei Gruppen vertheilt werden:
A) Der gegensätzliche Hauptweg zwischen Schneide und Werkstück ist
geradlinig; die Späne werden in Streifen abgehoben (Räumnadel-, Stoss-,
Feil-, Seitenhobel-, Grubenhobel-, Tischhobelmaschinen). B) Der Hauptweg
ist kreisförmig; die Späne werden in Streifen abgehoben (Drehbänke, Aus-
bohr-, Schwärmer-, Lochbohr-, Gewindeschneidemaschinen). C) Kreisende
Schneiden erzeugen Späne kommaartigen Längenschnitts (Fräs- und Schleif-
maschinen).
A. Es sind zwei Verfahren für die Benutzung des geradlinigen Haupt-
weges der Schneide gegenüber dem Werkstück im Gebrauch.
Das verbreitetste dieser Verfahren besteht darin, dass ein Stichel
einen Span abhebt, dann zurückkehrt und hierauf einen zweiten Span weg-
schneidet u. s. w., oder auch, dass ein Stichel, nachdem er einen Schnitt
vollzogen hat, umgedreht wird, so dass er auf dem Rückwege den zweiten
Span abnimmt. Die Maschinen, welche nach diesem Verfahren arbeiten,
werden unter dem allgemeinen Namen Hobelmaschinen zusammengefasst.
Das andere der erwähnten Verfahren benutzt eine Zahl von Sticheln,
welche hinter einander arbeiten und — in der Regel — je nur einmal mit
dem Werkstück in Berührung kommen. Die zu einem steifen Körper, der
Räumnadel, vereinigten, oder an dem festen Körper der Räumnadel
ausgebildeten Schneiden sind bis jetzt allein im Gebrauch, doch ist auch
vorgeschlagen, die einzelnen Stichel durch Gelenke zu einer endlosen Kette
zu vereinigen, welche, über Rollen gelegt, sich ebenso bewegt wie z. B.
der auf Rollen liegende Treibriemen. Ich begnüge mich hinsichtlich der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/233>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.