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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
letztere mittels einer Klauen- oder Zahnkupplung übertragen, deren Zähne
in der Drehrichtung, bei welcher die Schraube angezogen wird, die Kupp-
lung zu lösen versuchen. Dem tritt eine auf den verschiebbaren Kuppel-
theil b einwirkende Feder f entgegen. Wird der Widerstand, den die
Schraube s erfährt, zu gross, so giebt die Feder f nach. Genau so, natür-
lich mit entsprechender Ausgestaltung, werden in geeigneten Fällen An-
triebe der Werkzeugmaschinen ausgeführt, z. B. solche, die zum Einschneiden
des Gewindes für Stift- oder Kopfschrauben bestimmt sind. Durch An-
spannen der Feder lässt sich die Kupplung einstellen. Soll in beiden Dreh-
richtungen selbstthätiges Ausrücken stattfinden, so gestaltet man wohl die
Zähne der Kupplung nach Fig. 405, wobei nach Umständen die Abschrä-
gung der Zähne an einer Seite anders als an der zweiten gemacht wird.

Nennt man den Druck der Feder Q und die zu übertragende Um-
fangskraft P, so tritt -- wenn man von Reibungswiderständen absieht --
das Ausrücken ein, sobald:
[Formel 1] wird. Vermöge der zwischen den Zähnen auftretenden Reibung, muss je-
doch, wenigstens wenn das Ausrücken mit einiger Geschwindigkeit statt-

[Abbildung] Fig. 404.
finden soll, P erheblich grösser sein, als jener Ausdruck
angiebt. Es hängt dieser Mehrbetrag von der Reibungs-
werthziffer ab. Da diese im vorliegenden Falle nicht
einmal angenähert richtig geschätzt werden kann, da
[Abbildung] Fig. 405.
sie z. B. anders ausfällt, wenn längere
Zeit kein Gleiten der Zähne stattgefunden
hat, als wenn solches häufig vorkommt,
so leidet die Selbstthätigkeit dieser Aus-
rückvorrichtung an einer gewissen Un-
sicherheit. Diese in der wechselnden
Grösse der Reibungswerthziffer f liegende
Unsicherheit hat Rieppel1) für Widerstände, welche in der Axenrichtung
von Schrauben (für das Zuschieben der Bohrer, für das Verschieben der
Drehbankschlitten und dergl.) liegen, dadurch umgangen, dass er diesen
Widerstand unmittelbar zum Fortrücken des verschiebbaren Theils der
Kupplung (es ist Reibkegelkupplung verwendet) benutzt. Rieppel nennt
diese selbstthätige Ausrückvorrichtung -- wenig zutreffend -- Druck-
schaltung
. Sie dürfte -- in entsprechender Ausgestaltung -- häufigere
Verwendung verdienen, als sie bisher gefunden hat.

3. Selbstthätige Umkehr der Bewegungsrichtung.

a) Die Kurbel und das Reichenbach'sche Kehrrad liefern ohne weiteres
die Umkehr des Schlittens oder sonstigen in gerader Linie verschobenen
Maschinentheils, sobald das Wegesende erreicht ist. Anders verhalten sich
alle übrigen Bewegungsmittel, weil -- um volle Freiheit in der Regelung
der Wegeslänge zu haben -- nothwendig ist, die Umkehr von der Schlitten-
bewegung abzuleiten. Der Schlitten ist nun ohne weiteres imstande, den
bisherigen Antrieb zu unterbrechen, da er sich so lange bewegt, wie die
Ausrückung nicht vollzogen ist. Mit der Ausrückung des Antriebes kann
aber der Schlitten zum Stillstand kommen und ist dann nicht mehr im-

1) Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1883, S. 307, mit Abb.

Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
letztere mittels einer Klauen- oder Zahnkupplung übertragen, deren Zähne
in der Drehrichtung, bei welcher die Schraube angezogen wird, die Kupp-
lung zu lösen versuchen. Dem tritt eine auf den verschiebbaren Kuppel-
theil b einwirkende Feder f entgegen. Wird der Widerstand, den die
Schraube s erfährt, zu gross, so giebt die Feder f nach. Genau so, natür-
lich mit entsprechender Ausgestaltung, werden in geeigneten Fällen An-
triebe der Werkzeugmaschinen ausgeführt, z. B. solche, die zum Einschneiden
des Gewindes für Stift- oder Kopfschrauben bestimmt sind. Durch An-
spannen der Feder lässt sich die Kupplung einstellen. Soll in beiden Dreh-
richtungen selbstthätiges Ausrücken stattfinden, so gestaltet man wohl die
Zähne der Kupplung nach Fig. 405, wobei nach Umständen die Abschrä-
gung der Zähne an einer Seite anders als an der zweiten gemacht wird.

Nennt man den Druck der Feder Q und die zu übertragende Um-
fangskraft P, so tritt — wenn man von Reibungswiderständen absieht —
das Ausrücken ein, sobald:
[Formel 1] wird. Vermöge der zwischen den Zähnen auftretenden Reibung, muss je-
doch, wenigstens wenn das Ausrücken mit einiger Geschwindigkeit statt-

[Abbildung] Fig. 404.
finden soll, P erheblich grösser sein, als jener Ausdruck
angiebt. Es hängt dieser Mehrbetrag von der Reibungs-
werthziffer ab. Da diese im vorliegenden Falle nicht
einmal angenähert richtig geschätzt werden kann, da
[Abbildung] Fig. 405.
sie z. B. anders ausfällt, wenn längere
Zeit kein Gleiten der Zähne stattgefunden
hat, als wenn solches häufig vorkommt,
so leidet die Selbstthätigkeit dieser Aus-
rückvorrichtung an einer gewissen Un-
sicherheit. Diese in der wechselnden
Grösse der Reibungswerthziffer f liegende
Unsicherheit hat Rieppel1) für Widerstände, welche in der Axenrichtung
von Schrauben (für das Zuschieben der Bohrer, für das Verschieben der
Drehbankschlitten und dergl.) liegen, dadurch umgangen, dass er diesen
Widerstand unmittelbar zum Fortrücken des verschiebbaren Theils der
Kupplung (es ist Reibkegelkupplung verwendet) benutzt. Rieppel nennt
diese selbstthätige Ausrückvorrichtung — wenig zutreffend — Druck-
schaltung
. Sie dürfte — in entsprechender Ausgestaltung — häufigere
Verwendung verdienen, als sie bisher gefunden hat.

3. Selbstthätige Umkehr der Bewegungsrichtung.

a) Die Kurbel und das Reichenbach’sche Kehrrad liefern ohne weiteres
die Umkehr des Schlittens oder sonstigen in gerader Linie verschobenen
Maschinentheils, sobald das Wegesende erreicht ist. Anders verhalten sich
alle übrigen Bewegungsmittel, weil — um volle Freiheit in der Regelung
der Wegeslänge zu haben — nothwendig ist, die Umkehr von der Schlitten-
bewegung abzuleiten. Der Schlitten ist nun ohne weiteres imstande, den
bisherigen Antrieb zu unterbrechen, da er sich so lange bewegt, wie die
Ausrückung nicht vollzogen ist. Mit der Ausrückung des Antriebes kann
aber der Schlitten zum Stillstand kommen und ist dann nicht mehr im-

1) Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1883, S. 307, mit Abb.
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[196/0210] Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung. letztere mittels einer Klauen- oder Zahnkupplung übertragen, deren Zähne in der Drehrichtung, bei welcher die Schraube angezogen wird, die Kupp- lung zu lösen versuchen. Dem tritt eine auf den verschiebbaren Kuppel- theil b einwirkende Feder f entgegen. Wird der Widerstand, den die Schraube s erfährt, zu gross, so giebt die Feder f nach. Genau so, natür- lich mit entsprechender Ausgestaltung, werden in geeigneten Fällen An- triebe der Werkzeugmaschinen ausgeführt, z. B. solche, die zum Einschneiden des Gewindes für Stift- oder Kopfschrauben bestimmt sind. Durch An- spannen der Feder lässt sich die Kupplung einstellen. Soll in beiden Dreh- richtungen selbstthätiges Ausrücken stattfinden, so gestaltet man wohl die Zähne der Kupplung nach Fig. 405, wobei nach Umständen die Abschrä- gung der Zähne an einer Seite anders als an der zweiten gemacht wird. Nennt man den Druck der Feder Q und die zu übertragende Um- fangskraft P, so tritt — wenn man von Reibungswiderständen absieht — das Ausrücken ein, sobald: [FORMEL] wird. Vermöge der zwischen den Zähnen auftretenden Reibung, muss je- doch, wenigstens wenn das Ausrücken mit einiger Geschwindigkeit statt- [Abbildung Fig. 404.] finden soll, P erheblich grösser sein, als jener Ausdruck angiebt. Es hängt dieser Mehrbetrag von der Reibungs- werthziffer ab. Da diese im vorliegenden Falle nicht einmal angenähert richtig geschätzt werden kann, da [Abbildung Fig. 405.] sie z. B. anders ausfällt, wenn längere Zeit kein Gleiten der Zähne stattgefunden hat, als wenn solches häufig vorkommt, so leidet die Selbstthätigkeit dieser Aus- rückvorrichtung an einer gewissen Un- sicherheit. Diese in der wechselnden Grösse der Reibungswerthziffer f liegende Unsicherheit hat Rieppel 1) für Widerstände, welche in der Axenrichtung von Schrauben (für das Zuschieben der Bohrer, für das Verschieben der Drehbankschlitten und dergl.) liegen, dadurch umgangen, dass er diesen Widerstand unmittelbar zum Fortrücken des verschiebbaren Theils der Kupplung (es ist Reibkegelkupplung verwendet) benutzt. Rieppel nennt diese selbstthätige Ausrückvorrichtung — wenig zutreffend — Druck- schaltung. Sie dürfte — in entsprechender Ausgestaltung — häufigere Verwendung verdienen, als sie bisher gefunden hat. 3. Selbstthätige Umkehr der Bewegungsrichtung. a) Die Kurbel und das Reichenbach’sche Kehrrad liefern ohne weiteres die Umkehr des Schlittens oder sonstigen in gerader Linie verschobenen Maschinentheils, sobald das Wegesende erreicht ist. Anders verhalten sich alle übrigen Bewegungsmittel, weil — um volle Freiheit in der Regelung der Wegeslänge zu haben — nothwendig ist, die Umkehr von der Schlitten- bewegung abzuleiten. Der Schlitten ist nun ohne weiteres imstande, den bisherigen Antrieb zu unterbrechen, da er sich so lange bewegt, wie die Ausrückung nicht vollzogen ist. Mit der Ausrückung des Antriebes kann aber der Schlitten zum Stillstand kommen und ist dann nicht mehr im- 1) Zeitschr. d. Ver. deutscher Ingen. 1883, S. 307, mit Abb.

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/210>, abgerufen am 19.04.2024.