Hier mag bemerkt werden, dass die geringe, durch derartige Räder- übersetzungen zu gewinnende Geschwindigkeit, welche für die Schalt- bewegung stetig arbeitender Werkzeuge verwendet wird, zuweilen durch ruckweises Drehen (siehe weiter unten) Ersatz findet. Solches ruckweises Zuschieben gegenüber einem stetig arbeitenden Werkzeug (Drehstichel, Bohrer und dergl.) ist nun für genaue Arbeiten zu verwerfen, weil es in dem Augenblicke, wo das Zuschieben stattfindet, wesentlich andere Wider- stände liefert, als während der übrigen Arbeitszeit.
4. Unter Wende- oder (Um-) Kehrgetriebe versteht man Getriebe, welche die Umkehr der Drehrichtung vermitteln.
Wegen der Massenwirkungen, welche das Aufheben der bisherigen und Hervorbringen der entgegengesetzten Drehrichtung mit sich führt, sind für Geschwindigkeiten einiger Grösse nur solche Kehrgetriebe brauchbar, welche ein gegensätzliches Gleiten der zusammenarbeitenden Theile zulassen. Nur für sehr kleine Geschwindigkeiten ist starrer Zusammenhang der Getrieb- theile zulässig. Es sind daher für Kehrgetriebe die Bewegungsübertragungen durch Reibräder, Riemen oder Schnüre bevorzugt.
Das Reibradgetriebe mit Planrad, Fig. 306, S. 000, ist ohne weiteres als Kehrgetriebe brauchbar, wenn die Welle c lang genug ist, um die Rolle b über die Mitte der Scheibe a hinwegschieben zu können. Es ge- währt das vorliegende Getriebe natürlich auf beiden Seiten der Axe von a, also in beiden Drehrichtungen, innerhalb der Grenzen
[Formel 1]
und o willkür- liche Aenderung des Uebersetzungsverhältnisses, so dass es gern verwendet wird, so lange der Zeitaufwand für die weite Verschiebung der Reibrolle unwichtig ist.
Verwandt mit dem soeben besprochenen ist das Farcot'sche Kehr- getriebe, Fig. 339. Auf der Welle a sitzen zwei Reibungsrollen b fest, die
[Abbildung]
Fig. 339.
antreibende Welle c enthält die Riemen- rolle d, durch welche sie in Umdrehung versetzt wird, und die Scheibe e, welche die Drehung auf die Reibrollen b über- tragen soll. c ist nun so in l und l1 ge- lagert, dass sie in der Bildebene um l zu schwingen vermag, also die eine oder die andere Rolle b angetrieben oder auch keine dieser beiden Rollen von e berührt wird. Dieses Getriebe erlaubt also, ausser Umkehr der Drehrichtung ohne weiteres auch die Unterbrechung des Betriebes, eine Eigenschaft, die den meisten Kehr- getrieben eigen ist. Es ist mittels dieses Getriebes auch möglich, in der einen Dreh- richtung eine grössere Geschwindigkeit zu erzeugen, als in der anderen. Man braucht zu diesem Zweck nur R1 kleiner als R2 zu machen. Dagegen ist die wechselnde Lage der Welle c lästig. Man muss, um das Ablaufen des Riemens zu verhüten, die zu d gehörende Riemenrolle entweder unter oder über d legen, oder statt Riemens eine Schnur verwenden. Dieser Uebelstand fällt hinweg, wenn c, Fig. 340, mit
Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
Hier mag bemerkt werden, dass die geringe, durch derartige Räder- übersetzungen zu gewinnende Geschwindigkeit, welche für die Schalt- bewegung stetig arbeitender Werkzeuge verwendet wird, zuweilen durch ruckweises Drehen (siehe weiter unten) Ersatz findet. Solches ruckweises Zuschieben gegenüber einem stetig arbeitenden Werkzeug (Drehstichel, Bohrer und dergl.) ist nun für genaue Arbeiten zu verwerfen, weil es in dem Augenblicke, wo das Zuschieben stattfindet, wesentlich andere Wider- stände liefert, als während der übrigen Arbeitszeit.
4. Unter Wende- oder (Um-) Kehrgetriebe versteht man Getriebe, welche die Umkehr der Drehrichtung vermitteln.
Wegen der Massenwirkungen, welche das Aufheben der bisherigen und Hervorbringen der entgegengesetzten Drehrichtung mit sich führt, sind für Geschwindigkeiten einiger Grösse nur solche Kehrgetriebe brauchbar, welche ein gegensätzliches Gleiten der zusammenarbeitenden Theile zulassen. Nur für sehr kleine Geschwindigkeiten ist starrer Zusammenhang der Getrieb- theile zulässig. Es sind daher für Kehrgetriebe die Bewegungsübertragungen durch Reibräder, Riemen oder Schnüre bevorzugt.
Das Reibradgetriebe mit Planrad, Fig. 306, S. 000, ist ohne weiteres als Kehrgetriebe brauchbar, wenn die Welle c lang genug ist, um die Rolle b über die Mitte der Scheibe a hinwegschieben zu können. Es ge- währt das vorliegende Getriebe natürlich auf beiden Seiten der Axe von a, also in beiden Drehrichtungen, innerhalb der Grenzen
[Formel 1]
und o willkür- liche Aenderung des Uebersetzungsverhältnisses, so dass es gern verwendet wird, so lange der Zeitaufwand für die weite Verschiebung der Reibrolle unwichtig ist.
Verwandt mit dem soeben besprochenen ist das Farcot’sche Kehr- getriebe, Fig. 339. Auf der Welle a sitzen zwei Reibungsrollen b fest, die
[Abbildung]
Fig. 339.
antreibende Welle c enthält die Riemen- rolle d, durch welche sie in Umdrehung versetzt wird, und die Scheibe e, welche die Drehung auf die Reibrollen b über- tragen soll. c ist nun so in l und l1 ge- lagert, dass sie in der Bildebene um l zu schwingen vermag, also die eine oder die andere Rolle b angetrieben oder auch keine dieser beiden Rollen von e berührt wird. Dieses Getriebe erlaubt also, ausser Umkehr der Drehrichtung ohne weiteres auch die Unterbrechung des Betriebes, eine Eigenschaft, die den meisten Kehr- getrieben eigen ist. Es ist mittels dieses Getriebes auch möglich, in der einen Dreh- richtung eine grössere Geschwindigkeit zu erzeugen, als in der anderen. Man braucht zu diesem Zweck nur R1 kleiner als R2 zu machen. Dagegen ist die wechselnde Lage der Welle c lästig. Man muss, um das Ablaufen des Riemens zu verhüten, die zu d gehörende Riemenrolle entweder unter oder über d legen, oder statt Riemens eine Schnur verwenden. Dieser Uebelstand fällt hinweg, wenn c, Fig. 340, mit
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Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung.
Hier mag bemerkt werden, dass die geringe, durch derartige Räder-
übersetzungen zu gewinnende Geschwindigkeit, welche für die Schalt-
bewegung stetig arbeitender Werkzeuge verwendet wird, zuweilen durch
ruckweises Drehen (siehe weiter unten) Ersatz findet. Solches ruckweises
Zuschieben gegenüber einem stetig arbeitenden Werkzeug (Drehstichel,
Bohrer und dergl.) ist nun für genaue Arbeiten zu verwerfen, weil es in
dem Augenblicke, wo das Zuschieben stattfindet, wesentlich andere Wider-
stände liefert, als während der übrigen Arbeitszeit.
4. Unter Wende- oder (Um-) Kehrgetriebe versteht man Getriebe,
welche die Umkehr der Drehrichtung vermitteln.
Wegen der Massenwirkungen, welche das Aufheben der bisherigen
und Hervorbringen der entgegengesetzten Drehrichtung mit sich führt, sind
für Geschwindigkeiten einiger Grösse nur solche Kehrgetriebe brauchbar,
welche ein gegensätzliches Gleiten der zusammenarbeitenden Theile zulassen.
Nur für sehr kleine Geschwindigkeiten ist starrer Zusammenhang der Getrieb-
theile zulässig. Es sind daher für Kehrgetriebe die Bewegungsübertragungen
durch Reibräder, Riemen oder Schnüre bevorzugt.
Das Reibradgetriebe mit Planrad, Fig. 306, S. 000, ist ohne weiteres
als Kehrgetriebe brauchbar, wenn die Welle c lang genug ist, um die
Rolle b über die Mitte der Scheibe a hinwegschieben zu können. Es ge-
währt das vorliegende Getriebe natürlich auf beiden Seiten der Axe von
a, also in beiden Drehrichtungen, innerhalb der Grenzen [FORMEL] und o willkür-
liche Aenderung des Uebersetzungsverhältnisses, so dass es gern verwendet
wird, so lange der Zeitaufwand für die weite Verschiebung der Reibrolle
unwichtig ist.
Verwandt mit dem soeben besprochenen ist das Farcot’sche Kehr-
getriebe, Fig. 339. Auf der Welle a sitzen zwei Reibungsrollen b fest, die
[Abbildung Fig. 339.]
antreibende Welle c enthält die Riemen-
rolle d, durch welche sie in Umdrehung
versetzt wird, und die Scheibe e, welche
die Drehung auf die Reibrollen b über-
tragen soll. c ist nun so in l und l1 ge-
lagert, dass sie in der Bildebene um l zu
schwingen vermag, also die eine oder die
andere Rolle b angetrieben oder auch
keine dieser beiden Rollen von e berührt
wird. Dieses Getriebe erlaubt also, ausser
Umkehr der Drehrichtung ohne weiteres
auch die Unterbrechung des Betriebes,
eine Eigenschaft, die den meisten Kehr-
getrieben eigen ist. Es ist mittels dieses
Getriebes auch möglich, in der einen Dreh-
richtung eine grössere Geschwindigkeit zu
erzeugen, als in der anderen. Man braucht zu diesem Zweck nur R1 kleiner
als R2 zu machen. Dagegen ist die wechselnde Lage der Welle c lästig. Man
muss, um das Ablaufen des Riemens zu verhüten, die zu d gehörende
Riemenrolle entweder unter oder über d legen, oder statt Riemens eine
Schnur verwenden. Dieser Uebelstand fällt hinweg, wenn c, Fig. 340, mit
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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/182>, abgerufen am 16.02.2025.
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