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Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900.

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I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.

Als Stütze für das Spanneisen dient in dem durch Fig. 232 darge-
stellten Beispiel ein kleiner Schraubbock, welcher gestattet, das Spanneisen
genau gleichlaufend zur Aufspannplatte zu legen, so dass er das Werk-
stück nur winkelrecht gegen die Platte drückt. Nicht theurer, aber eben
so gut, ist die in Fig. 237 abgebildete Stützung des Spanneisens C mittels
einer Schraube e, die ihr Muttergewinde in dem Spanneisen findet. Meistens
hält man so genaue Einstellung der Höhe des Spanneisens, wie die beiden
zuletzt genannten Verfahren sie bieten, nicht für erforderlich, vielmehr eine
Abstufung der Höhen für genügend. Alsdann ist die Stützung des Spann-
eisens C, Fig. 238, durch eine eiserne Treppe e bequem. Höhen, welche
durch die einfache Treppe nicht zu erreichen sind, gewinnt man durch Zu-
sammensetzen zweier Treppen e, Fig. 239. Die Kröpfung des Spanneisens, nach
Fig. 227, ist namentlich für senkrechte Aufspannplatten (Planscheiben) hand-
lich, weil sie besonderes, vorläufiges Festhalten der sonst nöthigen Stütze
entbehrlich macht; bei grossem Abstande zwischen Aufspannplatte und
Spanneisen entsteht aber durch das Anziehen der Befestigungsschraube
eine merklich auf das Werkstück einwirkende Schubkraft, welche oft die
genaue Lage des letzteren beeinträchtigt.

[Abbildung] Fig. 238.
[Abbildung] Fig. 239.
[Abbildung] Fig. 240.

Die Spanneisen können nicht immer einfach gerade gemacht werden,
sondern erhalten je nach Umständen Krümmungen oder Kröpfungen.
Fig. 240 zeigt ein Beispiel. Der zum Auflegen des Spanneisens geeignete
Ansatz des Werkstückes b liegt so hoch, dass bei Verwendung eines graden
Spanneisens die Befestigungsmutter störend hervorragen würde. Daher ist
C gekröpft.

Eine Verbiegung des Werkstückes oder Verspannen desselben wird
am sichersten vermieden, wenn -- wie in Fig. 226 und 240 dargestellt --
die Drucklinie vom Spanneisen zur Werkstückstütze winkelrecht zur Auf-
spannplatte liegt. Man ist daher bestrebt, solches zu erreichen, und bringt
zu diesem Zweck zuweilen besondere, nur dem Aufspannen dienende
Lappen an. Es soll z. B. der verhältnissmässig dünnwandige und flanschen-
lose Stiefel a, Fig. 241, einer Gasmaschine auf dem Aufspanntisch A einer
Ausbohrmaschine befestigt werden. Der Stiefel ist mit vier -- an jedem
Ende ein Paar -- Lappen b versehen, welche sich auf die in den Böcken
B angebrachten Stützschrauben c legen. Mittels dieser Schrauben wird
zunächst die genau richtige Höhenlage des Stiefels a gewonnen, mittels
der Flügelschrauben e die Lage seiner Axe in wagrechter Richtung. Die
Schrauben e haben nur den Zweck, das Werkstück genau verschieben zu
können, nicht aber das Werkstück festzuhalten. Hierzu sind vielmehr die

I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen.

Als Stütze für das Spanneisen dient in dem durch Fig. 232 darge-
stellten Beispiel ein kleiner Schraubbock, welcher gestattet, das Spanneisen
genau gleichlaufend zur Aufspannplatte zu legen, so dass er das Werk-
stück nur winkelrecht gegen die Platte drückt. Nicht theurer, aber eben
so gut, ist die in Fig. 237 abgebildete Stützung des Spanneisens C mittels
einer Schraube e, die ihr Muttergewinde in dem Spanneisen findet. Meistens
hält man so genaue Einstellung der Höhe des Spanneisens, wie die beiden
zuletzt genannten Verfahren sie bieten, nicht für erforderlich, vielmehr eine
Abstufung der Höhen für genügend. Alsdann ist die Stützung des Spann-
eisens C, Fig. 238, durch eine eiserne Treppe e bequem. Höhen, welche
durch die einfache Treppe nicht zu erreichen sind, gewinnt man durch Zu-
sammensetzen zweier Treppen e, Fig. 239. Die Kröpfung des Spanneisens, nach
Fig. 227, ist namentlich für senkrechte Aufspannplatten (Planscheiben) hand-
lich, weil sie besonderes, vorläufiges Festhalten der sonst nöthigen Stütze
entbehrlich macht; bei grossem Abstande zwischen Aufspannplatte und
Spanneisen entsteht aber durch das Anziehen der Befestigungsschraube
eine merklich auf das Werkstück einwirkende Schubkraft, welche oft die
genaue Lage des letzteren beeinträchtigt.

[Abbildung] Fig. 238.
[Abbildung] Fig. 239.
[Abbildung] Fig. 240.

Die Spanneisen können nicht immer einfach gerade gemacht werden,
sondern erhalten je nach Umständen Krümmungen oder Kröpfungen.
Fig. 240 zeigt ein Beispiel. Der zum Auflegen des Spanneisens geeignete
Ansatz des Werkstückes b liegt so hoch, dass bei Verwendung eines graden
Spanneisens die Befestigungsmutter störend hervorragen würde. Daher ist
C gekröpft.

Eine Verbiegung des Werkstückes oder Verspannen desselben wird
am sichersten vermieden, wenn — wie in Fig. 226 und 240 dargestellt —
die Drucklinie vom Spanneisen zur Werkstückstütze winkelrecht zur Auf-
spannplatte liegt. Man ist daher bestrebt, solches zu erreichen, und bringt
zu diesem Zweck zuweilen besondere, nur dem Aufspannen dienende
Lappen an. Es soll z. B. der verhältnissmässig dünnwandige und flanschen-
lose Stiefel a, Fig. 241, einer Gasmaschine auf dem Aufspanntisch A einer
Ausbohrmaschine befestigt werden. Der Stiefel ist mit vier — an jedem
Ende ein Paar — Lappen b versehen, welche sich auf die in den Böcken
B angebrachten Stützschrauben c legen. Mittels dieser Schrauben wird
zunächst die genau richtige Höhenlage des Stiefels a gewonnen, mittels
der Flügelschrauben e die Lage seiner Axe in wagrechter Richtung. Die
Schrauben e haben nur den Zweck, das Werkstück genau verschieben zu
können, nicht aber das Werkstück festzuhalten. Hierzu sind vielmehr die

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[119/0133] I. Theil. Die spanabnehmenden Werkzeugmaschinen. Als Stütze für das Spanneisen dient in dem durch Fig. 232 darge- stellten Beispiel ein kleiner Schraubbock, welcher gestattet, das Spanneisen genau gleichlaufend zur Aufspannplatte zu legen, so dass er das Werk- stück nur winkelrecht gegen die Platte drückt. Nicht theurer, aber eben so gut, ist die in Fig. 237 abgebildete Stützung des Spanneisens C mittels einer Schraube e, die ihr Muttergewinde in dem Spanneisen findet. Meistens hält man so genaue Einstellung der Höhe des Spanneisens, wie die beiden zuletzt genannten Verfahren sie bieten, nicht für erforderlich, vielmehr eine Abstufung der Höhen für genügend. Alsdann ist die Stützung des Spann- eisens C, Fig. 238, durch eine eiserne Treppe e bequem. Höhen, welche durch die einfache Treppe nicht zu erreichen sind, gewinnt man durch Zu- sammensetzen zweier Treppen e, Fig. 239. Die Kröpfung des Spanneisens, nach Fig. 227, ist namentlich für senkrechte Aufspannplatten (Planscheiben) hand- lich, weil sie besonderes, vorläufiges Festhalten der sonst nöthigen Stütze entbehrlich macht; bei grossem Abstande zwischen Aufspannplatte und Spanneisen entsteht aber durch das Anziehen der Befestigungsschraube eine merklich auf das Werkstück einwirkende Schubkraft, welche oft die genaue Lage des letzteren beeinträchtigt. [Abbildung Fig. 238. ] [Abbildung Fig. 239. ] [Abbildung Fig. 240. ] Die Spanneisen können nicht immer einfach gerade gemacht werden, sondern erhalten je nach Umständen Krümmungen oder Kröpfungen. Fig. 240 zeigt ein Beispiel. Der zum Auflegen des Spanneisens geeignete Ansatz des Werkstückes b liegt so hoch, dass bei Verwendung eines graden Spanneisens die Befestigungsmutter störend hervorragen würde. Daher ist C gekröpft. Eine Verbiegung des Werkstückes oder Verspannen desselben wird am sichersten vermieden, wenn — wie in Fig. 226 und 240 dargestellt — die Drucklinie vom Spanneisen zur Werkstückstütze winkelrecht zur Auf- spannplatte liegt. Man ist daher bestrebt, solches zu erreichen, und bringt zu diesem Zweck zuweilen besondere, nur dem Aufspannen dienende Lappen an. Es soll z. B. der verhältnissmässig dünnwandige und flanschen- lose Stiefel a, Fig. 241, einer Gasmaschine auf dem Aufspanntisch A einer Ausbohrmaschine befestigt werden. Der Stiefel ist mit vier — an jedem Ende ein Paar — Lappen b versehen, welche sich auf die in den Böcken B angebrachten Stützschrauben c legen. Mittels dieser Schrauben wird zunächst die genau richtige Höhenlage des Stiefels a gewonnen, mittels der Flügelschrauben e die Lage seiner Axe in wagrechter Richtung. Die Schrauben e haben nur den Zweck, das Werkstück genau verschieben zu können, nicht aber das Werkstück festzuhalten. Hierzu sind vielmehr die

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Zitationshilfe: Fischer, Hermann: Die Werkzeugmaschinen. Bd. 1: Die Metallbearbeitungs-Maschinen. [Textband]. Berlin, 1900, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_werkzeugmaschinen01_1900/133>, abgerufen am 25.04.2024.