Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.

Bild:
<< vorherige Seite

verloren. Sie entführte ihn plötzlich durch
die Lüfte und schloß ihn, ohne auf seine
Ausrufungen zu hören, in einen ihrer präch-
tigsten aber zugleich festesten Palläste. Dann
kehrte sie schnell zu dem plumpen Genius
zurück, um seine Schritte auf das genaueste
zu beobachten.

Er ließ jetzt an der unglücklichen Zo-
raide seine ganze Wuth aus, und schwor
daß er morgenden Tages zu ihrem Vater
gehen, und gleich nach der Hochzeit den
frechen Laffen bis an das Ende der Welt
aufsuchen würde.

Jn der That kaum hatte das frische
Milchmädchen sich zum Gange in die Hof-
küche geschürzt, der König den ersten Wil-
denschweins- und die Königin den zweiten
Verjüngungstraum angefangen: als Herr
Grumedan incognito, das heißt: wie ein
ordentlicher Mensch in der Residenz anlangte.

verloren. Sie entfuͤhrte ihn ploͤtzlich durch
die Luͤfte und ſchloß ihn, ohne auf ſeine
Ausrufungen zu hoͤren, in einen ihrer praͤch-
tigſten aber zugleich feſteſten Pallaͤſte. Dann
kehrte ſie ſchnell zu dem plumpen Genius
zuruͤck, um ſeine Schritte auf das genaueſte
zu beobachten.

Er ließ jetzt an der ungluͤcklichen Zo-
raïde ſeine ganze Wuth aus, und ſchwor
daß er morgenden Tages zu ihrem Vater
gehen, und gleich nach der Hochzeit den
frechen Laffen bis an das Ende der Welt
aufſuchen wuͤrde.

Jn der That kaum hatte das friſche
Milchmaͤdchen ſich zum Gange in die Hof-
kuͤche geſchuͤrzt, der Koͤnig den erſten Wil-
denſchweins- und die Koͤnigin den zweiten
Verjuͤngungstraum angefangen: als Herr
Grumedan incognito, das heißt: wie ein
ordentlicher Menſch in der Reſidenz anlangte.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0050" n="46"/>
verloren. Sie entfu&#x0364;hrte ihn plo&#x0364;tzlich durch<lb/>
die Lu&#x0364;fte und &#x017F;chloß ihn, ohne auf &#x017F;eine<lb/>
Ausrufungen zu ho&#x0364;ren, in einen ihrer pra&#x0364;ch-<lb/>
tig&#x017F;ten aber zugleich fe&#x017F;te&#x017F;ten Palla&#x0364;&#x017F;te. Dann<lb/>
kehrte &#x017F;ie &#x017F;chnell zu dem plumpen Genius<lb/>
zuru&#x0364;ck, um &#x017F;eine Schritte auf das genaue&#x017F;te<lb/>
zu beobachten.</p><lb/>
        <p>Er ließ jetzt an der unglu&#x0364;cklichen Zo-<lb/>
raïde &#x017F;eine ganze Wuth aus, und &#x017F;chwor<lb/>
daß er morgenden Tages zu ihrem Vater<lb/>
gehen, und gleich nach der Hochzeit den<lb/>
frechen Laffen bis an das Ende der Welt<lb/>
auf&#x017F;uchen wu&#x0364;rde.</p><lb/>
        <p>Jn der That kaum hatte das fri&#x017F;che<lb/>
Milchma&#x0364;dchen &#x017F;ich zum Gange in die Hof-<lb/>
ku&#x0364;che ge&#x017F;chu&#x0364;rzt, der Ko&#x0364;nig den er&#x017F;ten Wil-<lb/>
den&#x017F;chweins- und die Ko&#x0364;nigin den zweiten<lb/>
Verju&#x0364;ngungstraum angefangen: als Herr<lb/>
Grumedan incognito, das heißt: wie ein<lb/>
ordentlicher Men&#x017F;ch in der Re&#x017F;idenz anlangte.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[46/0050] verloren. Sie entfuͤhrte ihn ploͤtzlich durch die Luͤfte und ſchloß ihn, ohne auf ſeine Ausrufungen zu hoͤren, in einen ihrer praͤch- tigſten aber zugleich feſteſten Pallaͤſte. Dann kehrte ſie ſchnell zu dem plumpen Genius zuruͤck, um ſeine Schritte auf das genaueſte zu beobachten. Er ließ jetzt an der ungluͤcklichen Zo- raïde ſeine ganze Wuth aus, und ſchwor daß er morgenden Tages zu ihrem Vater gehen, und gleich nach der Hochzeit den frechen Laffen bis an das Ende der Welt aufſuchen wuͤrde. Jn der That kaum hatte das friſche Milchmaͤdchen ſich zum Gange in die Hof- kuͤche geſchuͤrzt, der Koͤnig den erſten Wil- denſchweins- und die Koͤnigin den zweiten Verjuͤngungstraum angefangen: als Herr Grumedan incognito, das heißt: wie ein ordentlicher Menſch in der Reſidenz anlangte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/50
Zitationshilfe: [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/50>, abgerufen am 24.11.2024.