Liebe verschmäht hatte. Diese Königin be- saß, wie Almesira aus ihren Büchern wußte, in einem schönen Smaragd einen kräftigen Talisman, der gegen alle Zaubergewalt schützte, und dessen Macht nur von zwei Stäben, dem schwarzen und dem weissen, die Du gesehen hast, übertroffen wurde. Diese kostbaren Stücke hatte Mussabelin der edlen Fee vor kurzem durch schändliche List entwendet.
Die Gelegenheit zur Rache kam noch früher, als Almesira vermuthete. Die Kö- nigin der sieben Seen hatte nehmlich an einem ihrer Nachbarn einen unversöhnlichen Feind, der schon oft, aber immer mit gro- ßem Verluste, sie bekriegt hatte. Aufgereitzt durch Mussabelin, mit welchem er lange in genauer Verbindung stand, fiel er plötzlich, so wohlgerüstet, und mit solcher Macht, als nie vorher, der Königin in`s Land.
Liebe verſchmaͤht hatte. Dieſe Koͤnigin be- ſaß, wie Almeſira aus ihren Buͤchern wußte, in einem ſchoͤnen Smaragd einen kraͤftigen Talisman, der gegen alle Zaubergewalt ſchuͤtzte, und deſſen Macht nur von zwei Staͤben, dem ſchwarzen und dem weiſſen, die Du geſehen haſt, uͤbertroffen wurde. Dieſe koſtbaren Stuͤcke hatte Muſſabelin der edlen Fee vor kurzem durch ſchaͤndliche Liſt entwendet.
Die Gelegenheit zur Rache kam noch fruͤher, als Almeſira vermuthete. Die Koͤ- nigin der ſieben Seen hatte nehmlich an einem ihrer Nachbarn einen unverſoͤhnlichen Feind, der ſchon oft, aber immer mit gro- ßem Verluſte, ſie bekriegt hatte. Aufgereitzt durch Muſſabelin, mit welchem er lange in genauer Verbindung ſtand, fiel er ploͤtzlich, ſo wohlgeruͤſtet, und mit ſolcher Macht, als nie vorher, der Koͤnigin in`s Land.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0203"n="199"/>
Liebe verſchmaͤht hatte. Dieſe Koͤnigin be-<lb/>ſaß, wie Almeſira aus ihren Buͤchern wußte,<lb/>
in einem ſchoͤnen Smaragd einen kraͤftigen<lb/>
Talisman, der gegen alle Zaubergewalt<lb/>ſchuͤtzte, und deſſen Macht nur von zwei<lb/>
Staͤben, dem ſchwarzen und dem weiſſen,<lb/>
die Du geſehen haſt, uͤbertroffen wurde.<lb/>
Dieſe koſtbaren Stuͤcke hatte Muſſabelin<lb/>
der edlen Fee vor kurzem durch ſchaͤndliche<lb/>
Liſt entwendet.</p><lb/><p>Die Gelegenheit zur Rache kam noch<lb/>
fruͤher, als Almeſira vermuthete. Die Koͤ-<lb/>
nigin der ſieben Seen hatte nehmlich an<lb/>
einem ihrer Nachbarn einen unverſoͤhnlichen<lb/>
Feind, der ſchon oft, aber immer mit gro-<lb/>
ßem Verluſte, ſie bekriegt hatte. Aufgereitzt<lb/>
durch Muſſabelin, mit welchem er lange in<lb/>
genauer Verbindung ſtand, fiel er ploͤtzlich,<lb/>ſo wohlgeruͤſtet, und mit ſolcher Macht,<lb/>
als nie vorher, der Koͤnigin in`s Land.<lb/></p></div></body></text></TEI>
[199/0203]
Liebe verſchmaͤht hatte. Dieſe Koͤnigin be-
ſaß, wie Almeſira aus ihren Buͤchern wußte,
in einem ſchoͤnen Smaragd einen kraͤftigen
Talisman, der gegen alle Zaubergewalt
ſchuͤtzte, und deſſen Macht nur von zwei
Staͤben, dem ſchwarzen und dem weiſſen,
die Du geſehen haſt, uͤbertroffen wurde.
Dieſe koſtbaren Stuͤcke hatte Muſſabelin
der edlen Fee vor kurzem durch ſchaͤndliche
Liſt entwendet.
Die Gelegenheit zur Rache kam noch
fruͤher, als Almeſira vermuthete. Die Koͤ-
nigin der ſieben Seen hatte nehmlich an
einem ihrer Nachbarn einen unverſoͤhnlichen
Feind, der ſchon oft, aber immer mit gro-
ßem Verluſte, ſie bekriegt hatte. Aufgereitzt
durch Muſſabelin, mit welchem er lange in
genauer Verbindung ſtand, fiel er ploͤtzlich,
ſo wohlgeruͤſtet, und mit ſolcher Macht,
als nie vorher, der Koͤnigin in`s Land.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/203>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.