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[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.

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leuchtung des Thurmes von schwarzem Dun-
kel verschlungen wird.

Unmuthig, mit empörtem Herzen ging
er auf die bezeichnete Stelle zu, und sah
bald eine Öffnung in der Felsenwand vor
sich, die in einen tiefen Gang führte, und
einen matten Schimmer des Sonnenlichts
ausstrahlte, welcher den Wanderer in der
Dunkelheit geleitet hatte. Schnell stieg
Takeddin herab, mußte sich lange durch ei-
nen Gang winden, wo er bald einen hellen
Abglanz des Tageslichts zu sehen glaubte,
bald in dichter Finsterniß tappte.

Endlich lag die lieblichste Landschaft
vor seinen Augen, und überraschte ihn desto
lebhafter, da die bisherigen Erscheinungen
ihn nur an wilde oder groteske Gegenden
gewöhnt hatten. Es war ein freundlicher
Garten, mit mannigfaltigen Blumen, mit
schattigen Gängen, mit blühenden und

leuchtung des Thurmes von ſchwarzem Dun-
kel verſchlungen wird.

Unmuthig, mit empoͤrtem Herzen ging
er auf die bezeichnete Stelle zu, und ſah
bald eine Öffnung in der Felſenwand vor
ſich, die in einen tiefen Gang fuͤhrte, und
einen matten Schimmer des Sonnenlichts
ausſtrahlte, welcher den Wanderer in der
Dunkelheit geleitet hatte. Schnell ſtieg
Takeddin herab, mußte ſich lange durch ei-
nen Gang winden, wo er bald einen hellen
Abglanz des Tageslichts zu ſehen glaubte,
bald in dichter Finſterniß tappte.

Endlich lag die lieblichſte Landſchaft
vor ſeinen Augen, und uͤberraſchte ihn deſto
lebhafter, da die bisherigen Erſcheinungen
ihn nur an wilde oder groteske Gegenden
gewoͤhnt hatten. Es war ein freundlicher
Garten, mit mannigfaltigen Blumen, mit
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[187/0191] leuchtung des Thurmes von ſchwarzem Dun- kel verſchlungen wird. Unmuthig, mit empoͤrtem Herzen ging er auf die bezeichnete Stelle zu, und ſah bald eine Öffnung in der Felſenwand vor ſich, die in einen tiefen Gang fuͤhrte, und einen matten Schimmer des Sonnenlichts ausſtrahlte, welcher den Wanderer in der Dunkelheit geleitet hatte. Schnell ſtieg Takeddin herab, mußte ſich lange durch ei- nen Gang winden, wo er bald einen hellen Abglanz des Tageslichts zu ſehen glaubte, bald in dichter Finſterniß tappte. Endlich lag die lieblichſte Landſchaft vor ſeinen Augen, und uͤberraſchte ihn deſto lebhafter, da die bisherigen Erſcheinungen ihn nur an wilde oder groteske Gegenden gewoͤhnt hatten. Es war ein freundlicher Garten, mit mannigfaltigen Blumen, mit ſchattigen Gaͤngen, mit bluͤhenden und

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Zitationshilfe: [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/191>, abgerufen am 22.11.2024.