[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.Dieses war also völlig in der Ordnung; aber die Verlegenheit des Königs gründete sich wirklich auf etwas ausserordentliches. Er hatte nähmlich die ganz unkönigliche Eigenschaft, sich nicht allein für sich selbst, sondern auch für andere Leute zu schämen, und fühlte jetzt das Unschickliche der prinz- lichen Kleidung sehr lebhaft. Aber die Unterhaltung des jungen Rit- ters zerstreute bald alle Verlegenheit. Der König lächelte, die Prinzessin vergaß alle zebraische Floskeln, und eine Hofmaschiene nach der andern fing an gleichsam men- schenähnlich sich zu bewegen. Mit Schrecken bemerkte dies der Hof- marschall und suchte nun so schnell als möglich durch eine ächt zebraische Redens- art dem Unwesen zu steuern. Aber ver- geblich! -- Er mußte sich, durch die Ein- fälle des Prinzen, seinen langen, verwor- Dieſes war alſo voͤllig in der Ordnung; aber die Verlegenheit des Koͤnigs gruͤndete ſich wirklich auf etwas auſſerordentliches. Er hatte naͤhmlich die ganz unkoͤnigliche Eigenſchaft, ſich nicht allein fuͤr ſich ſelbſt, ſondern auch fuͤr andere Leute zu ſchaͤmen, und fuͤhlte jetzt das Unſchickliche der prinz- lichen Kleidung ſehr lebhaft. Aber die Unterhaltung des jungen Rit- ters zerſtreute bald alle Verlegenheit. Der Koͤnig laͤchelte, die Prinzeſſin vergaß alle zebraiſche Floskeln, und eine Hofmaſchiene nach der andern fing an gleichſam men- ſchenaͤhnlich ſich zu bewegen. Mit Schrecken bemerkte dies der Hof- marſchall und ſuchte nun ſo ſchnell als moͤglich durch eine aͤcht zebraiſche Redens- art dem Unweſen zu ſteuern. Aber ver- geblich! — Er mußte ſich, durch die Ein- faͤlle des Prinzen, ſeinen langen, verwor- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#KOEN"> <pb facs="#f0128" n="124"/> <p>Dieſes war alſo voͤllig in der Ordnung;<lb/> aber die Verlegenheit des Koͤnigs gruͤndete<lb/> ſich wirklich auf etwas auſſerordentliches.<lb/> Er hatte naͤhmlich die ganz unkoͤnigliche<lb/> Eigenſchaft, ſich nicht allein fuͤr ſich ſelbſt,<lb/> ſondern auch fuͤr andere Leute zu ſchaͤmen,<lb/> und fuͤhlte jetzt das Unſchickliche der prinz-<lb/> lichen Kleidung ſehr lebhaft.</p><lb/> <p>Aber die Unterhaltung des jungen Rit-<lb/> ters zerſtreute bald alle Verlegenheit. Der<lb/> Koͤnig laͤchelte, die Prinzeſſin vergaß alle<lb/> zebraiſche Floskeln, und eine Hofmaſchiene<lb/> nach der andern fing an gleichſam men-<lb/> ſchenaͤhnlich ſich zu bewegen.</p><lb/> <p>Mit Schrecken bemerkte dies der Hof-<lb/> marſchall und ſuchte nun ſo ſchnell als<lb/> moͤglich durch eine aͤcht zebraiſche Redens-<lb/> art dem Unweſen zu ſteuern. Aber ver-<lb/> geblich! — Er mußte ſich, durch die Ein-<lb/> faͤlle des Prinzen, ſeinen langen, verwor-<lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [124/0128]
Dieſes war alſo voͤllig in der Ordnung;
aber die Verlegenheit des Koͤnigs gruͤndete
ſich wirklich auf etwas auſſerordentliches.
Er hatte naͤhmlich die ganz unkoͤnigliche
Eigenſchaft, ſich nicht allein fuͤr ſich ſelbſt,
ſondern auch fuͤr andere Leute zu ſchaͤmen,
und fuͤhlte jetzt das Unſchickliche der prinz-
lichen Kleidung ſehr lebhaft.
Aber die Unterhaltung des jungen Rit-
ters zerſtreute bald alle Verlegenheit. Der
Koͤnig laͤchelte, die Prinzeſſin vergaß alle
zebraiſche Floskeln, und eine Hofmaſchiene
nach der andern fing an gleichſam men-
ſchenaͤhnlich ſich zu bewegen.
Mit Schrecken bemerkte dies der Hof-
marſchall und ſuchte nun ſo ſchnell als
moͤglich durch eine aͤcht zebraiſche Redens-
art dem Unweſen zu ſteuern. Aber ver-
geblich! — Er mußte ſich, durch die Ein-
faͤlle des Prinzen, ſeinen langen, verwor-
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Zitationshilfe: | [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/128>, abgerufen am 25.07.2024. |