[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802.
Leibarzt, indem er sich mit einem Seiten- bücklinge empfahl -- Wir wissen es nun einmal! mit Oberpriestern darf man ihm nicht kommen! -- "Ja! ja! -- wiederholte die Oberhof- meisterinn, nachdem sie ihn mit einem alt- französischen Reverenz entlassen hatte -- wir wissen es einmal: daß ihr die Ober- priester gern überflüssig machen möchtet, damit ihr auch noch die Seelenkuren be- streiten könntet! -- Aber so Gott will! soll der würdige Mann dem ganzen Unwesen ein Ende machen, und ihr werdet mit Eu- ren Reinigungen zu Hause bleiben müssen! -- Bey diesen Worten klingelte sie ihre Kammerfrau, es wurde augenblicklich ange- spannt, und da grade keine Kour war; so konnte man noch, mit Hülfe der Nacht, den Oberpriester von allem unterrichten. Der heilige Mann war innigst erfreut,
Leibarzt, indem er ſich mit einem Seiten- buͤcklinge empfahl — Wir wiſſen es nun einmal! mit Oberprieſtern darf man ihm nicht kommen! — »Ja! ja! — wiederholte die Oberhof- meiſterinn, nachdem ſie ihn mit einem alt- franzoͤſiſchen Reverenz entlaſſen hatte — wir wiſſen es einmal: daß ihr die Ober- prieſter gern uͤberfluͤſſig machen moͤchtet, damit ihr auch noch die Seelenkuren be- ſtreiten koͤnntet! — Aber ſo Gott will! ſoll der wuͤrdige Mann dem ganzen Unweſen ein Ende machen, und ihr werdet mit Eu- ren Reinigungen zu Hauſe bleiben muͤſſen! — Bey dieſen Worten klingelte ſie ihre Kammerfrau, es wurde augenblicklich ange- ſpannt, und da grade keine Kour war; ſo konnte man noch, mit Huͤlfe der Nacht, den Oberprieſter von allem unterrichten. Der heilige Mann war innigſt erfreut, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#KOEN"> <p><pb facs="#f0113" n="109"/> Leibarzt, indem er ſich mit einem Seiten-<lb/> buͤcklinge empfahl — Wir wiſſen es nun<lb/> einmal! mit Oberprieſtern darf man ihm<lb/> nicht kommen! —</p><lb/> <p>»Ja! ja! — wiederholte die Oberhof-<lb/> meiſterinn, nachdem ſie ihn mit einem alt-<lb/> franzoͤſiſchen Reverenz entlaſſen hatte —<lb/> wir wiſſen es einmal: daß ihr die Ober-<lb/> prieſter gern uͤberfluͤſſig machen moͤchtet,<lb/> damit ihr auch noch die Seelenkuren be-<lb/> ſtreiten koͤnntet! — Aber ſo Gott will! ſoll<lb/> der wuͤrdige Mann dem ganzen Unweſen<lb/> ein Ende machen, und ihr werdet mit Eu-<lb/> ren Reinigungen zu Hauſe bleiben muͤſſen! —</p><lb/> <p>Bey dieſen Worten klingelte ſie ihre<lb/> Kammerfrau, es wurde augenblicklich ange-<lb/> ſpannt, und da grade keine Kour war; ſo<lb/> konnte man noch, mit Huͤlfe der Nacht,<lb/> den Oberprieſter von allem unterrichten.</p><lb/> <p>Der heilige Mann war innigſt erfreut,<lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [109/0113]
Leibarzt, indem er ſich mit einem Seiten-
buͤcklinge empfahl — Wir wiſſen es nun
einmal! mit Oberprieſtern darf man ihm
nicht kommen! —
»Ja! ja! — wiederholte die Oberhof-
meiſterinn, nachdem ſie ihn mit einem alt-
franzoͤſiſchen Reverenz entlaſſen hatte —
wir wiſſen es einmal: daß ihr die Ober-
prieſter gern uͤberfluͤſſig machen moͤchtet,
damit ihr auch noch die Seelenkuren be-
ſtreiten koͤnntet! — Aber ſo Gott will! ſoll
der wuͤrdige Mann dem ganzen Unweſen
ein Ende machen, und ihr werdet mit Eu-
ren Reinigungen zu Hauſe bleiben muͤſſen! —
Bey dieſen Worten klingelte ſie ihre
Kammerfrau, es wurde augenblicklich ange-
ſpannt, und da grade keine Kour war; ſo
konnte man noch, mit Huͤlfe der Nacht,
den Oberprieſter von allem unterrichten.
Der heilige Mann war innigſt erfreut,
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Zitationshilfe: | [Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/113>, abgerufen am 16.02.2025. |