Schriften des sonderbaren Mannes so ein- genommen: daß sie von Stund an, nur in seiner Sprache sich vernehmen ließ.
Dies hatte der funfzigjährige Hofmar- schall, ein heimlicher, und freylich auch hoffnungsloser Anbeter der Prinzessin, zu- erst bemerkt, und war sogleich darauf be- dacht, die Redensarten des berühmten Ze- bra zu memoriren.
Dies gelang ihm auch in kurzen so sehr: daß er die Prinzessin dadurch in das ange- nehmste Erstaunen versetzte. So sehr ihr seine eckige Figur, sein Faunengesicht und seine Glasaugen mißfielen, so war eine zebraische Antihyperbel hinreichend, das al- les vergessend zu machen, und sie zu dem Geständnisse zu zwingen: er sey das ein- zige Geschöpf, mit welchem sie sich erträg- lich unterhalten könne.
Eine Ahnung davon wäre für die Hof-
Schriften des ſonderbaren Mannes ſo ein- genommen: daß ſie von Stund an, nur in ſeiner Sprache ſich vernehmen ließ.
Dies hatte der funfzigjaͤhrige Hofmar- ſchall, ein heimlicher, und freylich auch hoffnungsloſer Anbeter der Prinzeſſin, zu- erſt bemerkt, und war ſogleich darauf be- dacht, die Redensarten des beruͤhmten Ze- bra zu memoriren.
Dies gelang ihm auch in kurzen ſo ſehr: daß er die Prinzeſſin dadurch in das ange- nehmſte Erſtaunen verſetzte. So ſehr ihr ſeine eckige Figur, ſein Faunengeſicht und ſeine Glasaugen mißfielen, ſo war eine zebraiſche Antihyperbel hinreichend, das al- les vergeſſend zu machen, und ſie zu dem Geſtaͤndniſſe zu zwingen: er ſey das ein- zige Geſchoͤpf, mit welchem ſie ſich ertraͤg- lich unterhalten koͤnne.
Eine Ahnung davon waͤre fuͤr die Hof-
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Schriften des ſonderbaren Mannes ſo ein-
genommen: daß ſie von Stund an, nur
in ſeiner Sprache ſich vernehmen ließ.
Dies hatte der funfzigjaͤhrige Hofmar-
ſchall, ein heimlicher, und freylich auch
hoffnungsloſer Anbeter der Prinzeſſin, zu-
erſt bemerkt, und war ſogleich darauf be-
dacht, die Redensarten des beruͤhmten Ze-
bra zu memoriren.
Dies gelang ihm auch in kurzen ſo ſehr:
daß er die Prinzeſſin dadurch in das ange-
nehmſte Erſtaunen verſetzte. So ſehr ihr
ſeine eckige Figur, ſein Faunengeſicht und
ſeine Glasaugen mißfielen, ſo war eine
zebraiſche Antihyperbel hinreichend, das al-
les vergeſſend zu machen, und ſie zu dem
Geſtaͤndniſſe zu zwingen: er ſey das ein-
zige Geſchoͤpf, mit welchem ſie ſich ertraͤg-
lich unterhalten koͤnne.
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[Fischer, Caroline Auguste]: Mährchen, In: Journal der Romane. St. 10. Berlin, 1802, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_maehrchen_1802/108>, abgerufen am 16.02.2025.
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