Fischer, Christian August: Ueber Collegien und Collegienhefte. Bonn, 1826.Studiosus bekannt ist, und denselben zu einer schicklichen Stunde, und auf eine passende Art darum ersucht. Allein dergleichen Hefte in eigener Person zu revidiren, kann keinem Docenten zugemuthet werden, weil derselbe zu viel Zeit und Mühe darauf wenden muß. Auf einigen Universitäten indessen, pflegen sich jüngere Docenten, gegen ein gewisses Honorar, nicht ungern zu dieser Revision zu verstehen. Sonst sind auch die alten Repetenten, wo es deren giebt, eigentlich die rechten Leute dazu. Auch die eigentlichen Universitäts-Repetitorien, und Examinatorien können trefflich dienen, besonders wenn der Docent bei jenen, die wichtigsten Gegenstände herauszuheben versteht, und in diesen die schwierigsten Fragen am Ende selbst, in der vollkommensten Form zu beantworten pflegt. Ein Haupterforderniß, bey dem Emendiren und Suppliren ist aber, daß man ja nicht viel über eine Woche zusammen kommen läßt. Dasselbe gilt auch von den sogenannten Lücken in den Heften, wenn man eine oder mehrere Stunden verlohren hat. Diese fülle man ja, sobald als möglich, entweder nach den Heften von Freunden, oder nach den gefälligen Angaben des Docenten aus. §. 18. Wir beschließen diesen Abschnitt mit einigen Bemerkungen über das Mundiren der Collegienhefte, wobey es auf Folgendes ankommt. Man schreibt seine Hefte von neuem ab, weil man dieselben zu unleserlich, oder wenigstens zu schlecht geschrieben findet, und gern ein reines, gefälliges, sind schönes Manuskript haben will. Oder man giebt sich diese Mühe, weil man eine Menge Zusätze, Verbesserungen, und andere Einschiebsel, die sich am Rande befinden, gleich in den Text aufnehmen, und sich auf diese Art eine bessere, und leichtere Uebersicht verschaffen will. Weiter macht man sich an diese Mundirung, wenn man sie Aeltern, Verwandten, Vormündern, Stipendien-Ertheilern, u. s. w. als Beweise aktiver Studien, entweder vorzulegen wünscht, oder wirklich vorzulegen hat. Endlich unterzieht man sich dieser Arbeit, weil man diese reinen Hefte, als ein Andenken an seine akademischen Studien, Studiosus bekannt ist, und denselben zu einer schicklichen Stunde, und auf eine passende Art darum ersucht. Allein dergleichen Hefte in eigener Person zu revidiren, kann keinem Docenten zugemuthet werden, weil derselbe zu viel Zeit und Mühe darauf wenden muß. Auf einigen Universitäten indessen, pflegen sich jüngere Docenten, gegen ein gewisses Honorar, nicht ungern zu dieser Revision zu verstehen. Sonst sind auch die alten Repetenten, wo es deren giebt, eigentlich die rechten Leute dazu. Auch die eigentlichen Universitäts-Repetitorien, und Examinatorien können trefflich dienen, besonders wenn der Docent bei jenen, die wichtigsten Gegenstände herauszuheben versteht, und in diesen die schwierigsten Fragen am Ende selbst, in der vollkommensten Form zu beantworten pflegt. Ein Haupterforderniß, bey dem Emendiren und Suppliren ist aber, daß man ja nicht viel über eine Woche zusammen kommen läßt. Dasselbe gilt auch von den sogenannten Lücken in den Heften, wenn man eine oder mehrere Stunden verlohren hat. Diese fülle man ja, sobald als möglich, entweder nach den Heften von Freunden, oder nach den gefälligen Angaben des Docenten aus. §. 18. Wir beschließen diesen Abschnitt mit einigen Bemerkungen über das Mundiren der Collegienhefte, wobey es auf Folgendes ankommt. Man schreibt seine Hefte von neuem ab, weil man dieselben zu unleserlich, oder wenigstens zu schlecht geschrieben findet, und gern ein reines, gefälliges, sind schönes Manuskript haben will. Oder man giebt sich diese Mühe, weil man eine Menge Zusätze, Verbesserungen, und andere Einschiebsel, die sich am Rande befinden, gleich in den Text aufnehmen, und sich auf diese Art eine bessere, und leichtere Uebersicht verschaffen will. Weiter macht man sich an diese Mundirung, wenn man sie Aeltern, Verwandten, Vormündern, Stipendien-Ertheilern, u. s. w. als Beweise aktiver Studien, entweder vorzulegen wünscht, oder wirklich vorzulegen hat. Endlich unterzieht man sich dieser Arbeit, weil man diese reinen Hefte, als ein Andenken an seine akademischen Studien, <TEI> <text> <body> <div> <div> <div> <div> <p><pb facs="#f0077" n="73"/> Studiosus bekannt ist, und denselben zu einer schicklichen Stunde, und auf eine passende Art darum ersucht. Allein dergleichen Hefte in eigener Person zu revidiren, kann keinem Docenten zugemuthet werden, weil derselbe zu viel Zeit und Mühe darauf wenden muß. Auf einigen Universitäten indessen, pflegen sich jüngere Docenten, gegen ein gewisses Honorar, nicht ungern zu dieser Revision zu verstehen. Sonst sind auch die alten Repetenten, wo es deren giebt, eigentlich die rechten Leute dazu. Auch die eigentlichen Universitäts-Repetitorien, und Examinatorien können trefflich dienen, besonders wenn der Docent bei jenen, die wichtigsten Gegenstände herauszuheben versteht, und in diesen die schwierigsten Fragen am Ende selbst, in der vollkommensten Form zu beantworten pflegt. Ein Haupterforderniß, bey dem Emendiren und Suppliren ist aber, daß man ja nicht viel über eine Woche zusammen kommen läßt. Dasselbe gilt auch von den sogenannten <choice><orig>Lükken</orig><reg>Lücken</reg></choice> in den Heften, wenn man eine oder mehrere Stunden verlohren hat. 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Studiosus bekannt ist, und denselben zu einer schicklichen Stunde, und auf eine passende Art darum ersucht. Allein dergleichen Hefte in eigener Person zu revidiren, kann keinem Docenten zugemuthet werden, weil derselbe zu viel Zeit und Mühe darauf wenden muß. Auf einigen Universitäten indessen, pflegen sich jüngere Docenten, gegen ein gewisses Honorar, nicht ungern zu dieser Revision zu verstehen. Sonst sind auch die alten Repetenten, wo es deren giebt, eigentlich die rechten Leute dazu. Auch die eigentlichen Universitäts-Repetitorien, und Examinatorien können trefflich dienen, besonders wenn der Docent bei jenen, die wichtigsten Gegenstände herauszuheben versteht, und in diesen die schwierigsten Fragen am Ende selbst, in der vollkommensten Form zu beantworten pflegt. Ein Haupterforderniß, bey dem Emendiren und Suppliren ist aber, daß man ja nicht viel über eine Woche zusammen kommen läßt. Dasselbe gilt auch von den sogenannten Lükken in den Heften, wenn man eine oder mehrere Stunden verlohren hat. Diese fülle man ja, sobald als möglich, entweder nach den Heften von Freunden, oder nach den gefälligen Angaben des Docenten aus.
§. 18.
Wir beschließen diesen Abschnitt mit einigen Bemerkungen über das Mundiren der Collegienhefte, wobey es auf Folgendes ankommt. Man schreibt seine Hefte von neuem ab, weil man dieselben zu unleserlich, oder wenigstens zu schlecht geschrieben findet, und gern ein reines, gefälliges, sind schönes Manuskript haben will. Oder man giebt sich diese Mühe, weil man eine Menge Zusätze, Verbesserungen, und andere Einschiebsel, die sich am Rande befinden, gleich in den Text aufnehmen, und sich auf diese Art eine bessere, und leichtere Uebersicht verschaffen will. Weiter macht man sich an diese Mundirung, wenn man sie Aeltern, Verwandten, Vormündern, Stipendien-Ertheilern, u. s. w. als Beweise aktiver Studien, entweder vorzulegen wünscht, oder wirklich vorzulegen hat. Endlich unterzieht man sich dieser Arbeit, weil man diese reinen Hefte, als ein Andenken an seine akademischen Studien,
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Zitationshilfe: | Fischer, Christian August: Ueber Collegien und Collegienhefte. Bonn, 1826, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fischer_collegienhefte_1826/77>, abgerufen am 16.02.2025. |