Finen, Eberhard: Eine selige Veränderung Worauf die Christen harren und die darinn zu suchende Beste Veränderung. Braunschweig, 1720.fährlichen Kranckheit heimzusuchen / welche aber dadurch höchst-gefährlich worden / daß er seine zwey Tage vor ihm erkranckende hertzlich geliebte Ehe-Frau / die Weyland Hoch Edle und Tugendbegabte Frau / Frau Margaretha Hillken, gebohrne von Kalm, in seiner Kranckheit sterben / und nicht nur sterben / sondern einige Tage nachher mit einer angenommenen aber Hertz und Sinne benehmenden Hertzhafftigkeit auf der Todten-Bahre / und aus dem Hause zu Grabe müssen tragen sehen. Vor zwey Persohnen war dis Grab bereitet / doch nur eine hinein gesencket / auch nur vor eine die Leichen-Predigt abgeredet / aber ehe der zu deren Haltung bestimmte Tag gekommen / wurde man gemüßiget diesfals eine Aenderung zu machen / das Grab auch vor die andere wieder zu eröffnen / und die Leich-Predigt zu beyderseits Ehren-Gedächtniß abzufassen. Denn es kam dahin daß vorgedachter Herr Canonicus und Vice-Dominus Hillken den zwölfften dieses Monats Septembris in seinen Heyland seelig entschlaffen und seinen vorangegangenen Ehegatten folgen muste. Morgen sind es dreyßig Jahr da diese beyde im Tode nicht geschiedene durch priesterliche Copulation eingesegnet wurden / und einander vor dem Angesicht des HErrn angelobten / sich von einander nicht zu scheiden, der Todt scheide sie denn. Ach sie halten mehr als sie angelobet! Der seelige Mann hat seiner nahe bey ihm sterbenden Ehegattin mit der That nachgeruffen / was dorten die Ruth zu der Naemi sagte: Wo du stirbest da sterbe ich auch,Ruth. I. 16. da wil ich auch begraben werden. Und so ist es auch erfolget; Ich sage denn mit Recht von ihnen: Auch im Tode nicht geschieden. Denn eine Gruft vereinet und vermählet wieder / welche der Todt getrennet hatte. Doch fährlichen Kranckheit heimzusuchen / welche aber dadurch höchst-gefährlich worden / daß er seine zwey Tage vor ihm erkranckende hertzlich geliebte Ehe-Frau / die Weyland Hoch Edle und Tugendbegabte Frau / Frau Margaretha Hillken, gebohrne von Kalm, in seiner Kranckheit sterben / und nicht nur sterben / sondern einige Tage nachher mit einer angenommenen aber Hertz und Sinne benehmenden Hertzhafftigkeit auf der Todten-Bahre / und aus dem Hause zu Grabe müssen tragen sehen. Vor zwey Persohnen war dis Grab bereitet / doch nur eine hinein gesencket / auch nur vor eine die Leichen-Predigt abgeredet / aber ehe der zu deren Haltung bestimmte Tag gekommen / wurde man gemüßiget diesfals eine Aenderung zu machen / das Grab auch vor die andere wieder zu eröffnen / und die Leich-Predigt zu beyderseits Ehren-Gedächtniß abzufassen. Denn es kam dahin daß vorgedachter Herr Canonicus und Vice-Dominus Hillken den zwölfften dieses Monats Septembris in seinen Heyland seelig entschlaffen und seinen vorangegangenen Ehegatten folgen muste. Morgen sind es dreyßig Jahr da diese beyde im Tode nicht geschiedene durch priesterliche Copulation eingesegnet wurden / und einander vor dem Angesicht des HErrn angelobten / sich von einander nicht zu scheiden, der Todt scheide sie denn. Ach sie halten mehr als sie angelobet! Der seelige Mann hat seiner nahe bey ihm sterbenden Ehegattin mit der That nachgeruffen / was dorten die Ruth zu der Naemi sagte: Wo du stirbest da sterbe ich auch,Ruth. I. 16. da wil ich auch begraben werden. Und so ist es auch erfolget; Ich sage denn mit Recht von ihnen: Auch im Tode nicht geschieden. Denn eine Gruft vereinet und vermählet wieder / welche der Todt getrennet hatte. Doch <TEI> <text> <front> <div> <p><pb facs="#f0007" n="3"/> fährlichen Kranckheit heimzusuchen / welche aber dadurch höchst-gefährlich worden / daß er seine zwey Tage vor ihm erkranckende hertzlich geliebte Ehe-Frau / die Weyland Hoch Edle und Tugendbegabte Frau / Frau Margaretha Hillken, gebohrne von Kalm, in seiner Kranckheit sterben / und nicht nur sterben / sondern einige Tage nachher mit einer angenommenen aber Hertz und Sinne benehmenden Hertzhafftigkeit auf der Todten-Bahre / und aus dem Hause zu Grabe müssen tragen sehen. Vor zwey Persohnen war dis Grab bereitet / doch nur eine hinein gesencket / auch nur vor eine die Leichen-Predigt abgeredet / aber ehe der zu deren Haltung bestimmte Tag gekommen / wurde man gemüßiget diesfals eine Aenderung zu machen / das Grab auch vor die andere wieder zu eröffnen / und die Leich-Predigt zu beyderseits Ehren-Gedächtniß abzufassen. Denn es kam dahin daß vorgedachter Herr Canonicus und Vice-Dominus Hillken den zwölfften dieses Monats Septembris in seinen Heyland seelig entschlaffen und seinen vorangegangenen Ehegatten folgen muste.</p> <p>Morgen sind es dreyßig Jahr da diese beyde im Tode nicht geschiedene durch priesterliche Copulation eingesegnet wurden / und einander vor dem Angesicht des HErrn angelobten / sich von einander nicht zu scheiden, der Todt scheide sie denn. Ach sie halten mehr als sie angelobet! Der seelige Mann hat seiner nahe bey ihm sterbenden Ehegattin mit der That nachgeruffen / was dorten die Ruth zu der Naemi sagte: Wo du stirbest da sterbe ich auch,<note place="right"><hi rendition="#i">Ruth. I. 16.</hi></note> da wil ich auch begraben werden. Und so ist es auch erfolget; Ich sage denn mit Recht von ihnen: Auch im Tode nicht geschieden. Denn eine Gruft vereinet und vermählet wieder / welche der Todt getrennet hatte. Doch </p> </div> </front> </text> </TEI> [3/0007]
fährlichen Kranckheit heimzusuchen / welche aber dadurch höchst-gefährlich worden / daß er seine zwey Tage vor ihm erkranckende hertzlich geliebte Ehe-Frau / die Weyland Hoch Edle und Tugendbegabte Frau / Frau Margaretha Hillken, gebohrne von Kalm, in seiner Kranckheit sterben / und nicht nur sterben / sondern einige Tage nachher mit einer angenommenen aber Hertz und Sinne benehmenden Hertzhafftigkeit auf der Todten-Bahre / und aus dem Hause zu Grabe müssen tragen sehen. Vor zwey Persohnen war dis Grab bereitet / doch nur eine hinein gesencket / auch nur vor eine die Leichen-Predigt abgeredet / aber ehe der zu deren Haltung bestimmte Tag gekommen / wurde man gemüßiget diesfals eine Aenderung zu machen / das Grab auch vor die andere wieder zu eröffnen / und die Leich-Predigt zu beyderseits Ehren-Gedächtniß abzufassen. Denn es kam dahin daß vorgedachter Herr Canonicus und Vice-Dominus Hillken den zwölfften dieses Monats Septembris in seinen Heyland seelig entschlaffen und seinen vorangegangenen Ehegatten folgen muste.
Morgen sind es dreyßig Jahr da diese beyde im Tode nicht geschiedene durch priesterliche Copulation eingesegnet wurden / und einander vor dem Angesicht des HErrn angelobten / sich von einander nicht zu scheiden, der Todt scheide sie denn. Ach sie halten mehr als sie angelobet! Der seelige Mann hat seiner nahe bey ihm sterbenden Ehegattin mit der That nachgeruffen / was dorten die Ruth zu der Naemi sagte: Wo du stirbest da sterbe ich auch, da wil ich auch begraben werden. Und so ist es auch erfolget; Ich sage denn mit Recht von ihnen: Auch im Tode nicht geschieden. Denn eine Gruft vereinet und vermählet wieder / welche der Todt getrennet hatte. Doch
Ruth. I. 16.
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Zitationshilfe: | Finen, Eberhard: Eine selige Veränderung Worauf die Christen harren und die darinn zu suchende Beste Veränderung. Braunschweig, 1720, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_veraenderung_1720/7>, abgerufen am 16.07.2024. |