Finen, Eberhard: Eine selige Veränderung Worauf die Christen harren und die darinn zu suchende Beste Veränderung. Braunschweig, 1720.gewünschet. Wir zweiffeln also nicht / sie werden mit Hiob geharret bis ihre Veränderung komme / und damit alles Ungemach versüsset haben. Ihre Blösse hat JEsus in der heiligen Tauffe schon bedecket; War diese Decke durch die Sünden wieder abgerissen / bekleideten sie sich wieder aufs neue durch wahre Busse; so daß JEsus / da er kam / die irrdische Hütte abzubrechen / sie nicht bloß erfunden hat. Beyder Bekäntniß / so ich aus ihrem Munde mit Freuden gehöret / gab dessen ein zuverläßiges Zeugniß. So weit der Glaube in der grossen Schwachheit ausbrechen konte / sehnten sie sich nach der Behausung die ewig ist. Und da der Wohlseelige Herr Vice-Dominus bey seiner anhaltenden hefftigen Kranckheit von keiner Sache so verständlich / so freudig gesprochen / als da ich ihn frug / ob er noch den Leich-Text wol wüste / den er vor seiner seeligen Ehe-Liebsten erwählet / mir antwortete: Wir wissen, so unser irrdisches Hauß dieser Hütten zerbrochen wird, daß wir einen Bau haben von GOtt erbauet, ein Hauß, das nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel; Ferner / da er erwehnte / wie viel Gutes er noch wol gedächte in der Welt zu schaffen / und ich ihn fragte: Wo er aber doch lieber seyn wolte, auf Erden oder im Himmel? ohne alle Säumniß heraus brach und sagte: In Himmel, so zweiffle ich nicht / er habe diesen Spruch wol zu Hertzen genommen / und dessen Krafft empfunden. Und so haben denn nun beyde in solchen Harren und Hoffen ihre Hütte abgeleget / Ihre Seelen hat GOtt in seinen Händen / und erquicket sie mit seinem reichen Troste / bis dieselbe dermahleins die abgelegte Hütte nicht mehr zerbrechlich / sondern herrlich / ewig / und unvergänglich wieder beziehen / und in derselben vor dem Stuhl des Lam- gewünschet. Wir zweiffeln also nicht / sie werden mit Hiob geharret bis ihre Veränderung komme / und damit alles Ungemach versüsset haben. Ihre Blösse hat JEsus in der heiligen Tauffe schon bedecket; War diese Decke durch die Sünden wieder abgerissen / bekleideten sie sich wieder aufs neue durch wahre Busse; so daß JEsus / da er kam / die irrdische Hütte abzubrechen / sie nicht bloß erfunden hat. Beyder Bekäntniß / so ich aus ihrem Munde mit Freuden gehöret / gab dessen ein zuverläßiges Zeugniß. So weit der Glaube in der grossen Schwachheit ausbrechen konte / sehnten sie sich nach der Behausung die ewig ist. Und da der Wohlseelige Herr Vice-Dominus bey seiner anhaltenden hefftigen Kranckheit von keiner Sache so verständlich / so freudig gesprochen / als da ich ihn frug / ob er noch den Leich-Text wol wüste / den er vor seiner seeligen Ehe-Liebsten erwählet / mir antwortete: Wir wissen, so unser irrdisches Hauß dieser Hütten zerbrochen wird, daß wir einen Bau haben von GOtt erbauet, ein Hauß, das nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel; Ferner / da er erwehnte / wie viel Gutes er noch wol gedächte in der Welt zu schaffen / und ich ihn fragte: Wo er aber doch lieber seyn wolte, auf Erden oder im Himmel? ohne alle Säumniß heraus brach und sagte: In Himmel, so zweiffle ich nicht / er habe diesen Spruch wol zu Hertzen genommen / und dessen Krafft empfunden. Und so haben denn nun beyde in solchen Harren und Hoffen ihre Hütte abgeleget / Ihre Seelen hat GOtt in seinen Händen / und erquicket sie mit seinem reichen Troste / bis dieselbe dermahleins die abgelegte Hütte nicht mehr zerbrechlich / sondern herrlich / ewig / und unvergänglich wieder beziehen / und in derselben vor dem Stuhl des Lam- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0030" n="26"/> gewünschet. Wir zweiffeln also nicht / sie werden mit Hiob geharret bis ihre Veränderung komme / und damit alles Ungemach versüsset haben. Ihre Blösse hat JEsus in der heiligen Tauffe schon bedecket; War diese Decke durch die Sünden wieder abgerissen / bekleideten sie sich wieder aufs neue durch wahre Busse; so daß JEsus / da er kam / die irrdische Hütte abzubrechen / sie nicht bloß erfunden hat. Beyder Bekäntniß / so ich aus ihrem Munde mit Freuden gehöret / gab dessen ein zuverläßiges Zeugniß. So weit der Glaube in der grossen Schwachheit ausbrechen konte / sehnten sie sich nach der Behausung die ewig ist. Und da der Wohlseelige Herr Vice-Dominus bey seiner anhaltenden hefftigen Kranckheit von keiner Sache so verständlich / so freudig gesprochen / als da ich ihn frug / ob er noch den Leich-Text wol wüste / den er vor seiner seeligen Ehe-Liebsten erwählet / mir antwortete: Wir wissen, so unser irrdisches Hauß dieser Hütten zerbrochen wird, daß wir einen Bau haben von GOtt erbauet, ein Hauß, das nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel; Ferner / da er erwehnte / wie viel Gutes er noch wol gedächte in der Welt zu schaffen / und ich ihn fragte: Wo er aber doch lieber seyn wolte, auf Erden oder im Himmel? ohne alle Säumniß heraus brach und sagte: In Himmel, so zweiffle ich nicht / er habe diesen Spruch wol zu Hertzen genommen / und dessen Krafft empfunden.</p> <p>Und so haben denn nun beyde in solchen Harren und Hoffen ihre Hütte abgeleget / Ihre Seelen hat GOtt in seinen Händen / und erquicket sie mit seinem reichen Troste / bis dieselbe dermahleins die abgelegte Hütte nicht mehr zerbrechlich / sondern herrlich / ewig / und unvergänglich wieder beziehen / und in derselben vor dem Stuhl des Lam- </p> </div> </body> </text> </TEI> [26/0030]
gewünschet. Wir zweiffeln also nicht / sie werden mit Hiob geharret bis ihre Veränderung komme / und damit alles Ungemach versüsset haben. Ihre Blösse hat JEsus in der heiligen Tauffe schon bedecket; War diese Decke durch die Sünden wieder abgerissen / bekleideten sie sich wieder aufs neue durch wahre Busse; so daß JEsus / da er kam / die irrdische Hütte abzubrechen / sie nicht bloß erfunden hat. Beyder Bekäntniß / so ich aus ihrem Munde mit Freuden gehöret / gab dessen ein zuverläßiges Zeugniß. So weit der Glaube in der grossen Schwachheit ausbrechen konte / sehnten sie sich nach der Behausung die ewig ist. Und da der Wohlseelige Herr Vice-Dominus bey seiner anhaltenden hefftigen Kranckheit von keiner Sache so verständlich / so freudig gesprochen / als da ich ihn frug / ob er noch den Leich-Text wol wüste / den er vor seiner seeligen Ehe-Liebsten erwählet / mir antwortete: Wir wissen, so unser irrdisches Hauß dieser Hütten zerbrochen wird, daß wir einen Bau haben von GOtt erbauet, ein Hauß, das nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel; Ferner / da er erwehnte / wie viel Gutes er noch wol gedächte in der Welt zu schaffen / und ich ihn fragte: Wo er aber doch lieber seyn wolte, auf Erden oder im Himmel? ohne alle Säumniß heraus brach und sagte: In Himmel, so zweiffle ich nicht / er habe diesen Spruch wol zu Hertzen genommen / und dessen Krafft empfunden.
Und so haben denn nun beyde in solchen Harren und Hoffen ihre Hütte abgeleget / Ihre Seelen hat GOtt in seinen Händen / und erquicket sie mit seinem reichen Troste / bis dieselbe dermahleins die abgelegte Hütte nicht mehr zerbrechlich / sondern herrlich / ewig / und unvergänglich wieder beziehen / und in derselben vor dem Stuhl des Lam-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/finen_veraenderung_1720 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/finen_veraenderung_1720/30 |
Zitationshilfe: | Finen, Eberhard: Eine selige Veränderung Worauf die Christen harren und die darinn zu suchende Beste Veränderung. Braunschweig, 1720, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_veraenderung_1720/30>, abgerufen am 16.07.2024. |