Finen, Eberhard: Der Seine Seele stillende David/ Und die Rechte Stelle einer stillen Zufriedenheit. Braunschweig, 1720.
Brecht, brecht, ihr Augen, brecht,
seyd Zeugen meiner Schmertzen, Befeuchtet, Strömen gleich, der blassen Wangen
Feld! Ihr Hände, zündet an die schwartze Todes-Kertzen, Jetzt ist mein
Wohlergehn auf schwachen Fuß gestellt. Ach! könnten meine Vers als meine Zähren
fliessen, Und wäre nur mein Hertz nicht allzusehr betrübt, Ich liesse durch diß
Blat die guten Wercke wissen, So die Hochseelge Frau gar reichlich ausgeübt. Die
wahre Gottes furcht, ihr Tugend-volles Leben, Der Keuschheit reine Loh, auch
selbst der blasse Reid Wird ihr zu ihrem Ruhm noch dieses Zeugniß geben, Daß sie
ein Muster war erwünschter Seltenheit. Sie hat ihr Leben nicht mit solchem Wust
beschmitzet, Den falsche Heucheley und stoltzer Hochmuth lehrt: Es wurde nie ihr
Thun mit Gleißnerey gestützet, So sonst die blinde Welt als etwas gutes ehrt. Es
fand ihr edler Geist sich immer wohl gefasset, Ihr holder Mund war nie bey
klugen Reden stumm: Sie hat den steifen Stoltz der Weiber sehr gehasset, Die
klug von Dünckel sind, und sonst von Hertzen dumm.
Brecht, brecht, ihr Augen, brecht,
seyd Zeugen meiner Schmertzen, Befeuchtet, Strömen gleich, der blassen Wangen
Feld! Ihr Hände, zündet an die schwartze Todes-Kertzen, Jetzt ist mein
Wohlergehn auf schwachen Fuß gestellt. Ach! könnten meine Vers als meine Zähren
fliessen, Und wäre nur mein Hertz nicht allzusehr betrübt, Ich liesse durch diß
Blat die guten Wercke wissen, So die Hochseelge Frau gar reichlich ausgeübt. Die
wahre Gottes furcht, ihr Tugend-volles Leben, Der Keuschheit reine Loh, auch
selbst der blasse Reid Wird ihr zu ihrem Ruhm noch dieses Zeugniß geben, Daß sie
ein Muster war erwünschter Seltenheit. Sie hat ihr Leben nicht mit solchem Wust
beschmitzet, Den falsche Heucheley und stoltzer Hochmuth lehrt: Es wurde nie ihr
Thun mit Gleißnerey gestützet, So sonst die blinde Welt als etwas gutes ehrt. Es
fand ihr edler Geist sich immer wohl gefasset, Ihr holder Mund war nie bey
klugen Reden stumm: Sie hat den steifen Stoltz der Weiber sehr gehasset, Die
klug von Dünckel sind, und sonst von Hertzen dumm.
<TEI> <text> <body> <div> <l><pb facs="#f0047" n="41"/> Brecht, brecht, ihr Augen, brecht, seyd Zeugen meiner Schmertzen, Befeuchtet, Strömen gleich, der blassen Wangen Feld! Ihr Hände, zündet an die schwartze Todes-Kertzen, Jetzt ist mein Wohlergehn auf schwachen Fuß gestellt. Ach! könnten meine Vers als meine Zähren fliessen, Und wäre nur mein Hertz nicht allzusehr betrübt, Ich liesse durch diß Blat die guten Wercke wissen, So die Hochseelge Frau gar reichlich ausgeübt. Die wahre Gottes furcht, ihr Tugend-volles Leben, Der Keuschheit reine Loh, auch selbst der blasse Reid Wird ihr zu ihrem Ruhm noch dieses Zeugniß geben, Daß sie ein Muster war erwünschter Seltenheit. Sie hat ihr Leben nicht mit solchem Wust beschmitzet, Den falsche Heucheley und stoltzer Hochmuth lehrt: Es wurde nie ihr Thun mit Gleißnerey gestützet, So sonst die blinde Welt als etwas gutes ehrt. Es fand ihr edler Geist sich immer wohl gefasset, Ihr holder Mund war nie bey klugen Reden stumm: Sie hat den steifen Stoltz der Weiber sehr gehasset, Die klug von Dünckel sind, und sonst von Hertzen dumm. </l> </div> </body> </text> </TEI> [41/0047]
Brecht, brecht, ihr Augen, brecht, seyd Zeugen meiner Schmertzen, Befeuchtet, Strömen gleich, der blassen Wangen Feld! Ihr Hände, zündet an die schwartze Todes-Kertzen, Jetzt ist mein Wohlergehn auf schwachen Fuß gestellt. Ach! könnten meine Vers als meine Zähren fliessen, Und wäre nur mein Hertz nicht allzusehr betrübt, Ich liesse durch diß Blat die guten Wercke wissen, So die Hochseelge Frau gar reichlich ausgeübt. Die wahre Gottes furcht, ihr Tugend-volles Leben, Der Keuschheit reine Loh, auch selbst der blasse Reid Wird ihr zu ihrem Ruhm noch dieses Zeugniß geben, Daß sie ein Muster war erwünschter Seltenheit. Sie hat ihr Leben nicht mit solchem Wust beschmitzet, Den falsche Heucheley und stoltzer Hochmuth lehrt: Es wurde nie ihr Thun mit Gleißnerey gestützet, So sonst die blinde Welt als etwas gutes ehrt. Es fand ihr edler Geist sich immer wohl gefasset, Ihr holder Mund war nie bey klugen Reden stumm: Sie hat den steifen Stoltz der Weiber sehr gehasset, Die klug von Dünckel sind, und sonst von Hertzen dumm.
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Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss. Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
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Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
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