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Finen, Eberhard: Der Seine Seele stillende David/ Und die Rechte Stelle einer stillen Zufriedenheit. Braunschweig, 1720.

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Processen beladen gefunden. Als nachgehends itztgedachte ihre seelige Frau Mutter zu bequemerer Erziehung ihrer Kinder und dem öffentlichen Gottesdienst ordentlicher und öffter als auf dem Lande geschehen können / beyzuwohnen / sich hieher nach Braunschweig begeben / hat sie diese ihre Tochter / nebst dero Geschwister bey sich behalten / welche ihr denn auch das alltägliche Creutz mit kindlicher Folge und möglichsten Beystand erleichtert. Hier muste sie aber zusamt ihrer Frau Mutter und beyden Fräulein Schwestern das fast unerträgliche Leyden nach GOttes heiligen Rath über sich ergeben lassen / daß ihr eintziger wohlseeliger Herr Bruder von dem gefährlichen Vorsatz nicht können zurück gehalten werden / denen Kriegs expeditionen wider die Türcken so wol in Ungarn / als nachgehends unter der Venetianischen Armee in der Levante nachzuziehen / welches so unglücklich abgegangen / daß er an einer schweren Schiffs-Kranckheit das Ende seines Lebens im Jahr 1685. auf dem wilden Meere finden / und in der Insul Corfu müssen begraben werden. Die davon eingelangte Trauer-Post war üm desto empfindlicher / weil wohl-gedachter ihr seeliger Herr Bruder der letztere seiner in die acht hundert Jahr florirenden Familie gewesen / und also dessen Tod einen augenscheinlichen Abgang zeitlichen Glücks und Haabseeligkeiten nach sich gezogen. Die damahlige Durchlauchtigste Landes-Herrschafft nahm sich dieser betrübten Familie gnädigst an / und ließ die wohlseelige Frau General-Majorin nach Hofe ruffen / und als Hof-Dame vieler hohen Gnaden-Bezeigungen geniessen. Bald darauf ließ es sich an / als wolte der heilige GOTT der Wohlseeligen frölichere Zeiten erleben lassen / massen sie durch GOttes sonderbahre Fügung mit dem weyland Hochwohlgebohrnen Herrn / Herrn Christoph Julius Kragen, Erb-Herrn auf Schrentz / Hoch-Fürstl. Branschweig-Lüneb. hochbetrauetem General-Major und Commendanten der Residentz-Vestung Wolffenbüttel / den 27 Aug. im Jahr 1688. vermählet worden.

Sothane getroffene Heyrath war zwar an sich selbst vergnügt und wohl gerathen / litte aber bald das unglückli-

Processen beladen gefunden. Als nachgehends itztgedachte ihre seelige Frau Mutter zu bequemerer Erziehung ihrer Kinder und dem öffentlichen Gottesdienst ordentlicher und öffter als auf dem Lande geschehen können / beyzuwohnen / sich hieher nach Braunschweig begeben / hat sie diese ihre Tochter / nebst dero Geschwister bey sich behalten / welche ihr denn auch das alltägliche Creutz mit kindlicher Folge und möglichsten Beystand erleichtert. Hier muste sie aber zusamt ihrer Frau Mutter und beyden Fräulein Schwestern das fast unerträgliche Leyden nach GOttes heiligen Rath über sich ergeben lassen / daß ihr eintziger wohlseeliger Herr Bruder von dem gefährlichen Vorsatz nicht können zurück gehalten werden / denen Kriegs expeditionen wider die Türcken so wol in Ungarn / als nachgehends unter der Venetianischen Armee in der Levante nachzuziehen / welches so unglücklich abgegangen / daß er an einer schweren Schiffs-Kranckheit das Ende seines Lebens im Jahr 1685. auf dem wilden Meere finden / und in der Insul Corfu müssen begraben werden. Die davon eingelangte Trauer-Post war üm desto empfindlicher / weil wohl-gedachter ihr seeliger Herr Bruder der letztere seiner in die acht hundert Jahr florirenden Familie gewesen / und also dessen Tod einen augenscheinlichen Abgang zeitlichen Glücks und Haabseeligkeiten nach sich gezogen. Die damahlige Durchlauchtigste Landes-Herrschafft nahm sich dieser betrübten Familie gnädigst an / und ließ die wohlseelige Frau General-Majorin nach Hofe ruffen / und als Hof-Dame vieler hohen Gnaden-Bezeigungen geniessen. Bald darauf ließ es sich an / als wolte der heilige GOTT der Wohlseeligen frölichere Zeiten erleben lassen / massen sie durch GOttes sonderbahre Fügung mit dem weyland Hochwohlgebohrnen Herrn / Herrn Christoph Julius Kragen, Erb-Herrn auf Schrentz / Hoch-Fürstl. Branschweig-Lüneb. hochbetrauetem General-Major und Commendanten der Residentz-Vestung Wolffenbüttel / den 27 Aug. im Jahr 1688. vermählet worden.

Sothane getroffene Heyrath war zwar an sich selbst vergnügt und wohl gerathen / litte aber bald das unglückli-

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                     hieher nach Braunschweig begeben / hat sie diese ihre Tochter / nebst dero
                     Geschwister bey sich behalten / welche ihr denn auch das alltägliche Creutz mit
                     kindlicher Folge und möglichsten Beystand erleichtert. Hier muste sie aber
                     zusamt ihrer Frau Mutter und beyden Fräulein Schwestern das fast unerträgliche
                     Leyden nach GOttes heiligen Rath über sich ergeben lassen / daß ihr eintziger
                     wohlseeliger Herr Bruder von dem gefährlichen Vorsatz nicht können zurück
                     gehalten werden / denen Kriegs expeditionen wider die Türcken so wol in Ungarn /
                     als nachgehends unter der Venetianischen Armee in der Levante nachzuziehen /
                     welches so unglücklich abgegangen / daß er an einer schweren Schiffs-Kranckheit
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                     Insul Corfu müssen begraben werden. Die davon eingelangte Trauer-Post war üm
                     desto empfindlicher / weil wohl-gedachter ihr seeliger Herr Bruder der letztere
                     seiner in die acht hundert Jahr florirenden Familie gewesen / und also dessen
                     Tod einen augenscheinlichen Abgang zeitlichen Glücks und Haabseeligkeiten nach
                     sich gezogen. Die damahlige Durchlauchtigste Landes-Herrschafft nahm sich dieser
                     betrübten Familie gnädigst an / und ließ die wohlseelige Frau General-Majorin
                     nach Hofe ruffen / und als Hof-Dame vieler hohen Gnaden-Bezeigungen geniessen.
                     Bald darauf ließ es sich an / als wolte der heilige GOTT der Wohlseeligen
                     frölichere Zeiten erleben lassen / massen sie durch GOttes sonderbahre Fügung
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[33/0039] Processen beladen gefunden. Als nachgehends itztgedachte ihre seelige Frau Mutter zu bequemerer Erziehung ihrer Kinder und dem öffentlichen Gottesdienst ordentlicher und öffter als auf dem Lande geschehen können / beyzuwohnen / sich hieher nach Braunschweig begeben / hat sie diese ihre Tochter / nebst dero Geschwister bey sich behalten / welche ihr denn auch das alltägliche Creutz mit kindlicher Folge und möglichsten Beystand erleichtert. Hier muste sie aber zusamt ihrer Frau Mutter und beyden Fräulein Schwestern das fast unerträgliche Leyden nach GOttes heiligen Rath über sich ergeben lassen / daß ihr eintziger wohlseeliger Herr Bruder von dem gefährlichen Vorsatz nicht können zurück gehalten werden / denen Kriegs expeditionen wider die Türcken so wol in Ungarn / als nachgehends unter der Venetianischen Armee in der Levante nachzuziehen / welches so unglücklich abgegangen / daß er an einer schweren Schiffs-Kranckheit das Ende seines Lebens im Jahr 1685. auf dem wilden Meere finden / und in der Insul Corfu müssen begraben werden. Die davon eingelangte Trauer-Post war üm desto empfindlicher / weil wohl-gedachter ihr seeliger Herr Bruder der letztere seiner in die acht hundert Jahr florirenden Familie gewesen / und also dessen Tod einen augenscheinlichen Abgang zeitlichen Glücks und Haabseeligkeiten nach sich gezogen. Die damahlige Durchlauchtigste Landes-Herrschafft nahm sich dieser betrübten Familie gnädigst an / und ließ die wohlseelige Frau General-Majorin nach Hofe ruffen / und als Hof-Dame vieler hohen Gnaden-Bezeigungen geniessen. Bald darauf ließ es sich an / als wolte der heilige GOTT der Wohlseeligen frölichere Zeiten erleben lassen / massen sie durch GOttes sonderbahre Fügung mit dem weyland Hochwohlgebohrnen Herrn / Herrn Christoph Julius Kragen, Erb-Herrn auf Schrentz / Hoch-Fürstl. Branschweig-Lüneb. hochbetrauetem General-Major und Commendanten der Residentz-Vestung Wolffenbüttel / den 27 Aug. im Jahr 1688. vermählet worden. Sothane getroffene Heyrath war zwar an sich selbst vergnügt und wohl gerathen / litte aber bald das unglückli-

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Der Seine Seele stillende David/ Und die Rechte Stelle einer stillen Zufriedenheit. Braunschweig, 1720, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_david_1720/39>, abgerufen am 23.04.2024.