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Finen, Eberhard: Der Seine Seele stillende David/ Und die Rechte Stelle einer stillen Zufriedenheit. Braunschweig, 1720.

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hast meine Augen von Thränen gerissen; du hast meine Thränen durch deine Tröstungen abgewischet; Meine Augen sehen nun ihre Lust an deiner Gnade.Mich. VII. v. 9. Du hast die Thränen-Quellen verstopffet / indem du mein Elend und meine Gefahr von mir genommen. Dieses Gute nun / so GOtt an ihm gethan / solte sein Hertz bewegen / stille zu seyn / und sich zu beruhigen.

Er setzet noch eine Gutthat hinzu / und sagt: GOtt, du hast meinen Fuß gerissen vom Gleiten. Davids öffteres Seufftzen / daß ihn GOtt seine Wege zeigen,Ps. XXV. v. 4. Ps. LXIII. v. 10. und seine Steige lehren, daß er ihm durch seinen Geist auf ebener Bahn führen möchte, waren nicht unerhöret blieben; Da er aber auf solchem ebenen Wege dennoch manches mal hätte gleiten, und entweder bey der lange ausbleibenden Erfüllung Göttlicher Zusagen / durch Mißtrauen und Zweifel; oder in den augenscheinlichen Gefahren / und da ihm Saul in die Hände gerathen / durch eigene Rache hätte straucheln und fallen können / so dancket er nun seinen GOTT / daß er die Hand nicht von ihm abgezogen / sondern ihn begriffen und gehalten; Ja / da er gar gefallen in Mord und Ehebruch / ihn nicht liegen lassen / sondern ihn wieder durch Vergebung seiner Sünde auf vestem Fuß gestellet: Auch wenn es sonsten geschienen / als ob es mit ihm gar aus wäre / als ob er schier zu Boden läge / hätte ihn doch GOtt wieder mit der Hand gehalten / daß er also selbst erfahren / was er gegen andere gerühmet: Fället der Gerechte, so wird erPsalm. XXXVII. v. 24. nicht weggeworffen, sondern der HErr erhält ihn bey der Hand.

Wenn seine Seele auch dieses bedächte / meynet er / so hätte sie Ursach / stille und ruhig zu seyn.

hast meine Augen von Thränen gerissen; du hast meine Thränen durch deine Tröstungen abgewischet; Meine Augen sehen nun ihre Lust an deiner Gnade.Mich. VII. v. 9. Du hast die Thränen-Quellen verstopffet / indem du mein Elend und meine Gefahr von mir genommen. Dieses Gute nun / so GOtt an ihm gethan / solte sein Hertz bewegen / stille zu seyn / und sich zu beruhigen.

Er setzet noch eine Gutthat hinzu / und sagt: GOtt, du hast meinen Fuß gerissen vom Gleiten. Davids öffteres Seufftzen / daß ihn GOtt seine Wege zeigen,Ps. XXV. v. 4. Ps. LXIII. v. 10. und seine Steige lehren, daß er ihm durch seinen Geist auf ebener Bahn führen möchte, waren nicht unerhöret blieben; Da er aber auf solchem ebenen Wege dennoch manches mal hätte gleiten, und entweder bey der lange ausbleibenden Erfüllung Göttlicher Zusagen / durch Mißtrauen und Zweifel; oder in den augenscheinlichen Gefahren / und da ihm Saul in die Hände gerathen / durch eigene Rache hätte straucheln und fallen können / so dancket er nun seinen GOTT / daß er die Hand nicht von ihm abgezogen / sondern ihn begriffen und gehalten; Ja / da er gar gefallen in Mord und Ehebruch / ihn nicht liegen lassen / sondern ihn wieder durch Vergebung seiner Sünde auf vestem Fuß gestellet: Auch wenn es sonsten geschienen / als ob es mit ihm gar aus wäre / als ob er schier zu Boden läge / hätte ihn doch GOtt wieder mit der Hand gehalten / daß er also selbst erfahren / was er gegen andere gerühmet: Fället der Gerechte, so wird erPsalm. XXXVII. v. 24. nicht weggeworffen, sondern der HErr erhält ihn bey der Hand.

Wenn seine Seele auch dieses bedächte / meynet er / so hätte sie Ursach / stille und ruhig zu seyn.

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[15/0021] hast meine Augen von Thränen gerissen; du hast meine Thränen durch deine Tröstungen abgewischet; Meine Augen sehen nun ihre Lust an deiner Gnade. Du hast die Thränen-Quellen verstopffet / indem du mein Elend und meine Gefahr von mir genommen. Dieses Gute nun / so GOtt an ihm gethan / solte sein Hertz bewegen / stille zu seyn / und sich zu beruhigen. Mich. VII. v. 9. Er setzet noch eine Gutthat hinzu / und sagt: GOtt, du hast meinen Fuß gerissen vom Gleiten. Davids öffteres Seufftzen / daß ihn GOtt seine Wege zeigen, und seine Steige lehren, daß er ihm durch seinen Geist auf ebener Bahn führen möchte, waren nicht unerhöret blieben; Da er aber auf solchem ebenen Wege dennoch manches mal hätte gleiten, und entweder bey der lange ausbleibenden Erfüllung Göttlicher Zusagen / durch Mißtrauen und Zweifel; oder in den augenscheinlichen Gefahren / und da ihm Saul in die Hände gerathen / durch eigene Rache hätte straucheln und fallen können / so dancket er nun seinen GOTT / daß er die Hand nicht von ihm abgezogen / sondern ihn begriffen und gehalten; Ja / da er gar gefallen in Mord und Ehebruch / ihn nicht liegen lassen / sondern ihn wieder durch Vergebung seiner Sünde auf vestem Fuß gestellet: Auch wenn es sonsten geschienen / als ob es mit ihm gar aus wäre / als ob er schier zu Boden läge / hätte ihn doch GOtt wieder mit der Hand gehalten / daß er also selbst erfahren / was er gegen andere gerühmet: Fället der Gerechte, so wird er nicht weggeworffen, sondern der HErr erhält ihn bey der Hand. Ps. XXV. v. 4. Ps. LXIII. v. 10. Psalm. XXXVII. v. 24. Wenn seine Seele auch dieses bedächte / meynet er / so hätte sie Ursach / stille und ruhig zu seyn.

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Der Seine Seele stillende David/ Und die Rechte Stelle einer stillen Zufriedenheit. Braunschweig, 1720, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_david_1720/21>, abgerufen am 29.03.2024.