Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.Bürgerin gelebet / wer wolte denn nun / da Sie gestorben / zweiffeln / daß Sie der Seelen nach ihre Himmelfahrt gehalten. Ja am Tage Mariä Himmelfahrt war unser Annen Marien Müllerin warhafftige Himmelfahrt. Die Papisten suchen sonst alles hervor / womit sie die ertichtete leibliche Himmelfahrt Mariä wollen ansehnlich machen. Sie vergleichen sie mit dem Vogel Phoenix, welcher mit vielen andern Vogeln umgeben sich hoch gegen die Sonne schwinget / mit der Beyschrifft: Comitantur ovantes. Wollen damit anzeigen das Geleit der Engel GOttes / welche die Jungfrau Maria durch die Wolcken in den Himmel mit Jauchtzen und Frolocken eingeführet. Von dem Leibe der Mutter GOttes dieses zu glauben / ist / wie obgedacht / sehr ungewiß / doch gewiß genug / daß dieses Geleit aller Gläubigen Seelen bey ihre Himmelfahrt begleite. Und wer wolte unser Seelig-Verstorbenen dasselbe absprechen? Freylich Engel haben sie in ihrer Himmelfahrt begleitet: Engel haben ihre Seele getragen in Abrahams Schooß. Solte denn wol jemand können über dieser Marien Himmelfahrt betrübet seyn? Wer Ihr was gutes gönnet / kans nicht seyn. Doch kan ich sie nicht verdencken / daß Sie jetzt in traurigen Schwartz erschienen. Sie verlieren eine sorgfältige Mutter / eine fleißige Vorbitterin: Aber / was wirds endlich helffen? Einmahl muste das alte baufällige Hauß ihres Leibes abgebrochen werden / und sein Einwohner die edle Seele so lange heraus / und bey GOTT in den Himmel einziehen; Der Tag wird aber kommen / daß GOTT selbst Ihr einen neuen Bau erbauen / und diese Wohnung / die jetzt zerfällt / dergestalt wieder aufrichten wird / daß Sie in Ewigkeit nicht wieder zerfallen könne / sondern mit ihrem Einwohner Bürgerin gelebet / wer wolte denn nun / da Sie gestorben / zweiffeln / daß Sie der Seelen nach ihre Himmelfahrt gehalten. Ja am Tage Mariä Himmelfahrt war unser Annen Marien Müllerin warhafftige Himmelfahrt. Die Papisten suchen sonst alles hervor / womit sie die ertichtete leibliche Himmelfahrt Mariä wollen ansehnlich machen. Sie vergleichen sie mit dem Vogel Phoenix, welcher mit vielen andern Vogeln umgeben sich hoch gegen die Sonne schwinget / mit der Beyschrifft: Comitantur ovantes. Wollen damit anzeigen das Geleit der Engel GOttes / welche die Jungfrau Maria durch die Wolcken in den Himmel mit Jauchtzen und Frolocken eingeführet. Von dem Leibe der Mutter GOttes dieses zu glauben / ist / wie obgedacht / sehr ungewiß / doch gewiß genug / daß dieses Geleit aller Gläubigen Seelen bey ihre Himmelfahrt begleite. Und wer wolte unser Seelig-Verstorbenen dasselbe absprechen? Freylich Engel haben sie in ihrer Himmelfahrt begleitet: Engel haben ihre Seele getragen in Abrahams Schooß. Solte denn wol jemand können über dieser Marien Himmelfahrt betrübet seyn? Wer Ihr was gutes gönnet / kans nicht seyn. Doch kan ich sie nicht verdencken / daß Sie jetzt in traurigen Schwartz erschienen. Sie verlieren eine sorgfältige Mutter / eine fleißige Vorbitterin: Aber / was wirds endlich helffen? Einmahl muste das alte baufällige Hauß ihres Leibes abgebrochen werden / und sein Einwohner die edle Seele so lange heraus / und bey GOTT in den Himmel einziehen; Der Tag wird aber kommen / daß GOTT selbst Ihr einen neuen Bau erbauen / und diese Wohnung / die jetzt zerfällt / dergestalt wieder aufrichten wird / daß Sie in Ewigkeit nicht wieder zerfallen könne / sondern mit ihrem Einwohner <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0058" n="52"/> Bürgerin gelebet / wer wolte denn nun / da Sie gestorben / zweiffeln / daß Sie der Seelen nach ihre Himmelfahrt gehalten. Ja am Tage Mariä Himmelfahrt war unser Annen Marien Müllerin warhafftige Himmelfahrt. Die Papisten suchen sonst alles hervor / womit sie die ertichtete leibliche Himmelfahrt Mariä wollen ansehnlich machen. Sie vergleichen sie mit dem Vogel Phoenix, welcher mit vielen andern Vogeln umgeben sich hoch gegen die Sonne schwinget / mit der Beyschrifft: Comitantur ovantes. Wollen damit anzeigen das Geleit der Engel GOttes / welche die Jungfrau Maria durch die Wolcken in den Himmel mit Jauchtzen und Frolocken eingeführet. Von dem Leibe der Mutter GOttes dieses zu glauben / ist / wie obgedacht / sehr ungewiß / doch gewiß genug / daß dieses Geleit aller Gläubigen Seelen bey ihre Himmelfahrt begleite. Und wer wolte unser Seelig-Verstorbenen dasselbe absprechen? Freylich Engel haben sie in ihrer Himmelfahrt begleitet: Engel haben ihre Seele getragen in Abrahams Schooß. Solte denn wol jemand können über dieser Marien Himmelfahrt betrübet seyn? Wer Ihr was gutes gönnet / kans nicht seyn. Doch kan ich sie nicht verdencken / daß Sie jetzt in traurigen Schwartz erschienen. Sie verlieren eine sorgfältige Mutter / eine fleißige Vorbitterin: Aber / was wirds endlich helffen? Einmahl muste das alte baufällige Hauß ihres Leibes abgebrochen werden / und sein Einwohner die edle Seele so lange heraus / und bey GOTT in den Himmel einziehen; Der Tag wird aber kommen / daß GOTT selbst Ihr einen neuen Bau erbauen / und diese Wohnung / die jetzt zerfällt / dergestalt wieder aufrichten wird / daß Sie in Ewigkeit nicht wieder zerfallen könne / sondern mit ihrem Einwohner </p> </div> </body> </text> </TEI> [52/0058]
Bürgerin gelebet / wer wolte denn nun / da Sie gestorben / zweiffeln / daß Sie der Seelen nach ihre Himmelfahrt gehalten. Ja am Tage Mariä Himmelfahrt war unser Annen Marien Müllerin warhafftige Himmelfahrt. Die Papisten suchen sonst alles hervor / womit sie die ertichtete leibliche Himmelfahrt Mariä wollen ansehnlich machen. Sie vergleichen sie mit dem Vogel Phoenix, welcher mit vielen andern Vogeln umgeben sich hoch gegen die Sonne schwinget / mit der Beyschrifft: Comitantur ovantes. Wollen damit anzeigen das Geleit der Engel GOttes / welche die Jungfrau Maria durch die Wolcken in den Himmel mit Jauchtzen und Frolocken eingeführet. Von dem Leibe der Mutter GOttes dieses zu glauben / ist / wie obgedacht / sehr ungewiß / doch gewiß genug / daß dieses Geleit aller Gläubigen Seelen bey ihre Himmelfahrt begleite. Und wer wolte unser Seelig-Verstorbenen dasselbe absprechen? Freylich Engel haben sie in ihrer Himmelfahrt begleitet: Engel haben ihre Seele getragen in Abrahams Schooß. Solte denn wol jemand können über dieser Marien Himmelfahrt betrübet seyn? Wer Ihr was gutes gönnet / kans nicht seyn. Doch kan ich sie nicht verdencken / daß Sie jetzt in traurigen Schwartz erschienen. Sie verlieren eine sorgfältige Mutter / eine fleißige Vorbitterin: Aber / was wirds endlich helffen? Einmahl muste das alte baufällige Hauß ihres Leibes abgebrochen werden / und sein Einwohner die edle Seele so lange heraus / und bey GOTT in den Himmel einziehen; Der Tag wird aber kommen / daß GOTT selbst Ihr einen neuen Bau erbauen / und diese Wohnung / die jetzt zerfällt / dergestalt wieder aufrichten wird / daß Sie in Ewigkeit nicht wieder zerfallen könne / sondern mit ihrem Einwohner
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/58 |
Zitationshilfe: | Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/58>, abgerufen am 16.02.2025. |