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Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

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im Wege / Räuber und Mörder lauren auff dem Wandersmann / böse Wetter / schlimme Wirthshäuser machen viel Verdrieß: Zehrgeld muß er haben / sonst kommt er nicht fort / und / weil auff dieser Heerstrasseu nimmer Friede / auch mit einem guten Paß sich versehen. Indessen kan und mag die Reise nicht ohne solche accidentien vollbracht werden. Wer in Ophir anlangen wil / Geld zu holen / kan nicht immer auf dem Lande fahren / wagt er sich nicht auff das gefährliche Meer / wird er seines Wunsches nimmer theilhafftig werden; und wer in den Hafen des Himmmels will einmahl zur Ruhe kommen / muß Sturm und Wellen nicht achten / sonst kommt er zu der reichen Ladung nicht. Wie ists dann um unsern Sehl. Herrn Pfennisack? wie stehts um dessen Reise? Gar gut. Er ist schon hin / nicht wo er auf anderer Verlangen hin gesollt / ich meyne in Italien / sondern dahin er nach seinem eigenen Verlangen gewollt / in das rechte Engelland / und unser aller Vaterland. Solten wir aber sein Itinerarium und Reisebuch durchgehen / O was würden wir für saure Wege finden? Sommersdorff heist der Ort / da er seine Lebens-Reise angefangen / hätte er aus dem Nahmen des Vaterlandes ihm eine gute Hoffnung auff gut Sommer-Wetter machen wollen / würde er sehr in der Rechnung gefehlet haben. Denn der guten Sommer-Tage hat er auf seiner Reise nicht viel genossen. Das Geschlechte / darauß er entsprossen / gab ihm zwar viel gutes auff seinem Wege vor andern Reisenden vor aus. Denn seine Vorfahren / welche bey dieser löblichen Stadt zum Theil das Bürgermeister-Ampt rühmlich geführet / kunten ihren Nachkommen gar austrägliche Lehngüter / womit ihrer Väter und Großväter Tapfferkeit / die sie in vorigem seculo erwiesen / belohnet worden / hinterlaffen / aber dabey fehlets ihm an anderer Reise-Nohtwendigkeiten; denn da er kaum ein Jahr alt war /

im Wege / Räuber und Mörder lauren auff dem Wandersmann / böse Wetter / schlimme Wirthshäuser machen viel Verdrieß: Zehrgeld muß er haben / sonst kom̃t er nicht fort / und / weil auff dieser Heerstrasseu nimmer Friede / auch mit einem guten Paß sich versehen. Indessen kan und mag die Reise nicht ohne solche accidentien vollbracht werden. Wer in Ophir anlangen wil / Geld zu holen / kan nicht immer auf dem Lande fahren / wagt er sich nicht auff das gefährliche Meer / wird er seines Wunsches nim̃er theilhafftig werden; und wer in den Hafen des Himm̃els will einmahl zur Ruhe kommen / muß Sturm und Wellen nicht achten / sonst kom̃t er zu der reichen Ladung nicht. Wie ists dann um unsern Sehl. Herrn Pfennisack? wie stehts um dessen Reise? Gar gut. Er ist schon hin / nicht wo er auf anderer Verlangen hin gesollt / ich meyne in Italien / sondern dahin er nach seinem eigenen Verlangen gewollt / in das rechte Engelland / und unser aller Vaterland. Solten wir aber sein Itinerarium und Reisebuch durchgehen / O was würden wir für saure Wege finden? Sommersdorff heist der Ort / da er seine Lebens-Reise angefangen / hätte er aus dem Nahmen des Vaterlandes ihm eine gute Hoffnung auff gut Sommer-Wetter machen wollen / würde er sehr in der Rechnung gefehlet haben. Denn der guten Sommer-Tage hat er auf seiner Reise nicht viel genossen. Das Geschlechte / darauß er entsprossen / gab ihm zwar viel gutes auff seinem Wege vor andern Reisenden vor aus. Denn seine Vorfahren / welche bey dieser löblichen Stadt zum Theil das Bürgermeister-Ampt rühmlich geführet / kunten ihren Nachkommen gar austrägliche Lehngüter / womit ihrer Väter und Großväter Tapfferkeit / die sie in vorigem seculo erwiesen / belohnet worden / hinterlaffen / aber dabey fehlets ihm an anderer Reise-Nohtwendigkeiten; deñ da er kaum ein Jahr alt war /

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                     / wagt er sich nicht auff das gefährliche Meer / wird er seines Wunsches nim&#x0303;er theilhafftig werden; und wer in den Hafen des Himm&#x0303;els will einmahl zur Ruhe kommen / muß Sturm und Wellen nicht
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                     / sondern dahin er nach seinem eigenen Verlangen gewollt / in das rechte
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                     Reisebuch durchgehen / O was würden wir für saure Wege finden? Sommersdorff
                     heist der Ort / da er seine Lebens-Reise angefangen / hätte er aus dem Nahmen
                     des Vaterlandes ihm eine gute Hoffnung auff gut Sommer-Wetter machen wollen /
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[30/0036] im Wege / Räuber und Mörder lauren auff dem Wandersmann / böse Wetter / schlimme Wirthshäuser machen viel Verdrieß: Zehrgeld muß er haben / sonst kom̃t er nicht fort / und / weil auff dieser Heerstrasseu nimmer Friede / auch mit einem guten Paß sich versehen. Indessen kan und mag die Reise nicht ohne solche accidentien vollbracht werden. Wer in Ophir anlangen wil / Geld zu holen / kan nicht immer auf dem Lande fahren / wagt er sich nicht auff das gefährliche Meer / wird er seines Wunsches nim̃er theilhafftig werden; und wer in den Hafen des Himm̃els will einmahl zur Ruhe kommen / muß Sturm und Wellen nicht achten / sonst kom̃t er zu der reichen Ladung nicht. Wie ists dann um unsern Sehl. Herrn Pfennisack? wie stehts um dessen Reise? Gar gut. Er ist schon hin / nicht wo er auf anderer Verlangen hin gesollt / ich meyne in Italien / sondern dahin er nach seinem eigenen Verlangen gewollt / in das rechte Engelland / und unser aller Vaterland. Solten wir aber sein Itinerarium und Reisebuch durchgehen / O was würden wir für saure Wege finden? Sommersdorff heist der Ort / da er seine Lebens-Reise angefangen / hätte er aus dem Nahmen des Vaterlandes ihm eine gute Hoffnung auff gut Sommer-Wetter machen wollen / würde er sehr in der Rechnung gefehlet haben. Denn der guten Sommer-Tage hat er auf seiner Reise nicht viel genossen. Das Geschlechte / darauß er entsprossen / gab ihm zwar viel gutes auff seinem Wege vor andern Reisenden vor aus. Denn seine Vorfahren / welche bey dieser löblichen Stadt zum Theil das Bürgermeister-Ampt rühmlich geführet / kunten ihren Nachkommen gar austrägliche Lehngüter / womit ihrer Väter und Großväter Tapfferkeit / die sie in vorigem seculo erwiesen / belohnet worden / hinterlaffen / aber dabey fehlets ihm an anderer Reise-Nohtwendigkeiten; deñ da er kaum ein Jahr alt war /

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/36>, abgerufen am 21.11.2024.