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Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

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einer Hülffe / der ihm helffen solte / der Artzt fieng selber an kranck zu werden / ja hörete leyder nicht eher auf kranck zu seyn / biß er starbt. Da denn nun der Tod mit dem Artzt so bald fertig worden / gab er denn Patienten schon einen Winck / daß die Reyhe nun an ihm auch kommen solte. Doch war der eine Artzt gleich gestorben / so bemühete man sich um andere / und diese spareten auch keine Mühe und Kunst / den unbescheidenen Tode das concept zu verrücken; Aber die Mühe war umsonst und die Knnst vergebens angewand; Ja hätte der Patiente nur die Kranckheit / und nicht den Tod schon mit nach Helmstädt bracht / möchte er das Leben haben davon gebracht / so aber sprach ihm schon seine Kranckheit das Leben ab / und wolte ihn erfahren lassen / was jener vornehme Herr auf seinen Todt-Bette sagte / da er die umstehende rahtschlagen hörete / welchen Doctorem man brauchen solte: Daß ein kühles Grab der beste Doctor sey. Denr er starb.

O unglückseeliger April-Monat! du solt ja sonsten bey den Römern den Nahmen ab aperiendo, von eröffnen bekommen haben / weil in denen dir zugeeigneten Tagen die Erde ihren Schooß eröffnet und die schönsten Blumen hervor giebet; Ich streite diese Etymologiam gar nicht / aber das sage ich: Bey uns öffnet sich leyder! die Erde mehr dann zuviel / die schönsten Blumen einzunehmen. Ach ja du schwartze Erde nimst bey uns beßre Kronen in diesem Monat ein / als du hervor bringest / ja als in vielen Jahren wieder wachsen möchten man wird davon bald öffentlich klagen hören. Doch vielleicht geschichts nicht ohngefehr / daß eben zu dieser Zeit auch der seel. Herr Amptschreiber in deinem Schooß muß verstecket werden. Seine Tugend und meriten sind dieses Ortes so gar vielen nicht bekant / weil er aber in der

einer Hülffe / der ihm helffen solte / der Artzt fieng selber an kranck zu werden / ja hörete leyder nicht eher auf kranck zu seyn / biß er starbt. Da denn nun der Tod mit dem Artzt so bald fertig worden / gab er denn Patienten schon einen Winck / daß die Reyhe nun an ihm auch kommen solte. Doch war der eine Artzt gleich gestorben / so bemühete man sich um andere / und diese spareten auch keine Mühe und Kunst / den unbescheidenen Tode das concept zu verrücken; Aber die Mühe war umsonst und die Knnst vergebens angewand; Ja hätte der Patiente nur die Kranckheit / und nicht den Tod schon mit nach Helmstädt bracht / möchte er das Leben haben davon gebracht / so aber sprach ihm schon seine Kranckheit das Leben ab / und wolte ihn erfahren lassen / was jener vornehme Herr auf seinen Todt-Bette sagte / da er die umstehende rahtschlagen hörete / welchen Doctorem man brauchen solte: Daß ein kühles Grab der beste Doctor sey. Denr er starb.

O unglückseeliger April-Monat! du solt ja sonsten bey den Römern den Nahmen ab aperiendo, von eröffnen bekommen haben / weil in denen dir zugeeigneten Tagen die Erde ihren Schooß eröffnet und die schönsten Blumen hervor giebet; Ich streite diese Etymologiam gar nicht / aber das sage ich: Bey uns öffnet sich leyder! die Erde mehr dann zuviel / die schönsten Blumen einzunehmen. Ach ja du schwartze Erde nimst bey uns beßre Kronen in diesem Monat ein / als du hervor bringest / ja als in vielen Jahren wieder wachsen möchten man wird davon bald öffentlich klagen hören. Doch vielleicht geschichts nicht ohngefehr / daß eben zu dieser Zeit auch der seel. Herr Amptschreiber in deinem Schooß muß verstecket werden. Seine Tugend und meriten sind dieses Ortes so gar vielen nicht bekant / weil er aber in der

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                     Artzt gleich gestorben / so bemühete man sich um andere / und diese spareten
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                     Herr auf seinen Todt-Bette sagte / da er die umstehende rahtschlagen hörete /
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                     die Erde ihren Schooß eröffnet und die schönsten Blumen hervor giebet; Ich
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[18/0024] einer Hülffe / der ihm helffen solte / der Artzt fieng selber an kranck zu werden / ja hörete leyder nicht eher auf kranck zu seyn / biß er starbt. Da denn nun der Tod mit dem Artzt so bald fertig worden / gab er denn Patienten schon einen Winck / daß die Reyhe nun an ihm auch kommen solte. Doch war der eine Artzt gleich gestorben / so bemühete man sich um andere / und diese spareten auch keine Mühe und Kunst / den unbescheidenen Tode das concept zu verrücken; Aber die Mühe war umsonst und die Knnst vergebens angewand; Ja hätte der Patiente nur die Kranckheit / und nicht den Tod schon mit nach Helmstädt bracht / möchte er das Leben haben davon gebracht / so aber sprach ihm schon seine Kranckheit das Leben ab / und wolte ihn erfahren lassen / was jener vornehme Herr auf seinen Todt-Bette sagte / da er die umstehende rahtschlagen hörete / welchen Doctorem man brauchen solte: Daß ein kühles Grab der beste Doctor sey. Denr er starb. O unglückseeliger April-Monat! du solt ja sonsten bey den Römern den Nahmen ab aperiendo, von eröffnen bekommen haben / weil in denen dir zugeeigneten Tagen die Erde ihren Schooß eröffnet und die schönsten Blumen hervor giebet; Ich streite diese Etymologiam gar nicht / aber das sage ich: Bey uns öffnet sich leyder! die Erde mehr dann zuviel / die schönsten Blumen einzunehmen. Ach ja du schwartze Erde nimst bey uns beßre Kronen in diesem Monat ein / als du hervor bringest / ja als in vielen Jahren wieder wachsen möchten man wird davon bald öffentlich klagen hören. Doch vielleicht geschichts nicht ohngefehr / daß eben zu dieser Zeit auch der seel. Herr Amptschreiber in deinem Schooß muß verstecket werden. Seine Tugend und meriten sind dieses Ortes so gar vielen nicht bekant / weil er aber in der

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/24>, abgerufen am 23.04.2024.