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Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

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ter-Woche ist der Tag der Gebuhrt / da heist es schon / was Augustinus sagt: l. 21. de Civit. Dei c. 14. Infans plorando prophetat quodammodo, quid malorum ingressus sit. Ein Kind Propheceyet mit seinem ersten Ruff und Weinen sein zukünftiges Elend. Der letzte Tag in demselben ist der Tag des Todes / der den frommen den frölichen Sabbath und Ruhetag von aller Marter bringet. Von den Tagen aber / so zwischen diesen ersten und letzten Tage / wirds wol dabey bleiben / was der Heyland saget: es ist gnug / daß ein jeglicher Tag seine Plage habe. Ein jeder hat seine Marter-Woche / nur daß dieselbe bey uns Christen auf keine gewisse Jahrs-Zeit fällt; Einen ängstet sie im Frühling / den andern im Sommer / einen andern im Herbst / einen andern im Winter / ich will sagen: Sie trit bey manchem in der Kindheit ein durch Kranckheit oder sonst kümmerliche Erziehung / bey manchem in der Jugend / bey manchem im mänlichen Alter / bey manchem im hohen Alter / keiner aber kommt gar vorbey / daher die alten Rabbinen gesaget: Vae navi, quae sine vectigali abit. Ach der Seel. Knabe ist nur 5 Jahr und 3. Wochen in dieser Welt gewesen; Doch hätte ich wol auf sein Sarck ein Creutz mahlen können / mit der Beyschrifft:

Olim: Vor hatt' ich in der Welt nur wenig Zeit zu leben / Und muste doch in Creutz- und Marter-Wochen schweben.

Er hat nur gar zu bald müssen inne werden / was es zu bedeuten gehabt / daß man Ihn bey Seiner Tauffe mit dem Creutz an der Stirn und Brust bezeichnet. Dieses

ter-Woche ist der Tag der Gebuhrt / da heist es schon / was Augustinus sagt: l. 21. de Civit. Dei c. 14. Infans plorando prophetat quodammodo, quid malorum ingressus sit. Ein Kind Propheceyet mit seinem ersten Ruff und Weinen sein zukünftiges Elend. Der letzte Tag in demselben ist der Tag des Todes / der den frommen den frölichen Sabbath und Ruhetag von aller Marter bringet. Von den Tagen aber / so zwischen diesen ersten und letzten Tage / wirds wol dabey bleiben / was der Heyland saget: es ist gnug / daß ein jeglicher Tag seine Plage habe. Ein jeder hat seine Marter-Woche / nur daß dieselbe bey uns Christen auf keine gewisse Jahrs-Zeit fällt; Einen ängstet sie im Frühling / den andern im Sommer / einen andern im Herbst / einen andern im Winter / ich will sagen: Sie trit bey manchem in der Kindheit ein durch Kranckheit oder sonst kümmerliche Erziehung / bey manchem in der Jugend / bey manchem im mänlichen Alter / bey manchem im hohen Alter / keiner aber kom̃t gar vorbey / daher die alten Rabbinen gesaget: Vae navi, quae sine vectigali abit. Ach der Seel. Knabe ist nur 5 Jahr und 3. Wochen in dieser Welt gewesen; Doch hätte ich wol auf sein Sarck ein Creutz mahlen können / mit der Beyschrifft:

Olim: Vor hatt’ ich in der Welt nur wenig Zeit zu leben / Und muste doch in Creutz- und Marter-Wochen schweben.

Er hat nur gar zu bald müssen inne werden / was es zu bedeuten gehabt / daß man Ihn bey Seiner Tauffe mit dem Creutz an der Stirn und Brust bezeichnet. Dieses

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[170/0176] ter-Woche ist der Tag der Gebuhrt / da heist es schon / was Augustinus sagt: l. 21. de Civit. Dei c. 14. Infans plorando prophetat quodammodo, quid malorum ingressus sit. Ein Kind Propheceyet mit seinem ersten Ruff und Weinen sein zukünftiges Elend. Der letzte Tag in demselben ist der Tag des Todes / der den frommen den frölichen Sabbath und Ruhetag von aller Marter bringet. Von den Tagen aber / so zwischen diesen ersten und letzten Tage / wirds wol dabey bleiben / was der Heyland saget: es ist gnug / daß ein jeglicher Tag seine Plage habe. Ein jeder hat seine Marter-Woche / nur daß dieselbe bey uns Christen auf keine gewisse Jahrs-Zeit fällt; Einen ängstet sie im Frühling / den andern im Sommer / einen andern im Herbst / einen andern im Winter / ich will sagen: Sie trit bey manchem in der Kindheit ein durch Kranckheit oder sonst kümmerliche Erziehung / bey manchem in der Jugend / bey manchem im mänlichen Alter / bey manchem im hohen Alter / keiner aber kom̃t gar vorbey / daher die alten Rabbinen gesaget: Vae navi, quae sine vectigali abit. Ach der Seel. Knabe ist nur 5 Jahr und 3. Wochen in dieser Welt gewesen; Doch hätte ich wol auf sein Sarck ein Creutz mahlen können / mit der Beyschrifft: Olim: Vor hatt’ ich in der Welt nur wenig Zeit zu leben / Und muste doch in Creutz- und Marter-Wochen schweben. Er hat nur gar zu bald müssen inne werden / was es zu bedeuten gehabt / daß man Ihn bey Seiner Tauffe mit dem Creutz an der Stirn und Brust bezeichnet. Dieses

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/176>, abgerufen am 24.11.2024.