Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

Bild:
<< vorherige Seite

lich dieselbe an / und brauchte die Myrrhen einer rechtschaffenen Reue / die Thränen einer hertzlichen Busse / und die Tropffen des Blutes JEsu Christi / dieses war ein probat Recept, wodurch seiner Seelen gerahten / wodurch die Hitze des Göttlichen Zorns gelöschet / und die matte Seele erquicket wurde. Wolte denn gleich Fleisch und Blut nicht allemahl ausdauren / das Creutz und das ängstliche Lager dauchte Ihm nicht Freude / sondern Traurigkeit zu seyn / so hatte Ihn nun der Heil. Geist die Kunst gelernet / ein Pflaster vor dieses Unheil zu bereiten / und zwar ein solches / welches rar und doch nicht theuer / dessen ingredientia nicht in den Apothecken / wohl aber in dem Worte GOttes zu finden / und nicht aus der Erden wachsen / sondern der Himmel gibt sie uns. Wollen sie wissen / wie es heißt? Es heißt das Geduld-Pflaster / die stille Gelassenheit in den Willen seines GOttes. Diß legte Er auf seine krancke Brust; dieses machte die schlaff-lose Nächte kurtz; dieses erquickte das matte Hertz; dieses harrete mit festen Vertrauen auf die Aufflösung seiner Seelen; dieses machte seine Seufftzer und Gebeht brünstig und nachdrücklich / ja es wartete der seeligen Stunde / da Ihn GOTT bey vollem Verstande sterben ließ. Nun dieses Pflaster ist denn zwar probat erfunden; aber ist es nicht höchst zu bedauren / daß dieser Mann so frühe dem Tode muß zu theil werden? Ja billig beklaget Ihn sein gegenwärtiger Herr Bruder / der dessen Liebe und brüderliche Freundschafft nunmehro muß vergraben sehen / billig beklagen Ihn diejenigen / denen seine Kunst und bißher erwiesene rühmliche Curen bekand gewesen / und wie mancher Patient solte wol ein Pflaster wündschen /

lich dieselbe an / und brauchte die Myrrhen einer rechtschaffenen Reue / die Thränen einer hertzlichen Busse / und die Tropffen des Blutes JEsu Christi / dieses war ein probat Recept, wodurch seiner Seelen gerahten / wodurch die Hitze des Göttlichen Zorns gelöschet / und die matte Seele erquicket wurde. Wolte denn gleich Fleisch und Blut nicht allemahl ausdauren / das Creutz und das ängstliche Lager dauchte Ihm nicht Freude / sondern Traurigkeit zu seyn / so hatte Ihn nun der Heil. Geist die Kunst gelernet / ein Pflaster vor dieses Unheil zu bereiten / und zwar ein solches / welches rar und doch nicht theuer / dessen ingredientia nicht in den Apothecken / wohl aber in dem Worte GOttes zu finden / und nicht aus der Erden wachsen / sondern der Himmel gibt sie uns. Wollen sie wissen / wie es heißt? Es heißt das Geduld-Pflaster / die stille Gelassenheit in den Willen seines GOttes. Diß legte Er auf seine krancke Brust; dieses machte die schlaff-lose Nächte kurtz; dieses erquickte das matte Hertz; dieses harrete mit festen Vertrauen auf die Aufflösung seiner Seelen; dieses machte seine Seufftzer und Gebeht brünstig und nachdrücklich / ja es wartete der seeligen Stunde / da Ihn GOTT bey vollem Verstande sterben ließ. Nun dieses Pflaster ist denn zwar probat erfunden; aber ist es nicht höchst zu bedauren / daß dieser Mañ so frühe dem Tode muß zu theil werden? Ja billig beklaget Ihn sein gegenwärtiger Herr Bruder / der dessen Liebe und brüderliche Freundschafft nunmehro muß vergraben sehen / billig beklagen Ihn diejenigen / denen seine Kunst und bißher erwiesene rühmliche Curen bekand gewesen / und wie mancher Patient solte wol ein Pflaster wündschen /

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0141" n="135"/>
lich dieselbe an / und brauchte die Myrrhen einer
                     rechtschaffenen Reue / die Thränen einer hertzlichen Busse / und die Tropffen
                     des Blutes JEsu Christi / dieses war ein probat Recept, wodurch seiner Seelen
                     gerahten / wodurch die Hitze des Göttlichen Zorns gelöschet / und die matte
                     Seele erquicket wurde. Wolte denn gleich Fleisch und Blut nicht allemahl
                     ausdauren / das Creutz und das ängstliche Lager dauchte Ihm nicht Freude /
                     sondern Traurigkeit zu seyn / so hatte Ihn nun der Heil. Geist die Kunst
                     gelernet / ein Pflaster vor dieses Unheil zu bereiten / und zwar ein solches /
                     welches rar und doch nicht theuer / dessen ingredientia nicht in den Apothecken
                     / wohl aber in dem Worte GOttes zu finden / und nicht aus der Erden wachsen /
                     sondern der Himmel gibt sie uns. Wollen sie wissen / wie es heißt? Es heißt das
                     Geduld-Pflaster / die stille Gelassenheit in den Willen seines GOttes. Diß legte
                     Er auf seine krancke Brust; dieses machte die schlaff-lose Nächte kurtz; dieses
                     erquickte das matte Hertz; dieses harrete mit festen Vertrauen auf die
                     Aufflösung seiner Seelen; dieses machte seine Seufftzer und Gebeht brünstig und
                     nachdrücklich / ja es wartete der seeligen Stunde / da Ihn GOTT bey vollem
                     Verstande sterben ließ. Nun dieses Pflaster ist denn zwar probat erfunden; aber
                     ist es nicht höchst zu bedauren / daß dieser Man&#x0303; so frühe dem
                     Tode muß zu theil werden? Ja billig beklaget Ihn sein gegenwärtiger Herr Bruder
                     / der dessen Liebe und brüderliche Freundschafft nunmehro muß vergraben sehen /
                     billig beklagen Ihn diejenigen / denen seine Kunst und bißher erwiesene
                     rühmliche Curen bekand gewesen / und wie mancher Patient solte wol ein Pflaster
                     wündschen /
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[135/0141] lich dieselbe an / und brauchte die Myrrhen einer rechtschaffenen Reue / die Thränen einer hertzlichen Busse / und die Tropffen des Blutes JEsu Christi / dieses war ein probat Recept, wodurch seiner Seelen gerahten / wodurch die Hitze des Göttlichen Zorns gelöschet / und die matte Seele erquicket wurde. Wolte denn gleich Fleisch und Blut nicht allemahl ausdauren / das Creutz und das ängstliche Lager dauchte Ihm nicht Freude / sondern Traurigkeit zu seyn / so hatte Ihn nun der Heil. Geist die Kunst gelernet / ein Pflaster vor dieses Unheil zu bereiten / und zwar ein solches / welches rar und doch nicht theuer / dessen ingredientia nicht in den Apothecken / wohl aber in dem Worte GOttes zu finden / und nicht aus der Erden wachsen / sondern der Himmel gibt sie uns. Wollen sie wissen / wie es heißt? Es heißt das Geduld-Pflaster / die stille Gelassenheit in den Willen seines GOttes. Diß legte Er auf seine krancke Brust; dieses machte die schlaff-lose Nächte kurtz; dieses erquickte das matte Hertz; dieses harrete mit festen Vertrauen auf die Aufflösung seiner Seelen; dieses machte seine Seufftzer und Gebeht brünstig und nachdrücklich / ja es wartete der seeligen Stunde / da Ihn GOTT bey vollem Verstande sterben ließ. Nun dieses Pflaster ist denn zwar probat erfunden; aber ist es nicht höchst zu bedauren / daß dieser Mañ so frühe dem Tode muß zu theil werden? Ja billig beklaget Ihn sein gegenwärtiger Herr Bruder / der dessen Liebe und brüderliche Freundschafft nunmehro muß vergraben sehen / billig beklagen Ihn diejenigen / denen seine Kunst und bißher erwiesene rühmliche Curen bekand gewesen / und wie mancher Patient solte wol ein Pflaster wündschen /

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/141
Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/141>, abgerufen am 28.04.2024.