Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.müssen zubringen. Nur 15 Jahr war Sie nach ihrer ersten Hochzeit ein gantzer Mensch; denn da riß der Tod ihren Seel. Eh-Herrn / ihr halbes Theil / dahin. Von der Zeit an ist Sie nur ein halber Mensch gewesen. Und wie manchesmahl hat Sie nach dem in Trauer-habit gehen / und heisse Thränen-Bäche die Wangen herab fliessen lassen. Thränen als anno 1691. Ihre vielgeliebte Tochter / die Seel. Frau D. Wideburgin, Thränen als anno 1694. Ihr eintziger Sohn / weilaand Inspector zu Saltzwedel / Thränen / als Ihr Eydam / der Seel. Henricus Wideburgius S. S. Th. D. und PP. unvermuhtet durch den Tod dahin gerissen worden. Andere unzehlich vieler Thränen-Güsse jetzo nicht zugedencken. So war Sie wol ein Exempel einer unglückseeligen / doch aber / welches man zu ihren unsterblichen Ruhm Ihr nachsagen muß / einer sehr geduldigen Witwe / welche alles Ihr Unglückt als die gewöhnlichen Liebes-Zeichen ihres Seelen-Bräutigams / angesehen / und Ihm in allen treu verblieben. Sie war aber nunmehro zu der neuen Hochzeit gnugsahm angeschicket / drum da die Zeit Ihrer ersten Hochzeit wieder da war / schickte nun Ihr Bräutigam den Tod als seinen Brautführer ab / und ließ Sie gleichsahm fragen; Wilt Du mit diesem Manne ziehen? Sie war mit dem Ja-Wort fertig: Ja ja ich wil mit Ihm. Und siehe / so wurde Ihre Seele unter dem Geleit der H. Engel heimgeholet. Ich bin aber wol versichert / daß dieser Ihr Hochzeit-Tag vielen ein Trauer-Tag geworden. Ein Trauer-Tag denen Hinterbliebenen noch lebenden Kindern und Kindes-Kindern / welche theils Vater- und Mutterlose Wäysen / de- müssen zubringen. Nur 15 Jahr war Sie nach ihrer ersten Hochzeit ein gantzer Mensch; denn da riß der Tod ihren Seel. Eh-Herrn / ihr halbes Theil / dahin. Von der Zeit an ist Sie nur ein halber Mensch gewesen. Und wie manchesmahl hat Sie nach dem in Trauer-habit gehen / und heisse Thränen-Bäche die Wangen herab fliessen lassen. Thränen als anno 1691. Ihre vielgeliebte Tochter / die Seel. Frau D. Wideburgin, Thränen als anno 1694. Ihr eintziger Sohn / weilaand Inspector zu Saltzwedel / Thränen / als Ihr Eydam / der Seel. Henricus Wideburgius S. S. Th. D. und PP. unvermuhtet durch den Tod dahin gerissen worden. Andere unzehlich vieler Thränen-Güsse jetzo nicht zugedencken. So war Sie wol ein Exempel einer unglückseeligen / doch aber / welches man zu ihren unsterblichen Ruhm Ihr nachsagen muß / einer sehr geduldigen Witwe / welche alles Ihr Unglückt als die gewöhnlichen Liebes-Zeichen ihres Seelen-Bräutigams / angesehen / und Ihm in allen treu verblieben. Sie war aber nunmehro zu der neuen Hochzeit gnugsahm angeschicket / drum da die Zeit Ihrer ersten Hochzeit wieder da war / schickte nun Ihr Bräutigam den Tod als seinen Brautführer ab / und ließ Sie gleichsahm fragen; Wilt Du mit diesem Manne ziehen? Sie war mit dem Ja-Wort fertig: Ja ja ich wil mit Ihm. Und siehe / so wurde Ihre Seele unter dem Geleit der H. Engel heimgeholet. Ich bin aber wol versichert / daß dieser Ihr Hochzeit-Tag vielen ein Trauer-Tag geworden. Ein Trauer-Tag denen Hinterbliebenen noch lebenden Kindern und Kindes-Kindern / welche theils Vater- und Mutterlose Wäysen / de- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0135" n="129"/> müssen zubringen. Nur 15 Jahr war Sie nach ihrer ersten Hochzeit ein gantzer Mensch; denn da riß der Tod ihren Seel. Eh-Herrn / ihr halbes Theil / dahin. Von der Zeit an ist Sie nur ein halber Mensch gewesen. Und wie manchesmahl hat Sie nach dem in Trauer-habit gehen / und heisse Thränen-Bäche die Wangen herab fliessen lassen. Thränen als anno 1691. Ihre vielgeliebte Tochter / die Seel. Frau D. Wideburgin, Thränen als anno 1694. Ihr eintziger Sohn / weilaand Inspector zu Saltzwedel / Thränen / als Ihr Eydam / der Seel. Henricus Wideburgius S. S. Th. D. und PP. unvermuhtet durch den Tod dahin gerissen worden. Andere unzehlich vieler Thränen-Güsse jetzo nicht zugedencken. So war Sie wol ein Exempel einer unglückseeligen / doch aber / welches man zu ihren unsterblichen Ruhm Ihr nachsagen muß / einer sehr geduldigen Witwe / welche alles Ihr Unglückt als die gewöhnlichen Liebes-Zeichen ihres Seelen-Bräutigams / angesehen / und Ihm in allen treu verblieben. Sie war aber nunmehro zu der neuen Hochzeit gnugsahm angeschicket / drum da die Zeit Ihrer ersten Hochzeit wieder da war / schickte nun Ihr Bräutigam den Tod als seinen Brautführer ab / und ließ Sie gleichsahm fragen; Wilt Du mit diesem Manne ziehen? Sie war mit dem Ja-Wort fertig: Ja ja ich wil mit Ihm. Und siehe / so wurde Ihre Seele unter dem Geleit der H. Engel heimgeholet. Ich bin aber wol versichert / daß dieser Ihr Hochzeit-Tag vielen ein Trauer-Tag geworden. Ein Trauer-Tag denen Hinterbliebenen noch lebenden Kindern und Kindes-Kindern / welche theils Vater- und Mutterlose Wäysen / de- </p> </div> </body> </text> </TEI> [129/0135]
müssen zubringen. Nur 15 Jahr war Sie nach ihrer ersten Hochzeit ein gantzer Mensch; denn da riß der Tod ihren Seel. Eh-Herrn / ihr halbes Theil / dahin. Von der Zeit an ist Sie nur ein halber Mensch gewesen. Und wie manchesmahl hat Sie nach dem in Trauer-habit gehen / und heisse Thränen-Bäche die Wangen herab fliessen lassen. Thränen als anno 1691. Ihre vielgeliebte Tochter / die Seel. Frau D. Wideburgin, Thränen als anno 1694. Ihr eintziger Sohn / weilaand Inspector zu Saltzwedel / Thränen / als Ihr Eydam / der Seel. Henricus Wideburgius S. S. Th. D. und PP. unvermuhtet durch den Tod dahin gerissen worden. Andere unzehlich vieler Thränen-Güsse jetzo nicht zugedencken. So war Sie wol ein Exempel einer unglückseeligen / doch aber / welches man zu ihren unsterblichen Ruhm Ihr nachsagen muß / einer sehr geduldigen Witwe / welche alles Ihr Unglückt als die gewöhnlichen Liebes-Zeichen ihres Seelen-Bräutigams / angesehen / und Ihm in allen treu verblieben. Sie war aber nunmehro zu der neuen Hochzeit gnugsahm angeschicket / drum da die Zeit Ihrer ersten Hochzeit wieder da war / schickte nun Ihr Bräutigam den Tod als seinen Brautführer ab / und ließ Sie gleichsahm fragen; Wilt Du mit diesem Manne ziehen? Sie war mit dem Ja-Wort fertig: Ja ja ich wil mit Ihm. Und siehe / so wurde Ihre Seele unter dem Geleit der H. Engel heimgeholet. Ich bin aber wol versichert / daß dieser Ihr Hochzeit-Tag vielen ein Trauer-Tag geworden. Ein Trauer-Tag denen Hinterbliebenen noch lebenden Kindern und Kindes-Kindern / welche theils Vater- und Mutterlose Wäysen / de-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/135 |
Zitationshilfe: | Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/135>, abgerufen am 16.02.2025. |