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Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.

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das kranck-seyn fast zu einer mode werden will. Da gedachte er nun; du must derer einen aus dem Wege räumen / die da verursachen / daß bey so vielen Krancken dennoch wenig Leichen sind. So machte er sich denn an unsern Sehl. H. Physicum, als dessen Ziel welches ihm GOtt gesetzet hatte war herbey kommen / dem muste es gehen wie eine Fackel / welche die Flamme / die von ihr erhalten wird / selbst verzehret / von der es heißt: Servantem perdit.

So wird / was schützet und ernehret An statt des Danckes selbst verzehret /

Da er aber geschäfftig war andere aus dem Lager herauß zu helffen / muste er selbst das Lager suchen / und da er erstlich lag / bald gar erliegen / darüm belacht der Tod nun seine Leiche und spricht: Nocuisti, non nocebis. Aber lache nur Tod so viel du wilt / ist mir recht / so höre ich den Verstorbenen aus seinem Grabe wieder zu dir einlachen und sagen: Nec nocuisti nec nocebis.

Tod mir kan der Tod nichts machen / Deines Lachens muß ich lachen.

Es solte zwar anscheinender Billigkeit nach / der unbescheidene Tod die Freude nicht haben / diejenigen in seine Gewalt zu bekommen / die so manchen von dem Tode helffen; Allein / weil es einmahl dahin gekommen / daß alle Menschen / so das Leben haben / sterben müssen / so sind freylich auch alle Herren Medici unter diesen allen mit begriffen. Endlich wird der Doctor sein eigener patiente / und wenn diß Symptoma dazu kommt; daß Gott über den Patienten den Tod verhänget hat / so hilfft kein Helffen mehr und bleibt dabey / was der trefliche Medicus Hippocrates geschrieben: Morbi si aliquid divini habent curari non possunt. So hat sich denn der Sehl. Hr. Licent. dieses auch freylich müssen vermuhten seyn / daß

das kranck-seyn fast zu einer mode werden will. Da gedachte er nun; du must derer einen aus dem Wege räumen / die da verursachen / daß bey so vielen Krancken deñoch wenig Leichen sind. So machte er sich denn an unsern Sehl. H. Physicum, als dessen Ziel welches ihm GOtt gesetzet hatte war herbey kommen / dem muste es gehen wie eine Fackel / welche die Flamme / die von ihr erhalten wird / selbst verzehret / von der es heißt: Servantem perdit.

So wird / was schützet und ernehret An statt des Danckes selbst verzehret /

Da er aber geschäfftig war andere aus dem Lager herauß zu helffen / muste er selbst das Lager suchen / und da er erstlich lag / bald gar erliegen / darüm belacht der Tod nun seine Leiche und spricht: Nocuisti, non nocebis. Aber lache nur Tod so viel du wilt / ist mir recht / so höre ich den Verstorbenen aus seinem Grabe wieder zu dir einlachen und sagen: Nec nocuisti nec nocebis.

Tod mir kan der Tod nichts machen / Deines Lachens muß ich lachen.

Es solte zwar anscheinender Billigkeit nach / der unbescheidene Tod die Freude nicht haben / diejenigen in seine Gewalt zu bekommen / die so manchen von dem Tode helffen; Allein / weil es einmahl dahin gekommen / daß alle Menschen / so das Leben haben / sterben müssen / so sind freylich auch alle Herren Medici unter diesen allen mit begriffen. Endlich wird der Doctor sein eigener patiente / und wenn diß Symptoma dazu kom̃t; daß Gott über den Patienten den Tod verhänget hat / so hilfft kein Helffen mehr und bleibt dabey / was der trefliche Medicus Hippocrates geschrieben: Morbi si aliquid divini habent curari non possunt. So hat sich denn der Sehl. Hr. Licent. dieses auch freylich müssen vermuhten seyn / daß

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[6/0012] das kranck-seyn fast zu einer mode werden will. Da gedachte er nun; du must derer einen aus dem Wege räumen / die da verursachen / daß bey so vielen Krancken deñoch wenig Leichen sind. So machte er sich denn an unsern Sehl. H. Physicum, als dessen Ziel welches ihm GOtt gesetzet hatte war herbey kommen / dem muste es gehen wie eine Fackel / welche die Flamme / die von ihr erhalten wird / selbst verzehret / von der es heißt: Servantem perdit. So wird / was schützet und ernehret An statt des Danckes selbst verzehret / Da er aber geschäfftig war andere aus dem Lager herauß zu helffen / muste er selbst das Lager suchen / und da er erstlich lag / bald gar erliegen / darüm belacht der Tod nun seine Leiche und spricht: Nocuisti, non nocebis. Aber lache nur Tod so viel du wilt / ist mir recht / so höre ich den Verstorbenen aus seinem Grabe wieder zu dir einlachen und sagen: Nec nocuisti nec nocebis. Tod mir kan der Tod nichts machen / Deines Lachens muß ich lachen. Es solte zwar anscheinender Billigkeit nach / der unbescheidene Tod die Freude nicht haben / diejenigen in seine Gewalt zu bekommen / die so manchen von dem Tode helffen; Allein / weil es einmahl dahin gekommen / daß alle Menschen / so das Leben haben / sterben müssen / so sind freylich auch alle Herren Medici unter diesen allen mit begriffen. Endlich wird der Doctor sein eigener patiente / und wenn diß Symptoma dazu kom̃t; daß Gott über den Patienten den Tod verhänget hat / so hilfft kein Helffen mehr und bleibt dabey / was der trefliche Medicus Hippocrates geschrieben: Morbi si aliquid divini habent curari non possunt. So hat sich denn der Sehl. Hr. Licent. dieses auch freylich müssen vermuhten seyn / daß

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Zitationshilfe: Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/finen_dankreden_1702/12>, abgerufen am 24.04.2024.