Fiedler, Konrad: Der Ursprung der künstlerischen Thätigkeit. Leipzig, 1887.dasselbe, was die Regel bildet für alle ernsthafte männ¬ Wenn der Künstler Anderen in einer Art von traum¬ daſſelbe, was die Regel bildet für alle ernſthafte männ¬ Wenn der Künſtler Anderen in einer Art von traum¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0120" n="108"/> daſſelbe, was die Regel bildet für alle ernſthafte männ¬<lb/> liche Thätigkeit: nur die Anfänge reichen hinab in jene<lb/> durch keine Vernunft zu ergründenden, durch keinen Willen<lb/> zu leitenden, von keinem Bewußtſein erhellten Regionen<lb/> unſerer Natur; jeglicher Fortſchritt führt aus dieſen Dunkel¬<lb/> heiten heraus, und der Sinn der Arbeit, die der Menſch<lb/> zu verrichten hat, iſt, daß er ſich mehr und mehr jenen<lb/> Regionen entwinde, nicht daß er ſich in ihnen verliere.</p><lb/> <p>Wenn der Künſtler Anderen in einer Art von traum¬<lb/> hafter Exiſtenz ſeine Thätigkeit zu vollbringen ſcheint, ſo<lb/> liegt für ihn ſelbſt in dieſer Thätigkeit das eigentliche Er¬<lb/> wachen. Ihm kann die Helligkeit des Bewußtſeins, zu der<lb/> er gelangt, indem er auf den Wegen der Anderen wandelt,<lb/> nicht genügen; denn er ſieht Dunkelheiten um ſich, deren<lb/> Vorhandenſein jenen entgeht. Er wird, wenn ihm die<lb/> Wiſſenſchaft, ſtolz auf ihren Fortſchritt, ihr Reich zeigt<lb/> und die Welt als eine erkannte oder wenigſtens durch<lb/> ihre Mittel zu erkennende vor ihm ausbreitet, nicht ganz<lb/> an der Genugthuung theilnehmen können, die der Forſcher<lb/> empfindet. Denn wenn er ſich auch erleuchtet findet durch<lb/> das, was jener ihm zeigt, ſo wird er ſich doch nicht davon<lb/> zu überzeugen vermögen, daß es die Welt ſo ſchlechthin<lb/> und ſo um und um ſei, die ſich ihm durch die Entwickelung<lb/> des wiſſenſchaftlichen Bewußtſeins in immer zunehmender<lb/> Klarheit und Verſtändlichkeit darbietet. Er wird ſich in<lb/> ganz unwillkürlicher Auflehnung gegen den Anſpruch be¬<lb/> finden, den Jene erheben, und wird ſich im Stillen ſagen,<lb/> daß alle Wiſſenſchaft im Grunde ein armſeliges Ding ſei,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [108/0120]
daſſelbe, was die Regel bildet für alle ernſthafte männ¬
liche Thätigkeit: nur die Anfänge reichen hinab in jene
durch keine Vernunft zu ergründenden, durch keinen Willen
zu leitenden, von keinem Bewußtſein erhellten Regionen
unſerer Natur; jeglicher Fortſchritt führt aus dieſen Dunkel¬
heiten heraus, und der Sinn der Arbeit, die der Menſch
zu verrichten hat, iſt, daß er ſich mehr und mehr jenen
Regionen entwinde, nicht daß er ſich in ihnen verliere.
Wenn der Künſtler Anderen in einer Art von traum¬
hafter Exiſtenz ſeine Thätigkeit zu vollbringen ſcheint, ſo
liegt für ihn ſelbſt in dieſer Thätigkeit das eigentliche Er¬
wachen. Ihm kann die Helligkeit des Bewußtſeins, zu der
er gelangt, indem er auf den Wegen der Anderen wandelt,
nicht genügen; denn er ſieht Dunkelheiten um ſich, deren
Vorhandenſein jenen entgeht. Er wird, wenn ihm die
Wiſſenſchaft, ſtolz auf ihren Fortſchritt, ihr Reich zeigt
und die Welt als eine erkannte oder wenigſtens durch
ihre Mittel zu erkennende vor ihm ausbreitet, nicht ganz
an der Genugthuung theilnehmen können, die der Forſcher
empfindet. Denn wenn er ſich auch erleuchtet findet durch
das, was jener ihm zeigt, ſo wird er ſich doch nicht davon
zu überzeugen vermögen, daß es die Welt ſo ſchlechthin
und ſo um und um ſei, die ſich ihm durch die Entwickelung
des wiſſenſchaftlichen Bewußtſeins in immer zunehmender
Klarheit und Verſtändlichkeit darbietet. Er wird ſich in
ganz unwillkürlicher Auflehnung gegen den Anſpruch be¬
finden, den Jene erheben, und wird ſich im Stillen ſagen,
daß alle Wiſſenſchaft im Grunde ein armſeliges Ding ſei,
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