Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

Sie wollen euch entschuldigen, diese Reden,
mit der Voraussetzung, daß ihr die Wichtig¬
keit eures Geschäfts nicht begriffen hättet; sie
beschwören euch, daß ihr euch von Stund an
bekannt macht mit dieser Wichtigkeit, und es
nicht länger, als ein bloßes Gewerbe treibt.
Lernt euch selbst achten, und zeigt in eurem
Handeln, daß ihr es thut, und die Welt wird
euch achten. Die erste Probe davon werdet
ihr ablegen durch den Einfluß, den ihr auf
die angetragene Entschließung euch geben, und
durch die Weise, wie ihr euch dabei benehmen
werdet.

Diese Reden beschwören euch Fürsten Deutsch¬
lands. Diejenigen, die euch gegenüber so thun,
als ob man euch gar nichts sagen dürfte, oder zu
sagen hätte, sind verächtliche Schmeichler, sie
sind arge Verläumder eurer selbst; weiset sie
weit weg von euch. Die Wahrheit ist, daß
ihr eben so unwissend geboren werdet, als wir
andern alle, und daß ihr hören müßt, und
lernen, gleichwie auch wir, wenn ihr heraus¬
kommen sollt aus dieser natürlichen Unwissen¬
heit. Euer Antheil an der Herbeiführung des

Sie wollen euch entſchuldigen, dieſe Reden,
mit der Vorausſetzung, daß ihr die Wichtig¬
keit eures Geſchaͤfts nicht begriffen haͤttet; ſie
beſchwoͤren euch, daß ihr euch von Stund an
bekannt macht mit dieſer Wichtigkeit, und es
nicht laͤnger, als ein bloßes Gewerbe treibt.
Lernt euch ſelbſt achten, und zeigt in eurem
Handeln, daß ihr es thut, und die Welt wird
euch achten. Die erſte Probe davon werdet
ihr ablegen durch den Einfluß, den ihr auf
die angetragene Entſchließung euch geben, und
durch die Weiſe, wie ihr euch dabei benehmen
werdet.

Dieſe Reden beſchwoͤren euch Fuͤrſten Deutſch¬
lands. Diejenigen, die euch gegenuͤber ſo thun,
als ob man euch gar nichts ſagen duͤrfte, oder zu
ſagen haͤtte, ſind veraͤchtliche Schmeichler, ſie
ſind arge Verlaͤumder eurer ſelbſt; weiſet ſie
weit weg von euch. Die Wahrheit iſt, daß
ihr eben ſo unwiſſend geboren werdet, als wir
andern alle, und daß ihr hoͤren muͤßt, und
lernen, gleichwie auch wir, wenn ihr heraus¬
kommen ſollt aus dieſer natuͤrlichen Unwiſſen¬
heit. Euer Antheil an der Herbeifuͤhrung des

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0484" n="478"/>
        <p>Sie wollen euch ent&#x017F;chuldigen, die&#x017F;e Reden,<lb/>
mit der Voraus&#x017F;etzung, daß ihr die Wichtig¬<lb/>
keit eures Ge&#x017F;cha&#x0364;fts nicht begriffen ha&#x0364;ttet; &#x017F;ie<lb/>
be&#x017F;chwo&#x0364;ren euch, daß ihr euch von Stund an<lb/>
bekannt macht mit die&#x017F;er Wichtigkeit, und es<lb/>
nicht la&#x0364;nger, als ein bloßes Gewerbe treibt.<lb/>
Lernt euch &#x017F;elb&#x017F;t achten, und zeigt in eurem<lb/>
Handeln, daß ihr es thut, und die Welt wird<lb/>
euch achten. Die er&#x017F;te Probe davon werdet<lb/>
ihr ablegen durch den Einfluß, den ihr auf<lb/>
die angetragene Ent&#x017F;chließung euch geben, und<lb/>
durch die Wei&#x017F;e, wie ihr euch dabei benehmen<lb/>
werdet.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;e Reden be&#x017F;chwo&#x0364;ren euch Fu&#x0364;r&#x017F;ten Deut&#x017F;ch¬<lb/>
lands. Diejenigen, die euch gegenu&#x0364;ber &#x017F;o thun,<lb/>
als ob man euch gar nichts &#x017F;agen du&#x0364;rfte, oder zu<lb/>
&#x017F;agen ha&#x0364;tte, &#x017F;ind vera&#x0364;chtliche Schmeichler, &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ind arge Verla&#x0364;umder eurer &#x017F;elb&#x017F;t; wei&#x017F;et &#x017F;ie<lb/>
weit weg von euch. Die Wahrheit i&#x017F;t, daß<lb/>
ihr eben &#x017F;o unwi&#x017F;&#x017F;end geboren werdet, als wir<lb/>
andern alle, und daß ihr ho&#x0364;ren mu&#x0364;ßt, und<lb/>
lernen, gleichwie auch wir, wenn ihr heraus¬<lb/>
kommen &#x017F;ollt aus die&#x017F;er natu&#x0364;rlichen Unwi&#x017F;&#x017F;en¬<lb/>
heit. Euer Antheil an der Herbeifu&#x0364;hrung des<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[478/0484] Sie wollen euch entſchuldigen, dieſe Reden, mit der Vorausſetzung, daß ihr die Wichtig¬ keit eures Geſchaͤfts nicht begriffen haͤttet; ſie beſchwoͤren euch, daß ihr euch von Stund an bekannt macht mit dieſer Wichtigkeit, und es nicht laͤnger, als ein bloßes Gewerbe treibt. Lernt euch ſelbſt achten, und zeigt in eurem Handeln, daß ihr es thut, und die Welt wird euch achten. Die erſte Probe davon werdet ihr ablegen durch den Einfluß, den ihr auf die angetragene Entſchließung euch geben, und durch die Weiſe, wie ihr euch dabei benehmen werdet. Dieſe Reden beſchwoͤren euch Fuͤrſten Deutſch¬ lands. Diejenigen, die euch gegenuͤber ſo thun, als ob man euch gar nichts ſagen duͤrfte, oder zu ſagen haͤtte, ſind veraͤchtliche Schmeichler, ſie ſind arge Verlaͤumder eurer ſelbſt; weiſet ſie weit weg von euch. Die Wahrheit iſt, daß ihr eben ſo unwiſſend geboren werdet, als wir andern alle, und daß ihr hoͤren muͤßt, und lernen, gleichwie auch wir, wenn ihr heraus¬ kommen ſollt aus dieſer natuͤrlichen Unwiſſen¬ heit. Euer Antheil an der Herbeifuͤhrung des

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/484
Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/484>, abgerufen am 17.05.2024.