Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

griffe, und das Fortgehen im gewohnten Geleise
thuts ihm nicht; dies ist eine ewige Wahrheit,
und drückt in Gottes Namen mit unverhohl¬
ner Verachtung jeglichen nieder, der es wagt,
sich mit den Geschäften zu befassen, ohne die¬
ses zu wissen. Zwischen dem Begriffe jedoch,
und der Einführung desselben in jedwedes be¬
sondere Leben, liegt eine große Kluft. Diese
Kluft auszufüllen ist sowohl das Werk des
Geschäftsmanns, der freilich schon vorher so
viel gelernt haben soll, um euch zu verstehen,
als auch das eurige, die ihr über der Gedan¬
kenwelt das Leben nicht vergessen sollt. Hier
treft ihr beide zusammen. Statt über die
Kluft hinüber einander scheel anzusehen, und
herabzuwürdigen, beeifere sich vielmehr jeder
Theil von seiner Seite dieselbe auszufüllen,
und so den Weg zur Vereinigung zu bahnen.
Begreift es doch endlich, daß ihr Beide unter¬
einander euch also nothwendig seyd, wie Kopf
und Arm sich nothwendig sind.

Diese Reden beschwören noch in andern
Rücksichten euch Denker, Gelehrte, Schrift¬
steller, die ihr dieses Namens noch werth seyd.

griffe, und das Fortgehen im gewohnten Geleiſe
thuts ihm nicht; dies iſt eine ewige Wahrheit,
und druͤckt in Gottes Namen mit unverhohl¬
ner Verachtung jeglichen nieder, der es wagt,
ſich mit den Geſchaͤften zu befaſſen, ohne die¬
ſes zu wiſſen. Zwiſchen dem Begriffe jedoch,
und der Einfuͤhrung deſſelben in jedwedes be¬
ſondere Leben, liegt eine große Kluft. Dieſe
Kluft auszufuͤllen iſt ſowohl das Werk des
Geſchaͤftsmanns, der freilich ſchon vorher ſo
viel gelernt haben ſoll, um euch zu verſtehen,
als auch das eurige, die ihr uͤber der Gedan¬
kenwelt das Leben nicht vergeſſen ſollt. Hier
treft ihr beide zuſammen. Statt uͤber die
Kluft hinuͤber einander ſcheel anzuſehen, und
herabzuwuͤrdigen, beeifere ſich vielmehr jeder
Theil von ſeiner Seite dieſelbe auszufuͤllen,
und ſo den Weg zur Vereinigung zu bahnen.
Begreift es doch endlich, daß ihr Beide unter¬
einander euch alſo nothwendig ſeyd, wie Kopf
und Arm ſich nothwendig ſind.

Dieſe Reden beſchwoͤren noch in andern
Ruͤckſichten euch Denker, Gelehrte, Schrift¬
ſteller, die ihr dieſes Namens noch werth ſeyd.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0481" n="475"/>
griffe, und das Fortgehen im gewohnten Gelei&#x017F;e<lb/>
thuts ihm nicht; dies i&#x017F;t eine ewige Wahrheit,<lb/>
und dru&#x0364;ckt in Gottes Namen mit unverhohl¬<lb/>
ner Verachtung jeglichen nieder, der es wagt,<lb/>
&#x017F;ich mit den Ge&#x017F;cha&#x0364;ften zu befa&#x017F;&#x017F;en, ohne die¬<lb/>
&#x017F;es zu wi&#x017F;&#x017F;en. Zwi&#x017F;chen dem Begriffe jedoch,<lb/>
und der Einfu&#x0364;hrung de&#x017F;&#x017F;elben in jedwedes be¬<lb/>
&#x017F;ondere Leben, liegt eine große Kluft. Die&#x017F;e<lb/>
Kluft auszufu&#x0364;llen i&#x017F;t &#x017F;owohl das Werk des<lb/>
Ge&#x017F;cha&#x0364;ftsmanns, der freilich &#x017F;chon vorher &#x017F;o<lb/>
viel gelernt haben &#x017F;oll, um euch zu ver&#x017F;tehen,<lb/>
als auch das eurige, die ihr u&#x0364;ber der Gedan¬<lb/>
kenwelt das Leben nicht verge&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollt. Hier<lb/>
treft ihr beide zu&#x017F;ammen. Statt u&#x0364;ber die<lb/>
Kluft hinu&#x0364;ber einander &#x017F;cheel anzu&#x017F;ehen, und<lb/>
herabzuwu&#x0364;rdigen, beeifere &#x017F;ich vielmehr jeder<lb/>
Theil von &#x017F;einer Seite die&#x017F;elbe auszufu&#x0364;llen,<lb/>
und &#x017F;o den Weg zur Vereinigung zu bahnen.<lb/>
Begreift es doch endlich, daß ihr Beide unter¬<lb/>
einander euch al&#x017F;o nothwendig &#x017F;eyd, wie Kopf<lb/>
und Arm &#x017F;ich nothwendig &#x017F;ind.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;e Reden be&#x017F;chwo&#x0364;ren noch in andern<lb/>
Ru&#x0364;ck&#x017F;ichten euch Denker, Gelehrte, Schrift¬<lb/>
&#x017F;teller, die ihr die&#x017F;es Namens noch werth &#x017F;eyd.<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[475/0481] griffe, und das Fortgehen im gewohnten Geleiſe thuts ihm nicht; dies iſt eine ewige Wahrheit, und druͤckt in Gottes Namen mit unverhohl¬ ner Verachtung jeglichen nieder, der es wagt, ſich mit den Geſchaͤften zu befaſſen, ohne die¬ ſes zu wiſſen. Zwiſchen dem Begriffe jedoch, und der Einfuͤhrung deſſelben in jedwedes be¬ ſondere Leben, liegt eine große Kluft. Dieſe Kluft auszufuͤllen iſt ſowohl das Werk des Geſchaͤftsmanns, der freilich ſchon vorher ſo viel gelernt haben ſoll, um euch zu verſtehen, als auch das eurige, die ihr uͤber der Gedan¬ kenwelt das Leben nicht vergeſſen ſollt. Hier treft ihr beide zuſammen. Statt uͤber die Kluft hinuͤber einander ſcheel anzuſehen, und herabzuwuͤrdigen, beeifere ſich vielmehr jeder Theil von ſeiner Seite dieſelbe auszufuͤllen, und ſo den Weg zur Vereinigung zu bahnen. Begreift es doch endlich, daß ihr Beide unter¬ einander euch alſo nothwendig ſeyd, wie Kopf und Arm ſich nothwendig ſind. Dieſe Reden beſchwoͤren noch in andern Ruͤckſichten euch Denker, Gelehrte, Schrift¬ ſteller, die ihr dieſes Namens noch werth ſeyd.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/481
Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/481>, abgerufen am 24.11.2024.