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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

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benden und gemachten Männern sich gewöhnt
hat, in deutscher Sprache zu reden, zu schrei¬
ben, zu lesen, wird ohne Zweifel also fortfah¬
ren; aber was wird das nächstkünftige Ge¬
schlecht thun, und was erst das dritte? Wel¬
ches Gegengewicht gedenken wir denn in diese
Geschlechter hineinzulegen, das ihrer Begierde,
demjenigen, bei welchem aller Glanz ist, und
das alle Begünstigungen austheilt, auch durch
Sprache und Schrift zu gefallen, die Waage
halte? Haben wir denn niemals von einer
Sprache gehört, welche die erste der Welt ist,
ohnerachtet bekannt wird, daß die ersten Wer¬
ke in derselben noch zu schreiben sind, und se¬
hen wir nicht schon jezt unter unsern Augen,
daß Schriften, durch deren Inhalt man zu ge¬
fallen hofft, in ihr erscheinen? Man beruft
sich auf das Beispiel zweier andern Sprachen,
eine der alten, eine der neuen Welt, welche,
ohnerachtet des politischen Unterganges der
Völker, die sie redeten, dennoch als lebendige
Sprachen fortgedauert. Ich will in die Weise
dieser Fortdauer nicht einmal hineingehen; so
viel aber ist auf den ersten Blik klar, daß bei¬
de Sprachen etwas in sich hatten, das die

benden und gemachten Maͤnnern ſich gewoͤhnt
hat, in deutſcher Sprache zu reden, zu ſchrei¬
ben, zu leſen, wird ohne Zweifel alſo fortfah¬
ren; aber was wird das naͤchſtkuͤnftige Ge¬
ſchlecht thun, und was erſt das dritte? Wel¬
ches Gegengewicht gedenken wir denn in dieſe
Geſchlechter hineinzulegen, das ihrer Begierde,
demjenigen, bei welchem aller Glanz iſt, und
das alle Beguͤnſtigungen austheilt, auch durch
Sprache und Schrift zu gefallen, die Waage
halte? Haben wir denn niemals von einer
Sprache gehoͤrt, welche die erſte der Welt iſt,
ohnerachtet bekannt wird, daß die erſten Wer¬
ke in derſelben noch zu ſchreiben ſind, und ſe¬
hen wir nicht ſchon jezt unter unſern Augen,
daß Schriften, durch deren Inhalt man zu ge¬
fallen hofft, in ihr erſcheinen? Man beruft
ſich auf das Beiſpiel zweier andern Sprachen,
eine der alten, eine der neuen Welt, welche,
ohnerachtet des politiſchen Unterganges der
Voͤlker, die ſie redeten, dennoch als lebendige
Sprachen fortgedauert. Ich will in die Weiſe
dieſer Fortdauer nicht einmal hineingehen; ſo
viel aber iſt auf den erſten Blik klar, daß bei¬
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[392/0398] benden und gemachten Maͤnnern ſich gewoͤhnt hat, in deutſcher Sprache zu reden, zu ſchrei¬ ben, zu leſen, wird ohne Zweifel alſo fortfah¬ ren; aber was wird das naͤchſtkuͤnftige Ge¬ ſchlecht thun, und was erſt das dritte? Wel¬ ches Gegengewicht gedenken wir denn in dieſe Geſchlechter hineinzulegen, das ihrer Begierde, demjenigen, bei welchem aller Glanz iſt, und das alle Beguͤnſtigungen austheilt, auch durch Sprache und Schrift zu gefallen, die Waage halte? Haben wir denn niemals von einer Sprache gehoͤrt, welche die erſte der Welt iſt, ohnerachtet bekannt wird, daß die erſten Wer¬ ke in derſelben noch zu ſchreiben ſind, und ſe¬ hen wir nicht ſchon jezt unter unſern Augen, daß Schriften, durch deren Inhalt man zu ge¬ fallen hofft, in ihr erſcheinen? Man beruft ſich auf das Beiſpiel zweier andern Sprachen, eine der alten, eine der neuen Welt, welche, ohnerachtet des politiſchen Unterganges der Voͤlker, die ſie redeten, dennoch als lebendige Sprachen fortgedauert. Ich will in die Weiſe dieſer Fortdauer nicht einmal hineingehen; ſo viel aber iſt auf den erſten Blik klar, daß bei¬ de Sprachen etwas in ſich hatten, das die

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Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/398>, abgerufen am 23.11.2024.