denn Nahrung, die Gegenwart über die Pflicht zu leben trösten; die Hoffnung einer bessern Zukunft allein ist das Element, in dem wir noch athmen können. Aber nur der Träumer kann diese Hoffnung auf etwas anderes grün¬ den, denn auf ein solches, das er selbst für die Entwicklung einer Zukunft, in die Gegen¬ wart zulegen vermag. Vergönnen diejenigen, die über uns regieren, daß wir eben so gut auch von ihnen denken, als wir unter uns von einander denken, und als der Bessere sich fühlt; stellen sie sich an die Spitze des, auch uns ganz klaren Geschäfts, damit wir noch vor un¬ sern Augen dasjenige entstehen sehen, was die, dem deutschen Namen vor unsern Augen zu¬ gefügte Schmach, einst von unserm Andenken abwaschen wird!
Uebernimmt der Staat die ihm angetra¬ gene Aufgabe, so wird er diese Erziehung all¬ gemein machen, über die ganze Oberfläche sei¬ nes Gebiets, für jeden seiner nachgebornen Bürger, ohne alle Ausnahme; auch ist es allein diese Allgemeinheit, zu der wir des Staats bedürfen, indem zu einzelnen Anfän¬
denn Nahrung, die Gegenwart uͤber die Pflicht zu leben troͤſten; die Hoffnung einer beſſern Zukunft allein iſt das Element, in dem wir noch athmen koͤnnen. Aber nur der Traͤumer kann dieſe Hoffnung auf etwas anderes gruͤn¬ den, denn auf ein ſolches, das er ſelbſt fuͤr die Entwicklung einer Zukunft, in die Gegen¬ wart zulegen vermag. Vergoͤnnen diejenigen, die uͤber uns regieren, daß wir eben ſo gut auch von ihnen denken, als wir unter uns von einander denken, und als der Beſſere ſich fuͤhlt; ſtellen ſie ſich an die Spitze des, auch uns ganz klaren Geſchaͤfts, damit wir noch vor un¬ ſern Augen dasjenige entſtehen ſehen, was die, dem deutſchen Namen vor unſern Augen zu¬ gefuͤgte Schmach, einſt von unſerm Andenken abwaſchen wird!
Uebernimmt der Staat die ihm angetra¬ gene Aufgabe, ſo wird er dieſe Erziehung all¬ gemein machen, uͤber die ganze Oberflaͤche ſei¬ nes Gebiets, fuͤr jeden ſeiner nachgebornen Buͤrger, ohne alle Ausnahme; auch iſt es allein dieſe Allgemeinheit, zu der wir des Staats beduͤrfen, indem zu einzelnen Anfaͤn¬
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denn Nahrung, die Gegenwart uͤber die Pflicht
zu leben troͤſten; die Hoffnung einer beſſern
Zukunft allein iſt das Element, in dem wir
noch athmen koͤnnen. Aber nur der Traͤumer
kann dieſe Hoffnung auf etwas anderes gruͤn¬
den, denn auf ein ſolches, das er ſelbſt fuͤr
die Entwicklung einer Zukunft, in die Gegen¬
wart zulegen vermag. Vergoͤnnen diejenigen,
die uͤber uns regieren, daß wir eben ſo gut
auch von ihnen denken, als wir unter uns von
einander denken, und als der Beſſere ſich fuͤhlt;
ſtellen ſie ſich an die Spitze des, auch uns
ganz klaren Geſchaͤfts, damit wir noch vor un¬
ſern Augen dasjenige entſtehen ſehen, was die,
dem deutſchen Namen vor unſern Augen zu¬
gefuͤgte Schmach, einſt von unſerm Andenken
abwaſchen wird!
Uebernimmt der Staat die ihm angetra¬
gene Aufgabe, ſo wird er dieſe Erziehung all¬
gemein machen, uͤber die ganze Oberflaͤche ſei¬
nes Gebiets, fuͤr jeden ſeiner nachgebornen
Buͤrger, ohne alle Ausnahme; auch iſt es
allein dieſe Allgemeinheit, zu der wir des
Staats beduͤrfen, indem zu einzelnen Anfaͤn¬
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/363>, abgerufen am 24.11.2024.
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