siegte. Im Glauben an diese Verheißung kämpften die in diesen Reden früher erwähn¬ ten deutschen Protestanten. Wußten sie etwa nicht, daß auch mit dem alten Glauben Völker regiert, und in rechtlicher Ordnung zusammen¬ gehalten werden könnten, und daß man auch bei diesem Glauben seinen guten Lebensunter¬ halt finden könne? Warum beschlossen denn also ihre Fürsten bewafneten Widerstand, und warum leisteten ihn mit Begeisterung die Völ¬ ker? -- Der Himmel war es, und die ewige See¬ ligkeit, für welche sie willig ihr Blut vergossen. -- Aber welche irdische Gewalt hätte denn auch in das innere Heiligthum ihres Gemüths eindrin¬ gen, und den Glauben, der ihnen ja nun ein¬ mal aufgegangen war, und auf welchen allein sie ihrer Seeligkeit Hofnung gründeten, darin austilgen können? Also, auch ihre eigne See¬ ligkeit war es nicht, für die sie kämpften; dieser waren sie schon versichert: die Seeligkeit ihrer Kinder, ihrer noch ungebornen Enkel, und aller noch ungebornen Nachkommenschaft war es; auch diese sollten auferzogen werden in dersel¬ ben Lehre, die ihnen als allein heilbringend er¬
ſiegte. Im Glauben an dieſe Verheißung kaͤmpften die in dieſen Reden fruͤher erwaͤhn¬ ten deutſchen Proteſtanten. Wußten ſie etwa nicht, daß auch mit dem alten Glauben Voͤlker regiert, und in rechtlicher Ordnung zuſammen¬ gehalten werden koͤnnten, und daß man auch bei dieſem Glauben ſeinen guten Lebensunter¬ halt finden koͤnne? Warum beſchloſſen denn alſo ihre Fuͤrſten bewafneten Widerſtand, und warum leiſteten ihn mit Begeiſterung die Voͤl¬ ker? — Der Himmel war es, und die ewige See¬ ligkeit, fuͤr welche ſie willig ihr Blut vergoſſen. — Aber welche irdiſche Gewalt haͤtte denn auch in das innere Heiligthum ihres Gemuͤths eindrin¬ gen, und den Glauben, der ihnen ja nun ein¬ mal aufgegangen war, und auf welchen allein ſie ihrer Seeligkeit Hofnung gruͤndeten, darin austilgen koͤnnen? Alſo, auch ihre eigne See¬ ligkeit war es nicht, fuͤr die ſie kaͤmpften; dieſer waren ſie ſchon verſichert: die Seeligkeit ihrer Kinder, ihrer noch ungebornen Enkel, und aller noch ungebornen Nachkommenſchaft war es; auch dieſe ſollten auferzogen werden in derſel¬ ben Lehre, die ihnen als allein heilbringend er¬
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ſiegte. Im Glauben an dieſe Verheißung
kaͤmpften die in dieſen Reden fruͤher erwaͤhn¬
ten deutſchen Proteſtanten. Wußten ſie etwa
nicht, daß auch mit dem alten Glauben Voͤlker
regiert, und in rechtlicher Ordnung zuſammen¬
gehalten werden koͤnnten, und daß man auch
bei dieſem Glauben ſeinen guten Lebensunter¬
halt finden koͤnne? Warum beſchloſſen denn
alſo ihre Fuͤrſten bewafneten Widerſtand, und
warum leiſteten ihn mit Begeiſterung die Voͤl¬
ker? — Der Himmel war es, und die ewige See¬
ligkeit, fuͤr welche ſie willig ihr Blut vergoſſen. —
Aber welche irdiſche Gewalt haͤtte denn auch in
das innere Heiligthum ihres Gemuͤths eindrin¬
gen, und den Glauben, der ihnen ja nun ein¬
mal aufgegangen war, und auf welchen allein
ſie ihrer Seeligkeit Hofnung gruͤndeten, darin
austilgen koͤnnen? Alſo, auch ihre eigne See¬
ligkeit war es nicht, fuͤr die ſie kaͤmpften; dieſer
waren ſie ſchon verſichert: die Seeligkeit ihrer
Kinder, ihrer noch ungebornen Enkel, und aller
noch ungebornen Nachkommenſchaft war es;
auch dieſe ſollten auferzogen werden in derſel¬
ben Lehre, die ihnen als allein heilbringend er¬
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/270>, abgerufen am 22.11.2024.
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