meine, daß das Gegentheil von diesem allen statt finde. Alle, die entweder selbst, schöpfe¬ risch, und hervorbringend das neue, leben, oder, die, falls ihnen dies nicht zu Theil geworden wäre, das nichtige wenigstens entschieden fallen lassen, und aufmerkend da stehen, ob irgendwo der Fluß ursprünglichen Lebens sie ergreifen werde, oder die, falls sie auch nicht so weit waren, die Freiheit wenigstens ahnden, und sie nicht hassen, oder vor ihr erschrecken, sondern sie lieben: alle diese sind ursprüngliche Men¬ schen, sie sind, wenn sie als ein Volk betrachtet werden, ein Urvolk, das Volk schlechtweg, Deut¬ sche. Alle, die sich darein ergeben ein zweites zu seyn, und abgestammtes, und die deutlich sich also kennen und begreifen, sind es in der That, und werden es immer mehr durch diesen ihren Glauben, sie sind ein Anhang zum Leben, das vor ihnen, oder neben ihnen, aus eignem Triebe sich regte, ein vom Felsen zurüktönender Nachhall einer schon verstummten Stimme, sie sind, als Volk betrachtet, außerhalb des Urvolks, und für dasselbe Fremde, und Ausländer. In der Nation, die bis auf diesen Tag sich das Volk schlechtweg, oder Deutsche nennt, ist in der neuen Zeit wenigstens bis jezt ursprüngliches, an den Tag hervorgebrochen, und Schöpferkraft
meine, daß das Gegentheil von dieſem allen ſtatt finde. Alle, die entweder ſelbſt, ſchoͤpfe¬ riſch, und hervorbringend das neue, leben, oder, die, falls ihnen dies nicht zu Theil geworden waͤre, das nichtige wenigſtens entſchieden fallen laſſen, und aufmerkend da ſtehen, ob irgendwo der Fluß urſpruͤnglichen Lebens ſie ergreifen werde, oder die, falls ſie auch nicht ſo weit waren, die Freiheit wenigſtens ahnden, und ſie nicht haſſen, oder vor ihr erſchrecken, ſondern ſie lieben: alle dieſe ſind urſpruͤngliche Men¬ ſchen, ſie ſind, wenn ſie als ein Volk betrachtet werden, ein Urvolk, das Volk ſchlechtweg, Deut¬ ſche. Alle, die ſich darein ergeben ein zweites zu ſeyn, und abgeſtammtes, und die deutlich ſich alſo kennen und begreifen, ſind es in der That, und werden es immer mehr durch dieſen ihren Glauben, ſie ſind ein Anhang zum Leben, das vor ihnen, oder neben ihnen, aus eignem Triebe ſich regte, ein vom Felſen zuruͤktoͤnender Nachhall einer ſchon verſtummten Stimme, ſie ſind, als Volk betrachtet, außerhalb des Urvolks, und fuͤr daſſelbe Fremde, und Auslaͤnder. In der Nation, die bis auf dieſen Tag ſich das Volk ſchlechtweg, oder Deutſche nennt, iſt in der neuen Zeit wenigſtens bis jezt urſpruͤngliches, an den Tag hervorgebrochen, und Schoͤpferkraft
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0243"n="237"/>
meine, daß das Gegentheil von dieſem allen<lb/>ſtatt finde. Alle, die entweder ſelbſt, ſchoͤpfe¬<lb/>
riſch, und hervorbringend das neue, leben, oder,<lb/>
die, falls ihnen dies nicht zu Theil geworden<lb/>
waͤre, das nichtige wenigſtens entſchieden fallen<lb/>
laſſen, und aufmerkend da ſtehen, ob irgendwo<lb/>
der Fluß urſpruͤnglichen Lebens ſie ergreifen<lb/>
werde, oder die, falls ſie auch nicht ſo weit<lb/>
waren, die Freiheit wenigſtens ahnden, und ſie<lb/>
nicht haſſen, oder vor ihr erſchrecken, ſondern<lb/>ſie lieben: alle dieſe ſind urſpruͤngliche Men¬<lb/>ſchen, ſie ſind, wenn ſie als ein Volk betrachtet<lb/>
werden, ein Urvolk, das Volk ſchlechtweg, Deut¬<lb/>ſche. Alle, die ſich darein ergeben ein zweites<lb/>
zu ſeyn, und abgeſtammtes, und die deutlich<lb/>ſich alſo kennen und begreifen, ſind es in der<lb/>
That, und werden es immer mehr durch dieſen<lb/>
ihren Glauben, ſie ſind ein Anhang zum Leben,<lb/>
das vor ihnen, oder neben ihnen, aus eignem<lb/>
Triebe ſich regte, ein vom Felſen zuruͤktoͤnender<lb/>
Nachhall einer ſchon verſtummten Stimme, ſie<lb/>ſind, als Volk betrachtet, außerhalb des Urvolks,<lb/>
und fuͤr daſſelbe Fremde, und Auslaͤnder. In<lb/>
der Nation, die bis auf dieſen Tag ſich das<lb/>
Volk ſchlechtweg, oder Deutſche nennt, iſt in der<lb/>
neuen Zeit wenigſtens bis jezt urſpruͤngliches,<lb/>
an den Tag hervorgebrochen, und Schoͤpferkraft<lb/></p></div></body></text></TEI>
[237/0243]
meine, daß das Gegentheil von dieſem allen
ſtatt finde. Alle, die entweder ſelbſt, ſchoͤpfe¬
riſch, und hervorbringend das neue, leben, oder,
die, falls ihnen dies nicht zu Theil geworden
waͤre, das nichtige wenigſtens entſchieden fallen
laſſen, und aufmerkend da ſtehen, ob irgendwo
der Fluß urſpruͤnglichen Lebens ſie ergreifen
werde, oder die, falls ſie auch nicht ſo weit
waren, die Freiheit wenigſtens ahnden, und ſie
nicht haſſen, oder vor ihr erſchrecken, ſondern
ſie lieben: alle dieſe ſind urſpruͤngliche Men¬
ſchen, ſie ſind, wenn ſie als ein Volk betrachtet
werden, ein Urvolk, das Volk ſchlechtweg, Deut¬
ſche. Alle, die ſich darein ergeben ein zweites
zu ſeyn, und abgeſtammtes, und die deutlich
ſich alſo kennen und begreifen, ſind es in der
That, und werden es immer mehr durch dieſen
ihren Glauben, ſie ſind ein Anhang zum Leben,
das vor ihnen, oder neben ihnen, aus eignem
Triebe ſich regte, ein vom Felſen zuruͤktoͤnender
Nachhall einer ſchon verſtummten Stimme, ſie
ſind, als Volk betrachtet, außerhalb des Urvolks,
und fuͤr daſſelbe Fremde, und Auslaͤnder. In
der Nation, die bis auf dieſen Tag ſich das
Volk ſchlechtweg, oder Deutſche nennt, iſt in der
neuen Zeit wenigſtens bis jezt urſpruͤngliches,
an den Tag hervorgebrochen, und Schoͤpferkraft
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/243>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.