men sie auch mit ihrem Denken, als dem Ab¬ bilde ihres Lebens, nicht über diesen Träger hinaus: das, was nicht Etwas ist, ist ihnen nothwendig Nichts, weil, zwischen jenem in sich verwachsenen Seyn, und dem Nichts, ihr Auge nichts weiter sieht, da ihr Leben da nichts wei¬ ter hat. Ihr Gefühl, worauf auch allein sie sich berufen können, erscheint ihnen als un¬ trüglich; und so jemand diesen Träger nicht zugiebt, so sind sie weit entfernt von der Vor¬ aussetzung, daß er mit dem Leben allein sich begnüge, sondern sie glauben, daß es ihm nur an Scharfsinn fehle, den Träger, der ohne Zweifel auch ihn trage, zu bemerken, und daß er der Fähigkeit, sich zu ihren hohen Ansichten aufzuschwingen, ermangle. Es ist darum ver¬ geblich, und unmöglich, sie zu belehren; machen müßte man sie, und anders machen, wenn man könnte. In diesem Theile ist nun die derma¬ lige deutsche Philosophie nicht deutsch, sondern Ausländerei.
Die wahre in sich selbst zu Ende gekommene und über die Erscheinung hinweg wahrhaft zum Kerne derselben durchgedrungene Philosophie hingegen geht aus von dem Einen, reinen, göttli¬
men ſie auch mit ihrem Denken, als dem Ab¬ bilde ihres Lebens, nicht uͤber dieſen Traͤger hinaus: das, was nicht Etwas iſt, iſt ihnen nothwendig Nichts, weil, zwiſchen jenem in ſich verwachſenen Seyn, und dem Nichts, ihr Auge nichts weiter ſieht, da ihr Leben da nichts wei¬ ter hat. Ihr Gefuͤhl, worauf auch allein ſie ſich berufen koͤnnen, erſcheint ihnen als un¬ truͤglich; und ſo jemand dieſen Traͤger nicht zugiebt, ſo ſind ſie weit entfernt von der Vor¬ ausſetzung, daß er mit dem Leben allein ſich begnuͤge, ſondern ſie glauben, daß es ihm nur an Scharfſinn fehle, den Traͤger, der ohne Zweifel auch ihn trage, zu bemerken, und daß er der Faͤhigkeit, ſich zu ihren hohen Anſichten aufzuſchwingen, ermangle. Es iſt darum ver¬ geblich, und unmoͤglich, ſie zu belehren; machen muͤßte man ſie, und anders machen, wenn man koͤnnte. In dieſem Theile iſt nun die derma¬ lige deutſche Philoſophie nicht deutſch, ſondern Auslaͤnderei.
Die wahre in ſich ſelbſt zu Ende gekommene und uͤber die Erſcheinung hinweg wahrhaft zum Kerne derſelben durchgedrungene Philoſophie hingegen geht aus von dem Einen, reinen, goͤttli¬
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hinaus: das, was nicht Etwas iſt, iſt ihnen
nothwendig Nichts, weil, zwiſchen jenem in ſich
verwachſenen Seyn, und dem Nichts, ihr Auge
nichts weiter ſieht, da ihr Leben da nichts wei¬
ter hat. Ihr Gefuͤhl, worauf auch allein ſie
ſich berufen koͤnnen, erſcheint ihnen als un¬
truͤglich; und ſo jemand dieſen Traͤger nicht
zugiebt, ſo ſind ſie weit entfernt von der Vor¬
ausſetzung, daß er mit dem Leben allein ſich
begnuͤge, ſondern ſie glauben, daß es ihm nur
an Scharfſinn fehle, den Traͤger, der ohne
Zweifel auch ihn trage, zu bemerken, und daß
er der Faͤhigkeit, ſich zu ihren hohen Anſichten
aufzuſchwingen, ermangle. Es iſt darum ver¬
geblich, und unmoͤglich, ſie zu belehren; machen
muͤßte man ſie, und anders machen, wenn man
koͤnnte. In dieſem Theile iſt nun die derma¬
lige deutſche Philoſophie nicht deutſch, ſondern
Auslaͤnderei.
Die wahre in ſich ſelbſt zu Ende gekommene
und uͤber die Erſcheinung hinweg wahrhaft zum
Kerne derſelben durchgedrungene Philoſophie
hingegen geht aus von dem Einen, reinen, goͤttli¬
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/219>, abgerufen am 24.11.2024.
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