Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

Bild:
<< vorherige Seite

nütze, und sein lache, konnte es fortbestehen:
und es würde wahrscheinlich, wenn in der
neuen Zeit nichts vorhanden gewesen wäre,
außer Neu-Römer, also fortbestanden haben
bis ans Ende der Tage.

Sie sehen hier einen klaren Beleg zu dem,
was früher über die Fortsetzung der alten Bil¬
dung durch die neue, und über den Antheil,
den die Neu-Römer daran zu haben vermögen,
gesagt wurde. Die neue Klarheit gieng aus
von den Alten, sie fiel zuerst in den Mittelpunkt
der neu Römischen Bildung, sie wurde daselbst
nur zu einer Verstandes-Einsicht ausgebildet,
ohne das Leben zu ergreifen, und anders zu
gestalten.

Nicht länger aber konnte der bisherige
Zustand der Dinge bestehen, sobald dieses Licht
in ein in wahrem Ernste und bis auf das Leben
herab religiöses Gemüth fiel, und, wenn die¬
ses Gemüth von einem Volke umgeben war,
dem es seine ernstere Ansicht der Sache leicht
mittheilen konnte, und dieses Volk Häupter
fand, welche auf sein entschiedenes Bedürfniß
etwas gaben. So tief auch das Christenthum

nuͤtze, und ſein lache, konnte es fortbeſtehen:
und es wuͤrde wahrſcheinlich, wenn in der
neuen Zeit nichts vorhanden geweſen waͤre,
außer Neu-Roͤmer, alſo fortbeſtanden haben
bis ans Ende der Tage.

Sie ſehen hier einen klaren Beleg zu dem,
was fruͤher uͤber die Fortſetzung der alten Bil¬
dung durch die neue, und uͤber den Antheil,
den die Neu-Roͤmer daran zu haben vermoͤgen,
geſagt wurde. Die neue Klarheit gieng aus
von den Alten, ſie fiel zuerſt in den Mittelpunkt
der neu Roͤmiſchen Bildung, ſie wurde daſelbſt
nur zu einer Verſtandes-Einſicht ausgebildet,
ohne das Leben zu ergreifen, und anders zu
geſtalten.

Nicht laͤnger aber konnte der bisherige
Zuſtand der Dinge beſtehen, ſobald dieſes Licht
in ein in wahrem Ernſte und bis auf das Leben
herab religioͤſes Gemuͤth fiel, und, wenn die¬
ſes Gemuͤth von einem Volke umgeben war,
dem es ſeine ernſtere Anſicht der Sache leicht
mittheilen konnte, und dieſes Volk Haͤupter
fand, welche auf ſein entſchiedenes Beduͤrfniß
etwas gaben. So tief auch das Chriſtenthum

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0187" n="181"/>
nu&#x0364;tze, und &#x017F;ein lache, konnte es fortbe&#x017F;tehen:<lb/>
und es wu&#x0364;rde wahr&#x017F;cheinlich, wenn in der<lb/>
neuen Zeit nichts vorhanden gewe&#x017F;en wa&#x0364;re,<lb/>
außer Neu-Ro&#x0364;mer, al&#x017F;o fortbe&#x017F;tanden haben<lb/>
bis ans Ende der Tage.</p><lb/>
        <p>Sie &#x017F;ehen hier einen klaren Beleg zu dem,<lb/>
was fru&#x0364;her u&#x0364;ber die Fort&#x017F;etzung der alten Bil¬<lb/>
dung durch die neue, und u&#x0364;ber den Antheil,<lb/>
den die Neu-Ro&#x0364;mer daran zu haben vermo&#x0364;gen,<lb/>
ge&#x017F;agt wurde. Die neue Klarheit gieng aus<lb/>
von den Alten, &#x017F;ie fiel zuer&#x017F;t in den Mittelpunkt<lb/>
der neu Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Bildung, &#x017F;ie wurde da&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
nur zu einer Ver&#x017F;tandes-Ein&#x017F;icht ausgebildet,<lb/>
ohne das Leben zu ergreifen, und anders zu<lb/>
ge&#x017F;talten.</p><lb/>
        <p>Nicht la&#x0364;nger aber konnte der bisherige<lb/>
Zu&#x017F;tand der Dinge be&#x017F;tehen, &#x017F;obald die&#x017F;es Licht<lb/>
in ein in wahrem Ern&#x017F;te und bis auf das Leben<lb/>
herab religio&#x0364;&#x017F;es Gemu&#x0364;th fiel, und, wenn die¬<lb/>
&#x017F;es Gemu&#x0364;th von einem Volke umgeben war,<lb/>
dem es &#x017F;eine ern&#x017F;tere An&#x017F;icht der Sache leicht<lb/>
mittheilen konnte, und die&#x017F;es Volk Ha&#x0364;upter<lb/>
fand, welche auf &#x017F;ein ent&#x017F;chiedenes Bedu&#x0364;rfniß<lb/>
etwas gaben. So tief auch das Chri&#x017F;tenthum<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[181/0187] nuͤtze, und ſein lache, konnte es fortbeſtehen: und es wuͤrde wahrſcheinlich, wenn in der neuen Zeit nichts vorhanden geweſen waͤre, außer Neu-Roͤmer, alſo fortbeſtanden haben bis ans Ende der Tage. Sie ſehen hier einen klaren Beleg zu dem, was fruͤher uͤber die Fortſetzung der alten Bil¬ dung durch die neue, und uͤber den Antheil, den die Neu-Roͤmer daran zu haben vermoͤgen, geſagt wurde. Die neue Klarheit gieng aus von den Alten, ſie fiel zuerſt in den Mittelpunkt der neu Roͤmiſchen Bildung, ſie wurde daſelbſt nur zu einer Verſtandes-Einſicht ausgebildet, ohne das Leben zu ergreifen, und anders zu geſtalten. Nicht laͤnger aber konnte der bisherige Zuſtand der Dinge beſtehen, ſobald dieſes Licht in ein in wahrem Ernſte und bis auf das Leben herab religioͤſes Gemuͤth fiel, und, wenn die¬ ſes Gemuͤth von einem Volke umgeben war, dem es ſeine ernſtere Anſicht der Sache leicht mittheilen konnte, und dieſes Volk Haͤupter fand, welche auf ſein entſchiedenes Beduͤrfniß etwas gaben. So tief auch das Chriſtenthum

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/187
Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/187>, abgerufen am 03.05.2024.