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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808.

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es muß eben sich selbst machen, und der Ge¬
danke selber muß uns ergreifen, und uns nach
sich bilden.

Diese lebendige Wirksamkeit des Gedan¬
kens wird nun sehr befördert, ja, wenn das
Denken nur von der gehörigen Tiefe und
Stärke ist, sogar nothwendig gemacht, durch
Denken, und Bezeichnen in einer lebendigen
Sprache. Das Zeichen in der lezten ist selbst
unmittelbar lebendig, und sinnlich, und wie¬
der darstellend das ganze eigene Leben, und so
dasselbe ergreifend, und eingreifend in dasselbe;
mit dem Besitzer einer solchen Sprache spricht
unmittelbar der Geist, und offenbart sich ihm,
wie ein Mann dem Manne. Dagegen regt
das Zeichen einer todten Sprache unmittel¬
bar nichts an; um in den lebendigen Fluß
desselben hineinzukommen, muß man erst
historisch erlernte Kenntnisse aus einer abge¬
storbenen Welt sich wiederholen, und sich in
eine fremde Denkart hineinversetzen. Wie
überschwenglich wohl müßte der Trieb des
eignen Denkens seyn, wenn er in diesem
langen und breiten Gebiete der Historie nicht
ermattete, und nicht zulezt auf dem Felde

es muß eben ſich ſelbſt machen, und der Ge¬
danke ſelber muß uns ergreifen, und uns nach
ſich bilden.

Dieſe lebendige Wirkſamkeit des Gedan¬
kens wird nun ſehr befoͤrdert, ja, wenn das
Denken nur von der gehoͤrigen Tiefe und
Staͤrke iſt, ſogar nothwendig gemacht, durch
Denken, und Bezeichnen in einer lebendigen
Sprache. Das Zeichen in der lezten iſt ſelbſt
unmittelbar lebendig, und ſinnlich, und wie¬
der darſtellend das ganze eigene Leben, und ſo
daſſelbe ergreifend, und eingreifend in daſſelbe;
mit dem Beſitzer einer ſolchen Sprache ſpricht
unmittelbar der Geiſt, und offenbart ſich ihm,
wie ein Mann dem Manne. Dagegen regt
das Zeichen einer todten Sprache unmittel¬
bar nichts an; um in den lebendigen Fluß
deſſelben hineinzukommen, muß man erſt
hiſtoriſch erlernte Kenntniſſe aus einer abge¬
ſtorbenen Welt ſich wiederholen, und ſich in
eine fremde Denkart hineinverſetzen. Wie
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eignen Denkens ſeyn, wenn er in dieſem
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[153/0159] es muß eben ſich ſelbſt machen, und der Ge¬ danke ſelber muß uns ergreifen, und uns nach ſich bilden. Dieſe lebendige Wirkſamkeit des Gedan¬ kens wird nun ſehr befoͤrdert, ja, wenn das Denken nur von der gehoͤrigen Tiefe und Staͤrke iſt, ſogar nothwendig gemacht, durch Denken, und Bezeichnen in einer lebendigen Sprache. Das Zeichen in der lezten iſt ſelbſt unmittelbar lebendig, und ſinnlich, und wie¬ der darſtellend das ganze eigene Leben, und ſo daſſelbe ergreifend, und eingreifend in daſſelbe; mit dem Beſitzer einer ſolchen Sprache ſpricht unmittelbar der Geiſt, und offenbart ſich ihm, wie ein Mann dem Manne. Dagegen regt das Zeichen einer todten Sprache unmittel¬ bar nichts an; um in den lebendigen Fluß deſſelben hineinzukommen, muß man erſt hiſtoriſch erlernte Kenntniſſe aus einer abge¬ ſtorbenen Welt ſich wiederholen, und ſich in eine fremde Denkart hineinverſetzen. Wie uͤberſchwenglich wohl muͤßte der Trieb des eignen Denkens ſeyn, wenn er in dieſem langen und breiten Gebiete der Hiſtorie nicht ermattete, und nicht zulezt auf dem Felde

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Zitationshilfe: Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/159>, abgerufen am 25.11.2024.