stimmungen der frühern sittlichen Denkart durch unpassende und fremde Sinnbilder den germa¬ nischen Stämmen, die die Römische Sprache an¬ nahmen, schon zu Anfange begegnet; doch wird hier auf diesen Umstand nicht gerade das größte Gewicht gelegt.
Würde ich ferner dem Deutschen statt der Wörter Popularität, und Liberalität, die Aus¬ drücke Haschen nach Gunst beim großen Hau¬ fen, und, Entfernung vom Sklavensinn, wie jene wörtlich übersezt werden müssen, sagen, so bekäme derselbe zuförderst nicht einmal ein klares und lebhaftes sinnliches Bild, derglei¬ chen der frühere Römer allerdings bekam. Dieser sahe alle Tage die schmiegsame Höflich¬ keit des ehrgeizigen Kandidaten gegen alle Welt, so wie die Ausbrüche des Sklavensinns vor Augen, und jene Worte bildeten sie ihm wieder lebendig vor. Durch die Veränderung der Regierungsform und die Einführung des Christenthums waren schon dem spätern Rö¬ mer diese Schauspiele entrissen; wie denn über¬ haupt diesem, besonders durch das fremdartige Christenthum, das er weder abzuwehren, noch sich einzuverleiben vermochte, die eigne Sprache guten Theils abzusterben anfing im eignen
ſtimmungen der fruͤhern ſittlichen Denkart durch unpaſſende und fremde Sinnbilder den germa¬ niſchen Staͤmmen, die die Roͤmiſche Sprache an¬ nahmen, ſchon zu Anfange begegnet; doch wird hier auf dieſen Umſtand nicht gerade das groͤßte Gewicht gelegt.
Wuͤrde ich ferner dem Deutſchen ſtatt der Woͤrter Popularitaͤt, und Liberalitaͤt, die Aus¬ druͤcke Haſchen nach Gunſt beim großen Hau¬ fen, und, Entfernung vom Sklavenſinn, wie jene woͤrtlich uͤberſezt werden muͤſſen, ſagen, ſo bekaͤme derſelbe zufoͤrderſt nicht einmal ein klares und lebhaftes ſinnliches Bild, derglei¬ chen der fruͤhere Roͤmer allerdings bekam. Dieſer ſahe alle Tage die ſchmiegſame Hoͤflich¬ keit des ehrgeizigen Kandidaten gegen alle Welt, ſo wie die Ausbruͤche des Sklavenſinns vor Augen, und jene Worte bildeten ſie ihm wieder lebendig vor. Durch die Veraͤnderung der Regierungsform und die Einfuͤhrung des Chriſtenthums waren ſchon dem ſpaͤtern Roͤ¬ mer dieſe Schauſpiele entriſſen; wie denn uͤber¬ haupt dieſem, beſonders durch das fremdartige Chriſtenthum, das er weder abzuwehren, noch ſich einzuverleiben vermochte, die eigne Sprache guten Theils abzuſterben anfing im eignen
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ſtimmungen der fruͤhern ſittlichen Denkart durch
unpaſſende und fremde Sinnbilder den germa¬
niſchen Staͤmmen, die die Roͤmiſche Sprache an¬
nahmen, ſchon zu Anfange begegnet; doch wird
hier auf dieſen Umſtand nicht gerade das groͤßte
Gewicht gelegt.
Wuͤrde ich ferner dem Deutſchen ſtatt der
Woͤrter Popularitaͤt, und Liberalitaͤt, die Aus¬
druͤcke Haſchen nach Gunſt beim großen Hau¬
fen, und, Entfernung vom Sklavenſinn, wie
jene woͤrtlich uͤberſezt werden muͤſſen, ſagen,
ſo bekaͤme derſelbe zufoͤrderſt nicht einmal ein
klares und lebhaftes ſinnliches Bild, derglei¬
chen der fruͤhere Roͤmer allerdings bekam.
Dieſer ſahe alle Tage die ſchmiegſame Hoͤflich¬
keit des ehrgeizigen Kandidaten gegen alle
Welt, ſo wie die Ausbruͤche des Sklavenſinns
vor Augen, und jene Worte bildeten ſie ihm
wieder lebendig vor. Durch die Veraͤnderung
der Regierungsform und die Einfuͤhrung des
Chriſtenthums waren ſchon dem ſpaͤtern Roͤ¬
mer dieſe Schauſpiele entriſſen; wie denn uͤber¬
haupt dieſem, beſonders durch das fremdartige
Chriſtenthum, das er weder abzuwehren, noch
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/142>, abgerufen am 22.11.2024.
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