durch die erwähnten Bedingungen also be¬ stimmten Sprachwerkzeuge, nicht die Eine und reine Menschensprache, sondern daß eine Ab¬ weichung davon, und zwar, daß gerade diese bestimmte Abweichung davon hervorbreche.
Nenne man die unter denselben äußern Einflüssen auf das Sprachwerkzeug stehenden, zusammenlebenden, und in fortgesezter Mit¬ theilung ihre Sprache fortbildenden Men¬ schen ein Volk, so muß man sagen: die Sprache dieses Volks ist nothwendig so wie sie ist, und nicht eigentlich dieses Volk spricht seine Erkenntniß aus, sondern seine Erkennt¬ niß selbst spricht sich aus aus demselben.
Bei allen im Fortgange der Sprache durch dieselben oben erwähnten Umstände er¬ folgten Veränderungen bleibt ununterbrochen diese Gesezmäßigkeit; und zwar für alle, die in ununterbrochner Mittheilung bleiben, und wo das von jedem einzelnen ausgesprochene Neue an das Gehör aller gelangt, dieselbe Eine Gesezmäßigkeit. Nach Jahrtausenden, und nach allen den Veränderungen, welche in ihnen die äußere Erscheinung der Sprache dieses Volks erfahren hat, bleibt es immer
durch die erwaͤhnten Bedingungen alſo be¬ ſtimmten Sprachwerkzeuge, nicht die Eine und reine Menſchenſprache, ſondern daß eine Ab¬ weichung davon, und zwar, daß gerade dieſe beſtimmte Abweichung davon hervorbreche.
Nenne man die unter denſelben aͤußern Einfluͤſſen auf das Sprachwerkzeug ſtehenden, zuſammenlebenden, und in fortgeſezter Mit¬ theilung ihre Sprache fortbildenden Men¬ ſchen ein Volk, ſo muß man ſagen: die Sprache dieſes Volks iſt nothwendig ſo wie ſie iſt, und nicht eigentlich dieſes Volk ſpricht ſeine Erkenntniß aus, ſondern ſeine Erkennt¬ niß ſelbſt ſpricht ſich aus aus demſelben.
Bei allen im Fortgange der Sprache durch dieſelben oben erwaͤhnten Umſtaͤnde er¬ folgten Veraͤnderungen bleibt ununterbrochen dieſe Geſezmaͤßigkeit; und zwar fuͤr alle, die in ununterbrochner Mittheilung bleiben, und wo das von jedem einzelnen ausgeſprochene Neue an das Gehoͤr aller gelangt, dieſelbe Eine Geſezmaͤßigkeit. Nach Jahrtauſenden, und nach allen den Veraͤnderungen, welche in ihnen die aͤußere Erſcheinung der Sprache dieſes Volks erfahren hat, bleibt es immer
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durch die erwaͤhnten Bedingungen alſo be¬
ſtimmten Sprachwerkzeuge, nicht die Eine und
reine Menſchenſprache, ſondern daß eine Ab¬
weichung davon, und zwar, daß gerade dieſe
beſtimmte Abweichung davon hervorbreche.
Nenne man die unter denſelben aͤußern
Einfluͤſſen auf das Sprachwerkzeug ſtehenden,
zuſammenlebenden, und in fortgeſezter Mit¬
theilung ihre Sprache fortbildenden Men¬
ſchen ein Volk, ſo muß man ſagen: die
Sprache dieſes Volks iſt nothwendig ſo wie
ſie iſt, und nicht eigentlich dieſes Volk ſpricht
ſeine Erkenntniß aus, ſondern ſeine Erkennt¬
niß ſelbſt ſpricht ſich aus aus demſelben.
Bei allen im Fortgange der Sprache
durch dieſelben oben erwaͤhnten Umſtaͤnde er¬
folgten Veraͤnderungen bleibt ununterbrochen
dieſe Geſezmaͤßigkeit; und zwar fuͤr alle, die
in ununterbrochner Mittheilung bleiben, und
wo das von jedem einzelnen ausgeſprochene
Neue an das Gehoͤr aller gelangt, dieſelbe
Eine Geſezmaͤßigkeit. Nach Jahrtauſenden,
und nach allen den Veraͤnderungen, welche
in ihnen die aͤußere Erſcheinung der Sprache
dieſes Volks erfahren hat, bleibt es immer
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Fichte, Johann Gottlieb: Reden an die deutsche Nation. Berlin, 1808, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fichte_reden_1808/127>, abgerufen am 25.11.2024.
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